Zweifel am Investwunder
Zweifellos konnte Jesus Lahme wieder gehend machen. Dafür mußte er dank Überzeugungskraft das Heilige Land allerdings nicht in eine groteske Verschuldung stürzen. Friedrich Merz will die lahmende Wirtschaft wieder flott machen. Wo eine kostenlose Entbürokratisierung ausreichen würde, greift er fatalerweise zur Notenpresse.
„Auf den Flügeln des Kredits schwingt sich das Genie in die Höhe„, soll der Joseph A. Schumpeter – ein an den Berliner Verhältnissen gescheiterter Ökonom der Weimarer Zeit – mal gesagt haben. Aber Merz konnte noch nirgends beweisen, daß er ein Genie ist, bei mir gilt er erst mal als Wundertüte,
Rund die Hälfte der Sondervermögen geht in die Rüstung. Krieg und seine Vermeidung ist Konsumtion, genauso als wenn ich die Renten erhöhen würde. Als wirtschaftlichen Effekt sehe ich solange wie die Ausgaben laufen Erträge bei der Rüstungsindustrie und deren Zulieferern. Der Fiskus wird Ertragssteuern, Umsatzsteuern und Lohnsteuern vereinnahmen, etwa die Hälfte der Ausgaben wird zurückfließen. Außerdem kann man mit bescheidenen technologischen Verbesserungen rechnen, die sich auch auf andere Wirtschaftsbereiche auswirken.
Was besonders negativ auffällt: Der Zaster wird sich nur eingeschränkt in andere Wirtschaftsbereiche ergießen. Normalerweise funktioniert der Fluß einer Staatsausgabe wie in der Sektpyramide, Am 04.10.2013 hatte ich mal skizziert wie das läuft. Ich zitiere mich selbst:
Ein entwickelter Verteilungsstaat funktioniert wie eine Sektpyramide. Bei dieser steht oben ein einziges Glas, nach unten werden es in jeder Ebene immer mehr Gläser. In das oberste Glas wird eingegossen, wenn es überläuft, bekommen die vier Gläser darunter was ab. Wenn diese überlaufen, ergießt sich Sekt in die 16 Gläser darunter, erst wenn diese voll sind, geht es ab in die untersten Ebenen.
Wer sein Glas oben in der Pyramide postiert hat, wer den austeilenden Beamten am nächsten steht, bekommt zuerst etwas ab und am meisten. Eine von Politikern errichtete Subventionspyramide ist fast immer schief gebaut. Dadurch bekommen in den untersten Ebenen, die eh später dran sind, nicht alle was ab, während in anderen Gläsern derselben Ebene ständig frisches Manna durchläuft. Ich will das mal an einem Beispiel erläutern.
Da war die deutsche Abwrackprämie von 2009. Es wurden von Januar bis September 5 Milliarden € ausgereicht. Es gab Ungleichbehandlung sowohl auf der Seite der Autokäufer als auch auf der der Fahrzeughersteller. Wer zufällig vor 2009 einen Kleinwagen gekauft hatte, konnte die Subvention nicht sinnvoll nutzen, wer dagegen eine bevorstehende Scheidung mit seinem schrottreifen Wagen vor dem TÜV hatte, bekam eine Subvention. Mit derselben Vorstellung von Verteilungsgerechtigkeit kann man den Leuten auch Lotto empfehlen. Die Autohersteller profitierten ebenfalls sehr ungleichmäßig. Die Gewinner der Abwrackprämie waren Neuwagen aus der Klasse der Minis und Kleinwagen. Im Vergleich zu 2008 wurden im Jahr der Abwrackprämie 126,9 Prozent mehr Minis und 77,5 Prozent mehr Kleinwagen zugelassen. Die Hersteller von Kleinwagen hatten in der Sektpyramide die oberen Plätze, das Premium-Segment der deutschen Autoindustrie hatte die Gläser ganz unten stehen und die Pyramide stand so schief, daß man in deren Gläsern Staub wischen konnte.
Durch Bestellungen der Kleinwagenhersteller bei anderen Firmen und durch Lohnzahlungen an ihre Mitarbeiter lief Fördergeld-Manna in die darunterstehenden Gläser. Es waren Handelsbetriebe, bei denen die Mitarbeiter einkaufen, und wiederum die Firmen, welche diese Händler beliefern und deren Mitarbeiter, die etwas abbekamen. Letztere kauften irgendetwas von Anbietern, die ihre Gläser eine Etage tiefer stehen haben. Je weiter das Manna nach unten lief, desto weniger wurde es, weil die Zahl der Gläser in jeder Etage größer wurde.
Bis sich ein Konjunkturprogramm auf die ganze Wirtschaft auswirkt, dauert es. Das ist abhängig von der Zirkulationsgeschwindigkeit des Geldes, von der Sparrate, vom Abfluß von Geld ins Ausland durch Kauf ausländischer Güter und andere Umstände. Es wurde damals festgestellt, daß der Wirtschaftseinbruch von 2009 vorbei war, als die Gelder der Abwrackprämie sich in der Wirtschaft einigermaßen verteilt hatten.
Wenn man schnell reich werden will, so kommt es darauf an, daß möglichst viel Geld der Volkswirtschaft durch Steuererhebung oder Schuldenorgien zentral gebündelt und zentral ausgegeben wird und daß man den Mächtigen, die diese gebündelten Riesenmengen an Geld verteilen, möglichst nahe steht. In Ländern mit Staatsparteien sind es immer dieselben, die etwas bekommen. So konnte sich in Rußland eine kleine Schicht von Oligarchen herausbilden. Wer nicht wußte, wie das funktioniert, konnte sich um Bauaufträge für die Olympiade in Sotschi bewerben. Aber auch in Deutschland gibt es viele Ausgabepositionen, wo ständig Geld an eine kleine Clique des NGO-Adels fließt.
Nun kommen wir zur Infrastruktur. Hier gelten prinzipiell die selben Verteilungsgesetzmäßigkeiten, wie eben dargestellt. Harald Martenstein schrieb heute in der WELT:
Es regnet Geld. Wer weiß, wie viele Partys dieser Größenordnung es in Deutschland noch gibt! Klar, jetzt wollen alle etwas abhaben.
Manuela Schwesig von der SPD sagt zum Beispiel, die für Infrastruktur vorgesehenen Milliarden könnten für die Energiewende eingesetzt werden. Schon für nur 100 Milliarden kriegt man eine Menge Windräder. Letztlich ist alles Infrastruktur, bestimmt auch die „Omas gegen Rechts“.
So weit hergeholt ist das nicht. Auch die Unterstützung völkerrechtswidrig angegriffener Staaten, Maßnahmen der Auslandshilfe im Krisenfall, die Stärkung internationaler Organisationen zur Friedenssicherung, der Schutz der Zivilbevölkerung sowie der Schutz von IT und Infrastruktur sollen zu den Investitionen gehören.
Ich vermute mal, daß die Investitionen wie gewohnt in den Kassen der NGOs und für Radwege in Lima versickern. Zum Schluß wird wieder wie gehabt eine Großbrücke unbrauchbar werden. Als Investruine.
Grüße an den Inlandsgeheimdienst:
Ich hoffte Lust und Mut zu neuen Taten;
Doch wer euch kennt, der wird euch leicht erraten.
Ich merk‘ es wohl: bei aller Schätze Flor,
Wie ihr gewesen, bleibt ihr nach wie vor.
(Geh. Rath v. Goethe)
Foto: Prabel
Wirtschaftsexperten prophezeien eine Zunahme der Inflation: Durch das „Sondervermögen“ kommt zusätzliches Geld in den Wirtschaftskreislauf, wenn Firmen entsprechende Aufträge bekommen, z.B. über Lohnzahlungen. Der gemeine Bürger wird sich kaum ein Maschinengewehr oder gar einen Panzer kaufen (auch wenn er vielleicht möchte). Gemäß der Quantitätsgleichung der Volkswirtschaftslehre wird die Inflation steigen, wenn nicht gleichzeitig das „normale“ Warenangebot vergrößert wird, also dem zusätzlichen Geld ein entsprechend verwertbares Warenangebot gegenüber steht.
Ähnlich sieht es bei der Finanzierung von NGOs aus, mit dem Unterschied, dass diese meist nur „heiße Luft“ produzieren (mal abgesehen von sozialer Betreuung, z.B. Altenpflege), die Volkswirtschaft letztendlich also noch nicht einmal eine brauchbare Gegenleistung bekommt.
Eine interessante Frage bezüglich einer ähnlichen, bereits laufenden Geldbeglückung stellt A. Beck hier bei min 6:00 :
https://www.youtube.com/watch?v=hC7WZdrc2J0
Inflation im Euroraum sicherlich, in D kaum (Deindustrialisierung!).
Beispiel Rüstung: wie wir in den letzten Monaten hörten, wird nicht mal der Stahl hier hergestellt werden (Energiekosten, CO2).
Im alliierterseits von ca. 1990-2005 irgendwie herbeigenötigten Verkauf der ehem. Militärindustrie an GB, F und USA (zB MTU, Dornier und Howaldtswerke, respectively) wurde dafür gesorgt, daß entsprechende Investitionen nach dort fließen und hier keine beschäftigungs- oder inflationspolitische Wirkung haben werden (Mitterand und Thatcher: kein militarisiertes, vereinigtes D!).
Die EU wird gegen Rheinmetall sicher ein Monopolverfahren eröffnen, sollte wirklich versucht werden, VW-Mitarbeiter in übermäßiger Weise zu „keilen“.
Cybertechnik muß ohnehin vollständig in USA gekauft werden, da NATO- bzw. Welt-Standard (vgl. hierzu auch Danisch).
Geldgeber werden die üblich verdächtigen Fondsgesellschaften sein, die auch Zins und Rendite einstecken werden. Am Ende wird der ganze War Effort Restdeutschlands wie immer das Ausland reicher, die Dummmichel ärmer machen (meine Wette: Mehrwertsteuer mittelfristig auf 23%, Ärzte großteils nur mit erheblicher Zuzahlung usw.)