Deutschland im Herbst – mein Sudelbuch im Oktober 2023
Gastbeitrag von Helmut Roewer
Man wird kaum bestreiten können, dass in diesem Monat ein unüberhörbarer Paukenschlag das Land für einen Moment aus seiner Lethargie riss. Ob dies, wie landauf und landab gemutmaßt wird, ein historischer Moment war, wird man erst in zwei, drei Jahren sagen können. Es könnte genauso gut sein, dass nach den üblichen orientalischen Aufwallungen alles wieder ins alte Fahrwasser zurückkehrt, obwohl, zugegeben, es im Moment nicht danach aussieht.
Erster Oktober 2023
Komplett verrückt: Während der Westen vor sich hin schweigt, kündigen die Russen eine letzte Offensive der Ukrainer vor der Schlammpause an. Gleichzeitig lässt sich der russische Außenminister Lawrow so zitieren: Es wird Zeit für die Ukraine zu kapitulieren.
Verrückt (2): Deutsche Schlepper im Mittelmeer, von der Bundesregierung co-finanziert. Sogar Elon Musk weiß das. Woher weiß er das und anschließend wir? Darüber schäumt Mainstream, dass er das geriehtwietet hat – das Wort gefällt mir.
Verrückt (3): Ein Abgeordneter der sog. Demokraten im US-Repräsentantenhaus, so schreibt Breitbart News, lässt sich von der Überwachungskamera filmen, wie er per Knopfdruck Feueralarm auslöst, um die Abstimmung über den Regierungs-Shutdown zu verhindern. Stattdessen meldet Mainstream, dass die 90jährige Diana Feinstein von der amerikanischen Kriegspartei der Dems von uns gegangen ist. Ihre Ehe war eine mustergültige Aufgabenteilung gewesen, sie machte Politik und er die Geschäfte. Man könne auch schreiben: er machte Geschäfte und sie die Politik.
Hat mit dem Vorigen nichts zu tun. Wirklich nicht. Das Wort Lustmolch klingt lautmalerisch. Der Mann, der’s denkt, lächelt in sich hinein. Es ist ein Pendant zu pausbackig, womit er weibliche Rundungen, vorne und hinten, verbindet.
Zweiter Oktober 2023
Übern Teich und anderswo: Der US-Kongress hat, wie zu erwarten, einen Nothaushalt beschlossen, damit die Regierung bis November weitermachen kann. Was wurde zu diesem Zweck gestrichen? Die Ukraine-Beihilfe. Ich kann’s nicht glauben. Derweil gibt die Unterwanderungsbehörde USAID im Kaukasus verstärkt Dollar aus, pardon, sie schult in Sachen Demokratie.
Unglaublich (2): Die Auto-Aus-Norm der Eurokraten soll‘s in Brüssel nicht geschafft haben. Logische Entscheidung, denn wenn die Erde verbrennt, hat sich der Verbrenner ohnedies erledigt.
Unglaublich (3): Mainstream teilt mit, dass die Deutschen dank des Hitze-Plans des Herrn L. im Sommer glimpflich davongekommen sind. Hoffentlich gilt das auch dank des Heizplans von Herrn H. für den Winter. Um den Rekord an Kältetoten buhlen hierzulande immer noch die Winter 1945/46 und 1946/47. Da gab’s keine Kohlen – mutwillig. Man sieht, da ist noch was drin.
Unglaublich (4): Man kann mit dem Wordprogramm alle möglichen Prominenten-Namen ungestraft schreiben. Nur Elon Musk wird rot unterkringelt. Kann Bill Kleinstweich den nicht leiden? Sein Firmenname Micro Soft, ins Deutsche übertragen, geht jedenfalls unbeanstandet durch.
Dritter Oktober 2023
Kann nicht verhindern, dass die Gedanken frühmorgens zum Ur-Tag zurückrasen. Die Indignation der politischen Kaste, etwas feiern zu sollen, was sie mit Händen und Füßen hatte verhindern wollen, repräsentiert durch Auftritt und Gesichtszüge von Richard im Silberhaar, kontrastriete auffallend mit den sog. Leuten auf der Straße. Vor allem im Osten unsres Vaterlandes.
Einheit (2): In den 1990er Jahren kamen ungezählte Leute zu Wort, die ich, als der Vorgang selbst in Sack und Tüten gebracht wurde, nirgends entdeckt hatte, es aber eigentlich hätte tun müssen. Heute brüstet sich niemand mehr mit dem Vorgang, und ich bin gespannt, wann der polit-mediale Komplex daraus eine Bezichtigung machen wird. Alles Nazi, oder was?
Vierter Oktober 2023
Kann mir mal einer in einem verständlichen Satz erklären, was wir, die Deutschen, mit dem Endloskonflikt in und um Bergkarabach zu tun haben?
Verständlich (2): Eine Randmeldung (angeblich von der Rand-Corporation) weckt mein Interesse. Das Personal-Reservoir der US-Streitkräfte reiche nicht mehr aus, um Krieg zu führen, deshalb müsse über die Wiedereinführung von Wehrpflicht nachgedacht werden. In den 1970ern war sie abgeschafft worden, als der Vietnam-Krieg auch wg. der unwilligen Wehrpflichtigen in die Hose ging. In den Nuller Jahren zog die Führerin gehorsam nach. Und jetzt? Jedenfalls habe ich nicht davon gehört, dass die Bundeswehr aus allen Nähten platze.
Fünfter Oktober 2023
Die Abwahl des Speakers of the House, Kevin McCarthy sei, so tönt Mainstream, ein Putsch von ein paar ultrarechten Heckenschützen innerhalb der Reps. Den Schaum-vor-dem-Mund-Sprechern muss entgangen sein, dass die Masse der Abwahlstimmen von den geschlossen stimmenden sog. Demokraten stammte. Die sollten neuerdings ultrarechts sein oder wenigstens rechten Ultras zum Siege verhelfen wollen? Hoffentlich denkt man sich bald ein neues Märchen aus.
Rätselhaft (2): Der Name des Rebellenanführers wird mit Matt (Vorname) und Gaetz, Gaertz oder Graetz angegeben. Word bevorzugt die letztgenannte Variante. Klingt deutschstämmig. Müssen wir uns jetzt entschuldigen?
Sechster Oktober 2023
Viele Details bilden ein Ganzes. Schwierig wird es erst, wenn eins von denen nicht hineinpassen will. Da können die schönsten Weltbilder ins Schwanken geraten. Damit das nicht passiert, wendet der Erschrockene die Methode Augen-zu-und-durch an. Meist unbewusst.
Unpassend (2): Wir wissen dank unserer Wahrheitsmedien, dass in Moskau ein Unhold herrscht und die Not des gemeinen Russen groß ist. Schreibt mir Leser A. gestern aus einer russischen Universitätsstadt: „Es ist traumhaft. Von Sanktionen ist nichts zu spüren. Die Geschäfte sind voll. Auch mit Waren aus der EU.“
Unpassend (3): Die seit langem angedrohten körperlichen Angriffe auf das Spitzenpersonal der AfD dauern an. Mainstream beeilt sich jetzt, die Taten als Phantasieprodukte und die Opfer als Psychopathen darzustellen. Da können sie noch so viel „angeblich“ und „unbewiesen“ in ihre Texte einbauen, es wird nicht mehr fruchten.
Siebenter Oktober 2023
Der Nebel lichtet sich etwas: Der Anschlag auf den AfD-Vorsitzenden Chrupalla lässt sich nicht mehr leugnen. Die Behörden eiern herum. Nach dem Arztbrief aus Ingolstadt lässt sich sagen, dass ein Attentat mit einer lebensgefährlichen Injektion vorliegt. Für die Bekämpfung solcher Fälle hat der Gesetzgeber vor Jahrzehnten den Tatbestand des § 129 a StGB geschaffen. Jetzt ist der Generalbundesanwalt gefragt. Hört man was? Nein. Für den Personenschutz war das BKA zuständig. Tat es was? Habe nichts gehört.
Nebel (2): Für die Sicherheit des Versammlungsorts war der bayerische Innenminister verantwortlich. Sagte er was? Ja, das sei Wahlkampfmanöver gewesen. Man müsse demnach die AfD bekämpfen. Äußerungen dieser Art würde ein spitzfindiger Jurist vielleicht im Dunstkreis der Befürwortung von Straftaten und von einigen Amtsdelikten einsortieren. Ist natürlich nur Spaß in einem Bundesland, in welchem die Justiz soeben mit dem Segen des Bundesgerichtshofs einen bayerischen Richter aus dem Amt entfernt hat, weil er einmal ein Bundestagsabgeordneter für die AfD gewesen ist.
Neues aus der Altmark: Der Schlossherr von Döbbelin, Alexander von Bismarck, hat soeben das sofortige Ende der Waffenlieferungen an die Ukraine öffentlich eingefordert, weil es nicht angehe, solange Waffen zu liefern, bis dort keiner mehr lebt. Solche Radikalität hatte ich ihm, nachdem ich kürzlich seine Gastfreundschaft erleben durfte, gar nicht zugetraut. So kann man sich irren. Pardon.
Achter Oktober 2023
Krieg im Nahen Osten, diesmal zwischen Hamas und Israel. Hat man schon oft gehört. Vielleicht zu oft, um überrascht zu sein. Überraschend war lediglich, dass Israel völlig überrascht gewesen sein soll. Früher habe ich gelernt, dass man dortzulande den besten Auslandsdienst der Welt haben soll. Entweder sie wussten von dem Angriff, dann ist die Meldung von der Überraschung eine Lüge, oder sie wussten nichts, dann wären wohl die Qualität und die Zielrichtung des Mossad zu überdenken.
Keine Überraschung (2) ist von den heute stattfindenden Wahlen in Bayern und Hessen zu erwarten. Schwarz-bunt und schwarz-grün werden an der Macht bleiben.
Neunter Oktober 2023
Liebhaber der Frauen und Frauenversteher, das sind Gegensätze, die in einen einzelnen Mann nicht hineinpassen. Er ist das eine oder das andere, aber ein Mann nur in einem der beiden Fälle. Meine Prognose gestern Morgen zu den dann tagsüber ablaufenden Wahlen war zutreffend. Dessen bedurfte es keiner Zeitvergeudung durch Sondersendungen. Einziger Effekt: Für die CSU wird es bei der nächsten Bundestagswahl wg. des geänderten Wahlrechts eng, denn sie droht bundesweit an der Fünfprozentklausel zu scheitern. Dies abzuwenden, wird ab sofort ein Verbot der AfD auf dem Spielplan erscheinen.
Wahlen (2): Nach Nordhausen vor kurzem wurde nun auch in Bitterfeld-Wurzen der AfD-Kandidat nicht ins Bürgermeister-Amt gebriefwählt. Das ist kein Wunder, solange die AfD keinen Anteil an den Haupt-Einfalltoren der potenziellen Wahlfälschungen hat. Diese Verschwörungs-Theorie hat natürlich mit der Wirklichkeit nichts zu tun, wirklich nicht.
Wahlen (3) in einem Leserbrief der Zellerzeitung von heute Nacht: „Wir sind mit unsern Zielen nicht durchgedrungen“ (Faeser). Doch seid ihr.
Zehnter Oktober 2023
Die Experten haben zu tun: Sie erklären mit starker Stimme, wer für die Zündung des Hassausbruchs in Palästina verantwortlich ist. Sie kommen zu dem Ergebnis, die Spannungen sind es. Aha, sehr ausgewogen, sehr aufschlussreich. Die Nichtexperten wispern hingegen: Moskau war’s, nein Washington, wispern die Gegenwisperer.
Verantwortlich (2): Nur einer weiß es mit Nachdruck: Der US-Außenminister verurteilt Peking für seine laue Haltung. Derweil läuft der größte Flugzeugträger der Welt ins Mittelmeer ein. Hoffentlich passt er rein. Auch fragt sich: Was soll er da? Zumindest hat er das Potenzial, die wüste Gegend dort in den vorbiblischen Zustand zurück zu versetzen.
Verantwortlich (3): Dass dank der Bilder aus Nahost die Ukraine unsichtbar wird, lässt den dortigen
Konflikt nicht verschwinden. Kuckt nur keiner mehr hin. Das schafft Platz für erstaunliche Lösungen.
Elfter Oktober 2023
Die Israelis üben erwartungsgemäß furchtbare Rache im Gaza-Streifen. Jetzt sind die Experten sich klar darüber: Der Iran war’s. Linksgestrickte – und wer ist das nicht – halten daneben Israel selbst für verantwortlich, das einen Pearl Harbor-Effekt wg. der desaströsen inneren Lage inszenieren wollte. Ja, was denn nun? Den Vogel schießt der Ukrainer-Führer Selenskyj ab: Der Putin war’s, sagt er. Was wohl sonst? Mir fällt auf, dass er aktuell auf das lang getragene Olivgrün verzichtet, und sich in kleidsames SS-Schwarz hüllt. Die Modefritzen werden es ihm danken.
Die Plappernde vom Werderschen Markt schafft gestern, wie mir spätabends erzählt wird, den Weg in die Hauptnachrichten mit der Begründung, warum es Deutschland nicht gelungen sei, seine Staatsbürger vom Flughafen Tel Aviv zu evakuieren: Man habe Hunderttausende von Telefonaten führen müssen. Soso, habe man das. Denke mal, in den Köpfen der Dame und ihrer amerikanischen Führungskraft war kein Platz für solche Überlegungen, schließlich hat man alle Hände voll mit der Unterstützung illegalen Schleusertums zu tun, einschließlich der dazugehörigen Luftbrücke. War einfach kein Flugzeug mehr frei.
Dreizehnter Oktober 2023
Wenn man den Meldungswust zu überblicken sucht, drängt sich der Eindruck auf, als würden sich die Ereignisse überschlagen. Doch das ist falsch. In Wirklichkeit passiert nichts, lediglich die Wichtigen wetteifern in Erklärungen über das, was angeblich getan werden müsse. So wird Geschäftigkeit erzeugt, die Mainstream berichtenswert erscheint. Die im Lande befindlichen und jeden Tag mehr werdenden Querulanten, um die es in Wirklichkeit geht, wird das nicht stören – ganz im Gegenteil.
Wirklichkeit (2): Die Situation verlangt nach einem Außen- und einem Innenminister, die alle Tassen im Schrank haben. Wir haben stattdessen zwei Ministerinnen. Die eine sagt (ich schreib das mal aus den Leserbriefen der Spaeth-Nachrichten ab): Frage „Am Donnerstag kommt Katars Emir nach Berlin und wird vom Bundeskanzler empfangen. Was sind denn all diese Solidaritätsadressen an Israel wert, wenn man mit dem Geldgeber des Terror Mittag isst?“ Antwort: „Das heißt ja nicht, dass man sehr deutliche Worte findet. … Wir müssen alles dafür tun, dass jetzt für Israel dieser Terrorismus, das Recht auf Selbstverteidigung so genutzt wird, dass diesem Terrorismus ein Ende gemacht wird. … Nichtsdestotrotz hat es auch mit dieser israelischen Regierung, äh, eben diese Gespräche Amerikaner, äh, Saudis und Israel gegeben, damit insgesamt eine Annäherung arabischer Länder ermöglicht ist.“
Wirklichkeit (3): Wenn’s wenigstens Heuchelei wäre, aber es ist nackte Stümperei. Nacktsein können sich nur wenige leisten.
Vierzehnter Oktober 2023
Man erinnert sich: Es war die Führerin, die vor Jahr und Tag verlautbarte, die Existenz Israels sei eine Sache der deutschen Staatsraison. Ob sie wusste, was sie da sagte? Ich fürchte: Nein. Jetzt wird das Wort von Pros und Cons ausgiebig zitiert – jeder nach seinem Pläsier.
La Raison (2): Der Staat selbst hat keine Vernunft. Er ist im wahrsten Sinne des Wortes ein Konstrukt.
Jedoch mit der Besonderheit, dass es ihn wirklich gibt. Hält man ihn für notwendig, so soll die Metapher von der Vernunft des Staates zum Ausdruck bringen, dass der Staatslenker sich – auch und gerade in unbequemen Fragen – von der Vernunft und nicht vom Gefühl leiten lassen soll. Seine Selbstprüfung soll lauten: Ist es vernünftig für mein Land? Ist es unvernünftig, muss ich das lassen oder etwas anderes tun.
La Raison (3): Einen solchen Grundsatz, auf das deutsche Staatshandeln in Bezug zu Israel angewandt, würde bedeuten: Vernünftig ist, als erstes vor der eigenen Haustür zu kehren. Denn es gebietet die Vernunft: Tschüss euch allen, die ihr auf unserm Territorium Krieg führen wollt. Der Prüfungsmaßstab staatlichen, von der Vernunft geleiteten Ausweisungs-Handelns lautet nicht: Hat sich der Fremde an unsern Gesetzen vergangen, sondern: Können wir ihn brauchen. Falls nein, muss er hier weg, und es darf auch keinen Nachschub geben.
Fünzehnter Oktober 2023
Die Beschäftigung mit dem deutschen Krisenjahr 1923 hat etwas Beruhigendes und Beunruhigendes zugleich. De-Industrialisierung dank Ruhrbesetzung, galoppierende Inflation dank Gelddruckerei, bewaffnete Aufstände von rechts und von links. Einer davon aus dem Ausland gesteuert. Den Deutschen stand das Wasser bis zum Hals, doch sie hatten den Willen gegenzuhalten und politische Führer, die es taten. Sie stabilisierten die Mark, isolierten das feindliche Frankreich außenpolitisch und ließen die Aufrührer von der Straße schießen.
1923 (2): Die Fehler machten sie erst, als sie die Lage im Jahr drauf wieder im Griff zu haben wähnten. Anstatt die überlebenden Hochverräter, so wie das Gesetz es vorsah, aufzuhängen oder wenigstens für den Rest ihrer Tage hinter Zuchthausmauern verschwinden zu lassen, ließen sie Milde walten.
Sechzehnter Oktober 2023
Was soll man sagen, wenn alles bereits gesagt ist? Dann dreht man Schleifen mit gedrosseltem Tempo, wie der Airbus, der auf Besserung wartet, über dem im Nebel liegenden Flughafen.
Alles gesagt (2): Wie die Jecken Kamelle-Kamelle rufen, so tönt der politmediale Komplex jetzt unisono Israel-Israel. Beides ist ähnlich ernst gemeint, denn in beiden Fällen wissen die KlamaukHanseln: Am Aschermittwoch ist alles vorbei.
Siebzehnter Oktober 2023
Alle sind überlastet, und deswegen kann ich mich nicht ausweisen. Seit drei Monaten und zwei Wochen warte ich jetzt auf den neuen Ausweis. Die Eingeschleppten haben natürlich Vorrang. Das verlangt bereits das auf sie wartende Bürgergeld. Da ich hierauf keinen Anspruch erhebe, benötige ich auch keinen Ausweis. Scheint mir logisch.
Achtzehnter Oktober 2023
Warum geht unsereiner in einen Vortrag mit dem schrägen Titel „Die Polis im europäischen Republikanismus“ von und mit Egon Flaig? Ja warum, das habe ich mich hernach auch gefragt. Dabei meinte ich vorher: Es geht um Solidarität mit einem Ausgegrenzten. Je länger ich ihm zuhörte, desto mehr dachte ich: Warum nur, warum? – In Zeiten der angeblich guten alten, aber verflossenen DDR pflegten die Leute beim Besuch von Schillers Don Carlos gierig auf den Satz „Geben Sie Gedankenfreiheit, Sire“ zu warten, um, wenn er fiel, in frenetischen Applaus auszubrechen. Und hier? Dieses Publikum war anwesend – ich habe mit eigenen Augen die vielen Krücken gesehen –, aber der Satz blieb aus.
Flaig (2): Hatte morgens, um mich in eine fremde Gedankenwelt einzulesen, eine der Kettenbuchhandlungen, die unter dem Namen Thalia firmieren, aufgesucht, war aber mit Schulterzucken abspeist worden. Erst als der Verkäufer sich vage an mein Gesicht zu erinnern glaubte, wurde der Ton feinselig und für die Person des von mir nachgefragten Autors beleidigend. Auch deswegen ging ich gestern Abend hin. Rätselhaft, denn ich bin keinen Schritt weitergekommen.
Auch rätselhaft: Las spät abends das tagsüber eingetrudelte jüngste Heft von Foreign Affairs querbeet im Schnelldurchgang. Das Auge blieb etwas länger an den Ausführungen zu Putin hängen, der gerade dabei sei, den Krieg zu verlieren. Hieran ist weniger interessant, ob das stimmt, sondern was die Meinung der tonangebenden Leute in Washington DC offenbar ist.
Neunzehnter Oktober 2023
Noch immer ist unklar, wie die Wahlen in Polen letztlich ausgegangen sind. Hieran interessiert bestenfalls, was das Land künftig bezüglich der Ukraine anzettelt. Selbst wenn der Linke Tusk jetzt die Regierung bilden sollte, bleibt dies für Deutschland riskant. Wer das Gegenteil annimmt, ist ein Phantast. Tusk ist angeblich ein sog. Europäer, vor allem aber ist er ein Pole, nur dass er es auf einen Bruch mit der EU nicht ankommen lassen würde. Und dann gibt es noch den Präsidenten, der heißt Duda. Er ist Mitglied der polnischen Um-jeden-Preis-Nationalisten (PiS).
Umweg: Steckte neulich vor der Flugreise den jüngsten Roman von Jörg Bernig in die Reisetasche, um mir die öden Flugstunden zu verkürzen. Der Flug fiel aus und die Lektüre auch, weil ich die Tasche im
Kofferraum meines Autos vergaß. Als ich den Wagen gestern für den TÜV-Termin ausräume, kommen Tasche und Buch wieder zum Vorschein.
Umweg (2): Die Verlogenheit der Linken rückt als arabischer Terror auf unsern Straßen ins grelle Tageslicht. Hatten wir nicht bis gestern gepredigt bekommen, dass jedes kritische Wort an der illegalen Einwanderungslawine Nazi sei? – Ist also Korrektur zu erwarten? Nein, nur Geschwätz.
Zwanzigster Oktober 2023
Die einzige Weltmacht: 2 US-Flugzeugträger und 2.000 Mann Marine-Infanterie (Marines) befinden sich jetzt im Mittelmeer. Mit 2.000 Männeken in die Erdkämpfe eingreifen zu wollen, klingt nicht sonderlich bedrohlich, sondern eher wie eine Pleiteerklärung. Die würden nicht mal reichen, um einen Abzug militärisch abzusichern.
Derweil spielt der Wertewesten die Reise nach Jerusalem. Das ist das Spiel, bei dem bei jeder Runde einer hinten runterfällt. Grad eben war’s der Ukrainerführer Selenskyj.
Ukrainerführer (2): Wäre also kein Wunder, wenn man sich wieder an uns wendet. Schließlich haben wir reichlich Bandera-Erfahrung:
Dreiundzwanzigster Oktober 2023
Deutscher Oktober: Heute von 100 Jahren sollte der bewaffnete Aufstand der KPD beginnen. Tat er aber nicht, nachdem der Gesalbte aus Moskau, Karl Radek, ihn abgeblasen hatte. Er hatte bemerkt, dass es die Proletarischen Hundertschaften, die das Schießen übernehmen sollten, nur auf dem Papier gab.
Oktober (2): Das große Abblasen erreichte die Hamburger Kommunisten nicht. Der Ex-Leutnant und Führer des dortigen M(ilitär)-Apparats, Hans Kippenberger, überfiel daraufhin mit ein paar Hanseln ein Polizeirevier, um Waffen zu beschaffen. Danach begann ein blutiges Räuber-und-Gendarm-Spiel, das die Polizei binnen dreier Tage beendete. Der Aufrührer floh auf Umwegen nach Moskau. Seine Hinrichtung war dadurch nur aufgeschoben. Sie erfolgte nach weiteren Umwegen 1937, erneut in Moskau.
Oktober (3): Fast alles, was man über den sog. Hamburger Aufstand weiß, entsprang den Lügengeschichten aus der Feder der bolschewistischen Abenteurerin Larissa Reissner, die in Hamburg am Meer auf den Barrikaden stand. Jaja, die Barrikaden am Meer. Es war der Linken-Abgott Kurt Tucholsky, der für die Konservierung der Frühvollendeten und ihrer Lügen sorgte: „Du bist für Russland zu früh gestorben. So eine wie dich haben wir nie gehabt. So eine wie dich möchten wir so gerne haben. Eine, die liebt und hasst … Wir grüßen dich, Larissa Reissner. Du bist eine Erfüllung gewesen und eine Sehnsucht.“
Vierundzwanzigster Oktober 2023
Solange sich Konfliktparteien für ihre vermeintlichen Ansprüche auf Ereignisse berufen, die lange zurück liegen, kann es keine friedliche Lösung geben. Die jetzigen Kriege um die Ukraine und Palästina belegen diese Aussage.
Krieg & Frieden (2): Erst die Einsicht in die Notwendigkeit, mit dem Töten aufzuhören, kann einen Krieg beenden, es sei denn, eine der beiden Seiten ist ohne Wenn und Aber unterworfen worden, dann geht das Töten weiter.
Krieg & Frieden (3): Die beiden vorstehenden Regeln auf die aktuellen Kriege übertragen, lassen nichts Gutes erwarten.
Fünfundzwanzigster Oktober 2023
Die machen es wirklich. Gebe mir nicht die Mühe, das Gestammel vom sog. Wirtschaftsminister über die Subventionierungsabsichten gegenüber der deutschen Industrie widerzugeben, sondern begnüge mich, einen Leserbrief aus der Zellerzeitung von heute Nacht abzuschreiben: „Robert will nach den Heizungen nun auch den Wohlstand erneuern. Eiskalt und armselig. Selbst die Amis sind neidisch. Nach der V1 und der V2 nun der R1. Wo der aufschlägt, da wächst kein Gras mehr.“
Wirtschaft (2): Sie haben keine 2 Jahre gebraucht, um das wahr zu machen. Noch immer glotzen Blödmichel und die Wohlmeinenden zu, labern dumm und tun nichts.
Sechsundzwanzigster Oktober 2023
Worte: Der über Nacht neu gewählte Speaker of the House, der Republikaner Mike Johnson, fand gleich nach seiner Vereidigung – die eigene Bibel hatte er mitgebracht – Worte, die keinen Zweifel offenlassen. Er begann mit „Ich möchte dem amerikanischen Volk im Namen von uns allen hier sagen: wir hören dich.“ Hübsche Geste, doch dann folgte die Drohung nach außen, dass alle Feinde sich vor diesem extraordinären Volk fürchten mögen.
Worte (2): Der unbekannte Sprecher auf der Montagsdemonstration in Sangerhausen/SachsenAnhalt sagte, dass er es sich lange überlegt habe, öffentlich zu sprechen, dies jedoch seiner Familie schuldig sei. Man solle endlich aufhören, sich von denen etwas sagen zu lassen, man solle die Furcht vor denen ablegen, und man habe nicht vor abzuwarten, bis das Land in Chaos und Gewalt versinke. Deren Verursacher müssten weg.
Siebenundzwanzigster Oktober 2023
Ostfront: Plötzlich ist sie wieder da, mit Meldungen, die widersprüchlicher kaum sein könnten. Der Ort heißt Awdejewka (ukr. Avdiika), nordwestlich von Donjezk gelegen. Der Frontverlauf zeigt starke Ähnlichkeit mit dem von Bachmut vor einigen Monaten, wo die ukrainischen Kräfte eingeschnürt und letztlich unter verheerenden Verlusten zum Aufgeben genötigt wurden. Aber es bleibt dabei: Man kann aus dem statischen Bild nicht erkennen, ob es das Ergebnis eines ukrainischen Vorstoßes oder einer russischen Einschnürung ist. Sieht, wenn man’s mit den Auslassungen bzw. Verschweigen in
den Lügenmedien vergleicht, eher nach Letzterem aus.
Lügenmedien (2): Das öffentliche Tamtam, was um die Gründung einer Sahra Wagenknecht-Partei veranstaltet wird, beruht auf der Autosuggestion seiner Veranstalter, diese werde bei künftigen Wahlen der AfD im bedeutenden Umfang Stimmen abjagen. Dass diese Rechnung aufgeht, darf bezweifelt werden, denn die Wähler der AfD wählen diese nicht, weil sie auf eine weitere, runderneuerte Form des Sozialismus setzen – jedenfalls im Osten nicht. Für den Westen gilt: Wähler, denen die AfD bislang zu Nazi war, werden ggf. die Neue als weniger schlimm empfinden, doch das trifft bestenfalls CDUFDPSPD – wenn überhaupt. Falls meine West-Vermutung stimmt, handelt es sich hier um den Versuch, die Grünen zu stabilisieren – was zum derzeitigen Medienrummel gut passen würde.
Lügenmedien (3): Nach dem Scheitern der Covid- und der Klima-Strategie wird jetzt in den USA und in D auf eine Kombination gesetzt: Danach setzt die Klima-Katastrophe Seuchen in Gang, sodass sich begründen lässt, dass die bisherigen Impfungen nichts mehr helfen und erneuert werden müssen.
Aktuelles Ergebnis: Die Leute laufen wieder mit Masken vor dem Maul rum, und die Uni Leipzig lässt Vorlesungen ausfallen.
Achtundzwanzigster Oktober 2023
Wer eine Dummheit nicht verzeihen kann, nimmt irrtümlich an, selbst noch keine begangen zu haben. Wer hingegen die Dummheit verzeiht, glaubt grundlos, selbst klug zu sein.
Awdejewka, der Ortsname des augenblicklichen Schlachthauses im Donbass, klingt wie ein Bildtitel von Marc Chagall. Die Gedankenverbindung mit der ich morgens erwache, hat etwas Frivoles und ist mir nur so erklärlich, dass ich vor drei Tagen in einer Chagall-Ausstellung im Kunsthaus von Apolda war, das wieder eine staunenswerte Schau auf die Beine gestellt hat.
Chagall (2): Die ausgestellten Bilder erwecken in mir erstmals einen Zweifel, ob der Meister überhaupt malen konnte. Kurios auch seine Betonung christlicher Motive. Ansonsten: er selbst mit seiner Bella als Liebespaar, meist schwebend vor französischer oder russischer Kulisse. Esel und Federvieh nicht zu vergessen.
Dreißigster Oktober 2023
Die gestern wiedermal vorgenommene Umstellung auf die Winterzeit, eigentlich MEZ, wird wieder einige Tage für ganz und gar nutzlose Verwirrung sorgen. Sonst ist sie für nichts gut. Eine Gesellschaft, die nicht in der Lage ist, Idiotisches zu beseitigen – das gilt nicht nur bezüglich der Zeitumstellung –, verdient keine Gnade.
Einunddreißigster Oktober 2023
Man wird kaum bestreiten können, dass dieser Monat einen unüberhörbaren Paukenschlag enthielt. Ob dies, wie landauf und landab gemutmaßt wird, ein historischer Moment war, wird man erst in zwei, drei Jahren sagen können. Es könnte genausogut sein, dass nach den üblichen orientalischen Aufwallungen alles wieder ins alte Fahrwasser zurückkehrt, obwohl, zugegeben, es im Moment nicht danach aussieht.
Paukenschlag (2): Meine Vermutung, dass hinter dem Vorhang der mediterranen Aufregungen, das Schicksal der Ukraine besiegelt wird, rückt in den Bereich des Vorstellbaren. Meine bisherige Annahme, dass die Russen alle Zeit der Welt hätten, der Ukraine und dem mit ihr angeblich verbündeten europäischen Wertewesten den Saft abzudrehen, könnte sich als korrekturbedürftig erweisen, weil Putin ein Problem mit den eigenen Leuten bekommt und zwar mit denen, die endlich Erfolge sehen wollen. Es ist nicht die Zustimmung zu diesem Krieg, die ihm Probleme machen wird, nein, diese Zustimmung ist ganz gewiss nicht fraglich, sondern das Leiden der Russen im Kampfgebiet verlangt nach einem erfolgreichen Ende.
Paukenschlag (3), eher tonlos: Für einen Krieg sind stets nur diejenigen zu haben, welche nicht unmittelbar vom Tode bedroht sind. Im August 1914 mag das hierzulande für einige Wochen bei einer winzige Schicht intellektueller, lautstarker junger Männer anders gewesen sein. Aber das legte sich bald angesichts der Wirklichkeit der Zerfetzten auf den Schlachtfeldern von Flandern. Wer das Desaster überlebte, war sein Leben lang gezeichnet, aber auch geheilt von der fatalen KriegsBegeisterung.
Paukenschlag (4): Jetzt will ein gewisser Praetorius „die Bevölkerung“ – meint er das deutsche Volk? – wehrfähig machen. Mein Rat: die rücksichtslose Wehrpflicht wird ein Heer schaffen, das gegen deutsche Interessen nicht einsatzbar ist. Das muss er nicht wissen, aber er würde es bei Bedarf lernen.
Und sonst? Guten Tag. Ich hätte gerne Fliegenpilze. – Ja, gerne. Für wieviele Personen?
©Helmut Roewer, Oktober 2023,
Keine Angst, Herr Roewer, Putin wird wegen seiner Kriegsführung keine Probleme mit seinen Russen kriegen. Die stehen in großer Mehrheit hinter ihm.
Pistorius.
schönes Wortspiel: Buntes-Verteidgungsminister
wir brauchen keine Kriegsfähigkeit, wir brauchen Verteidigungsfähigkeit, aber eine echte.
weil wir kein Interesse an Krieg haben.
Es gibt Länder, die können mit Frieden offensichtlich nichts anfangen – gehört eben nicht zum Geschäftsmodell.
Lieber Author, bitte erschrecken Sie die Leser doch nicht mit einem “ unüberhörbarer Paukenschlag „…ich dachte schon der Österreicher aus Braunau wäre wiederauferstanden !
ZITAT: „Man kann mit dem Wordprogramm alle möglichen Prominenten-Namen ungestraft schreiben. Nur Elon Musk wird rot unterkringelt.“
Jetzt wissen Sie, wofür die vielen Updates gut sind.
ZITAT: „Jedenfalls habe ich nicht davon gehört, dass die Bundeswehr aus allen Nähten platze.“
Wie denn auch? Da sterben immer wieder welche an Langeweile. Das Aufstellen von Kickertischen hat ein Massensterben verhindert. 🙂
ZITAT: „Word bevorzugt die letztgenannte Variante. Klingt deutschstämmig. Müssen wir uns jetzt entschuldigen?“
Nein. Wir müssen auf LibreOffice umsteigen.
ZITAT: „Wer eine Dummheit nicht verzeihen kann, nimmt irrtümlich an, selbst noch keine begangen zu haben. Wer hingegen die Dummheit verzeiht, glaubt grundlos, selbst klug zu sein.“
Mit anderen Worten: Der (vermeintlich) Klügere gibt nach.
ZITAT: „Chagall (2): Die ausgestellten Bilder erwecken in mir erstmals einen Zweifel, ob der Meister überhaupt malen konnte.“
Chagall klingt so ähnlich wie Chantall. 🙂