Die Stasi hat wenigstens noch gegengeprüft
Ich komme aus einem roten Spitzelstaat, meine Mutter hatte noch einen braunen Spitzelstaat erlebt und nun befinden wir uns in einem woken Spitzelstaat.
Was die Gestapo im einzelnen gemacht hat, um die Spreu vom Weizen zu trennen, kann ich nicht beurteilen. Meine Mama hatte in einem öffentlichen Verkehrsmittel eine Goebbels-Anekdote erzählt (Goebbels hatte sich bei einem Negerstamm angemeldet. Der Häutling rief: Husch-husch-husch, alle Weiber in den Busch) und wurde von der Gestapo vor Ort verwarnt.
Ich bin mal angezinkt worden und die Sache verlief auch im Sande. Offensichtlich hat die Stasi dem Denunzianten nicht geglaubt, obwohl ich als Lästerer bekannt war. Oder sie haben gedacht: Nie warto.
Dem Gelbhaar ging es schlechter. Die grüne Geheimpolizei nennt sich Ombudsstelle. Dort kann völlig anonym angezeigt werden. Die Stasi hatte ihre inoffiziellen Mitarbeiter, so daß sie wußte, woher es kam und diese Mitarbeiter drehten nicht völlig frei. Die Seriosität ihrer Auskünfte wurde immer wieder überprüft, oft wurde deshalb eine zweite Quelle angezapft. Ich will die Stasi nicht schönreden, mein letzter Chef in der Zone – ein ansonsten überzeugter Genosse – hatte eine richtige Wut auf Schild und Schwert der Partei. Aber sie war gegen Fakebehauptungen stärker gewappnet. Eine angeblich Geschädigte, die es überhaupt nicht gab – das wäre Mielke nicht passiert.
Eine zweite Peinlichkeit ist durch das unsinnige Geschlechtswechseln entstanden. Es war nur eine Frage der Zeit, bis Fräulein Liebig wieder mal was Lustiges abzieht, Ich hatte mehrmals über seine Demos in Halle berichtet.
Das war doch eine knallige Werbung für wirklich abgefahrene Aktionen!
Nun kommt er ins Frauenverließ. Da kommt mal etwas Stimmung in die Bude. Die Häftlinginnen werden sicher eine Verlängerung begehren.
Grüße an den Inlandsgeheimdienst:
Der Richter prunkt auf hohem Pfühl,
Indessen wogt in grimmigem Schwalle
Des Aufruhrs wachsendes Gewühl.
Der darf auf Schand‘ und Frevel pochen,
Der auf Mitschuldigste sich stützt,
Und: Schuldig! hörst du ausgesprochen,
Wo Unschuld nur sich selber schützt.
(Geh. Rath v. Goethe)