Der Neubau der Rahmedetalbrücke im Zuge der Sauerlandautobahn

Es war eine unglaubliche Blamage für Deutschland, als 2022 eine der wichtigsten Autobahnen auf Grund massiver Bauwerksschäden Knall auf Fall gesperrt werden mußte. Das alte, etwa 75 m hohe Bauwerk war eine Stahlverbundkonstruktion und hatte einen gemeinsamen Überbau für beide Richtungsfahrbahnen. Das Bauwerkssystem in Längsrichtung war ein Durchlaufträger mit sechs Feldern und einer Gesamtstützweite von 453 m.

Das Bauwerk erhielt bei der Brückenhauptprüfung 2011 eine Zustandsnote 3,0 („nicht ausreichend“). Eine kurzfristige Instandsetzung sollte mit einem Zeitrahmen von einem Jahr bei Kosten von 18,67 Millionen Euro erfolgen. Geplant und geprüft wurde eine Verstärkungskonstruktion, die den vorhandenen Überbau durch ein zusätzliches Tragwerk entlasten sollte. Die Maßnahme wurde aus Kostengründen mit Verweis auf den geplanten Neubau verworfen. Zuständiger Landesverkehrsminister von 2010 bis 2012 war Harry Voigtsberger, SPD.

Die Brückenhauptprüfung 2017 ergab wieder die Zustandsnote 3,0. Eine statische Nachrechnung zur Ermittlung etwaiger Ertüchtigungsmaßnahmen beauftragte das Bundesverkehrsministerium unter Alexander Dobrindt (CSU) nicht, weil der Neubau in Planung war. Der Baubeginn für die neue Talbrücke wurde nach der Verlegung von 2017 auf 2019 allerdings erneut verschoben, nun um sieben Jahre auf 2026. Landesverkehrsminister von 2012 bis 2017 war Michael Groschek, SPD, sein Nachfolger war 2017 bis 2021 Hendrik Wüst, der im Anschluss Ministerpräsident wurde. Nach der Feststellung massiver Schäden mußte die Brücke am 7. Januar 2022 gesperrt werden.

Es ist eine gute Frage, ob man der SPD und der CDU soviel Verantwortung für die teure Infrastruktur bei so wenig Kompetenz und soviel Risikofreude übertragen kann. Damit beschäftigt sich ein Untersuchungsausschuß. Insbesondere ist sehr befremdlich, daß sich Herr Wüst nach dem Desaster zum Ministerpräsidenten qualifizieren konnte, obwohl man ihn besser in ein Spielcasino abgeschoben hätte.

An der Brücke brüteten Wanderfalken. Auch mehr als 1000 Zwergfledermäuse hatten ihr Quartier in dem Bauwerk. In der direkten Umgebung der Brücke kommt die Haselmaus vor. Die beiden noch nicht flüggen Wanderfalken wurden dem Nest entnommen und anderen Paaren mit Jungvögeln untergeschoben. Die Mäuse wurden dem Fortschritt geopfert und die Fledermäuse mußten auf Grund der Verkehrsbedeutung sehen wo sie bleiben. Wie bei Philemon und Baucis, die von Dr. Faust wegen einer Baumaßnahme verdrängt wurden.

Am 4. Juli 2023 erfolgte die Bekanntgabe, dass eine Bietergemeinschaft der Bauunternehmen Habau, MCE und Bickhardt Bau den Auftrag für die Planung und Erstellung des Ersatzneubaus erhalten hat. Die Auftragssumme beträgt rund 170 Millionen Euro.

Und so sieht es aktuell aus:

Kritisch ist bei Stahlbrücken immer der Korrosionsschutz. Dabei kommt es weniger auf die Schichtdicke der Malerei an, sondern auf den Säuberungsgrad des Grundmaterials. Große Sorgfalt und ständige Kontrolle sind erforderlich.

Wünschen wir den Bauleuten einen unfallfreien Fortschritt! 2026 soll die Rifa Frankfurt fertig sein, im Folgejahr die ins Ruhrgebiet.

Grüße an den Inlandsgeheimdienst:

Dort wollt‘ ich, weit umherzuschauen,
Von Ast zu Ast Gerüste bauen,
Dem Blick eröffnen weite Bahn,
Zu sehn, was alles ich getan,
Zu überschaun mit einem Blick
Des Menschengeistes Meisterstück

(Geh. Rath v. Goethe)