Möchtegernstalins im Froschkostüm
Ein politischer Beamter – der Chef der Zentrale für politische Bildung Krüger- machte sich in der WELT gerade Gedanken über die sog. „Radikalisierung an den Rändern“. Sicher, die Grünen und die CDU haben sich weit aus der Mitte der Gesellschaft entfernt: „die Institutionen des demokratischen Rechtsstaates sind in bestimmten Teilen dieser Republik abwesend und stehen nicht hinreichend als Gesprächspartner zur Verfügung“, so der Bildungsbeamte.
Das Establishment – egal ob früher durch Dr. M. oder jetzt durch H-beck verkörpert – hat sich im Berliner Elfenbeinturm verbarrikadiert und pflegt an den Rändern der Gesellschaft solche Orchideenthemen wie Luftreinheit, Insektenmast und Stotterey, während die Leute der Mitte unter Grünflation, Heizungsgeboten, Geldmangel und Kriminalität leiden. Die Diskussion über solche praktischen Themen wird seitens des sog. „demokratischen Rechtsstaats“ verweigert und kriminalisiert.
Krügers Folgerung ist wahr. „Wir dürfen die Sache nicht laufen lassen und Radikalisierungen billigend in Kauf nehmen“,
Was mir am Rande so aufstößt und unlogisch erscheint: Warum wird politische Bildung in einer Zentrale organisiert? Das riecht nach Lenins „demokratischem Zentralismus“ und Adolfs Führerbunker. Sind wir wieder bei der Nationalen Front oder gar bei den Nationalsozialisten angekommen? Müßte es in einer Demokratie nicht etwas dezentraler also „bottom up“ zugehen? Wählt das Volk die Regierung oder wählt die Regierung das Volk? Werden politische Apparate von unten nach oben dirigiert, oder umgekehrt?
In einer liberalen Zeitung – EF – habe ich gerade gelesen, wie der Autor Kurt Kowalsky die in Berlin tonangebenden Ex-K-Gruppenfunktionäre nennt: „Möchtegernstalins im Froschkostüm“. Paßt.
Grüße an den Inlandsgeheimdienst: „Manche Geschöpfe sind ganz dämonischer Art,“ (Geh. Rath v. Goethe)
Der gemeine “ Grünfrosch “ ist bei seiner zunehmenden Population nicht mehr unbedingt schützenswert !!
Ich grübele gerade, was Krüger mit den „demokratischen Institutionen“ meint, die nicht genügend als Gesprächspartner zur Verfügung stehen. Ich meine: Der Verfassungsschutz, die politische Polizei oder die Innenminister können kaum gemeint sein, die eignen sich nicht als „Gesprächspartner“. Will Krüger vielleicht sagen: „Ich brauche mehr Geld, damit meine Propagandazentrale in jeder Großstadt eine Filiale eröffnen kann?“ Da kommt er aber in Konkurrenz mit der „Zivilgesellschaft“, die das Geld schon abgreift und nicht freiwillig hergeben wird.
Die Sache hat Tradition:
1917/18 wurde die Zentrale für Heimatdienst aus der Taufe gehoben, um die kriegsmüde Bevölkerung aufzuwecken.
1919/20 Fritze Ebert hielt an dem Laden fest, um Demokrate in die Köpfe der Leute zu pflanzen.
1933 machte der Große Führer ein Ministerium daraus, nämlich das für Volksaufklärung und Propaganda.
1949/50 besann sich Adenauer auf die Ebertsche Variante, die Umbenennung in Bundeszentrale folgte bald und der Heimatdienst wurde gegen die politische Bildung ausgetauscht. NFbga wurde diese Unstitution, der man mit Recht misstraute, durch ein Direktorium geführt. Seit Schröder und Schily (als BMI) genügte dann ein einzelner Genosse als Direktor.
Ende der politschen Schulung.
„Müßte es in einer Demokratie nicht etwas dezentraler also „bottom up“ zugehen?“
Mit dieser Frage-Praline tritt die AFD (wahlkämpfend) an genau die Organisationen heran, wo Top-down-Hierarchien herrschen: Feuerwehren, Soldaten, Polizisten, THW, Amt/Empfänger usf.
Diese Mechanismen sind so alt wie bekannt.
.Im Nachgang heißt es dann: Ätsch!