Von der sozialen Marktwirtschaft zur markanten Staatswirtschaft
Einige Komentatoren hatten den Wunsch geäußert, über den Anteil der sinnvoll Beschäftigten in Deutschland unterrichtet zu werden. Ich bin mal in mein Archiv gegangen und habe dazu einen Eintrag vom März 2013 gefunden, den ich noch mal fast unverändert einstelle. Vorab noch eine Bemerkung: Nicht jede Dienstleistung ist von Übel und nicht jeder staatliche Monopolbetrieb ist überflüssig. Das in der Summe gestörte Verhältnis zwischen den Sektoren machts. Adam Smith hatte 1776 herausgefunden, daß die Größe des Dienstleistungssektors von der Produktivität der Warenproduzenten abhängt. Dr. Merkel ist vermutlich ungewollt dabei, mit der Zerstörung des Fahrzeugbaus, der Energie- und Landwirtschaft die Größe des Dienstleistungsektors zu reduzieren. Aber nun zum Eintrag von 2013:
Vor 25 Jahren machte die Planwirtschaft in Thüringen etwa 90 % der Wirtschaftsleistung aus. Der Rest war private Schattenwirtschaft, also eine simple Form der Marktwirtschaft. Wer nun denkt, daß die Revolution von 1989 Marktwirtschaft hervorgebracht hat, der irrt. Ein Weg zur Durchleuchtung dieses Fakts führt über die Erwerbstätigenstatistik.
Jeder wird mir zustimmen, daß Beamte, Verwaltungsangestellte, Polizisten, Soldaten, Erzieher und Lehrer zum Staatsbereich gehören. Der Staat hat aber verschiedene verlängerte Werkbänke. Dazu gehören zunächst die Freiberufler, die staatliche Aufgaben erfüllen, wie zum Beispiel Notare und Rauchfangkehrer.
Aber auch Ärzte, Krankenschwestern, Apotheker und Krankenkassenangestellte gehören zum staatlichen Bereich, soweit ihre Leistungen über die Krankenkassen mit Zwangsbeiträgen nach Gebührenverordnungen verrechnet werden. Weiterhin haben auch Steuerberater, Wirtschaftsprüfer, Architekten, Ingenieure staatliche Aufgaben, sind Zwangsmitglieder berufsständischer Kammern und werden nach staatlichen Gebührenordnungen vergütet.
Die Versicherungsunternehmen sind staatlich so streng reguliert, daß sie sich nicht aussuchen dürfen, was sie den Kunden verkaufen. Sie sind ferngesteuerte Roboter des Finanzministeriums.
Ein Teil des Verkehrswesens ist öffentlicher Nahverkehr, der als Eigenbetrieb von Kommunen verwaltet wird. Wasserversorger und Abwasserbetriebe sind immer schon kommunale Monopolbetriebe gewesen. Die Energieversorgung ist mittlerweile vollständig politisiert. Kein Energieversorger kann den Brennstoff nehmen, den er aus wirtschaftlichen Erwägungen benutzen will. RWE und e on sind seit einigen Jahren Befehlsempfänger des Umweltministers. Private Entscheidungen, das war mal.
Kunst und Unterhaltung leben überwiegend von Subventionen und Zwangsabgaben, wie Fördergeldern, Kulturpfennigen, Künstlersozialkasse, Bettensteuern usw. Auf eigene Rechnung drehende Regisseure wie Lemke (Helden für Berlin) sind die Ausnahme. Selbst Künstler, die nicht bei den Anstalten auf der Gehaltsliste stehen, werden über Fernsehauftritte, Ausstellungen, Werkverträge, Fördergelder und Rundfunkgebühr indirekt finanziert. Selbst die Stars der Bundesliga bekommen über staatliche Senderechte das Sahnehäubchen auf ihre Einkünfte.
So, nun wollen wir den planwirtschaftlichen Sektor mal zusammenrechnen (Beschäftigte in Millionen 2011):
2,8 Mio Öff. Verwaltung, Verteidigung, Sozialversicherung
2,5 Mio Erziehung und Unterricht
5,0 Mio Gesundheit und Sozialwesen
3,8 Mio Freiberufler mit Mitarbeitern
0,2 Mio Wasser und Abwasser
0,4 Mio Energieversorgung
0,9 Mio geschätzt öffentlicher Verkehr
0,7 Mio geschätzt Versicherungen
0,1 Mio geschätzt kommunale Wohnungsunternehmen
0,3 Mio geschätzt subventionierte Kunst und öffentlich-rechtliche Unterhaltung
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Summe 16,7 Mio planwirtschaftlicher Bereich
Zusammen gibt es 32,0 Mio Beschäftigte
Planwirtschaftlicher Bereich: 16,7 Mio / 32 Mio = 52 %
Gegenprobe: Der Prozentsatz der Beschäftigten des planwirtschaftlichen Bereichs muß etwas größer sein, als der Staatsanteil an der Bruttowertschöpfung (Zahlen von 2011).
Bruttowertschöpfung: 2.296 Mrd. €
Steuern 573 Mrd. €
Sozialbeiträge 424 Mrd. €
Rundfunksteuer 7 Mrd. €
EEG und KWK Umlage 13 Mrd. €
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Summe Steuern und Abgaben 1.017 Mrd. € = 44 % von 2.296 Mrd.
Die Differenz zwischen 44 % Steuern / Abgaben und 52 % Beschäftigten im planwirtschaftlichen Bereich ergibt sich daraus, daß es neben Steuern und Abgaben noch Verkehrstarife für den Nahverkehr, Wasser- und Abwassergebühren, Mieten für städtische Wohnungen, Energietarife und Müllgebühren gibt. Diese füllen die Differenz von 8 % auf.
Im Unterschied zu einer Steuer erlangt der Bürger für eine Miete, einen Stromtarif oder einen Wasserpreis eine Leistung, auf die ein persönliches Anrecht besteht. Steuern zahlt man dagegen, ohne einen personalisierten Anspruch auf die Rückgewähr einer adäquaten Leistung zu haben. Steuern kommen überwiegend denen zugute, die selbst keine Steuern zahlen.
In den kommunalen Unternehmen und Zweckverbänden zeigt sich seit einiger Zeit ein größer werdendes Problem: Die Einnahmen und Ausgaben werden in Wirtschaftsplänen geplant. Die Einnahmen sind durch Gebührenordnungen, Tarife usw. immer wie festgenagelt. Die Einkäufe, z.B. Benzin, Diesel, Maschinen usw. erfolgen aus dem marktwirtschaftlichen Bereich, weshalb man die Preise eigentlich nicht planen kann, insbesondere wenn sie steigen. Krankenhäuser, Verkehrsbetriebe, Ver- und Entsorgungsbetriebe machen oft Verluste, weil sie die Kosten nicht decken können. Die Wirtschaftspläne werden in Anlehnung an kapitalistische Verhältnisse aufgestellt. Es gibt Zinsen, Abschreibungen, Investitionen und Überschüsse. Aber der Geist der Marktwirtschaft fehlt, weil für Festpreise verkauft wird und weil über den Preis keine Signale von Knappheit und Überfluß gesendet werden können. Leere Eisenbahnen fahren durch Felder und Wälder, während kommunale Wohnungen knapp sind. Ein Überangebot an Kampf gegen Rächts steht einem Mangel an Hausärzten gegenüber. In der überfüllten S-Bahn fährt der Kulturbürger ins halb leere Theater. Solche Fehlsteuerung von Ressourcen ist typisch für die Planwirtschaft und führt immer zum Niedergang und Verfall von ganzen Staaten.
Ergebnis: Deutschland ist mindestens zur Hälfte eine Planwirtschaft. Das zeigt sowohl die Berufsstatistik als auch die Steuer- und Abgabenquote.
Danke für die Zahlen-
Otschen karascho. Danke für die Arbeit!
Fehlt noch das Opium fürs Volk: während die kath. Kirche eine internationale NGO ist, ist die evang. Kirche qua ehemaligem Summepiskopat des Landesfürsten voll staatlich. Plus der zur Kirchensteuererhebung angesetzte Verwaltungsanteil (Overhead). Das sind bestimmt nochmal Hunderttausend Resourcen.
In dieser Größenordnung von Krise – berechtigt oder übertrieben, nun ist sie mal da – sind für mich auschließlich die bewußten 8%, die den Treibstoff für die Karre namens Deutschland liefern und das Personal der überlebenswichtigen Daseinsfürsorge „systemrelavant“ unter all den „Werktätigen“.
Punkt.
Alle anderen haben zu Warten und sollten notfalls staatlicherseits mittels Mietstop, kostenlosen Energie- und Gesundsleistungen und Lebensmittelgutscheinen überwintern.
Die Zahl der Branchen, die in solchen Sondersituationen mit Gewinnen wirtschaften, sind überschaubar und sollten von staatlichen Hilfsleistungen ausgeschlossen werden.
Das berühmte, der Humanmedizin entlehnte „künstliche Koma“ – diesmal der Wirtschaft.
Keine Einnahmen – keine Verbindlichkeiten jeglicher Art.
Oben beschriebene „Systemrelevante Branchen“ (die 8% – Sie wissen schon) sind mittels massiver staatlicher Stütze am Leben zu erhalten.
Der Finanzbedarf z.B. der öffentlich Rechtlichen ist angesichts der schon länger andauernden „Konserven“-Phase aus der medialen Mottenkiste drastisch herunterzufahren.
Als Hilfestellung sollte den Wirtschaftsbossen und Wirtschafts“weisen“ ein Blick in den Einigungsvertrag und die Praktiken der Treuhand dienen.
Was damals an absurden „Verbindlichkeiten“ der abgewickelten ehemaligen Zone milliardenschwer in die Bilanzen Eingang fand, sollte sich nicht noch einmal wiederholen.
Was ich mit all dem oben Geschriebenen sagen will:
Es sollte jedem Selbstdenker klar sein, welch wirtschaftlich und gesellschaftlich überflüssiges, weil vom Staat gepampertes Geprassel, vor allem an den Universitäten, als Beauftragte für Alles und Nichts überall im Lande usw.usf. nicht nur zu Friedenszeiten, sondern gerade jetzt die Gemeinschaft belasten.
Es geht nicht um Kinder, Alte, Kranke – es geht um diejenigen, die gesund am Körper (jetzt hätte ich beinahe geschrieben: und Geist) ohne abzusehende Gegenleistung ein Leben lang die Gesellschaft belasten.
Siehe auch dieser lesenwerte Artikel:
https://www.danisch.de/blog/2020/03/30/aerzte-biologen-ingenieure-und-diese-verfluchten-geisteswissenschaftler/
Ein interessanter Satz: „Steuern kommen überwiegend denen zugute, die selbst keine Steuern zahlen.“ Die Aussage ist aber doch irgendwie unvollkommen.
Sprechen wir von Einkommenssteuern, so zahlen diese alle jene Bürger, die ein einkommenssteuerpflichtiges Bruttoeinkommen in Geldform oder geldwerter Form aus den Haushalten des Bundes, der Länder und Kommunen, aus staatsnahen planwirtschaftlichen Körperschaften und aus privatwirtschaftlich erzieltem Umsatzvolumen der am Markt orientierten Unternehmen beziehen. Grob geteilt sind das die Beschäftigten in öffentlich-rechtlichen Körperschaften, deren Einkommen aus Steuern und Abgaben finanziert werden, und jene Beschäftigten in der Privatwirtschaft (Kleingewerbebetriebe, Einzelunternehmen, Genossenschaften, Personen- und Kapitalgesellschaften – allesamt sind als Wirtschaftssubjekte Akteure der Wertschöpfung in der Warenproduktion und Dienstleistung).
Sprechen wir von Verbrauchs- und Umsatzsteuern, so zahlen diese alle Käufer von Waren und Leistungen, wenn Verbrauch bzw. deren Umsatz steuerpflichtig ist.
Diese beiden Steuern sind in der Masse die mächtigsten Posten, die über Haushalte des Bundes, der Länder und Kommunen umverteilt werden an jene Bürger, „die selbst keine Steuern zahlen“, und an die, die sowohl Einkommens- wie auch Verbrauchs- und Umsatzsteuern zahlen. Dass es dabei ungerecht zugeht, muss man nicht sonderlich erwähnen. Aber es ist eine immer größer werdende Ungerechtigkeit, wenn bei einer hohen Staatsquote der Beschäftigung auf Kosten der marktwirtschaftlichen, mit unternehmerischen Risiken erzielten Einkommen die Ausweitung planwirtschaftlicher Einkommenssicherungssysteme zügellos betrieben wird.
Bei der Umverteilungsdiskussion wird vergessen, dass darin etwas, das scheinbar schon zur Normalität geworden ist, gar keine Rolle mehr spielt, weil von privater Spendenbereitschaft getragen: die Tafeln, Suppenküchen, Wärmestuben, Kleiderkammern, Frauenhäuser und ähnliche Einrichtungen für Menschen im Beschäftigungsalter, die Opfer prekärer Entlohnung oder der Wohlstandsverwahrlosung geworden sind.
Wenn ich von Tafeln und Suppenküchen schon höre und merke, dass diese Erscheinungen als ein Vorzug der freiheitlich-demokratischen Grundordnung wie eine Monstranz dem traurigen Zug der Obdachlosen, Verwahrlosten, Flaschensammelnden und Bettelnden voran getragen wird, dann wird mir übel.
Welche Verantwortung übernimmt hier der steuernschluckende Staat? Antwort: Keine!
Wie heißt es im Grundgesetz? „Die Würde des Menschen ist unantastbar!“
Ich weiß nicht genau, ob ein solcher oder vergleichbarer Satz in der Verfassung der ehemaligen DDR zu lesen war.
Art. 2. (2) […] Der Mensch steht im Mittelpunkt aller Bemühungen der sozialistischen Gesellschaft und ihres Staates. […]
…denn die Wurzel des Menschen ist der Mensch. Was übrigens die aristotelische Raubtierhypothese einschliesst, gegen die seit dem Hochmittelalter der strenge, gleichzeitig gerechte (theologische Begriffe) Herrscher (jetzt: der Staat) in den Kampf geführt wird.
Der „Wohlstand“ wird von ca. 20% der hier weilenden (masochistische Primärsteuerzahler), von Saisongastarbeiter und Bauarbeiter aus Osteuropa, und in Asien erarbeitet.
Die genannten 20% sind zu 80% im Alter arm oder sehr sparsam.
GEZ, Schwarzarbeiter, Professorinnen und Merkel‘s Gäste are just feeling fine.
Noch ein marktwirtschaftlich nicht konformes Phänomen ist gerade zu beobachten.
Der Preis für Benzin, Diesel und Heizöl.
1. Ist der Rohölpreis auf einem historischen Tiefstand angelangt.
2. ist durch das deutlich verminderte Verkehrsaufkommen zu Lande und in der Luft die Nachfrage nach Treibstoffen signifikant gesunken.
Also – niedriger Rohstoffpreis und geringere Nachfrage.
Die Ölkonzerne argumentieren genau mit diesen beiden Gründen, den Preis nicht proportional zu senken, um keinen Gewinneinbruch zu verzeichnen.
Das erklären Sie mal jedem anderen Händler……..
Könnte es nicht auch sein, dass der deutsche Staat, der exorbitant über Steuern an jedem Liter Treibstoff verdient, dafür sorgt, dass es derzeit keine Marktpreise auf diesem Sektor gibt?
Das gleiche gilt für den eklatant gesunkenen Energieverbrauch.
Wir werden sehen, dass nicht ein einziger Cent dem Verbraucher am Ende des Jahres zugute kommen wird.
Der deutsche Finanzminister protz derzeit täglich, wie großzügig der Staat doch die „Bedürftigen“ mit Krediten unterstütze und quasi in Vorkasse gehe.
Sehr geehrter Herr Scholz,
jeder deutsche Steuerzahler geht gegenüber dem Staat in Friedenszeiten in Vorkasse inform von Steuervorauszahlungen.
Meine Prognose:
1. auch nach und im Eindruck der Corona- und Wirtschaftskrise wird es in Deutschland keine Steuerreform geben.
2. auch nach und im Eindruck der Corona- und Wirtschaftskrise wird es keine Reform des Wahlrechts und damit einen deutlich kleineren Bundestag geben.
Warum auch……
Läuft doch klasse für die Jungs und Mädels der Feudalkaste.
Das ist alles nicht falsch, was der Dr. Prabel schreibt. Ich ziehe den Hut vor seiner Detailkenntnis
Aber Leopold von Ranke und Heinrich von Treitschke haben die gleichen Fakten für ihre Geschichtsschreibung verwendet, aber ihre Interpretation der Geschichte war verschieden.
Naja, das ist hier eine Geschichte: Haltet den Dieb.
Jetzt ist die Politik dran schuld gewesen. Walther Rathenau oder Rudolf Hilferding. (Wobei dies irgendwie ein Geschmäckle hat), wobei beide nur Kinder ihrer Zeit waren, wie Rathenau, der ja zudem auch Unternehmer war.
Schuld war die Kartellbildung unter den Unternehmern schon im Vorfeld des ersten Weltkriegs. Es waren die Unternehmen, die die Politik dazu gedrängt haben. Sozusagen ein durch die Entwicklung verursachter Systemschaden.
Wer hat schuld ?
Die Dialektik.
Das hier ist nichts anderes als eine Legende.
Ich ziehe wiederum den Hut vor ihrer Detailkenntnis, was die Zeit von 1890 bis 1914 betrifft. Es war ja auch kein rein deutsches Problem, sondern internationaler Mainstream. Die Anreize für die Politik, diese Tendenzen zu beenden waren durch den Versailler Vertrag sehr gering. Im Gegenteil, die deutsche Politik gefiel sich darin, zu beweisen was alles nicht geht. Das drückte zwar die Reparationszahlungen, war aber auch Selbstbeschädigung.