Deutsche Interessen in Afrika

Nach den Ausführungen eines anonymen Experten zu internationalen Organisationen, China, dem Europa der Vaterländer und Migration folgen wir ihm heute auf den schwarzen Kontinient. Ich publiziere diese Ausarbeitungen, weil ich außenpolitische Bildung und geopolitisches Denken in Deutschland vermisse.

a) Sachverhalt

 Afrika teilt sich religiös in einen animistischen, seit der europäischen Kolonisation christlich überformten und in einen muslimischen Teil. Aus der Zeit vor dem europäischen Kolonialismus gibt es im Norden und Osten Afrikas eine alte religiöse Ausrichtung nach Arabien und seit der europäischen Kolonisation außerhalb der muslimischen Gebiete eine religiöse Gemeinsamkeit mit dem traditionellen Christentum in Europa. Die Grenze zwischen beiden Teilen ist konfliktreich.  

Die Ostküste Afrikas stand vor dem Auftritt der Europäer unter dem Einfluss des arabischen und indischen Handels, insbesondere des Sklavenhandels.  Die Westküste gelangte erst mit der Eröffnung neuer Seewege durch die Europäer in den Fokus europäischer Handelsinteressen und dann, zusammen mit fast ganz Afrika, unter europäische Kolonialherrschaft. Das Entstehen zweier großer historischer Einflusszonen entspricht den geografischen Gegebenheiten, die in Ostafrika den Arabern (in neuerer Zeit China) und in Westafrika den Europäern die kürzeren Seewege boten und bieten.

Die nachkoloniale Entwicklung Afrikas südlich der Sahara ist durch hohe Fertilitätsraten und den anhaltenden Tribalismus, der die Bildung von Staatsvölkern verhindert sowie Finanzprobleme stark belastet. Die Zunahme der Bevölkerung übersteigt vielerorts anhaltend die Zuwächse des Sozialprodukts.

Afrika verfügt über umfangreiche Vorkommen an Bodenschätzen, auf die neben den Europäern insbesondere China, die USA und Russland zugreifen.

In den Schlußdokumenten der Weltkonferenz gegen Rassismus 2001 in Durban wurden Sklaverei und Sklavenhandel (über den Atlantik, die Sahara und den Indischen Ozean) als Verbrechen gegen die Menschlichkeit anerkannt, nicht aber der Kolonialismus,

Afrikanische und karibische Staats- und Regierungschefs haben sich auf der „Wiedergut-machungskonferenz“ von Accra im November 2023 auf eine an Europa gerichtete Forderung geeinigt, wonach Europa ein förmliches Schuldeingeständnis wegen des atlantischen Sklavenhandels schuldet. Außerdem wurde die Einrichtung eines Globalen Wiedergutmachungsfonds angekündigt, in den alle europäische Staaten einzahlen sollen, die am atlantischen Sklavenhandel und dem europäischen Kolonialismus in Afrika beteiligt waren.

b) Erörterung

Geopolitisch ist Afrika Teil der Globalisierung, in der die Staaten der Welt die Rahmenbedingungen ihres Zusammenlebens für die Zukunft entwickeln. Den Weg in diese unter dem Gebot der Subsidiarität stehenden Zukunft muß jeder Staat selbst finden.

Die bisherige, offiziell altruistisch orientierte, Entwicklungshilfe hat sich als unwirksam und in der Mittelverwendung unkontrollierbar erwiesen. Im November 1999 wurde daher die Partnership in Statistics for Development in the 21st Century (Paris21) gegründet. Paris21 soll die statistischen Kapazitäten ausbauen, um zuverlässige Daten in die Entscheidungsfindung (und Kontrolle) einbauen zu können. Deutschland ist im Vorstand von Paris21 vertreten.

Die Planlosigkeit der deutschen Entwicklungshilfe läßt sich beispielhaft an den Hilfen für einige afrikanische Staaten verdeutlichen.

In Malawi gibt Deutschland mehr als 57 Millionen Euro aus, um 65000 bedürftige Haushalte mittels regelmäßiger Geldtransferleistungen zu unterstützen. Aus diesen Mitteln soll parallel auch der Aufbau eines Management-Informationssystems und einer adäquaten Auszahlungsstruktur bestritten werden.

Die Republik Senegal erhält 242 Millionen Euro z. B. für ein Programm zur Förderung der Energieeffizienz, zur Förderung erneuerbarer Energien oder zur Förderung kleinster, kleiner und mittlerer Unternehmen.

Sambia erhält 140 Millionen Euro für die Befähigung zum Klimaschutz und nachhaltiger Stromversorgung.

Mosambik erhält 290 Millionen, mit deren Hilfe Investoren ermutigt werden sollen, in erneuerbare Energien zu investieren. Außerdem soll die berufliche Bildung gefördert werden.

Die Entwicklungshilfe im bisherigen Verständnis ist daher zu beenden und durch eine Politik zu ersetzen, die der Verfolgung nationaler deutscher Interessen in Afrika dient. Das nationale Interesse verlangt grundsätzlich für eine Leistung eine Gegenleistung.

Deutschland hat in Afrika über die allgemeinen Interessen innerhalb einer globalisierten Welt hinaus ein besonderes Interesse an freien Verkehrswegen im Mittelmeer und im Roten Meer, an Rohstoffen und an der Eindämmung der Einwanderung in unsere Sozialsysteme.

Dies bedeutet, daß wir unsere Beziehungen zu den afrikanischen Anrainern des Mittelmeeres und, wegen des Suezkanals, zu den Küstenstaaten des Roten Meeres besonders im Auge behalten müssen.

Im Handel, besonders bei der Versorgung mit Rohstoffen, befindet sich Deutschland in scharfer Konkurrenz mit China und den USA, aber auch mit Russland und Staaten der EU.  In dieser Konkurrenz kann Deutschland nur bestehen, wenn es die eigenen Mittel auf die für die eigenen Interessen wichtigste Region Afrikas konzentriert und dort die Erfolgsaussichten durch hohen Mitteleinsatz bei wenigen strategisch wichtigen Infrastrukturprojekten optimiert.

Besondere Aufmerksamkeit muß Deutschland daher den Staaten südlich der Sahara und westlich des Sudan und der Zentralafrikanischen Republik widmen. Dies sind 17 von 54 Staaten Afrikas, die von Europa aus über den Golf von Guinea auf vergleichsweise kurzem Seeweg erreichbar sind und, soweit sie im Binnenland liegen, über kurze Landverbindungen zu Häfen verfügen. Vierzehn dieser Staaten hatten sich in der Westafrikanischen Wirtschafts-gemeinschaft (ECOWAS) zusammengeschlossen. Guinea, Mali, Burkina Faso und Niger sind nach Militärputschen ausgetreten. Sitz der ECOWAS ist die Hauptstadt Nigerias, Abuja. Nigeria stellt etwa die Hälfte der Bevölkerung der ECOWAS. Die Staaten nördlich des Golfs von Guinea kämpfen, wie die meisten Staaten in Afrika, mit hohen Fertilitätsraten, Tribalismus und Finanzproblemen. Darüber hinaus sind sie durch Konflikte belastet, die sich im Sahel an der geografischen Grenze des Islam entzünden. Die Staaten sind rohstoffreich und Quellgebiet der Migration nach Europa. 

Der stärkste Konkurrent um Rohstoffe ist China. Beispielsweise hat die China National Petroleum Corporation (CNPC) sowohl im Tschad, als auch in Niger Rechte an Ölvorkommen im Tschadseebecken erworben. Chinesische Unternehmen haben sich in Nigeria vertraglich Rechte an den Ölvorkommen am Tschadsee und im Nigerdelta gesichert, bauen Raffinerien und in Kamerun eine Pipeline zum Transport von Öl aus Niger und dem Tschad an die Küste. Darüber hinaus sind chinesische Unternehmen an Ölvorkommen in der Zentralafrikanischen Republik, Mali, Mauretanien und Algerien beteiligt.

Die Rohstoffe nördlich des Golfs von Guinea sind für China nur auf weiten Umwegen über See erreichbar Es plant daher die Errichtung eines Infrastrukturkorridors von Ostafrika durch den Sahel nach Westafrika. China kann dann den Bezug von Rohstoffen über Land in Häfen nach Ostafrika lenken, wo es mit seiner Flottenbasis in Dschibuti für die erforderliche Sicherheit sorgen kann. Neben Frankreich, Deutschland, Russland und den USA hatte/hat auch China Truppen im Sahel.

Das chinesische Geschäftsmodell sieht, wie oben bereits dargelegt, bei der Errichtung von Infrastruktur, selbst bei schlechter Bonität, Kredite für die beauftragenden Staaten vor. Die Baumaßnahmen werden von chinesischen Firmen mit chinesischem Personal ausgeführt. Damit fließt der Großteil der Erlöse aus Krediten umgehend nach China zurück. Den Afrikanern verbleiben die Schulden, die zugleich den politischen Einfluß Chinas in der Region sichern. Das Chinesisch-Afrikanische Kooperationsforum (FOCAC) organisiert den Dialog mit afrikanischen Ländern. Peking hat sich mit mehr als 2500 Soldaten an Friedensmissionen der UN in Afrika beteiligt.

Die Schwäche des chinesischen Modells ist die mangelnde Einbindung von einheimischen Führungs- und Arbeitskräften und die anhaltende politische Abhängigkeit der Afrikaner infolge der Verschuldung gegenüber China.

China ist ebenso wenig wie die USA ein geografischer Nachbar von Afrika, wohl aber Europa und damit auch Deutschland. Weder Deutschland, noch Europa insgesamt, kann daher Afrika raumfernen Kräften überlassen.

 Die gebotene Fokussierung der deutschen Interessen auf Staaten nördlich des Golfes von Guinea schließt das Interesse an politisch stabilen Verbindungen zu den Staaten ein. Frankreich, das seine Atomkraftwerke mit Uran aus Niger betreibt, hat versucht, seine Interessen durch die militärische und wirtschaftliche Unterstützung ihm genehmer afrikanischer Regierungen durchzusetzen. Unvermeidbar hat es sich dabei die innenpolitischen Gegner der Regierungen zum potenziellen Feind gemacht. Angesichts der häufigen Regierungswechsel in Afrika mußte diese Vorgehensweise, für die Neokolonialismus die angemessene Bezeichnung ist, scheitern.

Das Gleiche gilt potenziell für das Geschäftsmodell russischer Söldner, die sich einheimischen Potentaten andienen und sich mit Beteiligungen an der Förderung von Rohstoffen bezahlen lassen. Das Modell ist so lange erfolgreich, wie die Söldner ihren afrikanischen Partnern die Macht gegen Umsturzversuche sichern können. Danach fällt es in sich zusammen und mit ihm der russische Einfluß.

Als Konsequenz muß sich Deutschland, will es seine Interessen nachhaltig wahren, aus den inneren Konflikten der Partnerstaaten heraushalten und grundsätzlich mit jedem Regime kooperieren.

Die Massenmigration entspricht der Interessenlage der Regierungen in Afrika, weil sie den innenpolitischen Druck ableitet, der durch hohe Fertilitätsraten und Jugendarbeitslosigkeit nachhaltig ansteigt.

Die Fertilitätsrate wird in Afrika in absehbarer Zeit nicht zurückgehen. Dem Rückgang stehen kulturell verankerte Einstellungen entgegen, die in möglichst zahlreicher Nachkommenschaft einen nicht zu hinterfragenden Reichtum sehen. Hinzu kommt, mangels effektiver öffentlicher Systeme der Altersversorgung, die Altersabsicherung durch Nachkommen.

Die durchlässigen Außengrenzen der EU und der deutsche Sozialstaat eröffnen Zuwanderungsräume mit sicheren Einkommen für beruflich unqualifizierte Migranten und zugleich, bei leichtem Zugang zur Staatsbürgerschaft, politischen Einfluß im Zielland. Die Abwanderung junger Männer, verbunden mit der Option des Familiennachzugs, vermindert in den Heimatländern den innenpolitischen Problemdruck. Und die Unterstützungszahlungen an zurückgebliebene Familienmitglieder leisten einen spürbaren Beitrag zum Sozialprodukt des Heimatstaates. Afrikanische Politiker sind deshalb an der Massenmigration interessiert und verweigern konsequent die Rücknahme ihrer emigrierten Staatsbürger.

Erster Schritt zur Eindämmung der Migration ist daher eine lückenlose Überwachung der EU-Außengrenzen und der deutschen Außengrenze, begleitet von einer Reform der Rechtslage auf nationaler, europäischer und internationaler Ebene. Erst dann ist auf dem Gebiet der Massenmigration mit einer konstruktiven Zusammenarbeit mit afrikanischen Politikern zu rechnen.

Angesichts der bereits fest etablierten Position Chinas und anderer Mächte kann die deutsche Afrikapolitik erfolgreich nur sein, wenn sie Lücken füllt, die die Konkurrenten offenlassen und wenn sie langfristig angelegt ist. Kern der Afrikapolitik sollte daher die Bildung und Ausbildung vorzugsweise von Remigranten vor Ort sein. Ein Schwerpunkt ist dabei auf Studien technischer und naturwissenschaftlicher Fächer zu legen und in handwerklichen Berufen auf solche, die zur Beschäftigung in parallel entstehenden Betrieben mit mehrheitlich deutschem Kapital führen.

Die Förderung solcher Betriebe aus Mitteln der Entwicklungshilfe in Form von Zuschüssen und Bürgschaften ist an die Einstellung von Remigranten und Betriebsrenten zu binden.

So empfiehlt es sich, statt flächendeckender finanzieller Hilfe und Ausbildungsangeboten in Europa, Ausbilder für ein breites Angebot in Schwerpunktstaaten Afrikas zur Verfügung zu stellen. Die Abwanderung afrikanischer Fachleute ist durch die Verweigerung der Aufnahme in Europa zu unterbinden.

Deutschland kann so in Ländern nördlich des Golfes von Guinea zur Verminderung der Jugendarbeitslosigkeit beitragen. Damit kann zugleich qualifiziertes einheimisches Personal im industrienahen Handwerk herangebildet werden, das für deutsche Projekte in Afrika benötigt wird und als Türöffner für deutschen Export wirkt. Deutschland erhält nach Rückkehr der Ausbilder sprach- und landeskundiges Personal mit dauerhaften persönlichen Verbindungen zum Einsatzland. Zugleich leistet Deutschland damit einen Beitrag zur politischen Stabilisation. Eine nachwachsende Generation, die ihre politischen Vorbilder in Europa und eine Zukunft im Land hat, wird weniger geneigt sein, sich Aufstandsbewegungen anzuschließen.  

Da sich bei steigendem Wohlstand, insbesondere aber mit der Gleichstellung von Frauen in Bildung und Beruf, die demographischen Gegebenheiten verändern, wäre bei einer konsequenten beruflichen Bildung von Frauen auch die allmähliche Senkung der Fertilitätsrate zu erwarten.

Das Verhältnis der afrikanischen Staaten zu Europa und damit auch Deutschlands leidet allerdings unter den emotionalen Nachwirkungen des Kolonialismus und des atlantischen Sklavenhandels sowie der kolonialen Befreiungskriege. Letztere beflügelte die Überzeugung, daß dem Kolonialismus unterworfene Völker erst dann befreit sind, wenn sie die Kolonialisten mit Gewalt verdrängt und beschädigt und deren Kultur abgeschüttelt haben. Dies sei erforderlich gewesen und noch erforderlich, um zu erreichen, daß die dem Kolonialismus unterworfenen Völker die Freiheit aus der eigenen Hand erlangen und nicht aus der Hand der Kolonialmächte. Nur so könnten selbstbewußte Nationen entstehen. Die herrschenden Eliten nicht weniger afrikanischen Staaten stehen in der Tradition linker, mit der Sowjetunion verbündeter Unabhängigkeitsbewegungen (ANC in Südafrika, ZANU PF in Simbabwe, SWAPO in Namibia, FRELIMO in Mosambik). Hinzu kommt in jüngster Zeit die in den USA entwickelte aggressiv rassistische Kritische Weißseinstheorie.

Die Wiedergutmachungskonferenz vom November 2023 in Accra läßt die in Afrika weit verbreitete antiwestliche Grundbefindlichkeit erkennen.

Die Konferenz darf sich bei der Durchsetzung ihrer Forderungen der Unterstützung einer Mehrheit der UN-Vollversammlung sicher sein. Gleiches gilt für die Haltung Chinas und der anderen BRICS-Staaten.

Will man deutsche Interessen erfolgreich durchsetzen, muß man dieser Stimmung entgegentreten. Deutschland hat dabei nicht nur in Afrika Überzeugungsarbeit zu leisten. Das historische Wissen über die innerafrikanische Sklaverei, den atlantischen Sklavenhandel und die Kolonialzeit ist auch in Deutschland gering. In dieser Grauzone wuchert in Deutschland eine schuldverliebte Bereitschaft, Forderungen aus Afrika ohne nähere Überprüfung der diesen zugrunde liegenden Erzählungen nachzugeben.  

Deutschland muß darauf bestehen, daß mit dem Tod der historisch handelnden Personen die Historisierung des atlantischen Sklavenhandels und der Kolonialzeit eingetreten ist. Ab der Historisierung gibt es keine lebenden Schuldigen und auch keine lebenden persönlichen Opfer mehr. Das vom Präsidenten von Ghana gegenüber den heute lebenden Europäern formulierte, auf die Anerkennung einer europäischen Kollektivschuld abzielende Verlangen ist daher zurückzuweisen.

Die deutsche Beteiligung an der afrikanischen Sklaverei war ein nur kurzzeitiger und vergleichsweise geringer Sklavenhandel der Großen Kurfürsten, der seine Sklaven von afrikanischen Händlern bezog.

Es ist zutreffend, daß andere europäische Mächte über mehrere Jahrhunderte die vorgefundene Sklaverei in Westafrika durch ihre Nachfrage nach Sklaven erheblich ausgeweitet und die afrikanische Sklaverei auf Amerika ausgedehnt haben. Und es ist auch zutreffend, daß die von christlichen Gruppierungen erhobene Forderung, die Sklaverei zu verbieten, über lange Zeit erfolglos war. Aber ab dem siebzehnten Jahrhundert setzte sich das Verbot der Sklaverei schrittweise durch. Den europäischen Kolonialmächten, insbesondere Großbritannien und Frankreich gelang es, den Sklavenhandel und die Sklaverei im Verlauf des 19. Jahrhunderts abzuschaffen. Sie bemühten sich zunächst durch den Einsatz ihrer Flotten den Handel auszutrocknen. Gestützt auf ihre Macht als Kolonialmächte haben sie dann, gegen den Widerstand auch afrikanischer Eliten, nach und nach die Sklavenjagd und damit die Quelle sowohl des Sklavenhandels, als auch der innerafrikanischen Sklaverei beseitigt. Mauretanien hat die Sklaverei erst im 20. Jahrhundert (1980) abgeschafft.

Afrikanische Historiker weisen immer wieder darauf hin, daß die ursprünglichen afrikanischen Gesellschaften keine Versklavung im Sinne einer Herabwürdigung von Personen zum Gegenstand kannten. Die ursprünglichen Formen von Knechtschaft seien in Afrika eher mit der Leibeigenschaft vergleichbar. Dies kann jedoch bei der Bewertung des atlantischen Sklavenhandels dahinstehen, da die Europäer bei ihrer Ankunft in Afrika auf die Folgen der arabischen Sklavenjagd und des arabischen Sklavenhandels stießen. Die Araber hatten sich mit dem System der Versklavung Ungläubiger von Nordafrika durch die Sahara kommend und von Ostafrika nach Süden vorstoßend in Afrika fast flächendeckend durchgesetzt, indem sie einen Stamm nach dem anderen entweder zu Sklaven oder zu Sklavenjägern und Sklavenlieferanten machten.

Die Nachfahren der Opfer des atlantischen Sklavenhandels sind heute Staatsbürger der USA, karibischer Staaten und von Staaten Lateinamerikas. Afrikanischen Staaten fehlt folglich die Legimitation zur Geltendmachung von Forderungen im Namen der Nachfahren von Opfern des atlantischen Sklavenhandels und hinsichtlich der als Sklaven von Afrikanern in Afrika verbliebenen Personen fehlt jede europäische Beteiligung.

Bis in die Gegenwart nachwirkende, durch den atlantischen Sklavenhandel und den Kolonialismus verursachte Schäden gibt es nicht. Historische Schäden sind durch überholende Entwicklungen längst kompensiert. Dies ist in den USA, der Karibik und in Brasilien an den großen, die Zahl der als Sklaven verschleppten Personen deutlich übersteigenden Populationen mit afrikanischen Wurzeln und den ihnen in ihrer Heimat offen stehenden Positionen klar zu erkennen. Dieser Sachverhalt unterscheidet sich scharf von der arabischen Sklaverei. In muslimischen Staaten nördlich der Sahara gibt es keine nennenswerte Population von Nachfahren afrikanischer Sklaven.

Der europäische Kolonialismus ist keine Ausnahmeerscheinung. Alle Völker Afrikas waren, wie alle anderen Völker der Erde stets bestrebt, ihren Siedlungsraum zu erweitern. Nur ein verschwindend kleiner Teil der gegenwärtig bestehenden Populationen ist in menschenleere Gebiete eingewandert und hat sein Territorium ohne Gewaltanwendung erlangt. In Afrika ist die gewaltsame Verdrängung alsbald  nach dem Rückzug der europäischen Kolonialmächte  mit Macht zurückgekehrt, wie die Vorgänge in Ruanda und an der blutenden Grenze des Islam belegen.

Fast alle gegenwärtig in Lateinamerika, Nordamerika, Australien und Neuseeland bestehenden Staaten sind durch Kolonialismus entstanden. Die Träger der Vorgängerkulturen wurden dort, soweit sie sich der überlegenen Zivilisation der Siedler nicht anschlossen, abgedrängt und politisch marginalisiert. Im Gegensatz zu den genannten Weltgegenden blieb die Zahl der europäischen Zuwanderer in Afrika infolge des Klimas weit hinter der ansässigen afrikanischen Population zurück. Die Kolonialmächte haben daher Afrika mit der von Europa ausgehenden Moderne vertraut gemacht, Verkehrs- und Verwaltungssprachen eingeführt, eine öffentliche Infrastruktur, eine funktionierende Verwaltung und Justiz etabliert sowie zusammen mit den Einheimischen ein auskömmliches Sozialprodukt erwirtschaftet, ohne die ansässige Bevölkerung zu verdrängen.

Es ist abwegig, den Kolonialismus, der an der Wiege vieler bestehender Staaten stand, als schadenersatzpflichtige Ausnahmeerscheinung zu betrachten. Der europäische Kolonialismus in Afrika bewegte sich im Rahmen der historischen Erfahrung aller Kontinente und des damaligen Völkerrechts.

Die Europäer teilen nicht nur mit Nordafrika seit der Antike eine gemeinsame, wenn auch konfliktreiche, Geschichte sondern stehen insbesondere Afrika südlich der Sahara kulturell nahe. Eine Verbesserung der Beziehungen sollte daher möglich sein. Dies wird nachhaltig allerdings nur zusammen mit einer selbstkritischen Darstellung des atlantischen Sklavenhandels und einer realistischen Einordnung des europäischen Kolonialismus durch die Afrikaner möglich sein.

In den Kolonien des Deutschen Reiches gab es keine von der Kolonialmacht ausgehende Sklaverei, wohl aber noch eine versteckte, schwer zu fassende einheimische.

Deutschland wird bis in die Gegenwart mit Schadensersatzforderungen wegen des Kolonialkrieges gegen die Herero (und Nama konfrontiert. Dies beruht im Wesentlichen auf der Behauptung, die Schutztruppe in Deutsch-Südwest habe die aufständischen Herero in die Omaheke-Wüste getrieben und versucht, sie durch das Versperren von Wasserlöchern auszurotten. Der Deutsche Bundestag hat hierauf gestützt den Krieg gegen die Herero als Völkermord anerkannt.

Dies ist durch das historische Geschehen nicht gedeckt. Die am Waterberg kämpfenden Herero haben im Zuge der Schlacht, statt zu kapitulieren, entschieden, sich der Einkreisung durch die Flucht in die weitgehend wasserlose Omaheke-Wüste zu entziehen. Versuche der Schutztruppe die in Richtung Betchuanaland Flüchtenden durch Nachdringen zu stellen, scheiterten. Der Zug der Herero hatte die am Wege liegenden Wasserstellen ausgeschöpft, sodaß ein Nachdringen nicht möglich war. Dies versperrte aber auch den Herero selbst den Rückweg. Der Oberhäuptling der Herero, Maharero, hatte durch die Anordnung, südafrikanische und britische Farmen zu schonen, diese Rückzugsmöglichkeit offengehalten. Das später ausgesprochene Verbot einer Rückkehr, verbunden mit der Aufforderung an alle Herero, Deutsch-Südwest zu verlassen, schließt auf deutscher Seite den Vernichtungswillen und damit die Qualifikation als Völkermord aus.  Maharero erreichte mit 1175 Herero Betchuanaland. Große Teile der in die Omaheke Geflüchteten waren in der Wüste durch Durst und Hunger umgekommen.

Den Stämmen der Herero und Nama gehören heute 120 000 bzw. 100 000 und damit deutlich mehr Personen an, als vor dem Hererokrieg. Sie bilden aber, wie zur Zeit von Deutsch- Südwest, eine deutliche Minderheit gegenüber den am Aufstand nicht beteiligten und heute staatstragenden Ovambo (SVAPO).  

c) Maßnahmen

Die Migration durch Wirtschaftsflüchtlinge ist durch eine lückenlose Kontrolle der EU-Außengrenzen und der nationalen Außengrenzen zu unterbinden.

Das nationale und internationale, die Migration und das politische Asyl regelnde Recht ist zu reformieren.

Deutschland sollte die Arbeitslosigkeit in afrikanischen Staaten mit Schwerpunkt in Staaten nördlich des Golfes von Guinea in Zusammenarbeit mit örtlichen Organisationen durch den Ausbau von beruflichen Bildungseinrichtungen bekämpft und bei dem Aufbau einer öffentlichen Altersversorgung behilflich sein. Die Entwicklungshilfe ist auf Ausbildung im Lande umzustellen. Die bisherige weitgehend unwirksame Entwicklungshilfe mittels gegenleistungsfreier Transferleistungen ist zu beenden.

Beitragsbild von Bernd Zeller. Indianer geben der Außenministerin die Beutel mit den Glaskugeln zurück.