Die Fragilität von Macht
Wir hatten bereits mehrfach die letzte Parade der sog. Nationalen sog. Volksarmee 1989 gesehen. Genau so wie den letzten Auftritt des Genossen Ceaucescu 1989. Heute ein Blick ins Vorkriegsrußland. Der ganze Putz nutzt nichts, wenn man sich mit den Falschen einläßt.
Der Zar ist das kleine Männchen mit dem Bart in der weißen Uniformjacke. Seine Macht war durch den verlorenen russisch-japanischen Krieg und die Revolution von 1905 schon erschüttert, als er sich 1914 in ein Kriegsabenteuer stürzte und 1917 in eine von Deutschland organisierte Farbrevolution geriet.
Hirten, die sich sehr weit von den grundlegenden Interessen der Schäfchen entfernen, verlieren die Herde. Die üblichen Verdächtigen in Berlin sollten sich das Video dreimal täglich anschauen. Ich kalkuliere mal, daß die gottlosen Wokisten in ihr Verderben rennen, ohne zu bereuen und umzukehren. Das gute Korn des Realismus ist in der Hauptstadt das letzte Mal unter Bismarck aufgegangen. Das ist eine Weile her.
Dasselbe спектакль noch einmal 1913:
Дорогие товарищи в Берлине! Es ist freilich offen, wen es erwischen wird, Saskia, Friedrich, den Karlatan oder Nancy? Darüber entscheidet der Liebe Gott.
Grüße an den Inlandsgeheimdienst:
Auf meinem Zuge blieb mir nicht verborgen:
Der gute Kaiser schwebt in großen Sorgen.
Du kennst ihn ja. Als wir ihn unterhielten,
Ihm falschen Reichtum in die Hände spielten,
Da war die ganze Welt ihm feil.
Denn jung ward ihm der Thron zuteil,
Und ihm beliebt‘ es, falsch zu schließen,
Es könne wohl zusammengehn
Und sei recht wünschenswert und schön:
Regieren und zugleich genießen.
(Geh. Rath v. Goethe über das Sondervermögen)
Die Bismarckregierung mit der angeblich dollen Außenpolitik war reiner Zufall.
Wer sagt denn, daß er später nicht noch einmal ein wichtiges Dokument gefälscht hätte wie die sog. Emser Depesche?
Er hatte zwar am Ende Furcht vor der Industrie und den dort hergestellten Mordmaschinen – aber hätte das in jeder Situation gehalten?
Er hatte sich schließlich von derselben Industrie zu der absolut dämlichen Annexion von Elsaß-Lothringen überreden lassen.
Er hat mittelalterliche Vorstellungen gelebt, nicht Wilhelm II.
Ein Vergleich der beiden Filme zeigt die fortschreitende Dekandenz. Im 2. Film fallen mit fetten Orden und sonstigem Plunder überladene Uniformen auf.
Die Annexion von Elsaß-Lothringen war nicht dämlich. Von Lothringen wurde nur der deutschsprachige Teil genommen. Das Elsaß ist über den Rhein mit Deutschland verbunden und durch die Vogesen von Frankreich getrennt. Für das Elsaß gab es früher aufgrund seiner geografischen Bedingungen spezielle rechtliche Konstruktionen.
Ludwig XIV hatte sie im Zuge der „Reunionspolitik“ Frankreich einverleibt, genau wie er im Pyrenäenfrieden die Sache mit den spanischen Restniederlanden, Katalanen und Basken geklärt hat.
So war die vollkommen durcheinandere Lage des qualvoll untergehenden HRR an der Stelle geklärt und die mittelalterliche kaiserlich-übernationale Herrschaftsform zugunsten eines zeitgemäßen, zentral regierten Staates beendet.
Diese 1648er-Ordnung Europas galt den Großmächten inklusive des späteren Preußen als mehr oder weniger heilig.
Das nachnapoleonische Rumgedeutsche führte leider zu einer irren Remediävisierung des einst modernen Staates, von der sich Bismarck (Golo Mann nannte ihn den „Zusammenschirrer“ aller damaligen Einheits-Bestrebungen) nicht lösen konnte oder wollte. Insofern war die Annexion dämlich, als sie einen widernatürlichen Rückschritt in der Politik bedeutete und klare Formen in halbgare, fast koloniale Zustände (Reichslande, Benehmen in der Zabernaffäre) überführte und dauernden Haß zwischen Deutschen und Franzosen säte (vgl. Jules Verne, Die 500 Millionen der Begum).
NB: Ich fahre ja nun regelmäßig nach Frankreich zum Einkaufen und muß feststellen, daß der Rhein eine absolut geniale natürliche Grenze darstellt, ebenso wie Saar, Mosel und Maas. Davon kann der Iwan mit seinen ebenso revancheanfälligen Gebieten in der Kokaine nur träumen.
Das ist natürlich falsch. Die Grundfesten einer Nation sind die gemeinsame Sprache, eine gemeinsame Kultur, eine gemeinsame Geschichte und über allem der Wille zusammengehören zu wollen. Geografische Entitäten wie Flüsse und dgl. sind nachgeordnet und deren Verwendung als natürliche Grenze nur von militärstrategischer Bedeutung.
Geographie ist schon wichtig. Französische Verteidigungs – Fachleute kartographieren beispielsweise zur Zeit das Focsani-Tor in Rumänien, dreidimensional …
Komischerweise heißt die Region erst seit relativ kurzer Zeit „Grand Est“, richtig grand würde es natürlich erst überm Rhein, wer weiß…
Ich muß doch nochmal in MEW wegen der bewußten Nationwerdung (oder eben nicht) Frankreichs und des HRR nachlesen, die beiden Helden sind ja unsere Äquivalente zu Diderot/d’Alembert.
Deutschland und Frankreich haben sich vierhundert Jahre um das Elsass gestritten, aber nie die Elsässer selbst gefragt. Jetzt ist das Elsass der facto frankophon und hat nicht Mal Interesse an einem Sonderstatus wie Südtirol, sondern ist eigentlich im grand est komplett verschwunden. Und damit ist das Thema ziemlich beendet. Fini l Alsace. Vive le grand est.
Die Annexion wurde m.W. von den Militärs gefordert – Militärs haben immer gerne ein Vorfeld zum Kämpfen, sodass das „eigentliche“ Land geschützt bleibt. Ich glaube nicht, dass die Elsässer gerne das Kampfgebiet sein wollten. Und es war definitiv dämlich, Elsass-Lothringen sozusagen als Reichsprotektorat zu behandeln und nicht als normales „Bundesland“.
Mein Eindruck ist, dass unter dem jetzigen Personal die Militärs noch diejenigen sind, die nicht leichtsinnig handeln und posaunen.
Denn die wissen im Gegensatz zu letzteren, was sie in ihren Regalen und Kasernen tatsächlich zur Verfügung haben.
Im Gegensatz zu zahlreichen Politikern und Staatsmännern und vor allem -frauen.