Der Brexit ist beispielgebend

Die gestrige Wahl in England hat endgültig die Weichen zum Brexit gestellt. Großbritannien ist wieder frei. Die EU-Legende vom irreversiblen Zusammenwachsen zum planwirtschaftlichen Zentralstaat ist entzaubert. Das Vereinigte Königreich wird vermutlich Freihandelsabkommen mit dem Commonwealth und mit dem nordamerikanischen Wirtschaftsraum abschließen. Vielleicht auch mit der EU. Damit wäre das Ausscheiden aus der EU mehr als kompensiert.  Vor allem wären die Briten tonnenweise  Verordnungsmüll los, den der Brüsseler Moloch in Jahrzehnten ausgebrütet hat und der alles mit dem klebrigen und stinkenden Mehltau der Bürokratie überzieht.

Der Austritt hat natürlich Auswirkungen auf das innere Gefüge der EU. Denn die im Brüsseler Erziehungsheim verbliebenen Regierungschefs werden sehen, daß Albion nicht im Meer versinkt, daß alle von den Grünmedien an die Wand gemalten Horrorszenarien zur finsteren Zukunft der Insel absichtsvolle Hirngespinste waren. Bis zuletzt zweifelten die vor Wut rasenden Reporter an Johnsons Sieg. Als dieser gestern Abend schon feststand, verbreiteten sie das Gerücht, daß Johnson seinen eigenen Wahlkreis gegen einen Moslem verlieren könnte. Nun, Fakt ist: Labour hat einer anderen Partei nur einen einzigen Wahlkreis abgejagt, aber über fünfzig verloren. Die grüne Propaganda der letzten Wochen erinnert an die Märchen, die im Frühjahr 45 aus dem Führerbunker verbreitet wurden. Von der Armee Wenck, die erst am 10. April 45 aufgestellt wurde und alles rausreißen sollte, was seit 1943 schief gelaufen war. Und von den Werwölfen. Im Unterschied zu den Kleber-Erfindungen aus dem sog. „Hauptstadtstudio“ über England wurden die von Goebbels zum Endsieg nicht mehr geglaubt.

Dänemark und die Niederlande haben sich immer stärker an London orientiert, als an Berlin. Sollte Johnson in den folgenden Jahren wirtschaftlich erfolgreich sein, wird das Auswirkungen auf ehemalige Trabanten haben.  Der Pfundkurs signalisiert in dieser Hinsicht einen verhaltenen Optimismus, insbesondere in den letzten Wochen hat sich das Pfund gegenüber dem Euro stark befestigt. Die wirtschaftlich Tätigen haben eine andere Meinung als die windige ideologiegetriebene Journaille.

Screenshot aus Finanzen.net

Bereits vor einem Jahr hatten aufmerksame Beobachter bemerkt, daß der Brexit für Deutschland mehr Risiken birgt, als für das Königreich, was vor allem an den deutschen Exporten liegt. Insofern war die Berliner Großspurigkeit eher traditionelle Folklore, als mit Fakten hinterlegt. Für Dr. Merkel ist der Austritt insofern eine Klatsche, als sie selbst durch ihre Dickköpfigkeit dem ganzen Vorgang den Drive gegeben hat. Zugeständnisse an das Königreich bei der Personenfreizügigkeit hatte sie abgelehnt und damit den Boden für den Ausgang des Referendums bereitet. Der verwunderte Beobachter fragt sich immer wieder: Was hat diese schreckliche Frau für inkompetente außenpolitische Berater? Können die nicht einmal bis drei zählen?

Für die aufmüpfigen Regierungschefs des europäischen Orients – insbesondere der V4  – ist der Brexit eine Ermunterung zur Standhaftigkeit. Ab 2020 kann man glaubhaft mit dem Austritt drohen, was bisher nicht möglich war. Denn jeder Staat, der die Brüsseler Lehrmeisterei eines Tages satt hat, kann sich an eine global vernetzte Weltmacht anlehnen, die über Kernwaffen verfügt. Wenn Brüssel und Berlin lernfähig wären, würden sie die Konsequenzen aus dem Brexit ziehen und bei der Moslemverteilung, beim Aufkauf von Staatsschulden, bei Vertragsverletzungsverfahren gegen Polen, Rumänien und Ungarn sowie bei der Weiterentwicklung der Energiewirtschaft ein paar Gänge zurückschalten oder gar grundsätzliche Kurskorrekturen vornehmen. Damit ist jedoch bei der Verbohrtheit der deutschen Außenpolitik nicht zu rechnen. Der Brexit könnte daher der Anfang vom Ende der EU werden. „Einen neuen Sonnenaufgang für uns alle“, versprach Boris Johnson.