Der Optimismus ist verflogen

Im Gewerbe kostet ein üblicher Arbeitsplatz zwischen 100.000 und zwei Millionen, bei den Dienstleistungen reichen manchmal 30.000 €. Aber wer will derzeit noch größere Summen in die Hand nehmen, um in eine versaute und verbaute Zukunft zu investieren?

Wenn ich heute jung wäre und vor der Existenzgründung stünde, würde ich kleinere Brötchen mit einem geringeren Kapitaleinsatz backen, als ich das in den 90ern gewagt habe. Das Jonglieren mit den Perspektiven der Angestellten und mit dem eigenen Erfolg ist heute deutlich riskanter, als vor 30 Jahren. Viel mehr Gegenwind kommt heute aus der Bürokratie, der Energiewirtschaft und dem kaputten Geld.

Man muß sich mal vorstellen, wie die Misere eines Tages aufgelöst werden wird. Das ging bisher nie ohne größere Einschnitte. 1919, 1923, 1933, 1948 und 1989 hatte die Luft gebrannt. Auch ein zukünftiger Neuanfang wird wieder in einer Verfassungskrise münden, denn eine Reform der Wirtschaft wird nicht mit Klima funktionieren. Es ist nicht unwahrscheinlich, daß in einem Bürgerkrieg Werte vernichtet werden oder daß wieder mal das Geld verrufen wird.

Strategisch ist es sinnvoll einen Teil des Vermögens im Ausland zwischenzuparken, um für bessere Zeiten eine Investitionsreserve zu haben. Ich hatte mit Interesse die Geschichte des Juden Heinrich Thannhäuser zur Kenntnis genommen, um zu sehen, was man alles richtig und falsch machen kann.

Heinrich Thannhauser war von Mai 1905 an zunächst Kompagnon in der 1905 von Franz Josef Brakl gegründeten „Modernen Kunsthandlung“, Goethestraße 64. In der Theatinerstraße 7 gründete er 1909 seine eigene „Moderne Galerie“, in der er die Maler des „Blauen Reiters“, der „Münchener Neuen Sezession“ u.a. zeigte. Auch Werke von Eduard Manet und Pablo Picasso wurden von ihm verkauft, so fand dort 1913 die erste Ausstellung der Werke Picassos in Deutschland statt. Nach den Erlebnissen der Revolution 1919 in München gründete er 1920 eine Filiale in Luzern/Schweiz, deren Leitung sein Sohn Justin und Neffe Siegfried Rosengart übernahmen. Wegen einer Erkrankung übergab er schon 1921 beide Galerien an seinen Sohn. Dieser gründete 1927 in Berlin, Bellevuestraße 13 eine Filiale. Heinrich Thannhauser entschloss sich 1934 zu seinem Neffen in die Schweiz überzusiedeln. Durch die Aufregungen während der schikanösen Abfertigung an der Deutsch-Schweizer Grenze erlitt er einen Herzschlag, er starb am 24.11.1935 in Luzern.

Der Sitz in Berlin wurde 1937 während einer Geschäftsreise von Justin Thannhauser in die Schweiz konfisziert. Daraufhin emigrierte dieser nach Paris, wo er wieder eine Galerie eröffnete. Nach der deutschen Invasion wurden deren Gemälde beschlagnahmt. Justin Thannhauser gelang 1941 die Emigration in die Vereinigten Staaten wo er sich bis 1971 in New York wieder als Galerist betätigte. Heinrich Thannhauser besaß in Feldafing, Possenhofener Straße 54, eine Villa, die natürlich arisiert wurde.

Die frühzeitige Verlagerung des Hauptgeschäfts in die Schweiz war eine gute Idee, die geschäftlichen Abenteuer in Berlin und Paris waren natürlich gequirlte Grütze. Auch der direkte Grenzübertritt in die Schweiz war eine Schnapsidee. Wozu gibt es Österreich, Liechtenstein und Italien?

Wenn man sein Vermögen über die fragile Zeit bringen will, braucht es Studien der Geopolitik, der Geldtheorie, der Mainstreamtendenzen und des Vermögensaufbaus allgemein.

Ich muß leider einräumen, daß ich von 1990 bis 2009 in den Tag hineingelebt habe, ohne mir Gedanken über die Risiken zu machen, denen das Erarbeitete ausgesetzt ist. Einen Schreck hatte ich bekommen, als mein Vater 2010 gestoren war. Seine Anlagen bei der Sparkasse haben mir die Augen geöffnet. Erste eigene Schritte in die Absicherung des Vermögens waren nicht alle richtig. Einiges war genial, anderes überhaupt nicht.

Es braucht Zeit und ein paar Fehltritte um zu reifen. Ich habe seit 2009 das Vermögen von einer Immobilien- und Geldlastigkeit in ein breit diversifiziertes und regional verstreutes Sachanlagevermögen umgewandelt. Ein Wohnhaus oder eine Gewerbeimmobilie in Deutschland habe ich beispielsweise nicht mehr, auf dem Konto ist nur nach das, was ich die nächsten vier Wochen brauche. Diskussionen über Vermögens- und Erbschaftssteuer belasten mich nur gering. An meinen landwirtschaftlichen Maschinen und den alten Autos wird der Fiskus nicht viel Freude haben. Die Aktien und Anleihen verteilen sich auf mehrere Kinder.

Vor allem wenn man jünger ist, sollte man einen Teil des Ersparten in Sicherheit bringen, um nach einem Reset handlungsfähig zu bleiben. Dein größter Feind bis dahin ist offensichtlich der „liebe Friedrich“.

Die Chancen am neuen Sondervemögen zu partizipieren sind nicht sehr groß, weil ein guter Teil des Geldes verplempert werden wird. Sicher, ein Teil der Bauwirtschaft wird wieder mal was abbekommen, und wenn man Panzer baut, wird auch alles gut. Aber wer stellt schon Sprengstoff und Granaten her?

Ich gehe davon aus, daß in den nächsten Jahren relativ wenig in Deutschland investiert werden wird, weil die Ordnungsvorstellungen der Mächtigen einfach zu zerfahren sind. Der auf den notwendigen Reset folgende Boom wird eine Chance sein. Dafür muß man Pulver trocken halten.

Ostern ist eine Hoffnung. Auch für die deutsche Wirtschaft wird es eine Auferstehung geben.