Halbfertigessen ist zu teuer

Früher war ich sehr arm und weiß darum, wie man mit Geld nicht zurechtkommt. Ich verdiente damals 583,70 Mark, was an der Kotzgrenze lag. Jetzt hab ich genug Geld, um mir vieles leisten zu können, aber in meinem Alter darf man nicht mehr alles. Das Leben ist eben nie perfekt.

Alle vier Wochen fahre ich in eine große Kaufhalle. Da sieht man viel Elend. Manche Rentner stehen mit ihrem Funktelefon rum, und scannen Geheimzeichen von der Ware ein, damit sie wissen wann sie aufhören müssen. Ein Rentnerpaar steht vor dem Nudelregal und diskutiert über die billigsten Spaghetti. Im Gang mit den Tütensuppen ist Andrang. Einige Leut kaufen Schweinsfett statt Butter.

Wenn man fast eine halbe Stunde an der Kasse ansteht, hat man Zeit in die Bevásárlókocsi, die Einkaufswägen zu schauen. Da sieht man für meine Begriffe unnötigerweise gerade bei armer Kundschaft viel Halbfertigware. Und die ist teuer. Zum Beispiel Tütensuppen. Mit ein paar Nüdelchen, etwas Hühnerbrühe, einer Möhre und 5 Zentimeter Porree kann man das selbst viel billiger herstellen. Wenn man noch ein paar Kräuter auf dem Balkon hat, wirds noch leckerer. Bei uns zu Hause wird auch Topf in Topf gekocht. Wenn etwas übrig bleibt, wird der Plan so gestaltet, daß der Rest am Folgetag verbraucht wird.

Etwa 20 bis 30 % der Stromrechnung gehen auf das Kochen, das wird unterschätzt. Deshalb sind Überlegungen ratsam, effizient mit der Energie umzugehen. Zum Beispiel nehmen wir nur Eiernudeln statt al dente und mehlig kochende Kartoffeln, die schneller eßbar werden. Manchmal kann man auch die Kartoffeln und das Gemüse in einem Topf kochen, z.B. Möhren, Sellerie und ähnliche Knollen.

Die Gartennutzung vieler Leute ist nicht auf kommende Notzeiten ausgerichtet. Zu viel Zierkram, zu wenig Obst und Gemüse. Bis etwa 300 m kann man Gurken anbauen, bis 400 m Tomaten, ebenfalls bis 400 m Bohnen. Wer noch höher wohnt, kann Beerenobst ernten und Hinkel oder Huftiere halten.

Ansonsten gibt es viel leckeres Armeleuteessen. Dazu gehören Nudeln mit Tomatensoße, Grießbrei, Kartoffelpuffer, Topfennudeln, Quarkkeulchen, Jägerschnitzel, Tote Oma, Linsensuppe mit Blutwurst und vieles mehr. Leider gehts mit der Kochkunst bergab.

Die Jugend! Die will am liebsten von Donald Trump persönlich die Pommes gesotten haben. Vielleicht sollte für Mädchen in der Schule wieder Kochen gelehrt werden. Wir hatten früher in der Schule sogar noch „Nadelarbeit“. Wie man einen Flicken auf eine Hose näht oder einen Strumpf stopft. Sogar wir Jungs mußten da ran.

Ich war einmal auf einem Markt in Jericho, wo die Mauern von Posaunengetröte eingestürzt waren und Jesus auf einem Berg vom Satan versucht worden war. Die arabischen Frauen sind fit in Warenkunde. Jedes Obst und Gemüse, jedes Fleisch, jeder Fisch wird vor dem Kauf dreimal umgedreht und kritisch begutachtet. Die Händler gehen ihr Sortiment ständig akribisch durch und sortieren aus. Diese Sorgfalt vermisse ich in Germanien, außer in Rixdorf, wo früher Musike war und heute der Orient.

Grüße an den Inlandsgeheimdienst: „Alles was ich will, ist verboten, macht dick oder kostet zu viel.“ (De Höhner)