Bau- und Planungskapazitäten stampft man nicht aus dem Boden
Als ich 1991 Geschäftsführer in einem hessischen Ingenieurbüro wurde, gab es ein partnerschaftliches Verhältnis zwischen der Straßenbauverwaltung und den Ingeniuerbüros. Ziel der Verwaltung war es niemanden von den fähigen Auftragnehmern verhungern zu lassen, die Fachleute durchzufüttern. Das war in den 90ern nicht schwer, da im Osten sehr viel neu gebaut wurde. Aber schon Ende der 90er Jahre ging die Zahl der Bauvorhaben zurück und es begann eine Durststrecke. Unter letzterer litten auch die Brückenbauer. Einige renommierte Firmen sind vom Markt genommen worden, andere haben sich gesundgeschrumpft.
Inzwischen sind viele Bauleute und Ingenieure Rentner geworden, und der Nachwuchs hat das nicht ausgeglichen. So kam man durch Kapazitätsrückgang über die letzten Jahre. Nun will der „liebe Friedrich“ nach eigenem Bekunden in Gedenken an Mao tse Tung den großen Sprung starten und die Infrastruktur binnen zehn Jahren auf Vordermann bringen.
Das geht aber nicht von heute auf morgen, weil die Bau- und Planungsbetriebe erst mal aufrüsten müssen. Es handelt sich um Spezialkenntnisse, die in der Breite verlorengegangen sind und neu erworben werden müssen, meistens durch Ausbildung. Auch die Bauverwaltungen müssen verstärkt werden, um mehr Bauten durchzubringen. Von Null auf Hundert schafft man sich Qualitätsprobleme, sowohl in der Planung wie in der Ausführung. Es muß alles organisch wachsen. Weder die Fachleute noch die Ausrüstung sind heutzutage billig. Alles muß erwirtschaftet werden.
Im Wintersemester 2023/2024 waren 57.351 Studenten für ein Studium im Bereich Bauingenieurwesen/ Ingenieurbau an deutschen Hochschulen eingeschrieben, das waren knapp 2 % aller Studenten. Damit ist die Zahl innerhalb dieser Fachrichtung seit 2019 kontinuierlich gesunken.
Zum Vergleich: 310.000 Studenten waren auf Geisteswissenschaften eingeschrieben, 117.000 für Rechtswissenschaft, 238.000 für BWL, 101.000 für meist brotlose Kunst. Es steht mit dem Ingenieurnachwuchs nicht zum besten. In der Politik und bei den NGOs kann man ganz ohne Ausbildung mehr verdienen. Ich nenne mal keine Namen, jeder weiß ja inzwischen, wer die Knaller sind.
Die Zahl der Auszubildenden in der Bauwirtschaft lag Ende 2024 bei knapp über 36.000 – ein Rückgang von über 60 % im Vergleich zu 1995. Hier zeigt sich die Katastrophe der ausufernden Akademisierung.
Ich selbst bekomme immer noch einen Baubetrieb oder einen Handwerker ran, aber nur weil in der Gegend jeder weiß, daß ich himmelblau bin. Die Bauverwaltungen dagegen haben Schwierigkeiten Angebote zu erhalten. Vielen Bauleuten sind die Ausschreibungen zu aufwändig geworden, da zu viel abgefragt wird, was nicht dazugehört. Da war kürzlich eine Ausschreibung, wo verlangt wurde, daß die Autos der ausführenden Fa. klimaneutral sind. Ich habe die Vergabestelle gefragt, wer das auf Baustelle kontrolliert, wenn es soweit ist. Schulterzucken. „Das geht sich aus“, sagt man in Wien.
Ich denke die Amateure Merz und Klingbeil haben zu wenig Ahnung, wie die Bauwirtschaft so drauf ist. Die denken, daß sie auf ein Knöpfchen drücken, und dann springt alles. Pustekuchen! Eile mit Weile.
Grüße an den Inlandsgeheimdienst:
Wir kehren froh von junger Flur zurück,
Ein Vogel krächzt; was krächzt er? Mißgeschick.
Von Aberglauben früh und spat umgarnt:
Es eignet sich, es zeigt sich an, es warnt.
Und so verschüchtert, stehen wir allein.
Die Pforte knarrt, und niemand kommt herein.
(Geh. Rath v. Goethe)
Beitragsbild: Prabel
So sieht’s aus.
Allerdings bauen die Chinesen im Ausland auch gut, schnell und vergleichsweise günstig.
Doch dazu wird sich hierzulande niemand herablassen, eher lässt man alles noch mehr verkommen.
So, wie man z.B. offensichtlich über jede unbesetzte Lehrerstelle froh ist, die nicht bezahlt werden muß, anstatt immer noch motivierte Seiteneinsteiger einzustellen. Gleichzeitig wird aber medial gejammert über den Personalmangel.
Wie sagte kürzlich Prof. Steffen Marx aus Dresden im TV (den ich übrigens persönlich kenne):
„Da, wo wir vor Jahren einen Akten-Ordner auf dem Tisch hatten, füllen wir für die gleiche Sache heute ein Regal – ohne jeglichen Qualitätsgewinn.“
Deutschland ist weder personell noch materiell auch nur annähernd in der Lage, mit der gebotenen Eile und Qualität die aus dem Nichts gezauberten Billionen von Euro in nützliche und qualitätsvolle Werte umzusetzen – sei es nun z.B. beim Bau von Schulen oder dem notwendigen Betrieb von Schulen.
Das Ergebnis dieser vor notwendigen Strukturreformen verteilten Kohle wird nichts anderes sein als drastische Preiserhöhungen in allen Branchen – danach ist die Kohle weg für deutlich weniger Leistung.
Ähnliches haben wir schon vor Jahren beim Glasfaserausbau gesehen, der mit damals weit weniger, aber im Grunde ausreichenden Mitteln gesponsort wurde.
Die Unternehmen sahen, welche Kohle im Topf ist – und zack war die alle bereits nach den Tiefbaumaßnahmen.
Die Leute haben heutzutage durchaus berechtigt viel Angst – aus verschiedenen Gründen.
Ich zum Beispiel befürchte das sinnfreie großdeutsche Säbelrasseln in Richtung Russland.
Aber der größte Fehler in altbundesdeutscher Manier ist, Reformen mit dem seit 20 Jahren immer gleichen Politpersonal durchführen zu wollen, noch dazu, ohne vorher dringend notwendige Strukturreformen ala Trump / Musk zur Trockenlegung des administrativen Sumpfs durchgeführt zu haben.
Wie neulich eine Studie von Bertelsmann zeigte, dass von den ca. 10 Mrd. € jährlich für Bürgergeld 2/3 in der Verwaltung versickern und 1/3 für die Betroffenen übrigbleibt. Selbst das umgekehrte Verhältnis wäre schon über dem nachvollziehbaren Limit.
In diesem Sinne – nicht ärgern, nicht wundern, einfach nur zuschauen.
Mal sehen, wie lange die Halbwertszeit des neuen Egon Krentz ist.
Nebeneffekt, daß zum Sieg über Rußland null personelle / materielle Möglichkeiten bestehen. Deutsche Atombomben zB. 🙂
Politische Prozesse laufen seit geraumer Zeit international derart schnell ab, dass die deutsche und europäische Trägheitsoase in naher Zukunft davon einfach überrollt werden wird – mit ungeahnten Folgen.
Die politische Großdeponie für unfähige Politiker in Brüssel wird in Zukunft nicht mehr ausreichen – der Entsorgungsbedarf in Europa ist hoch. Neuerdings weicht man schon nach NewYork aus.
Ich gehöre zu den geburtenstarken Jahrgängen. Da gab es seinerzeit eine massive Konkurrenz, um eine Anstellung zu finden, v.a. wenn die Wirtschaft nicht so gut lief. Das Ingeniursstudium selbst war stressig, wenn man das zügig und mit halbwegs guten Noten durchziehen wollte. Man musste sich selbst drum kümmern, um mitzukommen. Das hat einen geprägt. Ich habe meine Zweifel, ob alle Studenten eines Ingenieursfachs heutzutage wirklich geeignet sind, den Ingenieursberuf (so wie ich ihn gesehen habe) auszuüben. Das würde die effektive Anzahl der Ingenieursstudenten zusätzlich signifikant kleiner werden lassen.
Ingenieure – insbesondere gute – sind zu allen Phasen der Wirtschaft Mangelware, da es eben nicht nur antrainiertes Wissen braucht sondern auch die Charaktereigenschaften der Frustrationstoleranz, des geistigen Durchhaltevermögens und der Durchsetzungsfähigkeit. Die Anzahl der Absolventen durch Schnellbesohlungsanstalten zu erhöhen habe ich schon immer für fragwürdig gehalten. Jetzt haben wir den Salat: BSc und MSc Abschlüsse…. Ich will die jeweiligen Absolventen nicht erniedrigen, doch seit wann orientiert sich der Branchenprimus am Mittelmaß? Deswegen: Zurück zum Diplomingenieur!
Es ist doch zuerst einmal zu fragen, ob man bauen will, und wenn ja, was? Sie denken zu sehr an „Baut auf, baut auf…“.
Da es bald keine Steuern mehr gibt, sind die Schulden auf 10 Jahre eher als die einzigen Staatseinnahmen zu sehen (Dokter Giffey hat sich ja schon verplappert). Wie damals in Württemberg mit Joseph Süß Oppenheimer vor dem Aufkommen des „Gewerbefleißes“.
Kann dem Artikel nur zustimmen. Aber selbst für den Anschein der dümmsten Politik (aller Zeiten) gilt nach wie vor:
„In der Politik geschieht nichts zufällig. Wenn etwas geschieht, kann man sicher sein, dass es auch auf dieser Weise geplant war.“
SOWIE: „Die reine Wahrheit ist, dass der Hochfinanz die Regierung gehört, und zwar seit den Tagen von Andrew Jackson. „– Franklin D. Roosevelt (1882-1945)
Wer glaubt schon, das unselige MURKSEL habe DE, in Zeiten von Negativzinsen, kaputt gespart und strukturell größtmöglich geschädigt? Offiziell sind das alles Verschwörungstheorien und Nazi. Aber leider hat sie nicht nur das Deutschlandfähnchen angewidert entsorgt. Es war ein langer (für die Politik erfolgreicher) Weg, uns dorthin zu führen, wo wir heute stehen – am Abgrund der Dekadenz und mit beiden Beinen im endgültigem Nihilismus. Und es wäre ein wahres Wunder, wenn die beschlossene Neuverschuldung in Höhe von 1,7 Billionen (schon bald wertloser?) Euronen auch nur annähernd dort landet, wo vollmundig verkündet wurde. Was damit wirklich erreicht wird: Inflation & (vorläufige) BankenRettung – das Casino hat 24/7 geöffnet – »Rien ne va plus«, nichts geht mehr, so sagt man beim Roulette, wenn die Kugel schon rollt und die Spieler ihre Einsätze nicht mehr korrigieren dürfen. Nichts Neues unter der Sonne.
Lasst, die Ihr eintretet, alle Hoffnung fahren!“ – Inschrift auf dem Tor zur Hölle oder Überschrift vom ganzen dt. Desaster.
Herr Prabel! Sie sitzen einem Irrtum auf. Klingbeil und Merz haben nicht nur keine Ahnung vom Bauigenieurwesen, sondern auch nicht von Maschinenbau, Elektrotechnik, Energietechnik, Agrarwissenschaft, TGA ect. Wovon diese Leute Ahnung haben, ist ihre Klientel durchzufüttern. Auf Kosten der zukünftigen Generationen werden nutzlose Beamte, politische Scheinriesen, NGO’s, Bürokratenmonster, Lehrer und Consultingheinis gepampert. Northvolt legte einen Milliardenbauchklatscher hin. Glauben Sie ernsthaft, das das diese Bleistiftanspitzer nicht noch ein paar hundert mal hinbekommen? Ich denke schon das die das können. Oder mit Goethe: Ein neuer Narr-Zu neuer Pein – Wo kommt er her? Wo kam er ein? Der alte fiel – Der hat vertan – Es war ein Fass – nun ists ein Span! ….. Wer zweifelt noch an unsres Narren Witz!
Mit „Bananenrepublik“ beleidigt man die Bananen (Danisch).