Der deutsche Sonderweg in die Armut

Ich hatte schon öfter darüber berichtet, wie die kleinen Betriebe in die Schere zwischen steigenden Energiekosten und stagnierenden Erlösen kommen. Es sind aber auch einige große Unternehmeungen aus der DAX-Familie, die jetzt in erhebliche Schwierigkeiten geraten oder unkalkulierbare Risiken tragen müssen.

Der Wohnungskonzern Vonovia hat binnen eines Jahres 45 % seines Börsenwerts verloren, Deutsche Wohnen sogar 56 %, Aroundtown 55 %. Hintergrund sind zu erwartende Ausfälle bei der Bezahlung der Strom- und Gasumlagen. Ein mir bekannter Vermieter freut sich, daß er nicht modernisiert, sondern in seinen Wohnungen noch Ofenheizung hat. Seine Mieter sind damit auch relativ glücklich. Obwohl auch Briketts und Brennholz teurer werden. Er fragte kürzlich den Chef der kommunalen Wohnungsgesellschaft einer größeren Stadt wie er die steigenden Gaspreise managen will. Verbleibende Ausfälle muß die Stadt als Gesellschafter tragen, so die Antwort. Aha! Der Bürgermeister will bei der anstehenden Kommunalwahl dem Vernehmen nach nicht wieder kandidieren, er hat wohl Angst geteert und gefedert zu werden, wenn er noch ein bißchen weitermacht.

Abbildung: ein Steuerbeamter wird unter dem Freiheitsbaum von Wutbürgern geteert und gefedert.

Böse sieht es auch in der Chemischen Industrie aus: BASF hat 38 % des Börsenwerts verloren, Hintergrund sind Abschreibungen bei Gemeinschaftsunternehmen mit Russen sowie die drohende Schließung des Stadorts Mannheim. LANXESS hat 46 % seiner Marktkapitalisierung verloren, Evonik hat 34 % eingebüßt, Covestro 46 %.

Die energieintensive Metallurgie leidet auch wie ein Hund: Aurubis hat 12 % verloren, Thyssenkrupp 38 %, Salzgitter 21 %.

Die rote Laterne trägt Uniper, ein aus E-on ausgegliedertes Unternehmen, das Kraftwerke betreibt und mit Gas handelt: 82 % des Börsenwerts sind weg. Nun kocht auf Fähßbuck die Stimmung wegen der Gasumlage, die notleidenden Kraftwerksbetreibern zufließen soll. Aber wenn Uniper nicht irgendwie gestützt wird gehen zahlreiche Kraftwerke aus: Datteln, Franken, Ingolstadt, Heyden, Irsching, Kirchmöser, Scholven, Staudinger sowie die Kraftwerksgruppen Donau, Lech, Isar und Main. Zusammen bringen die eine Leistung von 10,5 GW, das ist etwa ein Fünftel des deutschen Verbrauchs.

Ich hatte die PB-Leser rechtzeitig vor dem DAX gewarnt und leider Recht behalten. Er hat im vergangenen Jahr 17 % verloren, der M-DAX und der S-DAX jeweils 28 % und der Tec-DAX 23 %. Zum Vergleich: Der englische FTSE 100 hat 5 % zugelegt, der indische Sensex 6 %, der japanische Nikkei 3 %, der französische CAC 40 hat 4 % verloren, der brasilianische BOVESPA 5 %, der australische ASX 7 % und der Dow Jones ebenfalls 7 %.

Das wirft ein grelles Licht auf die Unfähigkeit von Märchenrobert und seines Vorgängers Altmaier. Nirgendwo sonst gibt es eine heimtückische Verschwörung von ausländischen Magnaten, Medien, NGOs und Parteien die wirtschaftlichen Grundlagen des Wohlstands zu zerstören, wie in Deutschland.

 

Grüße an den Inlandsgeheimdienst: „Die Deutschen sind übrigens wunderliche Leute! – Sie machen sich durch ihre tiefen Gedanken und Ideen, die sie überall suchen und überall hineinlegen, das Leben schwerer als billig.“ (Geh. Rath v. Goethe)

 

Beitragsbild: Brustbild von Annalena bei der Vorstellung des grünen Wahlprogramms von B. Zeller.