Davos ist auch nicht mehr das, was es mal war
Die diesjährige Tagung von Klaus Schwab sein Weltwirtschaftsverein WEF in Davos ist gegen frühere Events ein Desaster. Denn nicht mehr ein einziger Staatschef von Belang kreuzt heuer dort auf. Kein Xi, kein Biden, kein Putin, Macron und die mächtigen Inder Modi und Sunak auch nicht. Vermutlich sind sie um ihren guten Ruf besorgt, denn die Zugehörigkeit zur inoffiziellen Weltregierung ist wegen demokratischer Defizite mittlerweile mindestens umstritten.
Vertreten sind einige kleinere Staaten und fragwürdige Organisationen: die Ukraine durch Präsident Selenskiyy, das Emirat Qatar durch Sheik Tamim Bin Hamad Al Thani, Spanien durch Pedro Sánchez, die EU durch die schwachen Kerzen vdL und Frans Timmermans, die NATO durch Jens Stoltenberg, der Spritzenkonzern Pfizer durch Albert Bourla und Bill Gates, Israel durch Isaac Herzog und Deutschland durch Olaf Scholz.
Offensichtlich ist in Berlin und Brüssel noch nicht aufgefallen, wie randständig man agiert, wenn man an der zweiten Auflage von „1984“ mitschreibt.
Die Abwesenheit der italienischen Ministerpräsidentin Giorgia Meloni – so die Vermutung von „la Repubblica“ – könnte mit den Differenzen zwischen ihrer Partei, den Brüdern Italiens, und den Vertretern des internationalen Jetsets zusammenhängen. Früher, so die Zeitung, soll ein führender Vertreter des FdI gesagt haben: “Davos è diventato un ambiente degradato”. Meloni selbst sprach 2018 in einem Tweet mit Verweis auf das Forum von einem „gotha mondialista”, einem Gotha der Globalisten.
Zur Erklärung für Nichtmonarchisten: Das Nachschlagewerk der aristokratischen Standes- und Familienverhältnisse war in aller Welt bis 1944 „Der Gotha“ bzw. in seiner französischen Variante der „Almanach de Gotha“. Fast alle Königs- und Fürstenhäuser Europas stammen übrigens von Ernst dem Frommen (1601 – 1675) aus Gotha ab (s. Beitragsbild).
Grüße an den Inlandsgeheimdienst: „Heute haben wir eine politische Elite, die fühlt sich nicht wohl, wenn sie nicht jede Woche durch eine Meinungsumfrage bestätigt wird.“ (Franz Steinkühler)
Bedeutet das einen allgemeinen Zerfall der globalistischen Bewegung weil machtpolitische und ökonomische Interessengegensätze zu stark sind oder ist vielen Globalisierern nur der spezielle Kurs der Davos-Clique zu problematisch und unzureichend durchdacht? Auch beides zugleich ist möglich.
Die Länder und Blöcke re-arrangieren sich. Es ist interessant, das noch mitzuerleben.
Allerdings: die USA waren nun einmal lange das freiheitlichste Land auf diesem Erdenrund – das wird es in der neuen Konfiguration so nicht mehr geben und mag bedauert werden.