Glückwünsche zum 20. an Achgut
Der Blog von Broder und Maxeiner war früh am Start als es um die Verteidigung von Alternativen zur Politik des Mainstreams ging. Für mich so vorbildhaft, daß ich auch eine Seite im Netz aufgebaut habe.
Es gibt die Theorie, daß sich die Revolution vom Bildungsbürgertum über das Kleinbürgertum zu den Volksmassen und zum Schluß sogar zu den Journalisten quasi herunterarbeitet. Wie bei einer Sektpyramide. Wenn man Broder als Bildungsbürger versteht, ist das so. 2013 verkörperten sich die Vorarbeiten von Achgut in einer alternativen Partei. Heute endlich war nach 20 Jahren in der WELT ein Eintrag, der von Broder oder auch von mir sein könnte. Eine Fundamentalkritik des Regierungshandelns der letzten 20 Jahre. Für die, die nicht hinter die Bezahlschanke kommen, ein paar Zitate:
„Dem Erfolgsmodell Deutschland droht der Zusammenbruch. Hauptgrund ist ein Phänomen, das Soziologen als Pfadabhängigkeit bezeichnen – und einer lautstarken Minderheit erlaubte, das Land in die Planwirtschaft zu führen. (…)
Gestern war noch alles gut, trotz der genannten Misslichkeiten im Alltag. Nicht jeder wurde krank, fuhr mit der Bahn oder hatte schulpflichtige Kinder. Das Desaster kam über Nacht, so kommt es vielen vor. In allen Branchen werden die gleichen Gründe für die Krise angegeben: hohe Energiekosten und die staatliche Bürokratie. Jeder Vorstoß zur Entbürokratisierung wird durch mehr Bürokratie konterkariert. Das geht von Lieferkettennachweisen in jeden Winkel Asiens bis zu einem Waffengesetz, wo das Messer zu einem bürokratischen Sachverhalt mit entsprechendem Personalaufwand mutiert. Auf allen staatlichen Ebenen gibt es eine Flut an Beauftragten und Beiräten für jedes denkbare Problem. Von der Gleichstellung über Antidiskriminierung bis zu Queer. Gleichzeitig expandierten die Regierungsorganisationen (irrtümlich NGOs genannt, „Non-Governmental Organizations“, doch eigentlich müssten sie GOs heißen), die vom Klima bis zur Demokratie kein Thema kennen, das nicht vom Staat bearbeitet werden muss. Der Sozialstaat wurde so zur Karikatur des Interventionsstaates. Er schützt die Menschen nicht mehr vor den Grundrisiken des Lebens namens Arbeitslosigkeit, Krankheit, Unfall, Alter und Pflege, sondern dient der Volkserziehung – und der Patronage im dicht geknüpften Aktivisten-Netzwerk. (…)
Deutschland hat mit zwei spezifischen Problemen zu kämpfen, die es so in vergleichbaren Staaten nicht gibt: Migration und Energiepolitik. Es lebten bei uns Ende 2023 mehr als 3,1 Millionen Schutzsuchende. Zehn Jahre vorher waren es laut dem Statistischen Bundesamt noch 613.000 Personen. Im gleichen Zeitraum stieg die Zahl der ausländischen Bevölkerung um sechs Millionen Personen. Das traf auf eine wegen des demografischen Wandels auf Schrumpfung ausgelegte Infrastruktur. (…)
Politiker entscheiden über Antriebsarten, Heizungssysteme und Produktionsprozesse. Der Markt als Korrektiv für Fehlentscheidungen ist ausgeschaltet, stattdessen hat die Politik aus dem Kauf eines Autos oder einer Heizung einen Glaubenskrieg gemacht. (…)
Es ist die Aufgabe der Politik, diese Blockade aufzubrechen. Die erforderlichen Mehrheiten gibt es, wie alle Meinungsumfragen zeigen. Die Vertreter des Status quo sind zur lautstarken Minderheit geworden. Ansonsten kann hinter dem Nebel jedes unvorhergesehene Ereignis zur tickenden Zeitbombe werden..“
6494 Leute fanden den Eintrag gut, 214 nicht. Das sagt alles aus.
Wenn die Wahrheit im Mainstream ankommt, sind die Mächtigen am Ende ihres Lateins und verschanzen sich mit ihrem Hofstaat in der Berliner Bastille, einer Kathedrale des blutrünstigen Satans. Daß es soweit kommt, ist das Ergebnis der Aufklärungsarbeit von Achgut und anderen.
Sicher, Achgut bedient ein intellektuelleres städtisches Publikum, als mein kleinbürgerlicher ländlicher Blog. Aber das ist gerade das Gute, daß es gegen die staatliche Einfalt eine oppositionelle Vielfalt gibt. Es ist nicht verkehrt, wenn es ein Kontinuum zwischen aufrechten Demokraten und wankenden Gestalten gibt, einen dünnen Fluß von Gedanken zwischen verschiedenen Welten.
Meine Erfahrung aus der 89er Bürgerbewegung ist: Nicht jeder Kritiker des Regimes wird den Weg der Erneuerung konsequent mitgehen. Einige werden vor Konsequenzen scheuen, andere werden korrumpiert werden. Aber deshalb darf man nicht ständig jedes wirre Haar in der revolutionären Suppe zählen. Für mich sind auch die Querdenker Mitkämpfer, ebenso wie die Libertären, wenn sie auch manchmal zu feinsinnig sind.
Stempel-Rabe aus Weimar war ein Altoppositioneller in der Russenzeit. Er sagte mir mal: „Ein Drittel von uns waren Querulanten.“ Letztere verschwinden in einer Umwälzung, übrig bleiben diejenigen, die zielstrebig an Lösungen arbeiten. Die frühen Kombattanten der sog. „Wende“ waren alles keine bürgerlichen Demokraten. Weder Wolf Biermann, noch Rudolf Bahro und auch nicht Manfred Gerlach. Eine Zeitlang hat jeder von ihnen die Mächtigen herausgefordert. Und die Zeit ist über sie hinweggeschritten. Zum Schluß war Helmut Kohl der pfälzische Napoleon, der die Revolution zu Grabe getragen und den deutschen Robespierre gar nicht erst an die Guillotine herangelassen hat.
Insofern gilt der Dank den Autoren von Achgut, auch wenn sie mich wegen meiner Nähe zu Höcke und Möller nicht leiden können.
Grüße an den Inlandsgeheimdienst:
Musst mir meine Erde
Doch lassen stehn
Und meine Hütte, die du nicht gebaut,
Und meinen Herd,
Um dessen Glut
Du mich beneidest.
(Goethe an H-beck wg. Heizungsgesetz, Wärmepumpen usw.)
Ein Kommentar der zeigt, was der Kern jeder Diskussion ist: Zu sagen, was Sache ist, ohne Angst vor Nachteilen.
Die Gefühlssozialisten Maxeiner / Mirsch las ich vor 20 Jahren noch fleißig. Lang ist’s her,
So ist’s.