Vorbereitung auf das Überwintern

Boris Reitschuster hat nach seinem Scharmützel mit der Bundeshetzkonferenz schon das Handtuch geworfen und ist nach Cerna Gora ausgewandert. Das Land hat den Vorteil, daß es nicht zur umstrittenen EU gehört, die Bande von Zensursula also keinen direkten Zugriff hat. André Lichtschlag berichtete gerade, daß er für die Flucht nach der Schweiz schon was vorbereitet hat. Auch PB könnte nach wenigen Tagen weiterposten.

Ich habe aber so meine Befürchtungen, daß zahlreiche Medien auf das, was kommt, unvorbereitet sind. Einige Journalisten haben ihre Blogs eingestellt, ich nenne mal keine Namen, damit die Nationale Front des demokratischen Deutschlands ihre Spezialisten für Meinungsfreiheit nicht losschickt, um irgendwelche Wohnungen zu verwüsten.

Eine Mindestvorsorge ist, die Daten an mehreren Plätzen im Ausland aufzubewahren und einen Ort vorzuhalten, wo man einen Internetzugang hat. Während das in Deutschland manchmal Jahre dauert, ist es auf dem Balkan in einer Woche erledigt.

Ich liste mal ein paar Länder auf, die nicht in der EU sind: Albanien, Serbien, Cerna Gora, die Schweiz und Mazedonien. Transnistrien halte ich für ein bißchen schwierig und abwegig.

Es gibt einige Kollegen, die sich auf die Kunst von Joachim Steinhövel oder auf ihre jüdische Herkunft verlassen, was ich für mutig halte. Man sollte noch einen Koffer im neutralen Ausland haben. Wer 1935 und 1961 den Weggang verpaßt hatte, hat das bitter bereut.

Ich erinnere mich gut an den Tag, als die Welt auseinanderbrach. Es war ein Sommervormittag wie aus dem Bilderbuch. Der Tau lag gerade noch auf den Gräsern, die Sonne begann gegen 10 Uhr zu wärmen, alle möglichen Düfte durchzogen den Garten, ich drückte mich am Zaun herum und langte nach den saftigen gelben Stachelbeeren von Nachbars Büschen („Hörnings Früheste“ mit den weichen Stacheln auf der Fruchtschale), die ihre Zweige durch den Gartenzaun streckten. Ohne sie zu waschen steckte ich sie in den Mund und saugte gierig den Saft aus den Beeren. Ich mußte etwas aufpassen, nicht entdeckt zu werden, denn der Nachbar war in der Nähe. Er war Taubenzüchter und damit beschäftigt, einen Haufen scharfen Taubenmist umzuwenden, der sich gleich hinter dem Gartenzaun befand.

Es hätte ein normaler Sommersonntag werden können, aber es war der 13. August 1961, der scheißigste Tag in der deutschen Geschichte. Der Vater befand sich noch im Wohnzimmer und hatte den Fernseher an. Vormittags fernsehen war ungewöhnlich. Als er aus dem Haus kam, fragte ich ihn ahnungslos, was er gesehen hatte. Da gings meinem sonst sehr abgeklärten und nachsichtigen Erzieher wider die Natur. Ich bekam eine so wuchtige Schelle, daß ich mich einmal um die eigene Achse drehte und die Sternchen sah.

Als er sich abgeregt hatte, fragte ich nach dem Grund. Er gab an, daß der Nachbar sich während meiner Frage in Hörweite befunden hatte. Sein Mißtrauen gegen den Nachbarn gründete sich übrigens nicht auf einen konkreten Verdacht. Es hätte ja vielleicht nur möglich seien können, daß….. Dreißig Jahre später behauptete mein Vater, daß die Stasi ihn überhaupt nie interessiert hätte.

Einige Tage später machte unser anderer Nachbar mit seiner Frau und seinen drei Kindern über die grüne Grenze. Das war bald nicht mehr möglich. Man saß 28 Jahre in der Scheiße. Das sollte einem nur einmal im Leben passieren, wenn es sich wiederholt, dann aus Blödheit.

Man muß die Fahrzeuge immer vollgetankt haben, Bankkonten in verschiedenen Ländern und die wichtigsten Dinge griffbereit. In der Ruhe liegt die Kraft.

Grüße an den Inlandsgeheimdienst: „Die Zeit ist vorüber, wo man abenteuerlich in die weite Welt rannte; durch die Bemühungen wissenschaftlicher, weislich beschreibender, künstlerisch nachbildender Weltumreiser sind wir überall bekannt genug, daß wir ungefähr wissen, was zu erwarten sei.“ (Geh. Rath v. Goethe)