Sahras engere Personalpolitik
Was im engen Zirkel fragil ist und bleibt, wird auch im großen Rahmen nicht gelingen. Wagenknecht und ihre Männer. Da herrschte maximales Chaos, und nun will sie den gackernden Hühnerhaufen einer niegelnagelneuen Partei ordnen?
Oskar Lafontaine kennen wir alle. Er ist ein Filou. Verfitzte Kanzlerkandidatur 1990, operettenreifer Sturz von Scharping als Parteivorsitzender, Bundesfinanzminister, Aufweichung der Maastricht-Kriterien des Euro zusammen mit dem Franzosen Strauss-Kahn und Krach mit Kanzler Schröder, Niederlegung aller Ämter, Rotlichtverdacht, Pensionsaffäre, Fremdarbeiterzitat, Übertritt von der SPD zur Linken, Nekrose der Saarlinken, mehrere Ehen und ehebrecherische Beziehungskisten. Eine in sich ruhende Person ist was anderes. Die Liebe mit Sahra geht durch den Magen: „Er kocht auf jeden Fall deutlich besser als ich“, eröffnete Wagenknecht einem umstrittenen Nachrichtenportal. Sie selbst habe das Kochen nie gelernt, Oskar habe es ihr aber „ein bisschen beigebracht“.
Noch moritatenträchtiger allerdings war Wagenknechts erste Ehe mit Ralph Niemeyer. Im Mai 1996 wurde Niemeyer vom Landgericht Köln wegen Betruges in 46 Fällen zu drei Jahren und vier Monaten Haft verurteilt und es wurde für ihn ein fünfjähriges Berufsverbot als Finanzberater ausgesprochen. Im März 1997 wurde die Vollstreckung der Reststrafe zur Bewährung ausgesetzt. Nach seiner Freilassung heiratete er am 5. Mai, dem Geburtstag Karl Marx’, Sahra Wagenknecht. Sie trug ein weißes Hochzeitskleid mit Brautschleier und sah mehr romantisch als revolutionär aus. 2002 wurde ihr Mann schon wieder wegen Betrugs zu einer Haftstrafe von anderthalb Jahren auf Bewährung verurteilt. Weitere Verfahren betrafen Alimentezahlungen für niedliche kleine Resultate mehrerer Seitensprünge. Fotos zeigen ihn zusammen mit Wagenknecht bei der Liebknecht-Luxemburg-Kundgebung in Ostberlin. 2011 trat er in die Linke ein, 2013 wurde die Ehe geschieden.
Seither ging es bunt zu. Im März 2017 wurde Niemeyer, nachdem er aus der Linken wieder ausgetreten war, in Baden-Württemberg Mitglied der SPD. Deren Landesparteitag in Schwäbisch Gmünd wählte das frischgebackene und quasi noch dampfende Mitglied auf die Landesliste für die Bundestagswahl 2017, allerdings so weit hinten, daß er nicht in den Bundestag einrückte. Dabei hätte der immer klamme Abenteurer die Diäten wirklich gut gebrauchen können. 2021 trat Niemeyer in die Basisdemokratische Partei Deutschland ein. Für diese kandidierte er bei der Bundestagswahl 2021, wieder erfolglos. Im Rahmen der Demos gegen Kórona trat er mehrfach als Redner auf, so auch bei der Großdemonstration am 29. August 2020 in Berlin.
Nun wird es putzig. Im Juli 2022 erklärte Niemeyer, er habe eine „Exil-Regierung“ gegründet und wolle „nach Zusammenbruch des BRD-Verwaltungskonstruktes“ mit Russlands Staatspräsident Wladimir Putin verhandeln. Im September 2022 reiste er als selbsternannter „Exil-Kanzler“ Deutschlands nach Russland, führte Gespräche mit hohen russischen Regierungsvertretern und handelte angebliche Verträge mit dem russischen Staatskonzern Gazprom aus. Nach seiner Rückkehr erklärte er öffentlich, die Bundesregierung von Olaf Scholz sei „am Ende“ und „suspendiert“. Es gehe nur noch darum, „unter welchen Umständen sie die Macht abgibt.“ Von einer strafrechtlichen Verfolgung wegen Amtsanmaßung hat die BRD abgesehen, wahrscheinlich wegen Peinlichkeit, also um zu verhindern, daß sich Deutschland über die wirren Kabalen der Ampel prächtig amüsiert.
Der „Cicero“-Journalist Moritz Gathmann teilte einen Videoclip, bei dem Ralph Niemeyer im Gespräch mit Gazprom-Chef Alexej Miller gefilmt wurde. Auf Englisch redet er auf Miller ein, daß die Scholz-Regierung damit überfordert sei, die deutsche Abhängigkeit von den USA zu überwinden. Es brauche einen neuen Staat und eine neue Regierung, eben seine Exil-Regierung, um dann auch Nord Stream 2 zu öffnen und den vollen Gasfluss wieder sicherzustellen. Der Russe nickte zustimmend. Weiters postete Niemeyer ein Foto von sich mit Russlands Außenminister Sergej Lawrow. Über Telegram behauptete er, ein zweistündiges, „nur durch Rauchpausen unterbrochenes Gespräch“ mit ihm geführt zu haben.
Ein ähnliches belastendes Filmmaterial existiert von Olaf Scholz und den Jungsozialisten, als sie Egon Krenz erklärten, wie überfordert Helmut Kohl dabei sei, die Abhängigkeit von den USA zu überwinden.
Es wurde für Propagandazwecke genutzt und am 4. Januar 1984 in der Aktuellen Kamera gezeigt. Solche außenpolitischen Besenritte gab es wie man sieht immer mal wieder.
Die irrlichternde Vita ihrer beiden Männer wirft kein besonders gutes Licht auf Wagenknechts ordnende Hand. Eher vemutet der verwunderte Familienforscher einen gewissen Hang zur Spontanität und zum kleinbürgerlichen Voluntarismus. Vielleicht hätte sie besser selbst kochen gelernt.
Grüße an den Inlandsgeheimdienst: „Eine Ehe sollte nur alsdann für unauflöslich gehalten werden, wenn entweder beide Teile oder wenigstens der eine Teil zum drittenmal verheiratet wäre.“ (Geh. Rath v. Goethe)