Die maschinelle Tomatenernte
Die LPG Kromsdorf hat vor 40 Jahren Tomaten noch handgeerntet. Unvergessen ist ein damals junges Mädchen aus der Kummelgasse in Süßenborn, das in goldenen Stöckelschuhen auf dem Feld rumtorkelte, so wie Frau Lambrecht im malinesischen Wüstensand. Jahrelang war das ein Anlaß für lustige Dialoge und böse Spitzen.
Heute steht die Tomatenproduktion im internationalen Wettbewerb, nach David Ricardo herrscht das Prinzip des komparativen Nutzens. Das heißt die Dinger werden in Gegenden angebaut, wo Boden und Wetter besser sind, als bei uns. Zum Beispiel in der Poebene. Es sind Sorten, die relativ gleichmäßig reifen und mit Tomatensammelrodern geerntet werden.
Dabei hätte Emilia aus dem Bundestag, die ihre Jugend dort auf dem Altar grüner Weisheiten opfert, eine Gelegenheit sich in der Produktion zu bewähren. Aber einen Schlepper zu fahren hat sie nicht gelernt, vielleicht kann sie nicht mal italienisch. Dabei braucht es viel Arbeit mit dem Rückspiegel, um die Bordwandkipper so zu bewegen, daß sie von der Tomatenerntemaschine der Fa. MTS srl gleichmäßig beladen werden.
Die Mädchen haben auch genug Bums, um die Stützbeine der Wechselbrücken runterzuleiern. Da muß man gut gefrühstückt haben und die Mimik muß gefettet sein. Das Video zeigt einen wohlgezielten Fußtritt für das Finish.
Wer erinnert sich angesichts so schöner Bilder nicht an den Film „Innamorato Pazzo“ (Gib dem Affen Zucker), wo Ornella Muti den Großbauern Adriano Celentano knackte. Auch privatissimo soll es eine relazione gegeben haben. Wer den römischen Palast von Ornella sehen will, sollte nach Sabaudia fahren, das so als Geheimtip.
Aber zurück zur Tomatenernte, angesichts so schöner Traktoristinnen bin ich völlig vom Thema abgekommen. Man sieht natürlich, daß nicht alle gleich reif sind, also ich meine die Tomaten. Der Erntezeitpunkt muß so gewählt werden, daß keine überreifen Früchte dabei sind, die würden den enormen Silodruck nicht aushalten, der unten entsteht. Es sind also immer auch grüne Früchte dabei.
In der Verarbeitung macht das keine großen Probleme, da ein relativ großer Teil zu Pulpe (ital. Polpa) verabeitet wird, was wiederum der Ausgangsstoff zum Beispiel für Pizzen ist.
Im Begriff „Tomatenpolpa“ findet sich das italienische Wort „Polpa“, das übersetzt so viel wie Fleisch beziehungsweise Fruchtfleisch heißt. Tomatenpolpa ist somit nichts anderes, als blanchierte, enthäutete und entkernte, zerkleinerte Tomaten. Im Handel ist Tomatenpolpa daher auch unter „stückige“ oder „gehackte“ Tomaten zu finden.
Tomatenpüree weist ebenfalls eine festere Konsistenz auf und ist daher in vielen Ländern auch als „Tomatenpaste“ oder „Tomatenkonzentrat“ bekannt. Oftmals stellt es die Grundlage von Bolognese Saucen, Lasagnen oder Suppen dar. Im Tomatenpüree können sowohl der Tomatensaft als auch die Kerne verbleiben.
Bei der Tomatenpassata handelt es sich um nichts anderes als passierte Tomaten. Durch den Passiervorgang ist es möglich, feste Zutaten zu einem glatten Mus zu verarbeiten. Dieses ist besonders fein und enthält weder Tomatenkerne noch -haut.
In meiner Jugend habe ich nicht in der Volkskammer rumgelungert, sondern im Mähdrescherwerk Teile für den Kartoffelsammelroder E 671 gebaut, der prinzipiell ähnlich zur Tomatenerntemaschine war. Darum fasziniert mich das Thema so. Es handelte sich um zweireihige Kartoffelsammelroder für einen Reihenabstand von 75cm. Dammdruckwalzen vor den Scharen zerdrücken verkrustete Dämme und sicherten eine stabile Tiefenführung. Siebketten trennten die Erde von den Kartoffeln. Krauttrennketten und Fingerbänder trennten das Kraut ab. Im Ringelevator werden die Steine rausgeschmissen, ehe die Kartoffeln auf die Verlesebänder kamen. Auf die Rundstähle für die verschiedenen Ketten habe ich mit Preßluft Gummischläche draufgeschoben. Mein damaliger Beitrag für die Volksernährung.
Grüße an den Inlandsgeheimdienst:
Kennst du das Land, wo die Zitronen blühn,
Im dunkeln Laub die Goldorangen glühn,
Ein sanfter Wind vom blauen Himmel weht,
Die Myrte still und hoch der Lorbeer steht?
(Geh. Rath v. Goethe)
Die Zukunft sind auf Nährlösungen schwimmende, gentechnisch veränderte schnellwachsende Killertomaten wie in den Niederlanden und Japan versucht wird.
@ Trotz Ski In Holland wird das nicht nur versucht, dort habe ich das schon vor über zwanzig Jahren selbst gesehen. Arme Tomaten habe ich gedacht. Und arme Verbraucher.
Das sind schon wahre Wunderwerke der Technik, die da zugange sind – und so leichtgängig, daß man nicht mal die verlängerten Fingernägel abbricht! – Die Idee als solche zu einer Mähmaschine ist wohl alt, gab es schon bei den Kelten in einfacher Form, aber zu solcher Perfektion ist sie erst im späten 20./frühen 21. Jahrhundert ausgearbeitet worden.
Es hat aber, wie alle Erntemaschinen und Großerntereien, einen Nachteil: das Ernten nicht 100% reifer (und somit schon ein bißchen matschiger) Früchte. Die schmecken aber besser. Aber, wie man das hinbekommen könnte – spinnenförmige Erntemaschinen mit Optosensoren und Greifern, die über die Felder laufen, wären ein Anfang, aber wie befördert man die vollreifen Tomaten weiter bis zur Verarbeitungsstation, ohne daß sie schon in der Sonne faulen… hm.
Schwierig.
Der 4. Aggregatzustand des Wassers: die holländische Treibhaustomate.