Der Oma ihre Südviertelvilla sollte lieber versoffen als versteuert werden

Als Manfred Krug in Deutschland angekommen war, kaufte er sich zuerst das Einkommensteuergesetz und schloß sich drei Tage damit ein. Er wollte wissen was die trevische Welt im Innersten zusammenhält. Tatsächlich sagen die Steuereinnahmen sehr viel über ein Land aus. Ich habe die aktuellen Einnahmen von 2022 mal mit der Vorkóronazeit verglichen (in Mrd. €)

Jan bis Juni 2019 Jan bis Juni 2022 Änderung %
Lohnsteuer 105,4 116,6 10,6
Einkommenssteuer 33,5 38,1 13,7
nicht veranlagte Est. 14,3 16,7 16,8
Abgeltungssteuer 2,7 4,2 55,5
Körperschaftssteuer 17,3 22,4 29,5
Umsatzsteuer 119,5 141,3 18,2
Energiesteuer 14,8 13,5 -8,8
Tabaksteuer 6,1 6 -1,6
Alkoholsteuer 1,1 1 -9,1
Versicherungssteuer 9,1 10 9,9
Stromsteuer 3,3 3,5 6,1
Kfzsteuer 5,1 5 -2
Luftverkehrsst. 0,5 0,4 -20
Soli 9,9 6,4 -35,4
Erbschaftsst. 3,4 5,1 50
Grunderwerbsst. 7,6 9,5 25
Gesamt (ohne Gemeinden) 360,5 407,9 13,1

Nach Angaben von Destatis betrug die Inflation von 2020 bis 2022 verkettet 10,9 %. Der Zuwachs an Steuerertrag ist also fast völlig der Geldentwertung geschuldet. Die Umsatzsteuer hat sich überproportional aufgeblasen, weil per Einfuhrumsatzsteuer die teuren Energieimporte erfaßt werden. Erbschaftssteuer und Grunderwerbssteuer stiegen durch die Verwerfungen am Immobilienmarkt. Wenn Oma ihr Häuschen den Erben hinterläßt, wird es vom Fiskus höher bewertet, als vor drei Jahren. Dasselbe bei Immoverkäufen mit der Grunderwerbssteuer.

Die Energiesteuer hat dagegen keine monetäre Basis, sondern wird  pro Liter Diesel bzw. Benzin erhoben. Dasselbe Vorgehen bei der Stromsteuer: Hier ist die kWh die Basis.

Was auch auffällt: 2022 hatten sich alle Einnahmen aus Kapitaleinkünften stark erhöht, denn 2021 war ein exorbitant gutes Jahr für Unternehmer und Rentiers. Viele Erstaktionäre, darunter auch Jungspunde waren an die Börse gegangen und hatten Gewinne mitgenommen. Die Konzerne verdienten überdurchschnittlich. Diese Entwicklung kommt gerade zum Stillstand. Die Gewinne stagnieren 2022 trotz 8 % Inflation und auch für den Aktionär ist es schwierig geworden Erträge zu  generieren. Die Energiepreise würgen alles ab.

Die Lohnquote dürfte während der von den Altparteien verhängten „Maßnahmen“ gesunken sein, jedenfalls vermitteln diesen Eindruck die Steuerstatistiken.

 

Grüße an den Inlandsgeheimdienst: „Wer in einem Testament nicht bedacht worden ist, findet Trost in dem Gedanken, daß der Verstorbene ihm vermutlich die Erbschaftsteuer ersparen wollte.“ (Peter Ustinov)

 

Beitragsbild: Steuerzahlung um 1800, Archiv des Verf.