Nur Blümchen sanft besing ist

So höhnte Wolf Biermann gegen den Staat. Franz Langheinrich hielt sich mit dem folgenden Poem im Metier der romantischen Naturbeschreibung auf. Das folgende Gedicht ist von 1912 oder früher.

Rauscht ihr noch ihr alten Wälder
hoch vom Rennstieg euren holden Sang?
Wiegt ihr noch durch goldne Felder
graue Dome euren Feierklang?
Und du wunderkühle Sagenquelle
liebe Saale, spiegelst du noch helle
Berg und Burg und reifen, reifen Rebenhang?

Ja. es taucht aus trauten Fluren
und es glänzt mir her vom klaren Fluß
Vaterhaus und Wanderspuren
Schlägerklang und rascher Turnergruß
Hörselberg, aufspringt die wilde Pforte
Locken wehn im Wind und Mädchenworte
und die Lippe blüht vom ersten, ersten Kuß

Jahre, die da hingezogen
eure Pulse fühl ich warm und klar
und des Lebens bunter Bogen
überspringt was jung und selig war
Volle Ernte wogt zu meinen Füßen
und ihr rauscht, den Abend mir zu grüßen
Heimatwälder, auf mein weißes Haar.

Wenn man das Gedicht einordnet, muß man berücksichtigen, daß Langheinrich der Jugendbewegung zuzuordnen ist, Die war damals Mainstream. Mehr als 90 % der sog. „Kulturschaffenden“ hingen ihr von 1890 bis 1945 an. Die Jugendbewegung hatte relativ früh einen naturschützerischen Flügel. Das war einfach eine Reaktion auf die schnelle Industrialisierung und die Verbesserung der Lebensbedingungen, z.B. durch neu gebaute Wohnungen. Viele romantische Blickbeziehungen wurden zugebaut, für Maler und Dichter ein Graus. Das obige Gedicht ist einer romantisierenden Gegenbewegung zuzuordnen. Wandervögel waren in gymnasialen Kreisen der Hit. Das Liederbuch „Zupfgeigenhansel“ enthält fast nur ähnlich gelagerte Poesie.

Man muß auch wirklich lange suchen, einen zeitgenössischen Dichter zu finden, der den Krieg nicht verklärt hat.

Die nietzscheanische Kulturrevolution hatte das Bildungsbürgertum des Spätkaiserreichs unterwandert und radikalisiert, blödsinnige Affekte vor und nach dem Ersten Weltkrieg beweisen das: „Der Krieg ist groß und wunderbar“ faselte 1914 selbst der sonst so nüchterne Max Weber, um sich wenige Wochen später wieder zu fangen. Ernst Ludwig, Großherzog von Hessen schrieb:

„Es war ein unbeschreibliches Gefühl, diese singenden jungen Männerstimmen durch die Nacht zu hören und dabei zu wissen, sie ziehen ja alle in den Tod.“

Georg Simmel erwartete das Weichen des Mammonismus zugunsten einer neuen Gemeinschaft. Friedrich Naumann, Georg Heym, Robert Musil stimmten ein. Thomas Mann litt wie so viele unter dem manischen spätkaiserzeilichen Waschzwang:

„Krieg!, Es war eine Reinigung, Befreiung, was wir empfanden, und eine ungeheure Hoffnung.“ „Was die Dichter begeisterte, war der Krieg an sich selbst, als Heimsuchung, als sittliche Not. Es war der nie erhörte, der gewaltige und schwärmerische Zusammenschluß der Nation in der Bereitschaft zur tiefsten Prüfung – einer Bereitschaft, einem Radikalismus der Entschlossenheit, wie sie die Geschichte der Völker vielleicht bisher nicht kannte. Aller innerer Haß, den der Komfort des Friedens hatte giftig werden lassen – wo war er nun?“ (…) „Wie hätte der …Soldat im Künstler nicht Gott loben sollen für den Zusammenbruch einer Friedenswelt, die er so satt, so überaus satt hatte.“

Mann bekannte sich ausdrücklich zum „Gedankendienst mit der Waffe“, um das deutsche Wesen zu verteidigen. Tausende Federkiele begannen Tinte zu schlürfen, und auf unschuldigem Papier dunkle Spuren zu hinterlassen wie der von Thomas Mann. Der Schriftsteller Rudolf Burchardt sah gar den Kampf um die Verwirklichung des deutschen Wesens und der deutschen Mission ausgebrochen. Friedrich Gundolf aus dem George-Kreis lobte, dass die Deutschen endlich ein Volk geworden seien, „das einzig wahrhaftige, echte, männliche (Gundolf hatte kein Interesse an Frauen), sachliche.“ Diese Land voller Helden habe es mit Gegnern zu tun, die voller Feigheit, Lug und Gemeinheit steckten. Gustav Sack schrieb in seinem Roman „Der verbummelte Student“:

„Käme der Krieg!…Volk gegen Volk, Land gegen Land, ein Stern nichts denn ein tobendes Gewitterfeld, eine Menschendämmerung, ein jauchzendes Vernichten-! o, ob dann nicht ein Höheres -.“

Franz Marc schrieb am 26. September 1914 an seinen ausländischen Freund Wassily Kandinsky vom Blauen Reiter:

„Der Stall des Augias, das alte Europa, konnte nur so gereinigt werden, oder gibt es einen einzigen Menschen, der diesen Krieg ungeschehen wünscht?“

Alfons Paquet deutete Anfang 1914 in seinem im „Neuen Merkur“, Heft 1 abgedruckten Aufsatz „Der Kaisergedanke“ die gewünschte Reinigungskatastrope als Flurbereinigung aus: Das Erlöschen der römischen Kaiserwürde 1806 habe einen rasenden Wettbewerb der europäischen Imperialismen ausgelöst, einen anarchischen, kostspieligen und entsittigenden Zustand, der nur durch künftige Kriege oder auf dem Wege einer großen Flurbereinigung zu lösen sein werde. In der Frankfurter Zeitung vom 27.08.1914 betonte er, dass wir bereit seien mit dem blutroten Stift eine neue Weltkarte zu zeichnen und dass Deutschland bereits den Neuen Menschen in seinem Schoß trage.

„Vielleicht ist der Gedanke der Verwaltung der Erde dieser Gedanke und gibt dem Zeitalter der Weltwirtschaft, in das wir statt mit Freudenfesten und Verbrüderungen mit blutigen Kämpfen eingetreten sind, seinen kosmischen Sinn.“

Der Nobelpreisträger Rudolf Eucken verstand den Weltkrieg als „Weltbewährungsprobe deutscher Innerlichkeit“. Die Vernichtung der deutschen Art würde die Weltgeschichte ihres tiefsten Sinnes berauben. Der jugendbewegte Paul Natorp, einer der Organisatoren des Freideutschen Jugendtages von 1913 auf dem Hohen Meißner verstand den Krieg als Aufbruch der Jugend. Der Sinn des Völkermordens sollte ein idealer sein:

„So möchte der Deutsche allerdings gerne die Welt erobern, doch nicht für sich, sondern für die Menschheit; nicht um etwas dadurch zu gewinnen, sondern um sich zu verschenken.“

Johannes R. Becher peitschte sich buchstäblich auf Biegen und Brechen durch ungelenkes verwildertes Wortgestrüpp:

O dass doch ein Brand unsre Häupter bewölb / Es rascheln gewitternd Horizonte fahlgelb / Wir horchen auf wilde Trompetdonner Stöße / Und wünschten herbei einen großen Weltkrieg. / Die Nerven gepeitschet, die Welt wird zu enge. / Laßt schlagen uns durch Gestrüpp und Gedränge!

Am 8. August schrieb der bekannte und umstrittene Publizist Maximilian Harden in seinem Periodikum „Zukunft“:

„Siegen wollen wir. Siegen müssen wir. Cecil Rhodes hat einem Splitterrichter in die Käsfratze gebrüllt: <Dieser Krieg ist gerecht, denn er nützt meinem Volk und mehrt meines Landes Macht!> Hämmert in alle Herzen den Satz. Klebet ihn alle Mauern. An die Amtshäuser und Straßenecken der Städte, der Dörfer auf blutrothem Papier. Schreibet darunter: Das Schwert heraus! Der Fuß frecher Feinde schändet unseren Boden. Schlagt sie tot! Das Weltgericht fragt euch nach den Gründen nicht!“

Gerhard Hauptmann faselte unter der Überschrift „Komm, wir wollen sterben gehn“:

Diesen Leib, den halt´ ich hin / Flintenkugeln und Granaten: / Eh´ ich nicht durchlöchert bin, / kann der Feldzug nicht geraten.

Ähnlich todessüchtig reimte der Arbeiterdichter Heinrich Lersch im Gedicht Soldatenabschied:

Nun lebet wohl, ihr Menschen, lebet wohl! / Und wenn wir für euch und unsre Zukunft fallen, / Soll als letzter Gruß zu euch herüberhallen: / Nun lebet wohl, ihr Menschen, lebet wohl! / Ein freier Deutscher kennt kein kaltes Müssen: / Deutschland muß leben, und wenn wir sterben müssen!

Ob Deutschland wirklich leben müsse, bezweifelte der schwule Wanderer zwischen den Welten, Walter Flex, der mit gezogenem Säbel auf einem herrenlosen Kosakenpferd seiner Einheit vorausritt, bis eine Kugel ihn traf:

Wie es dem Manne geziemt, in kräftiger Lebensmitte zuweilen an den Tod zu denken, so mag er auch in beschaulicher Stunde das sichere Ende seines Vaterlandes ins Auge zu fassen, damit er die Gegenwart desselben um so inbrünstiger liebe; denn alles ist vergänglich und dem Wechsel unterworfen auf dieser Erde. Oder sind nicht viel größere Nationen untergegangen, als wir sind. Oder wollt Ihr einst ein Dasein dahinschleppen wie Der ewige Jude, der nicht sterben kann, dienstbar allen neu aufgeschlossenen Völkern, er der die Ägypter, die Griechen und Römer begraben hat?

Nein! Ein Volk welches weiß, dass es einst nicht mehr sein wird, nützt seine Tage umso lebendiger, lebt um so länger und hinterlässt ein rühmliches Gedächtnis; denn es wird sich keine Ruhe gönnen, bis es die Fähigkeiten, die in ihm liegen, ans Licht und zur Geltung gebracht hat, gleich einem rastlosen Manne, der sein Haus bestellt, ehe denn er dahinscheidet……Der Gedanke an den Heldentod eines Volkes ist nicht schrecklicher als der Schwerttod eines Menschen. Nur das Sterben ist hässlich bei Menschen und Völkern. Aber wenn ein Mann den tödlichen Schuß, der ihm die Eingeweide zerreißt, empfangen hat, dann soll keiner mehr nach ihm hinsehen. Denn was dann kommt, ist hässlich und gehört nicht mehr zu ihm. Das Große und Schöne, das heldische Leben ist vorüber. So muß es auch sein, wenn ein Volk seinen Todesstreich empfangen hat, – was danach kommt, darf niemand mehr seinem Leben zurechnen, es ist kein Teil davon….

Alles was 1945 im Führerbunker über Deutschland noch einmal gedacht wurde, war schon längst gedacht. Adolf Hitler war noch politischer Quark im Schaufenster, er war noch Gefreiter im schlammigen Schützengraben, als Flex bereits über das Ende Deutschlands philosophierte. Was auf Seite 7 des Wanderers steht, traf dennoch gerade auf Hitler zu. Dieser nahm später nur den Platz ein, den ihm die Dichter und Denker angewiesen hatten:

Nur wer beherzt und bescheiden die ganze Armseligkeit der Vielen, ihre Freuden und Gefahren mitträgt, Hunger und Durst, Frost und Schlaflosigkeit, Schmutz und Ungeziefer, Gefahr und Krankheit leidet, nur dem erschließt das Volk seine heimlichen Kammern, seine Rumpelkammern und seine Schatzkammern. Wer mit hellen und gütigen Augen durch diese Kammern hindurchgegangen ist, der ist wohl berufen, unter die Führer des Volks zu treten.

Richard Dehmel, nach dem man heute noch Straßen benennt, goß Nietzsches Gedanken, dass nur Blut Geist ist, in folgendes Kriegsgedicht:

Gläubig greifen wir zur Wehre / Für den Geist in unserm Blut; / Volk, tritt ein für deine Ehre, Mensch, dein Glück heißt Opfermut – Dann kommt der Sieg, /Der herrliche Sieg!

Ein andermal sah Dehmel Deutschland als moralischen Weltpolizisten:

Der Kaiser, der die Flotte schuf, der steht mit Gott im Bunde, denn das ist Deutschlands Weltberuf: es duckt die Teufelshunde.

Richard Dehmel, Arnold Zweig, Herbert Eulenburg, Victor Klemperer, Sammy Gronemann und der Brücke-Kommunarde Karl Schmidt-Rottluff waren in der Presse- und Propaganda-Abteilung des Landes Ober Ost eingespannt. Ober Ost war ein militärisches Verwaltungsgebiet unter Leitung der Generäle Ludendorff und Hindenburg, das aus Teilen von Polen, Litauen, Lettland und Weißrußland bestand. Gronemann schuf ein siebensprachiges Wörterbuch für das Herdersche Völkerpanorama zwischen der Düna und den wolhynischen Sümpfen. Er schrieb rückblickend nach dem Krieg:

„In den ersten Kriegsjahren aber herrschte eitel Jubel und Begeisterung ob der Entdeckung der Ostjuden als der Wahrer deutscher Art und Sprache. Es entstanden begeisterte Lobgesänge auf ihre Treue, und eine Reihe deutscher Literaten, beileibe nicht nur Juden, bewiesen in tiefgründigen Abhandlungen, dass die Ostjuden eigentlich echte und rechte Deutsche seien, Träger deutscher Kultur, die in unerhörter Zähigkeit und Anhänglichkeit ihr germanisches Volkstum durch die Jahrhunderte slawischer Unterdrückung gewahrt hätten.“

Wie in Berlin, so in Wien: Das Kriegshilfscomitee Bildender Künstler hatte das Ziel, die künstlerische Qualität der Propagandamittel zu verbessern. Zu den Mitgliedern zählten Persönlichkeiten wie Egon Schiele und Alfred Kubin. Die Literarische Gruppe im Wiener Kriegsarchiv hatte die Aufgabe, aus Kriegsberichten propagandistische Artikel über „Kriegshelden“ zu verfassen. Zu den Mitgliedern zählten Stefan Zweig, Rainer Maria Rilke, Alfred Polgar und Franz Werfel. Weitere Schriftsteller waren Schreiberlinge des Kriegspressequartiers, z.B. Egon Erwin Kisch, Robert Musil und Hugo von Hofmannsthal.

Alfred Henschke, genannt Klabund und der Zeichner Richard Seewald gaben das Kleine Bilderbuch vom Krieg heraus. Klabund wurde wegen seiner Tuberkulose als Kriegsfreiwilliger abgelehnt und musste sich beim Kriegstraktätchen schreiben das reformistische Mütchen kühlen. „Köpfe sausen und tote Münder schrein“, reimte er, und:

Riesenvögel fielen über Land / Schwarz mit gelben Schnäbeln, / Die sie gleich gekrümmten Säbeln / Menschen in den Leib gerannt. / Manche hackten sie wie Brote. / Wehrlos lächelnd dem Verderben / Sah man sanft das Abendrote / Sich mit seinem Blute färben.

Was Klabund und Lissauer für England empfanden, das wünschte der Theaterkritiker Alfred Kerr dem russischen Reiche:

Ist Dein Land, Immanuel Kant, / Von den Skythen überrannt? / Hunde drangen in das Haus: / Peitscht sie raus!. / Dürfen uns nicht unterkriegen, / Peitscht sie, daß die Lappen fliegen, / Zarendreck, Barbarendreck – / Peitscht sie weg! Peitscht sie weg! / Heiliges Rußland! Wenn es doch gelänge – / und du kriegtest die verdiente Senge! – Logisches Vernunftgebot, scharfe Dresche tut dir not!

Alfons Petzold gab 1915 in seinem Gedichtbändchen „Volk, mein Volk – Gedichte der Kriegszeit“, gedruckt in Jena bei Eugen Diederichs, zu, dass der Krieg eine Konsequenz der expressionistischen Dichterei sei:

Es war ein unvergeßlicher Triumph des Dichterischen über ein ganzes Volk, jener Anfang des Augustmonats mit den Kriegserklärungen. Auch der stumpfste der Menschen war dem Weinen wie dem Jauchzen nahe in einer erschütterten Welt….“

Auch um das Theater machte die Kriegsbegeisterung keinen Bogen. Ludwig Seelig forderte in seiner 1916 vom Allgemeinen Deutschen Chorsänger-Verband herausgegebenen Schrift „Krieg und Theater“, die „sittlichen und geistigen Kräfte des Krieges“ sollten „in den Frieden hinüber gerettet“ werden. Krieg veredele den Menschen.

Kreaturen, denen man es entsprechend ihrer Nachkriegssozialisation nicht zugetraut hätte, stimmten in den Chor der Kriegsbegeisterten ein: Bertold Brecht vermutete, dass Großes gegeben werden müsse, um Großes zu erlangen, deutsche Ehre und Würde seien aller Opfer wert.

Robert Musil freute sich in einem Essay 1914 über die Tugenden, die nun endlich wieder wichtig waren – Treue, Mut, Unterordnung, Pflichterfüllung, Schlichtheit. Alfred Döblin, in einem Artikel für die „Neue Rundschau”, verfluchte noch im Februar 1918 alle, die „das Wort Frieden” in den Mund nehmen sollten.[7]

Käthe Kollwitz machte ihren Stolz auf den Heldentod ihres Sohnes öffentlich und Franz Marc gelüstete es, seinen französischen Malerfreund Robert Delaunay vor sein Bajonett zu bekommen. Seine Mutter war Französin, was bewies, dass nicht die rassische Sprache des Bluts ihr Recht einforderte, sondern dass er an den Gebetsmühlen der Jugendbewegung sein bißchen Verstand eingebüßt hatte. Und konnten sie´s nicht schildern, so brachtens sie´s in Bildern. Der spätere Schnitzer von brutalistischen Engeln, Ernst Barlach und sein Secessionsfreund Max Liebermann illustrierten eifrig Kriegsflugblätter.

Diese Künstlerflugblätter, begründet und herausgegeben von Paul Cassirer und Alfred Gold offenbaren das who is who der Deutschen Secession: Insgesamt erschienen die Nummern 1-64/65 und ein Sonderheft mit Kriegsbildern von Max Oppenheimer. Zu den fleißigen Illustratoren gehörten Hans Baluschek, Ernst Barlach, J. Bato, Max Beckmann, P. Behrens, Walter Bondy, Büttner, Ludwig Danziger, Friedrich Feigl, V. Ferenczy, August Gaul, W. Geiger, Greve-Lindau, Großmann, Otto Hamel, Franz Heckendorf, Hettner, Dora Hitz, Heinrich und Ulrich Hübner, Otto Hundt, W. Jaeckel, Heinrich Kaiser, A. Kampf, Georg Kolbe, Alexander Kolde, Käthe Kollwitz, Max Liebermann, M. May, Hans Meid, J. Arpad Murmann, Oskar Nerlinger, Max Oppenheimer, Oesterle, Carl Olof Petersen, F. Rhein, Waldemar Rösler, Kurt Schäfer, Slevogt, O. Starke, Helmuth Stockmann, Erich Thum, F. Tischler, A. u. W. Trübner, Max Unold, Wilhelm Wagner, Karl Walser, E. R. Weiß, Hedwig Weiß und andere.

Im Oktober 1914 begab sich Max Slevogt freiwillig als Kriegsmaler an die Westfront; nur drei Wochen später kehrte er erschüttert zurück.

Wer nicht reimen konnte, der schuf Plastiken, und wer nicht bildhauen konnte, der malte: Franz von Stuck 1914: „Feinde von allen Seiten“.

Die lesbische Claire Waldoff sang 1912: „Wenn die Soldaten durch die Stadt marschieren, öffnen die Mädchen die Fenster und die Türen“ und im Krieg noch zahlreiche Soldatenlieder.

Rilke besang gleich im August 1914 den Kriegsgott und die Leiden, die er einer wartenden Welt bescheren würde. Am Kriegsbeginn verlangten viele Literaten nach jener Bestrafung, die sie auch bekamen, ohne später eine eigene Schuld einzugestehen oder auch nur einzuräumen. Nach vier Kriegsjahren wurden die Schuldigen gesucht und gefunden: Krupp, Stinnes und Thyssen. Die Kriegstreiber schrien fanatisch „Haltet den Dieb!“ und stahlen sich aus der Verantwortung.


Künstler sind auch zuhauf später in die NSDAP eingetreten, z.B. Emil Nolde, Fidus, Peter Röhl. Sie lebten mit dem Makel, daß ihre Werke als entartet galten. Johannes R. Becher besang den Stalin-Hitlerpakt. Wir sehen, daß das obige Gedicht von Langheinrich gemessen an der zeitgenössischen Produktion sehr harmlos ist. Daß er den Sozialismus mochte, ist sicher ein wunder Punkt, den er aber mit vielen seiner Zeitgenossen teilte. Karl Schiller war trotz Verbandelung mit der nationalsozialistischen Justiz später Superminister und abwechselnd in der SPD und der CDU. Kurt Kiesinger wurde sogar Bundeskanzler.

Und nun machen sich die Grünen wegen obigem Thüringen-Gedicht in die Hose und haben gar eine Klage gegen Höcke eingereicht, weil er es in eine Wahlkampfbroschüre hat drucken lassen. Nur Blümchen sanft besing ich…