Verteidigung
Ich poste heute den Beitrag eines Anonymus, der sicher einige Kontroversen auslösen wird, insbesondere bei jenen, die derzeit von Europa bzw. Frankreich maßlos enttäuscht und von Amerika begeistert sind. Es handelt sich um ein Konzept, welches über den Tag und die woken Entgleisungen des WEF hinausdenkt. Es ist ein Konzept, bei dem ich kulturelle Prägungen als Kompaß zu erkennen glaube. Man könnte denken, es wäre als Panegyrik des Merzschen Sondervermögens für Verteidigung hingeschrieben, ist es aber nicht. Der Eintrag wurde geschrieben, bevor Merz Kanzler werden wollte, Und die Finanzierung sollte auch anders gedacht werden, wie unten dargetan.
a) Sachverhalt
Die Welt befindet sich seit der ersten Erprobung einer Atombombe durch die UdSSR im Jahre 1949 in einer atomaren Rüstungsspirale, in die neben der Bombentechnik, die Raketentechnik, dislozierte Trägersysteme, Steuerungs- und Aufklärungstechnik sowie die Nachrichtendienste einbezogen sind.
Die Außenpolitik der großen Atommächte, insbesondere die von diesen geführten Angriffskriege haben die Staaten ohne Atomwaffen darüber belehrt, daß nur Staaten mit Atomwaffen militärisch sicher sein können. Es ist daher eine Reihe von Atommächten entstanden oder im Entstehen. Südkorea hat U-Boote in Dienst gestellt, deren Raketen Atomsprengköpfe tragen können. Japan überdenkt seine bisherige Verteidigungspolitik.
Europa verfügt über keine, seine eigenen Atom- und konventionellen Streitkräfte zusammenfassende, militärische Führung. Das militärische Führungspersonal und die militärischen Führungseinrichtungen Europas befinden sich innerhalb der NATO und dort in der Spitze in amerikanischer Hand.
Europa teilt sich militärisch in das Gebiet der NATO und das Territorium Russlands auf. Die NATO reicht bis an die Ostgrenzen der baltischen Staaten und Finnlands, die Ukraine und Weißrussland sowie an Moldawien (Transnistrien) und das Kaliningrader Gebiet heran. Sie steht damit nahe an der Grenze Russlands, im Baltikum und Finnland direkt davor. Sie hat eine Truppenstärke von etwa 5,8 Millionen, darunter in Europa etwa 100 000 Amerikaner. Amerika ist die westliche Führungsmacht. Sie stellt den atomaren Schirm für Westeuropa mit taktischen und strategischen Waffen zur Verfügung. Sie ist ebenso wie die kleinen europäischen Atommächte (Frankreich und Großbritannien) Vetomacht im UN-Sicherheitsrat.
Russland verfügt über etwa 2,6 Millionen Soldaten. Schwächen des russischen Militärs in Ausstattung und Führung sind, nach der Erfahrung bei dem Angriff auf die Ukraine, voraussichtlich vorübergehender Natur. Russland ist Atommacht mit strategischen und taktischen Waffen, Weltraummacht sowie Vetomacht im UN-Sicherheitsrat und umfasst mit seinem Territorium den gesamten Norden Eurasiens, vom Pazifik bis zum Baltikum.
Die nach der Auflösung des Warschauer Paktes zunächst in den Hintergrund getretenen Spannungen zwischen Russland und der NATO sind im Zusammenhang mit Bestrebungen der NATO zur Aufnahme der Ukraine und Georgiens sowie nach der Eingliederung der Krim in den russischen Staatsverband und mit dem Syrienkonflikt wieder aufgelebt. Im Zusammenhang mit dem Angriff auf die Ukraine sehen sich Polen und die baltischen Staaten, Schweden und Finnland von Russland militärisch bedroht. Die Bedrohung der baltischen Staaten ist wegen ihrer exponierten geografischen Lage und wegen ihrer teils starken russischen Minderheiten ernst.
Im Zusammenhang mit dem Syrienkonflikt ist das niemals erloschene Interesse Russlands an der Passage von Bosporus und Dardanellen erneut in den Vordergrund getreten. Russland hat das NATO-Mitglied Türkei durch Abmachungen mit dem Iran und durch – nach Assad gefährdeter – Stationierung von Land-, See- und Luftstreitkräften in Syrien militärisch eingekreist. Die Türkei hat darauf zunächst mit Konflikt reagiert, dann aber auf punktuelle Zusammenarbeit und Rüstungskooperation umgesteuert.
Russland arbeitet militärisch mit China zusammen, mit dem es wiederholt gemeinsame Manöver zur See und an Land durchgeführt hat.
Von außerhalb Europas kann das expandierende China mit seinen Nuklearwaffen jeden Punkt der Erde erreichen. Seine vorläufig etwa 2,5 Millionen Soldaten starken konventionellen Streitkräfte verfügen mittelfristig über vergleichsweise unerschöpfliche Reserven und können angesichts wachsender Transportkapazität jeden Staat der Erde bedrohen.
b) Erörterung
Die Fähigkeit Europas und seiner Staaten, ihre Interessen durchzusetzen, hängt von ihrem militärischen Potenzial ab. Europa muß daher seine atomaren und konventionellen militärischen Kräfte, orientiert am eigenen Interesse, entwickeln, ausstatten und gemeinsam innerhalb der NATO oder eines nachfolgenden Militärpaktes in einer unabhängigen europäischen Säule führen. Der Umfang und die Qualität der europäischen militärischen Kräfte muß dabei, zusammen mit den verbündeten Kräften, an den chinesischen Kräften Maß nehmen. Dies deshalb, weil die Vorbereitung eines Angriffs jederzeit im Weltnetz erfolgen und umgehend mit Raketenkräften aufgenommen werden kann. Um den Längengrad des Bug, das heißt das lateinische Europa zu erreichen, muß China sich fast nur auf dem Territorium eines Staates, des verbündeten Russlands, bewegen. China kann demnach militärisch als benachbart gelten.
Die Neuordnung muß mit der atomaren Rüstung beginnen. Ein Ende der atomaren Rüstungsspirale ist nicht abzusehen, insbesondere weil ein Ende der Weiterentwicklung der beteiligten Technologien und Fähigkeiten nicht abzusehen ist und die Zahl der Atommächte zunimmt. Trotz vereinzelter Maßnahmen kontrollierter Abrüstung und Geldmangels war bisher eine Verzögerung oder gar ein Stillstand der Weiterentwicklung nicht zu verzeichnen.
Präsident Kennedy hat die entstandene apokalyptische Dauersituation am 25. September 1961 vor der UNO wie folgt charakterisiert: „Heute muß jeder Bewohner unseres Planeten auf den Tag gefaßt sein, da dieser nicht mehr bewohnbar ist. Jeder Mann, jede Frau, jedes Kind lebt unter einem nuklearen Damoklesschwert, das am dünnsten aller Fäden hängt, der jeden Augenblick durch einen Zufall, eine Fehlkalkulation oder Wahnsinnstat zerschnitten werden kann.“
Wir wissen daß wir wenigstens dreimal an der Katastrophe vorbeigeschrammt sind. In zwei Fällen hat, dem Vernehmen nach, eine befehlswidrige Entscheidung, in einem weiteren Fall die Spionage gerettet.
Die atomare Rüstungsspirale ist sowohl in der Aufwärtsbewegung, als auch in der Abwärtsbewegung risikobehaftet, weil sich aus einem auch nur vorrübergehenden, tatsächlichen oder auch nur vermuteten Rüstungsvorsprung ein Anreiz zu einem Erstschlag ergeben kann. Wenn dem so ist, kann nur die Wahl der Abwärtsspirale rational und damit verantwortbar sein. Um dies zu erreichen bedarf es struktureller Neuorientierung.
Eine autonome europäische atomare Rüstung sollte sich auf die Zweitschlagfähigkeit konzentrieren. Um dieses Konzept wirtschaftlich tragfähig zu gestalten, bedarf es der zusammengefaßten finanziellen Ressourcen von Deutschland und Frankreich. Bei aller technisch bedingten Überschneidung der Fähigkeiten von Erst- und Zweitschlag ergeben sich gleichwohl bedeutende Unterschiede. Die Zweitschlagfähigkeit setzt besonders auf die weite Dislozierung der Sprengkörper, auf die Raketentechnologie, die Aufklärungs- und Steuerungstechnologie, auf Abfangraketen und Nachrichtendienste.
Europa sollte außerdem auf die Stationierung von Atomwaffen im Weltraum, die die Vorwarnzeiten praktisch auf null reduzieren, verzichten, weil sie den Gegner veranlassen kann, unvermeidbar störanfällige automatische Systeme über den Einsatz entscheiden zu lassen. Statt- dessen muß in Europa die Entscheidung in der Verantwortung menschlicher Befehlshaber bleiben. Das damit verbundene Risiko wird durch die Verminderung der Gefahr verhängnisvoller technischer Pannen aufgewogen.
Der über Europa gespannte amerikanische atomare Schirm ist durch eine deutsch/französische, periodisch wechselnd kommandierte europäische Atommacht zu ersetzen. Die Trägersysteme werden durch die Stationierungsstaaten beschafft und einsatzbereit gehalten. Letzteres gilt auch für weitere europäische Staaten, die mit der atomaren Bewaffnung Deutschlands und Frankreichs vertraglich verbunden sind.
Ein eigener europäischer atomarer Schirm ist unverzichtbar. Atomwaffen werden nur bei existenzieller Bedrohung des eigenen Territoriums und im letzten Augenblick einer Auseinandersetzung eingesetzt. Die Vorstellung, die USA würden europäische Staaten mit strategischen Atomwaffen gegen eine andere atomar gerüstete Weltmacht verteidigen, ist lächerlich. Vorstellbar ist aber ein auch mit taktischen Atomwaffen geführter Stellvertreterkrieg auf europäischem Boden. Für einen solchen Fall hatte die NATO zur Zeit des kalten Krieges in der DDR 500 Ziele vorgesehen. Die Angriffe wären wohl von der Bundesluftwaffe ausgeführt worden. Damit ist der Charakter der politisch nach wie vor gewollten deutschen atomaren Teilhabe beschrieben. In dem laufenden russisch/amerikanischen Stellvertreterkrieg in der Ukraine ist eine solche Entwicklung nicht ausgeschlossen. Europa kann eine glaubwürdige und damit wirksame atomare Abschreckung nur mit eigenen strategischen Atomwaffen sicherstellen. Damit koppelt sich Europa zugleich von überseeischen Interessen und dem damit gegebenen Konfliktpotential ab.
Eine Teilhabe Deutschlands am Kommando über europäischen Atomwaffen ist im Übrigen nicht nur hinsichtlich strategischer Waffen unverzichtbar sondern gerade auch hinsichtlich taktischer Waffen, weil diese ohne deutsche Teilhabe am Kommando gegen den Willen Deutschlands in Deutschland eingesetzt werden könnten.
Zur Bildung einer gemeinsamen deutsch/französischen Atommacht bedarf es einer Änderungskündigung des Atomwaffensperrvertrages und des Zwei-plus- Vier-Vertrages.
Konventionelle Streitkräfte, mit Ausnahme der zur Sicherung der atomaren Sprengköpfe erforderlichen gemischtnationalen Truppen, bleiben nationale Verbände auf Basis der allgemeinen Wehrpflicht. Die allgemeine Wehrpflicht verhindert, daß aus der Bundeswehr eine mit Ausländern verstärkte, im internationalen Einsatz unter fremdem Kommando stehende Polizeitruppe wird, die wegen ihrer speziellen Ausrüstung und Ausbildung für die Landesverteidigung ungeeignet ist. Verfassungspolitisch verhindert die allgemeine Wehrpflicht die Einsatzfähigkeit als Bürgerkriegsarmee. Die allgemeine Wehrpflicht ist außerdem erforderlich, um über ausreichend und ausreichend qualifizierten Nachwuchs und über ausreichende Reserven zu verfügen.
Die für die deutschen Verteidigungsanstrengungen nachhaltig erforderlichen finanziellen Mittel können zumindest anteilig durch eine schrittweise Reduzierung der Transferleistungen in der EU, eine Minimierung der Unterorganisationen der EU und die durch eine Reform ermöglichte Aufgabenreduzierung der EU beschafft werden. In Deutschland kann ein nennenswertes Potential durch eine Entlastung der Sozialsysteme von migrationsbedingten Ausgaben aktiviert werden.
Der europäische atomare Schirm ermöglicht eine Reform der NATO. Die NATO sollte sich in Zukunft symmetrisch um den Atlantik gruppieren, mit einem in europäischer Hand befindlichen Hauptquartier in Europa, einem nordamerikanischen Hauptquartier in den USA oder Kanada und dem Ziel, den Nordatlantik offen zu halten. Der Unterzeichnung des reformierten NATO-Vertrages sollte eine Kündigung des gegenwärtigen Vertrages vorangehen, insbesondere auch, um bisherige Mitgliedstaaten in einen Gürtel neutraler Staaten zwischen dem lateinischen Europa und Russland und die Türkei entlassen zu können.
Eine autonome europäische Verteidigung entlastet die künftig im Pazifik, bei der Sicherung des Panamakanals und ihres arktischen Vorfeldes zunehmend stärker geforderten USA und eröffnet den Weg für eine europäische Partnerschaft mit Russland auf Augenhöhe. Russland ist nicht nur die nächstgelegene Großmacht, sondern auch die Vormacht des dem westlichen Kulturkreis nahe verwandten orthodoxen Kulturkreises und der natürliche Partner, wenn es darum geht, die muslimischen Staaten sowohl vom Islamismus als auch von einem Abdriften in das chinesische Lager abzuhalten. Diese Gefahr ist nach dem Sieg der Taliban in Afghanistan und wegen der bevormundenden Politik des Westens im Orient, auch auf der arabischen Halbinsel, gestiegen. Trotz der Verfolgung von Muslimen in China ist zu befürchten, daß China die Zahl der von ihm finanziell abhängigen und dadurch gegen den Westen zu instrumentalisierenden muslimischen Staaten noch vergrößern kann. Dies gilt insbesondere auch für Mittelasien.
Der Westen sollte daher alles daransetzen, um Russland von der Seite Chinas zu lösen. Mittelasien, wo das chinesische Seidenstraßenprojekt in Konkurrenz zur russisch geführten Eurasischen Wirtschaftsunion steht, kann dabei der Ansatzpunkt für eine Neuorientierung nach Europa sein. Hinzu kommt das russische Interesse an der freien Durchfahrt durch den Bosporus, die für Russland allerdings erst als gesichert gelten kann, wenn die Türkei aus der NATO und die Staaten des griechischen Europas auf dem Südbalkan aus der NATO und der EU ausgeschieden sind. Russland kann außerdem eine Lösung von China erst erwägen, wenn nach einer Reform der NATO eine autonome europäische Säule in der NATO besteht und amerikanische Truppen Europa verlassen haben.
Der mit der Reform der NATO-Struktur zu verbindende Verzicht der USA auf die Gestaltung der militärischen Verhältnisse auf dem europäischen Kontinent und der Verzicht der Ukraine auf eine NATO-Mitgliedschaft und sonstige militärische Bindung des Landes an den Westen, (wozu auch eine EU-Mitgliedschaft jedenfalls solange zählt, wie auch die EU ein Militärbündnis ist), ermöglichen einen Interessenausgleichs mit Russland. Damit eröffnet sich zugleich der Weg und die Notwendigkeit einer Neuausrichtung der Türkei- und Balkanpolitik.
Istanbul liegt im Zentrum der durch den Islam verbundenen Krisenregionen des Balkans, Mittelasiens, des Zweistromlandes und Nordafrikas. Dabei wird die Türkei von neo-osmanischen und pantürkischen Vorstellungen geleitet, die sie neben China zum Rivalen Russland in Mittelasien macht.
Russland sieht sich durch den Gürtel muslimischer Turkstaaten mit Kontakten zur Türkei und zu muslimisch geprägten Gebieten in der russischen Föderation in seiner Südflanke potentiell bedroht. Es muß daher bestrebt sein, den aus Georgien und Armenien bestehenden nicht-muslimischen Riegel zwischen der Türkei und dem Kaspischen Meer zu festigen. Daraus erklärt sich der heftige russische Widerstand gegen gebietsfremde Einflüsse durch eine NATO- und EU-Mitgliedschaft Georgiens und die bisherige russische Unterstützung Armeniens einerseits und, andererseits, die militärische türkische Unterstützung Aserbeidschans im Krieg um Bergkarabach sowie die türkische Forderung nach einem Straßen- und Schienenweg von der Türkei bis zum Kaspischen Meer.
Die Türkei ist der muslimische Brückenkopf am Rande Europas. Die bisherige Erfahrung mit der Türkei innerhalb der NATO, die anhaltende militärische Besetzung Nordzyperns, der Konflikt um Öl und Gas im östlichen Mittelmeer, das türkische Doppelspiel im Zusammenhang mit dem IS und den Kurden, die Zuführung von Waffen in die Konflikte um Bergkarabach und nach Libyen, die rücksichtslose türkische Erpressungspolitik im Zusammenhang mit der muslimischen Massenmigration und bei dem NATO-Beitritt Schwedens, die Instrumentalisierung türkischer Minderheiten in Europa im nationalen türkischen Interesse, der Ausbau des muslimischen Einflusses auf dem Balkan und die Wirkungslosigkeit der europäischen Anpassungshilfe für die von den Völkern Europas abgelehnte EU-Mitgliedschaft legen ein Ausscheiden der Türkei aus der NATO nahe.
Es liegt allerdings im gemeinsamen Interesse von Russland und des lateinischen Europas, enge wirtschaftliche und militärische Beziehungen zur Türkei zu unterhalten, um den Zugang zur muslimischen Welt offen zu halten und den chinesischen Einfluß zu minimieren. Die Türkei hat den ersten Schritt auf Russland zu und von der NATO weg mit dem Abschluß von Rüstungsgeschäften mit Russland bereits getan.
Die Bedeutung der Kontrolle des Bosporus und die Sicherung der militärischen Südflanke der NATO gegen Russland auf türkischem Territorium sowie in Rumänien und Bulgarien verlieren in dem Maße an Bedeutung, wie es gelingt, Russland militärisch in eine europäische militärische Struktur einzubeziehen.
c) Maßnahmen
Europa sollte den atomaren Schirm innerhalb der NATO selbst übernehmen, sich dabei auf die Zweitschlagfähigkeit konzentrieren, ständig bemüht sein, die atomare Abrüstung voran zu bringen und das Entstehen neuer Atommächte zu verhindern. Auf jeden Fall sollte es auf eine Stationierung von Atomwaffen im Weltraum und auf automatische Reaktionssysteme zugunsten von Entscheidungen durch menschliche Befehlshaber verzichten.
In Frankreich, Großbritannien und den USA sollten politische Partner gesucht werden, von denen zu erwarten ist, daß sie von den Vorteilen einer Übernahme der Verteidigung Europas durch die Europäer und der Nützlichkeit eines europäischen Militärbündnisses mit Russland auch für die USA überzeugt werden können. Politische Kräfte in der Türkei, die ihr Land in einer Brückenfunktion zum westlichen und griechischen Kulturkreis sehen, sollten unterstützt werden. Die Logik der Brückenfunktion verlangt militärische Neutralität, Abstand zur EU und den Verzicht auf die neoosmanischen Landnahmen in Europa, sowie deren Reduzierung. Die Mitgliedschaft in der NATO und die Option auf die Mitgliedschaft in der EU sollte durch eine privilegierte Zusammenarbeit auf wirtschaftlichem und militärischem Gebiet ersetzt werden.
Diskussionen sind immer gut, weil sie das Denken schärfen. Was mir auffällt, das ist, dass der Schreiber tief in der NATO-Sprache verwurzelt ist. Europa wird immer als Westeuropa gedacht. Der Osten wird einmal erwähnt, aber es gibt auch die Schweiz oder Island. Wichtiger ist mir der Verweis auf Gunnar Heinsohn, der auf die lagfristigen Auswirkungen der Demographie verwiesen hat. Warum also „Europa“ nuklear aufrüsten, wenn es muslimische Regierungen geben wird? Russland sah sich immer als Verteidiger der Christenheit und nimmt Westeuropa nicht mehr ernst. Das verbindet übrigens Putin und Trump bei allen Gegensätzen.
Ich stimme Ihnen zu, insbesondere die letzten beiden Sätze sind richtig und wichtig.
Kaum jemand kennt die Bedeutung des russischen Staatswappen, des Doppeladlers und des Heiligen Georgs, dem Drachentöter.
Als ich vom geheimnisvollen Autor erfuhr, dass Russland die Türkei „eingekreist“ hat, weil es in Syrien zwei Stützpunkte (ein Hafenpier und einen Teil eines Militärflugplatzes) besitzt, habe ich aufgehört zu lesen.
Weder glaube ich an einen Angriff irgendeines Landes, dessen Führung und Bevölkerung bis 3 zählen können (damit sind China und Rußland raus), noch daß „Europa“ irgendetwas in die eigene Hand nehmen kann (vgl. den – wie immer – peinlichen Zerknall einer restdeutschen Trägerrakete in Norwegen).
Eine Wehrpflicht führt automatisch zu einer Neger- und Araben-, also gesichert fremden Söldnerarmee unter dem Kommando eines womöglich salafistischen Emirs, weil demografisch harte Fakten zählen. Aus dem Dreiklang griechisch/lateinisch/islamisch sind die ersten beiden samt ihres christlichen Glaubens nämlich schon rausgefallen.
Das hört sich alles an wie erzkonservative bonnrepublikanische Träume, leider bereits überholt.
Ich stimme zu. Die Argumentation des Autors ist aber nicht nur demografisch überholt, sondern auch auf taktischer und strategischer Ebene von gestern. Die Russen haben mit der Einführung von Kinschal, Zirkon und Oreschnik die strategische Balance nachhaltig zu Ungunsten der USA verschoben. Das veröffentlichte Video der Einschläge der pincers in Dneprpetrowsk war dazu geeignet die Impactgeschwindigkeit grob abzuschätzen. Leider waren in besagtem Video keine RGB Daten verfügbar. Dies hätte die Abschätzung eines Spektrums ermöglicht und den Geschwindigkeitsbereich weiter eingegrenzt. Kolportiert wird eine Masse pro pincer von 250kg bei Impact mit Mach 10. Man stelle sich den Awangard mit 2500kg und Mach 15@Impact vor und errechne die kinetische Energie in TNT Äquivalent. Die Kernwaffen könnten sich also als die mittelalterlichen Burgen unseres Zeitalters herausstellen. So wie das mit den CBG’s bereits geschehen ist. Das ist auch der wesentliche Grund für die Amerikaner mit Russland zu verhandeln. Trump will das dann als persönlichen Erfolg verkaufen und merkt aufgrund seines Narzissmus nicht das er von Putin am Nasenring durch die Manege gezogen wird.
Ich neige dazu die Propaganda beider Seiten an den Änderungen des Frontverlaufs zu messen. Es kann natürlich noch passieren, daß eine Dynamik ensteht, wenn Selensky so weitermacht.
Es ist schon beeindruckend, dass sich so viele, trotz dritter Neuverfilmung von „Im Westen nichts Neues“, von den Propaganda-Wochenschauen, egal von welcher Seite, beeindrucken lassen.
Aber mal im Ernst, kann man an den „Änderungen des Frontverlaufs“, die jeden Hobby-Couch-Strategen enttäuschen, die Stärke oder Schwäche der Kriegsparteien ablesen?
Ich behaupte: Nein! Jedenfalls nicht direkt.
Die eine Seite hat bereits alle Ressourcen eingesetzt und nur noch eine Option, die NATO wird direkte statt indirekte Kriegspartei. Jeder Mensch mit Schulbildung weiß, was das bedeutet.
Die andere Seite hat Zeit und ist an einer langfristigen, möglichst endgültigen Lösung des Problems (keine NATO in der Ukraine) interessiert, nicht an einem schnellen Ende.
Wenn die Amerikaner der Ukraine ihre Unterstützung versagen würden, was sie natürlich nicht machen, sie drohen nur damit, wäre der Krieg in kürzester Zeit beendet.
EU-Europa hat nichts zu melden, weil es nur wenig hat und nichts kann.
Teilweise falsch teilweise richtig. Die Russen wollen keine NATO MEHR in der Ukraine! Lesen Sie die NYT?
Herr Prabel! Bitte lesen Sie die Klassiker…. von Clausewitz, Moltke d.Ä. usw. Es geht im Krieg nicht um die Eroberung von Territorien. Krieg ist die Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln. Das Ziel des Krieges besteht also darin dem politischen Gegner seinen Willen aufzuzwingen. Zu oktoyieren. Um dieses Ziel zu erreichen muss die gegnerische Streitmacht vernichtet werden. Dann erst wird der Gegner die politischen Forderungen akzeptieren. Die Territorien kommen dann hinterher ganz von allein. Zweitens: Russland rückt nur deswegen nicht im großen Stil vor, weil Verteidigung preiswerter ist als Angriff. In Personal und Material! Drittens war der Krieg der USA gegen Russland, durch ukrainische Hände ausgeführt, für die USA verloren nachdem Kissinger Xi besuchte, um abzuklären wie sich China im Falle eines Eingriffs de jure seitens der NATO verhalten würde. Xi’s Antwort ist überliefert wie folgt: Dann gnade euch allen Gott! Viertens: Der Irrwisch aus Mar a Lago sprach von trilateralen Abrüstungsgesprächen mit Russland und China im nuklearen Bereich. Die lapidare Antwort des fünften chinesischen Stellvertreters in diesen Fragen war: NEIN! Fünftens: Warum wollen die USA plötzlich nuklear abrüsten? Sie selbst waren es die ABM und INF kündigten. Weil sie glauben den Rückstand innerhalb weniger Jahre aufholen zu können und weil sie kaufkraftparitätisch im Oktober 2023 einen historisch interessanten Punkt überschritten hatten: Sie zahlen mehr Zinsen als sie Geld fürs Militär ausgeben. Was das bedeutet kann jeder selbst abgreifen.
Das Problem ist, dass es in Frankreich, England und Deutschland eine politische Führungsschicht gibt, die nach wie vor glaubt, das einzige was sie tun müsste wäre, der US amerikanischen Führungsschicht brav zu folgen. Perfektes Beispiel war Hr. Habeck, mit seiner Aussage:…dienende Rolle…..“.
Jetzt ist die amerikanische Führungsschicht kaputt gegangen. Trump als neuer Führer hat aber noch nicht zu Hause aufgeräumt, so dass unsere europäischen Politiker momentan glauben, sie müssten nur durchhalten und dann käme nach Trump die gute alte Zeit zurück. Der Kapitän ist zwar von Bord, aber er wird wieder kommen. Das Glauben sie, und die Frage ist, ob sie Recht haben oder nicht.
So lange sie das aber glauben, denken sie nicht über neue Konstrukte nach. Der Großteil der Bevölkerung bleibt auch im alten Denken behaftet, und denkt: Wenn uns der Russe angreift, dann wird uns Amerika retten.
D.h. die Frage ist, ob das Prinzip: Durchhalten bis Trump weg ist irgendwie zu beseitigen ist oder es sich als richtig erweisen wird.
Vae Victis.
In D gibt es keine „Führung“, solange dieses Land nicht souverän ist
( Das ist nicht von mir, das hat Herr SCHBLE dem Bundestag gesagt. Steht ja auch so im Grundgesetz )
schin mal darüber nachgedacht, dass es in der Ukraine gar nicht um die gegen Russland geht, sondern USofA gegen Westeuropa?!
Und das das Imperium gar kein Interesse daran hat, den Krieg zu beenden oder gar zu gewinnen?
Nicht auszudenken, jetzt, wo man sich an diese Profite gewöhnt hat, wenn diese ausblieben….
Vae victis.
Gute, alte Zeiten haben die Angewohnheit, nicht wieder zurückzukommen, ebenso wie tote Pferde nicht wieder lebendig werden. Die „Gläubigen“ haben also Unrecht und müssen sich neu sortieren.
Das Hauptproblem in Deutschland ist, das Artikel 146 GG nie umgesetzt wurde. Anders ist Ihre Reaktion nicht einzurordnen. Der Schicklgrubersohn ist den Angelsachsen in Dünkirchen auf den Leim gegangen, die Einwohner der gebrauchten Bundesländer tun dies heute wieder (nur nicht in Dünkirchen). Der neueste Botschafter des Staates 404 – so die demokratische Bezeichnung der Ukraine – in London, hat das unmissverständlich ausgedrückt: Artikel 5 hat es nie gegeben!
Die amerikanische Führungsschicht ist nicht über Nacht kaputtgegangen. Defacto war sie seit Eisenhowers Zeiten nie up to date. Die USA versuchen ihre Interessen wahrzunehmen ohne zu erkennen, das sie sich in einer Art Implosionszustand befinden. Lisa Franchetti ist Journalistin. Carsten Breuer ist Lehrer.
Suchen Sie selbst nach der Anzahl von MINT Absolventen im Offizierskorps der USA. Die Zahlen sind erschreckend. Und weil die das sind wird heute in der Statistik „Management“ hinzugefügt.
Sie können auch wahrscheinlichkeitstheoretische Überlegungen anstellen. Mir käme da z.B. das Ziehen einer Kugel aus einer Urne in den Sinn. Ohne Zurücklegen. Man kann diesen Versuch m.H. der hypergeometrischen Verteilung mathematisch modellieren. Für den Fall eine Kinschal oder dessen große Schwester – die Zirkon – abzufangen müssen Sie n-mal ziehen bis Sie weiß gezogen haben. Weiß stellt den Abfang der Bedrohung dar. Der widerspenstige Exponent – n – muss dann m.H. des ungeliebten Logarithmus berechnet werden. Und der fällt für den Fall, das das Argument kleiner eins ist, sehr schnell gegen -infinity.
Sind Sie noch da?
Wenn n größer 16..20 ist, das ist die Anzahl der vorrätigen Raketen des Aegis Systems offshore pro Träger, hat blau verloren und rot gewonnen. Was Sie dann noch benötigen ist die Abfangwahrscheinlichkeit pro Schuss.
Weil die US Rüstungskonzerne aber gern viele Waffen verkaufen wollen – zu extrem gerechtfertigten Preisen – wird die Abfangwahrscheinlichkeit pro Schuss minimiert und damit der Profit maximiert.
Die Realität wird nicht besser: Um die momentan einsatzbereiten Träger von Aegis nachzuladen, müssen diese eine Hafen anlaufen. Geht nicht auf See. Toll oder?
Früher war die Zukunft auch besser!
Nachtrag wg. Le Pen: wir spüren (auch in Rumänien, sehr vermutlich), wer offenbar in „Europa“ die (wenn auch kurzen) Hosen an hat. Der Gegner (wenn man einen will) ist nicht im Osten zu finden, ganz im Gegenteil.
Die Bonner deutsch-frz. Freundschaft ist perdu.
Vielen Dank zunächst für die Veröffentlichung. Ich kann der Analyse folgen und halte sie für zutreffend und auch weitgehend aktuell.
„Der Westen sollte daher alles daransetzen, um Russland von der Seite Chinas zu lösen.“
So sehe ich das auch. Und in Anbetracht der geopolitischen Wende der USA sollte Deutschland sich zuvorderst für eine Annäherung an Russland einsetzen. Das wird schwierig genug, weil es auf den Widerstand unserer westlichen, östlichen und nördlichen Nachbarn stößt. Die europäische Krankheit seit über 100 Jahren.
Diskutabel wäre aus meiner Sicht zunächst die Priorisierung der politischen Ziele.
Da bin ich ganz beim Grendier, solange sich Trump nicht nachhaltig durchgesetzt hat kann kein europäischer Politikwechsel gelingen. Und, solange ist westeuropäische Wehrfähigkeit eher schädlich. Ich will unter gar keinen Umständen, dass Merz, Macron oder Starmer das Kommando über Atomwaffen hat.
P.s.: im Übrigen tippe ich beim Autor nicht auf Bonner Abstammung. Dafür denkt er zu nüchtern. Eher das Gegenteil 🙂
Kleine, keineswegs beruhigende Ergänzung:
Der Kernphysiker Walter Ruegg hat für die Schweizer Armee betr. Kernwaffeneinsatzfolgen und Radioaktivität im Allgemeinen gearbeitet. Ein echter Fachmann. Wer da mal nüchtern informiert werden will, dem ist dieser Vortrag empfohlen (über 1h):
https://youtu.be/HKb3LuZ8e60?feature=shared