Umriss einer schrecklichen Frau

Rezension von Helmut Roewer: Die Merkel-Biographie von Vera Lengsfeld

Den Namen dieses unsäglichen Wesens nicht mehr zu erwähnen, hatte ich mir fest vorgenommen.
Doch dann kam vor Tagen die Anfrage nach Besprechung der M.-Biographie, und zwar der von Vera
Lengsfeld. Nach zunächst vagem Brummen, siegte bald die Neugierde, also habe ich am Wochenende
das 200-Seiten-Buch gelesen, heute bin ich der Ansicht, dass es auch andere tun sollten.
Die nachfolgende Besprechung enthält einen Abschnitt mit der Zusammenfassung des Buch
Inhalts, einen über das, was man in dem Buch nicht suchen sollte, und schließlich ein paar
Schlussgedanken, die man nicht abwehren kann, wenn man sich noch einmal mit dieser Frau befasst.

Eins

Das Buch ist im Wesentlichen chronologisch geordnet, es enthält einen Abschnitt über den raschen
politischen Aufstieg der M. seit dem Wendegeschehen in der Noch-DDR bis zum Beginn der
Kanzlerschaft (1989-2005), einen weiteren in sich untergliederten Abschnitt über die Kanzlerjahre
und sodann einen knappen Ausklang.

Die Aufstiegsjahre der M. sind gekennzeichnet durch den Wechsel von persönlicher
Unauffälligkeit und Rücksichtslosigkeit, vor allem jenen gegenüber, die eigentlich Weggefährten
gewesen sein sollten, jetzt aber auf dem Weg nach oben im Wege stehen. In diesem Zeitabschnitt
geht es weniger um die große Politik als um Machtkampf in der CDU. Notwendiger Weise fällt dabei
der eine oder andere Blick der Autorin auf die sog. CDU-Granden, für deren Ausmalen sie nicht
sonderlich viel Druckerschwärze verbraucht, sondern dem Leser ein fahles Gesamtbild vermittelt, auf
dem sich bedeutungslose Männlein hin und her bewegen. Auf ihrem Weg nach oben stürzt Merkel
schließlich den abgewirtschafteten Helmut Kohl und verbannt die Riege der Kronprinzen auf die
Sperrsitze im Parterre. Ihr Weg nach oben führt hierbei zielgenau über das Amt des Generalsekretärs
zur Parteispitze und von da nach ein, zwei durchdachten Volten zur auf Anhieb erfolgreichen
Kanzlerkandidatur.

Die Kanzlerjahre bilden zu recht den Hauptteil der Biographie. Sie sind im Buch in die vier
Kabinette gegliedert, denen M. als Kanzlerin vorstand. Einer der Schwerpunkte, die durch die Autorin
gesetzt werden, gilt der Betrachtung der jeweiligen Koalitionäre, deren M. sich bedient, denn die
CDU bleibt während ihrer gesamten Herrschaftszeit von jeglicher absoluten Mehrheit weit entfernt.
Was hier zu lesen ist, verdient Interesse, denn aus der CDU-Vorsitzenden wird Schritt um Schritt die
beste Kanzlerin, welche die SPD je hatte, respektive die Grünen je hatten, wobei Letztere nicht ein
einziges Mal formal an den Merkel-Kabinetten beteiligt waren. Der einzige Versuch, das vor ihrem
letzten Kabinett (2017-21) zu ändern, scheitert am Ausstieg der FDP aus den Koalitionsgesprächen.
Die CDU ist in den M.-Jahren auf einen Akklamations- und Karrierebeschaffungs-Verein reduziert
worden. Sie wurde, wie die gängige Floskel lautet, inhaltlich entkernt. Lengsfeld schildert, dass dies
vorsätzlich geschah, und sie nennt Namen derer, die bei diesem Tun kalt entsorgt wurden, weil sie
sich dem zu widersetzen drohten. Die CDU als herrschende Kraft weit unter die 30 Prozent gedrückt
zu haben, ist M.s Werk. Die Partei war und ist ihr fremd, manche bezweifeln sogar, ob sie eigentlich
je wirksam Mitglied wurde.

Erwägungen dieser Art sollten allerdings nicht davon ablenken, wo Lengsfeld den Akzent ihrer
Schilderung sieht. Es sind die in die Chronologie eingefügten Cluster der politischen
Fehlentscheidungen der M.-Herrschaft. Der Reihe nach: Der Ausstieg aus der deutschen
Finanzhoheit, die Zertrümmerung der Bundeswehr, der Ausstieg aus der Atom-Industrie mit dem
Rattenschwanz der Zerstörung einer geordneten Energieversorgung und des Industriestandorts
Deutschland sowie schließlich die unbeschränkte Grenzöffnung mit all den Folgen, die aufzuzählen
ich mir hier erspare. Und schlussendlich, fast hätte ich es zu erwähnen vergessen: das Corona
Desaster, in welchem M. das gesamte Volk für ihr unseliges, durch nichts zu begründendes Tun in
Haftung nahm.

Lengsfeld lässt keinen Zweifel aufkommen: All das war das Werk der Angela M. Persönlich ihr
Werk. Sie schildert M. als intelligente, kalt planende Person, die sich sehr wohl über die Folgen ihres
Tuns im Klaren war. Dieser Teil von Lengsfelds Ausführungen wird gestützt von etlichen nunmehr
greifbaren Gegenstimmen, die es sehr wohl auch gab, die aber beiseite gefegt wurden, als die
Entscheidungen anstanden. Dieses Beiseitefegen war nicht nur Machtwahn, sondern die bewusste
und gewollte Beseitigung des demokratischen Rechtsstaats. Rechtsbruch als Herrschaftsmethode.
Wir behalten das für die weitere Erörterung im Hinterkopf, denn die Folgen dieses Tuns halten heute
noch an, und sie haben Schule gemacht.

Zwei

Die Autorin und die von ihr Portraitierte sind Zeitgenossen, vielleicht sogar Weggenossen. Sie kennen
einander seit dem wilden DDR-Jahr 1989/90. Beide stiegen in die große Politik ein, liefen auf engem
Raum einander immer wieder über den Weg, die Autorin schließlich nach Wechsel der
Parteizugehörigkeit als Bundestagsabgeordnete der CDU.

Bei solcher Vita der Autorin hätte man vielleicht eher auf Anekdotisches als das streng
Distanzierte des tatsächlichen Textes spekuliert. Doch nichts vom Ich-und-du findet man im Buch.
Oder doch besser: fast nichts davon, so dass die raren Ausnahmen umso stärker ins Auge stechen.

Beispiel:
Bei einem Bundestagswahlkampf weigerte sich die Portraitierte, auf Plakaten gemeinsam mit
den örtlichen Wahlkreiskandidaten abgebildet zu werden. Lengsfeld hielt sich nicht an solche Befehle
aus der Parteizentrale und plakatierte auf eigene Kappe eine Fotomontage der beiden Dekolletierten.
Das Plakat ging als Busen-Wahlkampf in die Geschichte der Wahlwerbung ein. Noch heute
überkommt mich leises Befremden bei der Vorstellung, dass M. sich in diesem Aufzug in der
eleganten neuen Oper zu Oslo zeigte. Ich liege deshalb vermutlich nicht falsch, im Verhältnis der
Damen einen Hang zur Boshaftigkeit anzunehmen.

Dieser Schlenker sollte aber nicht davon ablenken, dass das übrige Buch persönlich gefärbte
Bemerkungen eher meidet. Auch spielen Herkunft, Elternhaus, mögliche Hinterleute, Vorlieben, Ehen
und alles sonstige Persönliche praktisch keine Rolle. Ganz im Gegenteil, Lengsfeld richtet den Fokus
allein auf die Politikerin, ihre einschlägigen Entscheidungen und ihren Hang zum Solo. Hierbei ist es
die Kälte des Tons, den Lengsfeld anschlägt, der überraschen mag. Sie lässt keinen Zweifel
aufkommen, dass M. trotz besseren Wissens einen Rechtsbruch nach dem anderen in Kauf nahm und
beging, um ihre persönliche Macht voranzutreiben und zu sichern.

Drei

Damit sind wir bei der Frage angelangt: Was sagt uns dieses Buch zum Jetzt-Zeitpunkt? Es ist ein
Plädoyer, bei den anstehenden Bundestagswahl-Entscheidungen zu bedenken, wer denn a)
Deutschland in die heutige Misere hineingeführt hat, b) wer ihr dabei blind und gehorsam folgte und
c) wer heute wilde Versprechungen vom Gegenteil macht. a) die Unheilstifterin war M., und die
Personen b) und c) sind dieselben. Das ist die Botschaft des Buches auf einen simplen Nenner
gebracht, so wie ich es lese: es handelt hier sich um eine Riege von Männern und Frauen, denen
Deutschland und das Wohl seines Volkes völlig schnuppe ist.


©Text Helmut Roewer,