Das Hinweisgeberschutzgesetz aus betrieblicher Sicht
Aus betrieblicher Sicht ist es immer günstig kleine Einheiten zu bilden. Damit umgeht man nicht nur das Hinweisgeberwesen, sondern auch andere Kostentreiber wie Betriebsräte und Abfindungen. Vor allem verspart man sich mit einiger Wahrscheinlichkeit eine Ruinierung des Betriebsklimas durch anonyme Sauereien.
Mehr als zehn Mitarbeiter sind so teuer, daß nur Betriebe mit einer guten Marge sich den Luxus leisten können. Dann geht nämlich das Abfindungswesen los. Das wäre ja nicht schlecht, wenn man dafür in guten Jahren Rückstellungen bilden dürfte. Geht aber nicht. Logisch wäre, daß für jedes Beschäftigungsjahr ein halbes Monatsgehalt rückgestellt wird. Scheidet jemand auf eigenen Wunsch aus oder geht er in Rente würde die Rückstellung aufgelöst, würde er gekündigt, wird die Abfindung ausgezahlt. Das wäre zweckmäßig, weil Abfindungen meist anfallen, wenn es einem Betrieb schlecht geht. Die ganze Ostindustrie wurde 1990 mit den Abfindungen auf einen Schlag aus dem Weg geräumt. Nach meinen Beobachtungen in zwei Betrieben von Arbeitgebern, Arbeitnehmern und Gewerkschaften im Einvernehmen.
Die Aufsplittung eine Betriebs in kleine Einheiten ist keine Zauberey. Man muß nur darauf achten, daß keine Konzernhaftung ensteht. Das erreicht man, indem jede Einheit andere Gesellschafter und andere Steuerberater hat. Es ist zum Beispiel absolutes Teufelswerk zu heiraten. Denn Eheleute werden als Einheit betrachtet. Mir ist ein Ehepaar bekannt, welches sich zweimal scheiden ließ. Das erste Mal in der Zone, weil sie einen Friseurbetrieb hatte und er selbständiger Maler werden wollte. Das war innerhalb einer Ehe damals verboten. Nach dem Zusammenbruch heirateten sie 1990 wieder, weil der Scheidungsgrund weggefallen war. Im weiteren Leben war eine Konzernhaftung zu umgehen, und sie mußten sich wieder scheiden lassen. Wer Spaß an vielen schönen Hochzeitsfeiern hat…
Die Firma 1 kann zum Beispiel einem Mann gehören, die Firma 2 seiner Konkubine. Das Unternehmen 3 könnte der Frau und ihrem Amante unter Einbeziehung weiterer Gesellschafter gehören, Es kommt darauf an, daß niemend beherrschender Gesellschafter ist. Nach dem Muster könnte man noch weitere Gesellschaften gründen, vielleicht auch mit wohlgeratenen Kindern aus der illegitimen Verbindung, welche früher Bastarde, Bankerts oder Kegel gehießen wurden, heute aber rechtlich im Vorteil sind. Die unehelichen Kinder von Carl August wurden vom Geh. Rath v. Goethe beispielsweise als „Kegelkinder“ bei Förstern im Herzogtum untergebracht, um die Verheiratungschancen der jungen Damen nicht zu schmälern. Man beklagte sich in Anna Amalias Tafelrunde übrigens über das nicht tiktokfähige Minderaussehen der dörflichen Gespielinnen.
Für die Ämter kann man die Unübersichtlichkeit noch steigern, wenn GmbHs, Einzelunternehmen und GbRs nebeneinander bestehen. Die Unterschiedlichkeit der gewählten Rechtsfiguren allein ändert aber nichts an der drohenden Konzernhaftung. Man erreicht mit Glück, daß unterschiedliche Bearbeiter im Amt zuständig sind.
Mit dieser Mannigfaltigkeit der Unternehmungen kann man weitere Vorteile ernten: Ich konnte die Gesellschaften, in denen ich je nachdem nur Gesellschafter oder Gesellschafter-Geschäftsführer oder Prokurist war, an Mitgesellschafter und bereits eingearbeitete Geschäftsführer übergeben, ohne komplizierte Firmenverkäufe zu tätigen. Ein wohldurchdachtes und gepflegtes Geflecht an Verbindlichkeiten, ohne eine Führung des betrieblichen Gesamtorganismus aus der Hand zu geben, ist eine Alternative zu regierungsseitig herbeigerufenen unzweckmäßigen Gestaltungen.
Der Wirtschaftsminster Jürgen Reinholz sprach mich 2008 mal auf das Problem mit unseren vielen Firmen an: Er meinte, daß man mit fünf Unternehmungen mehr Verwaltungsaufwand hat, als mit einer. Ja, das stimmt. Hat der Grünstaat aber auch. Den Mehraufwand spart man an Betriebsräten, Abfindungen, Schwerbehindertenabgabe, Hinweismeldestellen, betriebsärztlicher und sicherheitstechnischer Betreuung und Datenschutzbeauftragung locker ein,
Was die Hinweisgebung betrifft: Sie ist in verschiedenen EU-Ländern unterschiedlich geregelt. Mit einem Umzug kann man sich unter Umständen Erleichterung verschaffen, falls das Unternehmen so groß ist, daß man es nicht durch Aufspaltung auf die effiziente Größe verschlanken kann. Nicht-EU-Länder sind die Schweiz, Serbien, Norwegen, das Vereinigte Königreich, Weißrußland, Albanien, Rußland, Mazedonien und Cerna Gora. In den meisten dieser Länder herrscht mehr Liberalität.
Grüße an den Inlandsgeheimdienst: „Es ist nicht genug, zu wissen, man muß auch anwenden. Es ist nicht genug, zu wollen, man muß auch tun.“ (Geh. Rath v. Goethe)
Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung hat gestern einen Artikel publiziert, er heißt:
„Das AfD-Paradox: Die Hauptleidtragenden der AfD-Politik wären ihre eigenen Wähler.“
Die Bestätigung folgt mit diesem Beitrag auf dem Fuße.
In diversen Artikeln, die den Herrn Fratscher zitieren, wird auf ein großes Manko hingewiesen – übrigens eines, was man ständig in irgendwelchen mainstreamgefälligen Studien sieht – nämlich uralte Daten zur Wählerklientel der Blauen.
Inzwischen hat sich das deutlich verändert, was u.a. auch den Zuwachs begründet.
Männer UND Frauen, aus akademischem, bisher schwarz-gelb-grünen Mileu kommen in Scharen dazu. Die Legende vom alternden Proleten wird ad absurdum geführt.
Übrigens – auch die CDU war in ihren besseren Zeiten nicht unbedingt bürgerfreundlich.
Aber welcher Wahlverein war das schon.
Fratzscher ist SPD-Mann.
Nee, nix alt, die Erhebung fand im Juni statt. Fratzschers Zusammenfassung ist in der Tonlage sicherlich nicht pro-afd, aber doch recht neutral.
Und wer aus der Datenbasis etwas anderes drehen möchte, kann es ja machen.
Der Tenor aber korrespondiert mit den marktradikalen „Ideen“ einerseits und den davon negativ betroffenen Wählerschichten (wie auch hier).
Doch alt – 2021.
Nachzulesen in einem Focus-Artikel von gestern.
Daten von Forsa 06/2023.
Sie bestätigt ältere Umfragen.
https://www.diw.de/documents/publikationen/73/diw_01.c.879721.de/diw_aktuell_88.pdf
Für Focus-Leser, Zitat:
„Was er über die Wählerinnen und Wähler zusammengetragen hat, beruht auf Umfragen des Meinungsforschungsinstituts Forsa aus dem Juni.“
und genau diese Aussage wurde im focus korrigiert und als Manko des gesamten Artikels bloßgestellt.
Die Quelle wird Ihnen immer und immer wieder gern die Richtigkeit ihrer eigenen Angaben bestätigen. Übrigens gern benutzt von Faktencheckern.
Ick weeß ja nich, aber wieder in einem funktionierenden Staat und in einer funktionierenden Gesellschaft zu leben, das würde ich nicht als Leidtragen ansehen. Aber kann latürnich sein, dass der Didi in seiner gated Community da ein anderes „Lebensgefühl“ hat.
Waghalsiger Versuch einer Gleichung, AFD = Funktionalität.
Der Zug ist abgefahren.
Und nein, mein Gutster, es lebt sich fein bei den ehemaligen Gated Communists.
Die Verlagerung eines Betriebs ins Ausland ist gegen die Schließung das kleinere Übel. Wenn der Eigentümer hier wohnen bleibt, fließen wenigstends die versteuerten Gewinne nach D.
Danke für diese praktischen Tipps. Ich freue mich immer wieder über die prabelschen Berichte aus dem wirklichen Leben.
Haha, die Baubranche!
Voll arm, die Armen, mit ihren Firmengeflechten; 20.000EUR/qm, Penthouse mit direktem Auspuffgenuss der Neuenheimer Landstrasse in HD.
Damit dann noch die SOKA umsegeln zu wollen finde ich aber doch etwas dreist, obwohl ich nationalliberalen Honoratioren gegenüber durchaus konziliant bin.
Ich glaube nicht, dass es in dem Sektor Denunzianten (Pentiti) gibt – Cosa Nostra…
Der Bau ist ein Schweinegeschäft – schon immer gewesen. Nicht nur bei den unmittelbar mit dem Bau an sich Beteiligten, sondern insbesondere bei den unproduktiven Mitverdienern.
Und das, was derzeit noch produziert im Wohnungsbau bzw. versucht unter die Leute zu bringen, liegt weit ab vom Bedarf.
In DD z.B. im Neubaubereich zu 90% Wohnungen mit über 100 m² vom feinsten Standard zu Mondpreisen.
Selbst die wenigen verfügbaren Appartements mit ca. 40 m² sind nur für knapp 300 Tsd. € zu haben.
Tiefgaragenstellplätze kosten mittlerweile soviel, was vor 10 Jahren noch eine kleine Wohnung gekostet hat.
Ergo:
der Wohnungsmarkt kollabiert, Altbau wird zu horrenden Mieten vom Staat / Kommune angemietet für Flüchtlinge, der Markt ist leer, Neubau können sich junge Familien weder zum Kauf noch zur Miete leisten.
Der Staat ist nicht nur Preistreiber am Bau durch irrsinnige Vorschriften und Bestimmungen, sondern macht auch im urbanen Bereich den Mietwohnungsmarkt kaputt.
Fiel mir eben noch ein: wenn der Staat als Mieter auftritt und der Vermieter durch höhere Mieteinnahmen höhere Steuern bezahlt, die wiederum der Staat…..dann läuft sich das Rad langsam aber sicher heiss.
Wieso ist nochmal in D die Eigentumsquote so gering und wird immer geringer?
Nein, geringer wird sie nicht.
In D-A-CH ist die Ungleichheit des Nettovermögens ziemlich ähnlich – dies sind auch die Länder mit den niedrigsten Eigentumsquoten. Ist aber nicht mit aktuellem politischen Handeln begründet, da schon seit Jahrzehnten der Fall (bitte Schuldigen suchen/erfinden).
Immo-Kredite lassen sich steuerlich nicht absetzen (bei Eigennutzung). Dann haben wir noch hohe Gestehungskosten und irre Grunderwerbssteuern.
Ein schlechter Mix.
Weiter geht’s mit der lustigen Länderliste:
Alle EU-Staaten setzen das Gesetz inhaltlich gleich um – also nein, nix mit „unterschiedlich geregelt“.
Norwegen und die Schweiz sind zwar keine Mitgliedstaaten, aber durch die Mitgliedschaft im EWR mit der EU assoziiert. Bedeutet: wenn die EU Richtlinien zur Regulierung des Binnenmarktes erlässt, müssen diese auch in das EWR-Abkommen aufgenommen und folglich in norwegisches und schweizerisches Recht umgesetzt werden.
Aber das sollten Sie, als EU-Profiteur, doch wissen, Herr Prabel.
Albanien? Bald EU-Mitglied.
UK? Whistleblower-Gesetz seit 1998. Allerdings sollten Sie als kürzlich wiedergeborener Neurusse nichts Angelsächsisches empfehlen, das stört nur die blau-russische Faschistenfreundschaft.
Und im Rest der genannten Länder wird das (natürlich frei erfundene) Friseusen-Maler-Pärchen richtig fett reüssieren.
Weiter geht’s, Herr Prabel, auf zu neuen Märchen – das Land wartet.
Zumindest die angesprochenen Praxen (mehrere kleine Firmen statt eine große, geschiedene Ehefrau als Gesellschafterin) sind nichts Märchenhaftes, sondern seit Jahrzehnten im Westen von erfolgreichen Unternehmern gelebte Realität, wie ich aus meiner Erwerbsbiografie weiß.
Das Prinzip ist mir schon geläufig, und kommt einem im Geschäftsleben ja häufig unter.
Es ist weniger das mangelnde Verständnis für das Konzept als vielmehr die Tatsache, dass mit jedem neuen Mitglied dieser Konstruktionen das Risiko, eine menschliche Niete zu ziehen, zunimmt.
„Hinweisgeber“-Schutzgesetz !!!
Ich konnte gar nicht glauben, dass es so ein Gesetz zur Förderung des Denunziantentums wirklich gibt.
Und es heisst auch noch genau so !!
Kleinbleiben, Abtauchen, unter dem Radar der Überwachung bleiben, wie zu Ost-Zeiten, soll die Lösung sein?
Nein, Herr Prabel, Tipps zur Umgehung, zur Anpassung an die Stasi-Methoden sind meiner Meinung nach nicht angebracht. Das Gesetz ist ein Skandal und wieder ein Schritt weiter in Richtung Kontrollstaat.
Wo sind wir in den letzten 30 Jahren hingeraten?
Und die untertänigen Deutschen werden dieses totalitäre Gesetz wieder am eifrigsten umsetzen.
Sie sind so, wie sie schon immer waren und sie fühlen sich dabei sogar noch moralisch überlegen. Auch nichts Neues.
„Unsere“ Regierung: Die dominanten Grünen sind gemeingefährliche Maoisten. Die SPD ist komplett verblödet und die FDP, die die Freiheit in ihrem Namen trägt, ist für mich nur noch ein schlechter Witz.
Diesen Hinweis gebe ich unserem Dietmar gratis. Vielleicht gibt es ja schon eine Stelle, wo er ihn melden kann.
Das klingt nach Reflex statt Reflektieren und es drängt sich der Verdacht auf, Sie haben das mit dem Gesetz nicht wirklich verstanden.
Vielleicht einmal mit befassen?