Der Konsum läuft noch, die Produktion stottert
Inzwischen liegen die Jahreszahlen für die Steuereinnahmen 2024 vor. Bevor wir uns die Zahlen auf der Zunge zergehen lassen, nehmen wir die offizielle Inflationsrate zur Kenntnis: 2,2 %
Nach der Meinung von Fachleuten liegt die wirkliche Rate etwa 1 bis 2 % höher, vor allem wegen der hedonischen Methode, aber auch wegen dem Warenkorb. Im Warenkorb sind Sachen und Leistungen, die meine Bekannten und ich seit Menschengedenken nicht genutzt haben, andererseits ist Baumaterial unterbelichtet. Mieter brauchen es ja auch nicht. Die hedonische Methode bewertet Qualitätsverbesserungen, die man nicht haben will als inflationsdämpfend. Qualitätsverschlechterungen, die sehr häufig sind, werden dagegen ignoriert.
Ich will nur mal ein Beispiel nennen: Die Freundin hatte nach etwa 20 Jahren die Brotschneidemaschine ersetzt. Den stolzen Preis lassen wir hier mal weg. Nach einem halben Jahr gab es komische Geräusche. Ich habe aufgemacht und einen massiven Grat an der Halterung der Trennscheibe gefunden, der an der Scheibe scheuerte. Das gab es beim Vorgängermodell nicht.
Die Steuereinnahmen müßten inflationsbedingt also um 3 bis 4 % steigen, ohne daß das mit Wachstum zu tun hat. Nach den Angaben des Ministeriums nahm die Industrieproduktion im Vorjahr um 3,2 % ab, der Konsum um 3 % zu.
Die Lohnsteuer ist der einzige Lichtblick. Hier sehen wir ein Plus von 5,3 %. Ursache ist die vorhergegangene Inflation, die nachträgliche Lohnsteigerungen hervorrief. Alle anderen Ertragssteuern stagnierten oder schnurrten zusammen.
Die veranlagte Einkommenssteuer stagnierte, die nicht veranlagte ging um fast 9 % zurück. Die Körperschaftssteuer reduzierte sich um 9,9 %.
Die Umsatzsteuer stieg um 2,6 %, wobei man wissen muß, daß es Tarifsteigerungen gab, per esempio in der Gastronomie. Man muß auch bedenken, daß die jedes Jahr erhöhte Luftsteuer mit Umsatzsteuer beaufschlagt wird, ohne daß wir eine Erhöhung der Wertschöpfung erkennen können. Die Zölle sanken um 8,4 %.
Insgesamt sieht es schlechter aus, als von der Nationalen Front eingeräumt. Derzeit werden solche Wachstumsbranchen wie Prostitution, Bürokratie und Rauschgifthandel ins BIP eingerechnet, was das Bild für den naiven Betrachter schönt. An den Besorgnissen von Prof. Sinn – siehe gestriger Eintrag – ist also was dran.
Grüße an den Inlandsgeheimdienst:
So will sich alle Welt zerstückeln,
Vernichtigen, was sich gebührt;
Wie soll sich da der Sinn entwickeln,
Der einzig uns zum Rechten führt?
(Geh. Rath v. Goethe)
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