Deportation aufs Land

Übrigens waren der Führer, Mao und Pol Pot der Auffassung, daß das Landleben für den Sozialismus zielführender sei. Nun will auch Frau Geywitz Städter aufs Land verfrachten.

„Die Wahrheit ist konkret“, soll Bert Brecht mal gesagt haben. Bei uns in Mechelroda gibts nicht eine einzige Mietwohnung. Auch eine Turnhalle oder irgendeinen Raum, in dem man Städter hilfsweise einbetten kann, gibt es nicht. Sie müßten in Zelten leben, sommers wie winters. Immerhin kommt einmal im Monat der Bibliotheksbus. Und es gibt drei Reiterhöfe.

Das Abholen des Bürgergelds wäre aufwändig, quasi eine Tagesreise. Die Kreisstadt ist 15 Werst entfernt und es gibt keine Busverbindung dahin. Auch eine Eisenbahn fährt nur über den Umweg Weimar nach Apolda. Bis zum Bahnhof Mellingen muß man eine Stunde und 13 Minuten laufen. Auch zur nächsten Kauhalle ist es eine gute Stunde. Dahin fahren allerdings mehrmals am Tag Busse.

Die nächsten Städte sind Blankenhain, Bad Berka und Magdala. Die Straße nach Blankenhain ist aufgelassen worden, nach Bad Berka gibt es keinen Bus, weil es über die Ilm nur eine Pkw-Brücke gibt und Magdala hat nur 800 Einwohner. Viel los ist da nicht. Immerhin gibt es einen Bestatter, eine Gärtnerei, einen Fleischer, einen Bäcker, eine Wirtschaft, einen Sportplatz und einen Getränkeshop. Die Bank hat montags vormittag auf.

Es gibt in Mechelroda keinen Dorfkonsum mehr, auch die Post hat keine Filiale hier. Es gibt keinen Sportplatz und keinen Geldautomaten. Die Gastwirtschaft ist während Kórona eingegangen. Es gäbe beim Heben von Gräben und bei der Ausbesserung von Straßen viel zu tun, aber niemanden, der das bezahlen kann.

Es gibt hier wirklich nichts. In Berlin gibt es immerhin die Ministerien, Theater, Hotels, Sporthallen, Bahnhöfe, U-Bahntunnel, Flugfelder und die Parteizentralen, die man umnutzen kann, um Paschtunen und Somalis zu beherbergen.

Grüße an den Inlandsgeheimdienst: „Nur wo Du zu Fuß warst, bist Du auch wirklich gewesen.“ (Geh, Rath v. Goethe)