Kreditnachfrage der europäischen Industrie auf Tiefststand

In ihrer vierteljährlichen Umfrage unter 158 Großbanken gab die Europäische Zentralbank an, daß die Nachfrage nach Krediten von Unternehmen in den letzten drei Monaten so schnell wie nie zuvor zurückgegangen sei (die Zeitreihe begann im Jahr 2003) und daß die Banken in den letzten drei Monaten ihre Kreditrichtlinien für Verbraucher verschärft hätten.

Der Rückgang fiel erneut deutlich stärker aus als erwartet. Der Nettorückgang der Kreditnachfrage bei KMU war der stärkste seit Beginn der Umfrage im Jahr 2003 von -40 %, während der Nettorückgang der Kreditnachfrage an Großunternehmen von -34 % etwas geringer ausfiel als während der globalen Finanzkrise. Darüber hinaus war der Nettonachfragerückgang bei langfristigen Krediten der stärkste in der Geschichte der Umfrage (-46 %), während die Nachfrage nach kurzfristigen Krediten in geringerem Maße zurückging (-22 %), aber immer noch nahe am historischen Tiefpunkt der globalen Finanzkrise lag.

Der Prozentsatz der Banken, die strengere Kreditrichtlinien meldeten, liege über dem historischen Durchschnitt der Umfrage und komme zu einer bereits erheblichen Verschärfung hinzu, so die Zentralbank.

Auch die Nachfrage nach Hypotheken ging stark zurück, wenn auch nicht so stark wie der „sehr starke“ Rückgang in den beiden vorangegangenen Quartalen, aber ein weiterer moderater Rückgang sei im dritten Quartal wahrscheinlich, fügte die EZB hinzu.

Die Banken sagten, daß ihr Bestand an notleidenden Krediten sie auch dazu veranlasste, die Kreditstandards zu verschärfen.

Da sich sowohl die Kreditstandards verschärfen als auch die Nachfrage nach Krediten abschwächt, dürfte sich die Investitionstätigkeit weiter abschwächen – was theoretisch den Bemühungen der EZB, die hartnäckige Inflation einzudämmen, zugute kommt, aber sicher nicht den Hoffnungen auf eine wirtschaftliche Renaissance in der Region entgegenkommt. Deutschland trägt weltweit die rote Laterne und wird dieses Jahr kein Wachstum aufweisen.