Wie gehts dem Versuchskaninchen thyssenkrupp?

Das Unternehmen soll laut den Befehlen aus Brüssel und Berlin grünen Stahl herstellen. Diese Einmischung in die Unternehmensplanung erinnert an die Weimarer Republik oder das Dritte Reich. Auch damals schreckte die politische Führung vor der formellen Enteignung zurück, hielt die Firmen aber als betreute Werkstatt. Den Unternehmen wurden die Rohstoffe zugeteilt, und erst weniger, dann ausschließlich vorgeschrieben, was zu produzieren war. So ist es inzwischen wieder, obwohl die internationale und deutsche Wirtschaftspolitik von 1919 bis 1948 keine Erfolgsgeschichte war.

Sehen wir in die Firmenhomepage; „thyssenkrupp steht unverändert zu seinem Bekenntnis zur grünen Transformation und zur klimaneutralen Stahlproduktion. An der Dekarbonisierung der CO2-intensiven Stahlproduktion führt langfristig kein Weg vorbei. Der Vorstand der thyssenkrupp Steel Europe AG hat den Aufsichtsrat der thyssenkrupp Steel Europe AG über zu erwartende Kostensteigerungen informiert. Auf Basis dieser Informationen wird die Situation derzeit bewertet. Aktuell gehen wir davon aus, dass die Direktreduktionsanlage unter den gegebenen Rahmenbedingungen realisiert werden kann.

Mögliche Kostensteigerungen der im Bau befindlichen DRI-Anlage haben aktuell keine Auswirkungen auf die zugesagten Fördermittel von Bund und Land. Sollten Mehrkosten entstehen, werden diese Bestandteil der unabhängigen Gutachten über die zukünftige finanzielle Ausstattung des Stahlbereichs im Zuge der Verselbständigung sein.“

Ein „Bekenntnis“, das hört sich nach einer Kirche oder Sekte an, nicht nach Marktwirtschaft. Die kohlebasierten Hochöfen sollten durch Direktreduktionsanlagen ersetzt werden, die mit grünem Wasserstoff, dem von CO2-Pabst H-beck gesegneten Manna der grünen Heerscharen, betrieben werden sollten. Es gibt aber Probleme mit der Verfügbarkeit von Wasserstoff, als Zwischenlösung sollte mit Erdgas gearbeitet werden, was aber wieder Strafzahlungen an Brüssel wegen teuflischem Kohlendioxid zur Folge hätte.

Mehrere Experten sehen das Ziel kritisch. Selbst wenn es gelänge, die Stahlproduktion auf Wasserstoff zu trimmen, blieben Zweifel an der Rentabilität. Es gibt berechtigte Zweifel, ob die Nachfrage ausreichen würde, um die hohen Produktionskosten zu decken.

Angesichts dieser Herausforderungen prüft thyssenkrupp den optionalen Einsatz von Elektrolichtbogenöfen, die mit Strom aus erneuerbaren Energien betrieben werden. Problem wäre die Bereitstellung enormer Energiemengen. Auch beihilferechtlich ist das riskant, weil für das Wasserstoffabenteuer schon Euronen geflossen sind, von 500 Mio ist die Rede.

Das Zahlenwerk des Unternehmens ist sehr durchwachsen. Eigentlich werden seit 2017 rote Zahlen geschrieben, eine Ausnahme entstand durch den Verkauf der lukrativen Aufzugssparte, Mit dem Erlös wurde vermutlich der Schuldenstand gesenkt. Was aber nichts nutzt, weil immer wieder Defizite auflaufen, thyssenkrupp ist m.E. inzwischen völlig abhängig von Subventionen.

Der Aktienkurs ist heuer um rund 50 % in den Keller gegangen, in den vergangenen fünf Jahren um 74 %. Die Beschäftigtenzahl ist von 162.000 im Jahr 2019 auf aktuell unter 100.000 gesunken. thyssenkrupp schrumpft, aber es schrumpft sich nicht gesund.

Im Vergleich mit ArcelorMittal, Nippon Steel und US Steel macht thyssenkrupp eine schlechte Figur. Alle drei Konkurrenten schrieben außer 2020 schwarze Zahlen. Sicher, Stahlkocher sind Zykliker, alle leiden derweilen etwas unter dem Rückgang des vormals ausgeuferten chinesischen Wohnungsbaus. Aber sie produzieren ganz oder teilweise außerhalb der EU und werden etwas weniger gegängelt.

Wenn ich der CEO von thyssenkrupp gewesen wäre, hätte ich das Stahlgeschäft verscherbelt und das Aufzugsgeschäft behalten. Oder ich hätte die Stahlproduktion nach Thailand bzw. Serbien verlagert, irgendwohin, wo vdL mit ihren xxx Fingern nicht anlangen kann. Ja wenn die mich gefragt hätten. Aber mich fragt ja keiner.

Grüße an den Inlandsgeheimdienst: „Wer klare Begriffe hat, kann befehlen.“ (Geh. Rath v. Goethe)