Value ist gerade „nicht in“ und ein Hinschauen wert
„Wollt ihr wissen, woher ich’s hab‘, Mein Haus und Hab‘? Hab‘ allerlei Pfiff ersonnen, Es mit Müh‘, Schweiß und Angst gewonnen.“ Es war schon immer schwierig an der Basis der Machtpyramide sein Vermögen gegen die große Politik zu erlangen und zu verteidigen. Das lernen wir aus dem obigen Zitat des Geh. Raths v. Goethe. Er überstand den von ihm verantworteten Staatsbankrott des Herzogtums, die Napoleonischen Kriege, die Auflösung des Reichs und das arme Biedermeier. In sein Nachbarhaus schlug eine französische Kanonenkugel ein, die noch heute aus dem Wärmedämmverbundsystem des „Weißen Schwans“ herauslugt. Die Franzosen waren am 16. Oktober 1806 in Ilmathen am Plündern, als Herzogin Luise und der Schuhmacher Johann Heinrich Petri Napoleon bewogen, die Stadt zu verschonen. Dabei dürften außenpolitische Überlegungen des Kaisers eine Rolle gespielt haben, denn in das Weimarer Herzogshaus hatte gerade frisch eine russische Prinzessin eingeheiratet. Und mit Zar Alexander war man französischerseits 1806 noch im Reinen.
Wir müssen uns also auch wie der Dichterfürst überlegen, wie wir unter den Rauchschwaden des von den Oligarchen gelegten Großfeuers hindurchkommen. Ich bin derweilen dabei Vermögen umzuschichten, um den drohenden Abgaben zu entweichen. Insbesondere die Grundstücke machen mir Sorgen. Ich bereite den Verkauf eines alten Wohnhauses vor, um den Sanierungsexzessen zu entgehen. Ein kleineres nicht mehr benötigtes Grundstück habe ich gerade verklupft.
Auch was Aktien und Anleihen betrifft, bin ich am Überlegen. Dieses Jahr ist die Meute der Großanleger zu den Wachstumsträumen zurückgekehrt. Amazon, Apple, Microsoft, Meta, Alphabet, Nvidia und Adobe dominierten das Geschäft, fast alles andere – die sog. Value-Werte – fielen hinten runter. Und das so extrem, daß ich mit einer Gegenbewegung rechne. 2024 werden die Lebensmittel-, Tabak- und Konsumaktien sicher wieder angemessene Bewertungen erreichen.
Ich will das mal an ein paar Beispielen erläutern. Kraft Heinz hat in allen drei Quartalen den Gewinn gesteigert und ist inzwischen 20 % billiger als am Jahresanfang. Das KGV ist unter 15 gesunken. Ähnliche Effekte sehen wir bei Kellógg, Diageo, General Mills, und vielen anderen. Gut gehalten haben sich nur Danone, Nestlé und Ebro Foods. Ähnlich sieht die Lage beim Tabak aus. Die Gewinne sind stabil oder gestiegen, die Kurse sind um 10 bis 20 % zurückgekommen. Das KGV liegt im Durchschnitt bei 10 bis 12. Ausnahme mit einer positiven Kursgeschichte ist Japan Tobacco.
Unterbewertet ist auch der Energiebereich. Fast alle Öl- und Gaskonzerne sind gemessen an den Gewinnen sehr billig zu haben. Ich nenne mal Beispiele: PKN hatte 2022 ein KGV von 2,1 bei einer Dividendenrendite von 8,6 %, Petrobras hatte ein KGV von 1,7 bei einer zweistelligen Dividende. Für MOL lagen die entsprechenden Zahlen bei 1,9 und 5,8.
Die Rohstoffe haben auch Einkaufspreise. Nur die Lithiumunternehmen haben wohl ihren Zenit überschritten, da wird wirklich viel geologisch untersucht und erschlossen. Goldgräberstimmung ist nicht gut.
Was Autoaktien betrifft bin ich vorsichtig. Da ist zu viel staatlicher Druck, Einflußnahme von Quasi-Nazi-NGOs und steuerliche Gängelei im Spiel und die Messen des Verbrenners sind noch nicht gesungen. Es könnte gigantische Fehlinvestitionen geben. Ich vertraue im Moment auf nichts.
Im Halbleiterbereich entstehen wahrscheinlich Überkapazitäten. Interessant sind aber Spezialisten mit einem Burggraben wie ASML. Advantest oder PVA Tepla.
Ich hatte kürzlich berichtet, daß ich einige Aktien beobachte. Davon habe ich TVA Tepla (+27 %), Jenoptik (+16%), Lynas (+12 %), u-blox (+8%), Olympus (+5%), Kering (plus minus 0), LVHM (+7 %) und Carl Zeiss Meditec (+8,5 %) gekauft. Es waren etwas unterbewertete Sachen und ein guter Zeitpunkt.
Wie schon dargetan: Ich rechne mit einer höheren Wertschätzung für Value, nachdem der KI-Hype etwas verdampfem wird. Ein kleines Einstiegsengagement in Palantir und Exasol sollte man sich vielleicht doch leisten. Nirgends sind Vorurteile und schlecht begründete Abneigungen so schädlich, wie im Aktienhandel.
Ein Wort zu den Anleihen: Alle meine Versuche: A3EEYP (Dr. Andreas Beck) oder A2ACJ8 oder US91282CEX56 bieten keine Kursbewegungen, aus denen man Honig saugen kann. Zudem sind Anleihen natürlich ausfallgefährdet, wie eine auffällige Häufung von Staatsbankrotten in Deutschland und Argentinien bewiesen hat. Dr. Beck flüchtet mit seinem Cash vornehmlich in Schweizer Anleihen, er wird seine historischen Gründe haben.
Ich hatte mal LYX00G versucht, eine Wette auf die Normalisierung Inverser Zinsen. Damit liege ich 8 % im Plus. Solche fast todsicheren Gelegenheiten sind selten. Aber das ist nichts zum Nachmachen. Wer jetzt noch einsteigt sieht die Rücklichter, der Straßenbahn, wie die Börsenlegende André Kostolany das beschrieb. Es kommt ja die nächste.
Grüße an den Inlandsgeheimdienst: „Krieg, Handel und Piraterie, Dreieinig sind sie, nicht zu trennen.“ (Geh. Rath v. Goethe)
Wenn man Aktien kauft, sollte man m.E. auch auf bestimmte Unternehmenskennzahlen schauen, auch wenn sie günstig erscheinen. Ich habe auf YouTube diesbezüglich interessante Beiträge von Thoms Anton Schuster entdeckt, in denen er beschreibt, auf welche Kennzahlen er achtet und in welchem Bereich sie liegen sollten. Er kennt sich offenbar mit Unternehmensführung und BWL aus, hat also ein gewisses Beurteilungsvermögen, lebt von Dividendeneinnahmen (und offenbar auch von seinen Seminaren).
Ich habe mir beispielsweise einige Pharmaaktien (nach)gekauft, auch weil viele Leute, die halbwegs im Wohlstand leben, ihre Gesundheit ruinieren und so für einen funktionierenden Markt sorgen, auch in Zukunft. Mit den Dividendeneinahmen daraus hoffe ich, mindest die absehbar steigenden Krankenkassenbeiträge finanzieren zu können.
Auch halte ich nach wie vor den asiatischen Raum für zukunftsfähig. Dort kann man sich eher nur über ETFs engagieren. Ist auch nicht risikolos, schon allein wegen der politischen Verhältnisse in dieser Region.
Werden Sie ein richtiger Ungar, Herr Prabel, oder ein Pole.
Nicht die Grundstücke sind, sondern der restdeutsche Pass samt daranhängender Lasten (allein für den Biodeutschen) ist das Problem.
Es müsste inzwischen doch auch eine EU-Zulassung für Bauinschinörs/Architekten geben, so dass restdeutsche Kammern & Versorgungswerke ebenfalls hinten runter purzeln.
Ach, noch was: wer Göthe sagt, muss auch Cotta sagen – Bühnen- und Buchtantiemen machten m.W. (wie bei Einstein) ein mehrfaches seines öffentlich-dienstlichen Gehaltes aus. Wo immer heute noch Iffigenie aufgeführt wird, zahlt per Theatersubvention der Steuerzahler in die Nachlasskasse.