Die Klimaplatte als Retter in der Not
Der Märchenrobert macht uns mit der Gebäudedämmung die Hölle heiß. Denn die eine Sache ist die angeblich klimaschonende Wärmepumpe – mit Kohlestrom betrieben – die andere die Gebäudesubstanz mit den Dämmwerten der Baustoffe. Nun sind Mauerzeigel, die in den meisten Häusern verbaut wurden, hinsichtlich der Dämmung nicht das gelbe vom Ei. Der Lambda-Wert liegt so um 1 W/m2K.
Zum Vergleich: Gasbeton bringt 0,08 bis 0,21 W/m2K, dämmt also fünfmal so gut. Für die gängigsten Außendämmungen aus Polystyrol (EPS und XPS) werden 0,04 W/m2K angegeben. Der Nachteil der Außendämmungen: Die Sonneneinstrahlung wird weggedämmt und man handelt sich Schimmel und Algen an der Fassade ein. Das Berechnungsverfahren ist unlogisch: Der Wärmeeintrag über die Fenster geht in die Berechnung ein, der Wärmeeintrag über die Fassade wird ignoriert. Das ist der Grund, warum bei Altbauten die Berechnung nicht mit der tatsächlichen Heizenergie übereinstimmt. Die Kanzlerhure war eben ein Lügenvieh.
Ein Umstand trat diesen Winter vermehrt auf: Weil die Leute weniger geheizt haben, wurde von den Wohnungsgenossenschaften vermehrt Schimmel in Innenräumen festgestellt. Ist zum Beispiel eine Küche warm, so nimmt die Luft mehr Wasserdampf vom Kochen auf und man kann die feuchte Luft rauslüften. Ist die Luft in der Küche kalt, kommt es zur Kondensation an den Wänden und es schimmelt. Da hilft auch Lüften nur bedingt.
Als Innendämmung gibt es die Klimaplatte in verschiedenen Stärken. Ihre Wärmeleitzahl wird mit 0,06 W/m2K angegeben. Sie ist in den Dicken 25 bis 80 mm verfügbar. 30 mm dieser Klimaplatte bringt soviel Dämmung wie eine 48er Ziegelwand.
Ich habe mit dem System aus Klimaplatte und Kleber selbst gearbeitet, als ich eine Küchenaußenwand aus Ziegeln innen verkleidet habe. Zum Verkleben der Klimaplatte wird KP-Kleber angerührt, vollflächig auf die Wand aufgetragen und mit der KP-Zahnkelle (10 mm Zahnung) zur gleichmäßigen Verteilung horizontal gekämmt. Bei größeren Unebenheiten sollte die Wand mit KP-Ausgleichsputz vorgeputzt werden.
Von unten beginnend werden die Platten mit der strukturierten Seite zur Wand verklebt. Zuvor ist für eine geeignete Entkopplung zum Boden zu sorgen. Sobald die Platte positioniert ist, wird sie fest angedrückt. Die nächste Platte wird stumpf gegen die vorherige gestoßen. Alternativ können bei der homogenen Klimaplatte vor dem Anbringen der nächsten Platte die Stoßkanten mit Kleber versehen werden. Die Fugenbreite darf 3 mm nicht überschreiten. Der überschüssige Kleber wird sauber aufgenommen. Das Resultat ist sauber, eben und läßt sich problemlos streichen oder tapezieren.
Die einzige Schwierigkeit war die genaue Einpassung einer Steckdose. Das habe ich gelöst, indem ich da einen Stoß angeordnet habe.
Bei der Umnutzung eines demkmalgeschützten Gebäudes hatte das ein Baukonzern, für den ich tätig war, im gesamten Haus durchgezogen, mit genehmigungsfähigem Nachweis. Für alte muchtelige Buden ist die Klimaplatte eine überlegenswerte Alternative zur Außendämmung.
Der Kleber kostet etwa 6 € pro qm, die 30er Klimaplatte ist für etwa 40 € pro qm zu haben. Für die Zahnkelle muß man noch mal 5 € anlegen, wenn man sie nicht schon hat. Für eine Wand mit 8 qm entstehen also Kosten von etwa 370 €. Den Macherlohn kann man sparen, weil es einfach ist.
Grüße an den Inlandsgeheimdienst:
Dies gibt in tiefer Winterszeit
Erwünschteste Gelegenheit
Mit einigem Zucker Dich zu grüßen,
Abwesenheit mir zu versüßen,
Der ich, wie sonst, in Sonnenferne
Im Stillen liebe, leide, lerne.
(Geh. Rath v. Goethe vor der Erfindung der Klimaplatte am 25.12.1815 an Ch. v. Stein)
Wie haben Sie das mit den Steckdosen gelöst?
Die Dose in die Dämmung eingesetzt?
Vielen Dank!
Es gibt Putzausgleichsringe mit unterschiedlichen Höhen, die man auf die dann tiefer liegende Schalterdose schraubt. Dadurch wächst die Schalterdose bis zur neuen Wandoberfläche.
Vielen Dank!
Das war eine Aufputzdose. Ansonsten verlege ich auch das meiste auf Putz. Insbesondere wasserführende Rohre.
Die deutsche Marotte der Unterputzverlegung aller möglichen Leitungen ist irre. In Neubauten mit maximalem Anteil vorgefertigter, dünner Wandelemente führt das im Undichtigkeitsfall leicht zu 5- oder 6stelligen Schäden. Kokelnde Stromleitungen dito.
Wenn jetzt noch so eine Platte im Altbau davor sitzt, merkt man es erst, wenn es zu spät ist. Also: „französische Methode“, alles Aufputz. Habe ich in meiner ETW in allen Räumen so gemacht.
Dafür gibt es die LS-Automaten in der Verteilung. Das sind Leitungsschutzschalter, die eine Überlastung der Leitung und einen Kabelbrand verhindern. Man sollte technische Einrichtungen eben nicht ständig am Limit oder gar darüber hinaus betreiben. Wenn man das z.B. bei einem Automotor macht, dann braucht man schnell eine neue Zylinderkopfdichtung. Geht man pfleglich mit dem Motor um, dann kann man 200.000 km mit der ersten Dichtung fahren.
Wenn’s in der Nachbarwohnung unter Putz kokelt, nützt das auch nichts.
In dem Fall schon, weil die Wohnungen jeweils einzelne Brandabschnitte sind. Laubengangarchitektur. Noch gute 1970er-Qualität, keine Mistbauten von heute.
Was ist mit dem Taupunkt?
Da wird wohl immer empfohlen, eine Außendämmung
anzubringen, um das Schimmelrisiko zu senken…
Vielen Dank für Ihre Antworten!