Die 2023er Zahlen von Northvolt

Ich hatte bereits über das Leuchtturmprojekt der Ampel berichtet, in Heide ein Batteriewerk zu errichten. Northvolt ist seit 2016 am Laufen, inzwischen liegt der 2023er Geschäftsbericht vor. Ich hatte versprochen da mal reinzuschauen.

Auf den Flügeln des Kredits schwingt sich das Genie in die Höhe, hatte vor 100 Jahren ein deutscher Ökonom formuliert. Leider ist nur jeder zehnte gewerbliche Ikarus ein Genie. Die meisten verbrennen sich die Flügel.

Auch im achten Jahr hat die Firma keine Wunder vollbracht. Die Verkäufe sind ein Mikroorganismus gegen die Investitionen, der Verlust steigt kontinuierlich jedes Jahr. Die Net sales sind gegenüber 2022 von 107 auf 128 Mio $ gestiegen, der Jahresverlust hat sich von 322 Mio $ auf eine Milliarde erhöht,

Der Autobauer BMW hat einen Auftrag für Batteriezellen im Wert von zwei Milliarden Euro bei dem schwedischen Zulieferer Northvolt zurückgezogen. Als Grund nannte das Managermagazin Probleme des 2016 gegründeten Zelllieferanten beim Hochlauf einer industriellen Serienproduktion. Northvolt liege zwei Jahre hinter dem Zeitplan und produziere zu viel Ausschuss. Noch gibt es aber genug Bestellungen, die BMW-Stornierung ist nicht die Katastrophe.

Insgesamt sieht es etwas wacklig aus. Ich frage mich, warum die Bundesregierung so ins Risiko geht. Bund und Schleswig-Holstein subventionieren den Standort Heide mit 900 Millionen Euro. 700 Millionen Euro fliessen in Form eines Direktzuschusses, zudem erhält das Unternehmen eine Garantie von 202 Millionen Euro. Ein relevanter Teil der Investitionskosten von 4,5 Milliarden Euro wird somit nicht von den Aktionären von Northvolt gestemmt – darunter der Autokonzern Volkswagen und ein Goldman-Sachs-Fonds –, sondern von deutschen Steuerzahlern.

Nach Medienberichten läuft die Produktion im schwedischen Stammwerk in Skellefteå (Baubeginn 2018) nur äußerst zögerlich an. Die Produktion wird außerdem von zahlreichen fatalen Unglücksfällen begleitet. Die schwedische Tageszeitung „Dagens Nyheter“ berichtete von mindestens 26 schweren Unfällen. Unter anderem sei ein 25-jähriger Mann nach einer Explosion zu Tode gekommen.

Northvolt-Chef Peter Carlsson sagte nach einem Bericht der „Financial Times“, der Ausbau geplanter Fabriken in Deutschland, Kanada und Schweden könne sich verzögern. Im Gespräch mit der schwedischen Zeitung „Dagens Industri“ sagte Carlsson: „Wir waren in unseren Expansionsplänen ein wenig zu aggressiv, und das überprüfen wir jetzt.“

Es ist ja nicht nur das technische Wissen zu erarbeiten, sondern auch die lieferkettengesetzmäßige Materialversorgung zu gestalten sowie Flauten bei der Windstromversorgung sind zu überbrücken. Und dann ist da ja auch noch eine Horde von Heranwachsenden, die Angst und Schrecken verbreitet.

Das Werk in Heide war nicht mit einem Spatenstich in Angriff genommen worden, wie bei großen Bauprojekten üblich. Stattdessen wurde auf dem Baugelände von den Großen des Reichs und dem Firmenleiter jeweils eine Boßelkugel geworfen. Ungute Vorbedeutung? Spielkram?

Grüße an den Inlandsgeheimdienst: „Es irrt der Mensch, solang er strebt.“ (Geh. Rath v. Goethe)