Höchste Inflation seit 1951 – ein schräger Vergleich
Die Lügenmedien geben gerade zu, daß die Inflation derzeit höher als in der Ölkrise 1972 bis 1982 ist. Der Vergleich wird nun zu 1951 gezogen. Schauen wir das uns mal näher an:
1951 betrug die Erhöhung der Verbraucherpreise 7,8 %. Der Diskontsatz der Bundesbank lag gleichzeitig bei 6 %.
Im September 2022 beträgt die Inflation 10 %, der Leitzins der EZB 1,25 %.
Wir sehen 1951 eine Differenz von 7,8 minus 6 = 1,8 %, um die der Sparer behumst wurde, 2022 beträgt sie 10 minus 1,25 = 8,75 %. Wer diesen wesentlichen Unterschied nicht bemerkt, ist – zurückhaltend formuliert – sehr unterbelichtet.
Man kann die derzeitige Entwicklung nicht mit ehemals soliden bundesrepublikanischen Verhältnissen vergleichen, sondern nur mit der Reichsbankpolitik der Weimarer Republik. Aus einem Sitzungsprotokoll des Reichsbankkuratoriums vom 26.09.1922 geht hervor, daß der damalige Diskontsatz (von 8%) mit der galoppierenden Geldentwertung (deutlich über 100 %) überhaupt nichts zu tun hatte. Die Niedrigzinspolitik der Reichsbank ist mit der der EZB ohne weiteres zu vergleichen.
Die Auswirkungen waren 1922 dieselben, wie 2022: „Infolge der fortschreitenden Währungsverschlechterung geben wir die Ausfuhren viel zu billig an das Ausland ab und müssen die notwendigen Einfuhren an Rohstoffen vielfach teurer bezahlen, als wir für verarbeitete Fertigfabrikate aus dem gleichen Quantum Rohstoffe im Export erlöst haben. Es zeigt sich also derselbe Kapitalschwund bei der deutschen Volkswirtschaft, wie bei dem einzelnen Unternehmer. Daher steigt die Einfuhr in stärkerem Maße als die Ausfuhr, so daß wir im Juli ein Monatsdefizit der Außenhandelsbilanz von über 10 Milliarden Papiermark hatten.“ So steht es im Protokoll von 1922.
Interessant. Alles wiederholt sich. Der Umgang mit dem Sparer gleicht eher der Zeit vor hundert Jahren, als der Periode, in der Ludwig Erhard Wirtschaftsminister war.
Grüße an den Inlandsgeheimdienst: „Man betrügt sich oder den andern, und meist so beide.“ (Geh. Rath v. Goethe)
Bei der Inflation ist es genauso wie bei einer Tube Zahnpasta. Die Geldvermehrung entwickelt sich über die Lohn-Preis-Spirale eigendynamisch und ist kaum noch zu kontrollieren bis der Absturz in die Rezession stattfindet, wo dann auf schmerzhafte Weise für die Wirtschaft die nicht mehr kaufkraftgedeckte Nachfrage sich zwangsläufig dem begrenzten Angebot anpassen muss. Das Ergebnis ist Massenpleite und Massenarbeitslosigkeit.
Und was die Zahnpastatube angeht: Versuchen Sie einmal, die zuviel herausgedrückte Zahnpasta wieder in die Tube zurück zu bringen.
Der Sparer wurde 1951 bis 1970 gar nicht behumst, denn das war während des Wirtschaftswunders und vor der Angleichung der Vermögen durch lohntechnische Enteignung der Unternehmer (kennt noch jemand Leonhard Mahlein oder Eugen Loderer?) und nachfolgend der grossen Sozen-Gelddruckerei (BRD = Schaufenster des Westens; Totkonsumierung und -rüstung des Ostens „whatever it takes“).
Schon in den 1980ern schrieb Gero v. Randow in der „Zeit“ über das seltsame Verschwinden der Arbeiter. Ein übrigens englisch-deutsches Phänomen – in Frankreich, Spanien und Italien gab es sogar noch Hochöfen…und die „Gastarbeiter“ nicht zu vergessen…
Es geht in Deutschland (und übrigens auch in China) jetzt um den Versuch, die unproduktive Mittelschicht einzubremsen: niemand braucht noch mehr Beamte, Strassenkleber, Klimahüpfer und auch keine tanzenden „Manager“ wie gestern beim Porsche-IPO. Vermietete Immos haben sie ja noch genug. Wohlstand für alle heisst nicht 4 Immos plus Finca auf Malle.
Die seit 30 Jahren im Niedriglohnsektor Beschäftigten haben eh keine Immos, keine Aktien und keine Ersparnisse und können eigentlich ruhig rauchend dem Spiel zuschauen.
Was mich interessieren würde: Was hat sich das Reichsbankpräsidium eigentlich dabei gedacht? Die Inflation hat das Vertrauen der Mittelschicht in den neuen Staat nachhaltig erschüttert und einen nationalsozialistischen Umsturz vorbereitet. Wollten die Reichsbankleute so etwas? War es ihnen egal“ Haben sie es nicht gesehen?
Die Idee war seit 1914, die gedachten Verlierer (Frankreich und Russland) den Krieg bezahlen zu lassen, so wie 1871. Bloss diesmal kam es anders.
Damals gab es noch keine zahlenmässig nennenswerte Mittelschicht. Es gab die „Rechten“, Grossagrarier und jetzt ausgesteuerte Offiziere und es gab die „Linken“, SPD und USPD. Dazwischen die konservativen Revolutionäre wie Jung und v. Salomon und wesentlich weniger Beamte als heute. Der Rest waren Arbeiter.
Anzunehmen ist, dass damals jeder Rechte (und ein Teil der Linken) gegen „Versailles“ war und den Franzen keinen blutigen Pfennig an Reparationen gönnte. Sie wurden ja dann auch reduziert und gestreckt.
Der Bierhallenputsch war ein Flop, erst 10 Jahre später, in der Weltwirtschaftskrise, ging es den Leuten richtig übel und sie wählten dann die NSDAP. Ohne Umsturz.
Die Chefs der Reichsbank haben die sozialdemokratischen Wünsche durchfinanziert, so gut oder so schlecht es in der Nachkriegszeit ging. Daß sie die Sparer ruinieren würden (damals etwa 25 bis 50 % der Bevölkerung), war ihnen sicher klar. Man dachte eher an heute und morgen als an das Übermorgen.
Nicht die Goldmarksparer aus dem Kaiserreich vergessen, denen man das Gold (oder auch das Silber) vordem durch Propaganda oder direkten Zugriff weggepascht hatte („Gold gab ich für Eisen“).
Also: was nützt Gold in einer Welt von Papier?
Vor über 20 Jahren habe ich mich mit L. Erhards „Wohlstand für alle“ beschäftigt und damals als kleines Fördermitglied dort eingetreten. Es war gar nicht mal notwendig sich tief in volkswirtschaftliche Details zu vertiefen, um zu erkennen, dass von der ursprünglichen Sozialen Marktwirtschaft kaum etwas übrig geblieben ist. Die Beschwörungsformeln der Politiker zur Sozialen Marktwirtschaft waren wertlosen Worthülsen, die von den Politikern selbst zum großen Teil nicht oder kaum verstanden wurden. In diesen 20 Jahren wurde der Kern der Sozialen Marktwirtschaft begraben. Als das Monster aus der Uckermark 2011 den KKW den Todesstoß versetzte, sechs Monate davor wurden die Laufzeiten verlängert, war mir klar, dass damit der wirtschaftliche Abstieg endgültig eingeleitet wurde.
Noch schlimmer als dieses kaffkaeske Versagen aller Politiker, ist das sehr devote Verhalten der Wähler. Was machen diese Wähler? Nichts. Gestern und heute kleine Stichprobe. Einer von fünf konnte mit NS 1+2 etwas anfangen. Die anderen wussten noch nicht einmal was. Nordstream ist. Mir ist, als hätten sehr viel Deutsche ihr Leben, Gesundheit, Kinder und ihr Schicksal in die Hände inkompetenter, empathiearmer, narzisstischer Politikdarsteller gegeben.
Was machen wir mit diesem inkompetenten Politstadl? Kann weg. Oder?
Moment – zuerst müssten doch mal die Wähler kompetenter gemacht werden oder nicht? Sonst stellt sich nach Beseitigung der einen Politikerblase sofort die nächste ein. Und das dauert Jahrzehnte; vermutlich waren in der Kaiserzeit die Leute informierter als heute!
Der Anteil der Wohlstandsverwahrlosten war deutlich geringer.
Das aufstrebende Bürgertum der Gründerzeit war in der 1., maximal der 2. Generation.
Wär ich vorsichtig. Die französische Milliarde in Gold war das Samenkorn des Übels.