Dezentral denken und handeln – Facebook und die Olympiade sind Teuffelswerk
Verschiedene gewöhnlich gut informierte Quellen berichten über die Verurteilung eines 69jährigen wegen Majestätsbeleidigung zu einer Geldstrafe. Das wäre nicht passiert, wenn er in einem Medium gepostet hätte, welches weniger als 2 Mio. Nutzer hat.
Seit dem 01.02.2022 sind soziale Netzwerke mit mindestens zwei Millionen registrierten Nutzern in Deutschland nach dem Netzwerkdurchsetzungsgesetz (NetzDG) verpflichtet, bestimmte Inhalte, die ihnen in einer Beschwerde gemeldet worden sind und die sie als rechtswidrig einordnen, dem Bundeskriminalamt (BKA) zu übermitteln. Zur Entgegenahme dieser Meldungen hat das BKA die der Zentralen Meldestelle für strafbare Inhalte im Internet (ZMI BKA) eingerichtet.
Der Facebook-Chef Zuckerberg hatte eigentlich keine Lust zu melden, wurde aber nach einem Rapport im September 2015 bei Dr. M. doch weich. Seither hat sich die Lage durch Meldestellen noch einmal verschärft.
Die späte BRD fällt in die Tradition des Kaiserreichs zurück. Damals hatte es ca. 12.000 Verurteilungen wegen Majestätsbeleidigung gegeben. Prominenteste Häftlinge waren Rosa Luxemburg. August Bebel, Kurt Eisner und Frank Wedekind. Besonders skurril folgener Fall: Der polizeiunbekannte Buchhalter Martin Wiegand hatte 1889 während einer Feier zum Geburtstag des Kaisers ein Hoch auf Wilhelm II. ausgebracht. Danach war er im Rausch eingepennt und verschlief einen weiteren Toast auf seine Majestät. Ein Denunziant zeigte ihn bei den Behörden an. Er mußte zwei Monate brummen. Wie man sieht war früher einiges, aber auch nicht alles besser.
Wenn man in reichweitenschwachen Medien kommentiert, ist die Gefahr in die Fänge der Justiz zu geraten geringer. Zuckerberg ist zu biegsam, obrigkeitshörig und als Medienzar völlig ungeeignet. Wir sollten ihm die Treue aufkündigen. Man kann die Kräfte des Staats durch dezentrale Aktivitäten viel besser erschöpfen, viele Hunde sind des Bären Tod.
Dieselbe Einstellung ist beim Sport auch nicht verkehrt. Wenn man die Olympiade in Paris beobachtet hat, so ergibt sich die Konsequenz, Sport doch lieber nur mit Freunden oder Freundinnen nach eigenen bewährten Regeln zu treiben. Was in Paris aufgeführt wurde, war zu narrisch. Selbst eine Fußball-Kreisklasse kann lästig werden, wenn der Kreis nicht die an Fairneß gewohnten Mannschaften hat. Ein sportliches Biedermeier spart zum Beispiel Aufregung, Organisation, Reisekosten, Zeit und Luftsteuer, ja sogar Antisemitismus.
Grüße an den Inlandsgeheimdienst:
Ihr nähret kümmerlich
Von Opfersteuern
Und Gebetshauch
Eure Majestät
Und darbtet, wären
Nicht Kinder und Bettler
Hoffnungsvolle Toren.
(Goethe)
August Bebel nicht vergessen, der angeblich mit Hand-Bibliothek & Vogelbauer zum Strafantritt erschien.
Typischerweise haben solche Urteile vor LG und OLG keinen Bestand; der Mann ist nicht der erste.
Wer in internationalen Wettkämpfen gewinnt, hat – jedenfalls in einigen Sportarten – sicherlich mit Dopingmitteln gearbeitet. Wenn nicht in der Wettkampfphase, dann in der Vorbereitungsphase. Will man sich echt seinen Körper ruinieren nur in der Hoffnung, einmal auf irgendeinem Treppchen zu stehen? Für die meisten wird sich das nicht lohnen.
Ebenso sang der Meister:
https://youtu.be/lMqh31bW8cU
Ich liebe den Kampf der Titanen in den unteren Spielklassen.
Das hat etwas Archaisches und Rustikales in der Führung des Kampfes auf dem Felde, sowohl körperlich als auch verbal. Inklusive der Zuschauer.
Gut erzogene Kinder am Spielfeldrand sind zunächst darob frappiert, aber nach kurzer Gedenksekunde aus diesem zeitgeistigen Turboloch heraus und selbst voll auf Touren. Die kirmesgestählten Eltern und Großeltern freut’s.
Zu Kaisers Zeiten gab es bei Majestätsbeleidigung nur Festungshaft, was heute einem Ausspannen im Kloster entspricht.
Wohlorganisierte Zeitungen besaßen dazu einen „Sitz-Redakteur“.
Gibt es schon einen Katalog strafbewehrter Injurien: Wer wen in welchem Zusammenhang und vor welchem Publikum was an den Kopf werfen darf? Wie sieht es mit Gesten und Andeutungen aus? Oder andersrum: Darf man gutes über Böse schreiben / sagen / denken? Das wird kompliziert und dürfte ohne ein ordentliches Sicherheitsamt + Sondersteuer kaum zu stemmen sein; packen wir’s an.
Ich überlege gerade, was 1979 der konkrete Anlass für Danzers Lied „Wir werden alle überwacht“ gewesen sein könnte. Ich denke, Danzer bringt hier die Sorge der „Linken“ (Radikalen) zum Ausdruck, während heutzutage wohl nur noch „Rechte“ (also Linkskritiker) Überwachung fürchten (müssen). (Hätte Danzer das Lied heute auch noch geschrieben?)
Das Ausmaß der Überwachung war damals vermutlich geringer als heute, aber dafür gab es auch weniger zu überwachen, wohl vor allem Telefonate, Briefpost, Leserbriefe (in gedruckten Zeitungen) und Kneipengespräche im Suff. Heute geht Überwachung v.a. mit KI, Netzwerkdurchsetzungsgesetz, Cancel-Culture und natürlich immer noch mit den guten alten Denunzianten, an denen es auch im besten Deutschland aller Zeiten nie zu mangeln scheint.
Es gab seinerzeit linksradikalen Terror, Mord und Totschlag – ohne Rollator.