90 % vom Mindestlohn bekommt der Staat sofort zurück

Kürzlich hatte ich ausgerechnet, was passiert, wenn Mutti mit dem Durchschnittslohn als zweiter Verdiener arbeiten geht. Sie bekommt den halben Mindestlohn.

Heute lassen wir Mutti mal den Mindestlohn bekommen – brutto natürlich. Der ist ja nun amtlich.

Es wird der Unterschied für ein Ehepaar mit 2 Kindern berechnet. Im Fall 1 verdienen beide Ehepartner 5 Euro pro Stunde, im zweiten Fall bekommen beide Eheleute den neuen Mindestlohn von 8,50 Euro pro Stunde.

Folgende Voraussetzungen wurden angenommen: Miete 400 Euro, Heizkosten 150 Euro, sonstige Nebenkosten 100 Euro, Kindergeld 368 Euro monatlich. Diese Werte braucht man für die Berechnung der Aufstockung.

In der folgenden Tabelle sind die Auswirkungen für das Beispiel gegenübergestellt:
Alle Tabellenwerte in €

Stundenlohn

5,00

8,50

Bruttolohn für 160 Stunden

800,–

1360,–

Bruttolohn für beide Eheleute

1600,–

2720,–

Sozialabgaben für beide

327,–

556,–

Lohnsteuer für beide Stkl. IV

0,–

  134,–

Nettolohn für beide

1273,–

2030,–

Aufstockung

649,–

     0,–

Kindergeld

368,–

368,–

Gesamt netto

2290,–

2398,–

Bei 1.120 Euro Bruttolohnerhöhung für beide Eheleute kommen zum Schluß 108 € für die Haushaltsführung raus.

649 € spart der Staat an Sozialleistungen. 363 € nimmt er mehr Steuern und Abgaben ein. 108 € bekommt das Ehepaar. 90 % des Mehrlohns sind zum Vorteil für den Fiskus und die Sozialkassen.

Der Mindestlohn ist für den Staat gut. Das erklärt, warum im Fernsehen vor allem Beamte und Politiker den Mindestlohn wollen. Die wollen mehr Geld für ihre Pensionen, Abfindungen und Diäten.

Eine Frage bleibt natürlich offen: Haben die Arbeitgeber des Ehepaares ein Geschäftsmodell, mit dem sie den Mindestlohn zahlen können? Wir werden es sehen. Daß eine Million Arbeitsplätze wegfallen werden, glaube ich nicht. In der Industrie wahrscheinlich fast gar keine. Im Dienstleistungssektor sind die Auswirkungen begrenzt. In Behindertenwerkstätten und ähnlichen Einrichtungen könnte dagegen die Bombe einschlagen. Da muß man mal beobachten, wie das gehandhabt wird.

Ergebnis: Das Rechenbeispiel zeigt, warum die Betroffenen so wenig Interesse am Mindestlohn haben. Die Aufstockung zahlt der Staat. Da ist es ziemlich sicher, daß das Geld kommt. Ob die Arbeitgeber den Mehrlohn zahlen werden wir demnächst sehen.