Dipl.-Phys. Dieter Böhme an die Redaktion von Stadt, Land, Bund – Der Streit um die Windkraft | Fakt ist! | MDR

Moderation: Dr. Andreas Menzel, Lars Sänger
Redaktion: Frau Vollrath: 0361 2181333
E-Mail:“ Publikumsservice@mdr.de
Faktist-Erfurt@mdr.de

Sehr geehrter Herr Dr. Andreas Menzel, sehr geehrter Herr Lars Sänger,
nachdem ich mir Ihre Sendung „Stadt, Land, Bund – Der Streit um die Windkraft | Fakt ist!“ angesehen habe, komme ich nicht umhin, Ihnen zu schreiben. Ich bin Physiker und war in meinem Berufsleben in vielen Firmen, Instituten, Universitäten unterwegs und wurde mit den verschiedensten Fragen von Technologie, Werkstoffen und auch mit dem Thema Fördergelder für die Forschung konfrontiert. Ich hatte mich bei Ihrer Redaktion, Frau Vollrath, als Mitglied einer „Gegenwind-BI“ telefonisch um eine Teilnahme an der Sendung beworben. Dies, nachdem die Teilnahme eines Vorstandes von „Vernunftkraft Thüringen“ (s.Ludwig Freitag, Büroleiter, https://www.thlemv.de/ ) durch Ihre Redaktion abgelehnt wurde.

Auch ich erhielt eine Absage, mit dem Hinweis, es sei schon der Energieforscher Thure Traber eingeladen. Aus dessen Linkedin-Profil geht leider nicht hervor, welche naturwissenschaftlich/technische Qualifikation Herr Traber hat, noch was ihn zum Energieforscher macht? Der einzige Hinweis ist, dass er als „Geschäftsführer bei MEGAGRÜN“ tätig ist.

Sie hatten in der Sendung auch Fragen zum Ausbau, zum Flächenbedarf und zur technischen Weiterentwicklung der Windkraft folgenden Personen eingeladen:
Susanna Karawanskij – studierte an der Universität Leipzig Politik- und Kulturwissenschaften
Holger Mann – Studium der Politikwissenschaft, Journalistik und Geschichte
Christian Herrgott – studierte Politikwissenschaft Bachelor/Master
Thure Traber – Energieforscher, Geschäftsführer MEGAGRÜN

Sie haben sich als Moderatoren große Mühe gegeben, auch kritische Fragen zu stellen. Doch ist Ihnen nicht auch aufgefallen, dass (mit Verlaub) hierbei technische Aspekte entweder ausgeblendet oder durch die gängigen Narrative ersetzt wurden? Vielleicht, weil niemand da war, der den Thesen von Energieforscher Thure Traber etwas entgegenhalten konnte?

Nehmen wir als Beispiel den Flächenbedarf der Windkraft. Wodurch wird dieser bestimmt? Die Antwort gibt „MDR Wissen“: NEUE STUDIE AUS JENA: DAS POTENZIAL UND DIE GRENZEN DER WINDKRAFT

Entgegen der Diskussion ist es also nicht die Politik, die den Flächenbedarf der Windkraft bestimmt, sondern die Physik. Wobei das vom MDR zitierte Max-Planck-Institut für BioGeochemie Jena seine früheren Prognosen von 2 W/m2 auf 0,5 W/m2 senken musste. Was einer mittleren Leistungsdichte von 0,5 MW/km2 (Megawatt pro Quadratkilometer Landschaft) entspricht. MDR Wissen schlussfolgerte „Das klingt wenig. Bezogen auf die Gesamtfläche ist es aber eine ganze Menge Energie, nämlich 250 Terrawatt.“ Mit „Gesamtfläche“ meint MDR Wissen die Erdoberfläche, die zu ca. 70 % aus Ozeanen besteht. Wenn wir also nicht nur die gesamte Landmasse, sondern auch noch einen Großteil der Ozeane mit Windrädern bestücken, ist die Energiewende kein Problem. Man berechne damit den Flächenbedarf der Windkraft in Deutschland (357.588 km2) für Strom oder den gesamten Primärenergiebedarf. Wie bitte, da reicht die Fläche nicht? Dann machen wir eben einen Mix, ohne näher zu erklären wie das funktionieren soll. Dies zeigt, man kann endlose Diskussionen „um des Kaisers Bart“ führen. So lange man das Gesagte aber nicht (nachweisbar) mit Zahlen belegt, ist dies alles nur heiße Luft. Dazu einige Beispiele.

Die Speicherung von volatilem Wind- und Solarstrom ist völlig ungelöst. Die Kapazitäten aller Pumpspeicher (PSW) reichen nicht ansatzweise auch nur für einen Tag. Bezüglich anderer Speicher sieht die Situation noch düsterer aus. Den Bedarf kann man leicht mit dem Dreisatz ausrechnen, wenn man die Daten des PSW Goldisthal zugrunde legt. Man kommt auf mehrere Hundert oder Tausend, je nachdem wie lange die Dunkelflaute bis zum Blackout dauern darf. Doch MP Ramelow weiß, dass Thüringen 25 % aller deutschen Pumpspeicher hat. Die Frage müsste allerdings lauten, wie viel Speicher haben wir, und wie viele brauchen wir noch, und mit welcher Technologie? Doch diese Frage wird nicht gestellt. Sie wäre das ultimative „Aus“ für jegliche Diskussionen über Windkraft. Dass Pumpspeicher wie Goldisthal mit einer Fallhöhe von über 300 m z.B. in den Thüringer Mittelgebirgen stehen und nicht in Mecklenburg-Vorpommern, ist eine Binsenweisheit. Auch wurden die PSW als SpitzenlastKraftwerke mit Schwarzstart-Fähigkeit gebaut und nicht als Speicher für Windstrom. Gleichwohl darf MP Ramelow diese seit Jahren als Lösung der Speicherfrage promoten. Immerhin sind das aber intelligentere Ausflüchte als die von Annalena Baerbock, „das Netz speichere den Strom“ und „für Batterien müssten das (von ihr erfundene) Element Kobold recycelt werden“.

Energieforscher Thure Traber durfte gleich mehrere Thesen verkünden. Windkraft wird immer günstiger und ist überhaupt am allergünstigsten. Die Frage müsste lauten, warum haben wir dann die höchsten Strompreise der Welt? Doch auch diese Frage wird nicht gestellt. Die Antwort lautet, weil man für jedes Megawatt Windkraft ein Megawatt konventionelle Kraftwerksleistung braucht, die hochfährt, wenn das Windrad schwächelt
oder stehenbleibt, was meist der Fall ist. Man leistet sich also einen zweiten konventionellen Kraftwerkpark, der bezahlt werden muss. Denn die Alternative wäre die Stromsperre.

Weiter verkündete Energieforscher Thure Traber, in welch erstaunlichem Maße größere Windräder im Binnenland ausgelastet sind, bis zu 40 % seinen zu erreichen. Dies entspräche 3500 Volllaststunden von 8760 Jahresstunden. Diese Zahl wurde nicht hinterfragt. Im Norden von Erfurt steht unübersehbar ein großes neues Windrad. Wäre es für den MDR nicht interessant, die von Herrn Traber genannten Werte dort zu überprüfen? Herr Traber übersieht, dass sich größere Windräder in noch größeren Höhen gegenseitig den Wind wegnehmen und damit weiträumig das Wetter und damit das Mikroklima beeinflussen.

Doch es geht noch absurder. So wurde gesagt, der Vorteil des Repowering sei, dass man keine neuen Flächen versiegeln müsse. Wie geht das? Wird etwa das neue 6.000 Tonnen schwere Windrad auf das kleine Fundament des alten 1.000 Tonnen schweren Windrades gesetzt? Weshalb man kein neues Fundament braucht und keine Fläche versiegeln muss?

Mühe gab sich Ramona Rothe, Leiterin Servicestelle Windenergie der ThEGA, möglichst allen Bürgern die Vorteile der Windkraft zu erklären. Jedoch dem Landesverband „Vernunftkraft Thüringen“ möchte die ThEGA nicht erklären, wie die sichere Stromversorgung mit Windkraft funktioniert. Jedenfalls verweigert deren Chef, Prof. Dieter Sell, mit einer absurden Begründung seit Monaten eine entsprechende Gesprächsrunde zu diesem Thema. Wäre es für den MDR nicht interessant, Herrn Prof. Sell zu einer solchen Runde zusammen mit „Vernunftkraft Thüringen“ ins Funkhaus einzuladen? Denn irgendwie sollte die ThEGA doch nicht nur erklären wie die Bürger sich an etwas beteiligen können, sondern sollte auch erklären, wie dies sicher funktioniert. Oder kann man dies nicht erklären?

Die ThEGA sieht sich dabei in einer Linie mit Energieministerin Anja Siegesmund, die den Thüringer BI seit drei Jahren einen zweiten Runden Tisch zu diesem Thema versprochen hatte. Der erste Runde Tisch im Wahljahr 2019 war zahlreich mit Geisteswissenschaftlern besetzt, scheiterte aber an der Frage, wer davon als Gesprächspartner zur sicheren Stromversorgung zur Verfügung steht. Das Erfurter Energie- und Umweltministerium ist auch stets für eine Überraschung gut. Auf eine parlamentarische Anfrage zum Endausbauziel der Windkraft in Thüringen gem. dem 1%-Flächenziel bezifferte es die erforderliche Leistung auf 4,85 GW. Dies soll durch 970 Windräder (WEA) je 5 MW erreicht werden. Die Rechnung lautet 970 WEA * 5 MW = 4,85 GW. Doch die genannten 5 MW leistet eine 5-MW-Anlage nur ab Nennwindgeschwindigkeit, also etwa ab 40 km/h aufwärts. Gemäß der Rechnung des Ministeriums müsste also an 365 Tagen im Jahr Windstärke 6 wehen, damit die Rechnung mit den 1% Landesfläche für Windkraft aufgeht? Auch rechnet das Ministerium mit einer Leistungsdichte von 300 kW/ha, was 30 MW/km2 entspricht. Dies ist das 60-fache gegenüber dem Wert, den MDR Wissen vom Max-Planck-Institut Jena (s. o.) hinsichtlich Flächenberechnung der Windkraft erfahren hat. Doch wie kommen dann die Flächenziele, egal on 1 % oder 2,2 % zustande, wenn die zugrunde liegenden Leistungsdichten zwischen Politik und Physik um mehr als eine Größenordnung differieren? An den größeren Windrädern kann es nicht liegen, denn die nehmen sich gegenseitig den Wind noch in größeren Höhen weg, als kleinere Windräder.

Keine Illusion ist wohl größer, als die von den größeren Windrädern. Zwar vergrößert sich die Rotorfläche, nicht (oder kaum) jedoch die Leistung pro Quadratmeter Rotorfläche (Leistungsdichte), weil diese allein von der Windgeschwindigkeit bestimmt wird. Wäre dies nicht ein Thema für den MDR?

Leider wurde dem Landesverband „Vernunftkraft Thüringen“ die Teilnahme bei „Fakt ist! – Der Streit um die Windkraft“ verweigert. Dadurch konnten in der Diskussion Zahlen und Narrative nicht fachlich hinterfragt werden. Dies ist etwas, dass man von Moderatoren auch nicht verlangen kann, denn dazu ist die Vielfalt der Themen zu groß und das erforderliche Fachwissen zu speziell. Hier würde es aber helfen, wenn die Redaktion für eine fachlich konträre Besetzung sorgen würde. Früher gab es im ÖR-TV sogar Sendungen wie „Pro und Contra“ oder „Kienzle und Hauser“ und andere, bei denen alle verfügbaren Fakten von verschiedenen Seiten dargelegt wurden. Genauso beschreibt übrigens die Bundeszentrale für Politische Bildung den Unterschied zwischen Propaganda und Journalismus. „Propaganda nimmt dem Menschen das Denken ab und gibt ihm stattdessen das Gefühl, mit der übernommenen Meinung richtig zu liegen. Hier zeigt sich der große Unterschied etwa zur journalistischen Information: Journalisten betreiben Aufklärung, indem sie alle verfügbaren Fakten und Hintergründe darlegen und die Menschen selbst entscheiden lassen, was richtig und was falsch ist.“ Nur wer Propaganda als solche erkennt, kann sich dagegen wehren.

Nachdem ihre Redaktion die Teilnahme eines Vorstandes von „Vernunftkraft Thüringen“ abgelehnt hatte, rief ich Ihre Frau Vollrath an, um mich als Einzelperson zu bewerben. Gern hätte ich den Kontrapart zu Energieforscher Thure Traber übernommen, zumal ich mich intensiv mit der Physik der Windkraft beschäftigt hatte. Ich verweise auf einen Artikel in „The Epoch Times“: Die Rache der Erneuerbaren: Warum es weniger regnet. Darin wird auf meinen Artikel verwiesen, der bei mehreren kleineren Portalen veröffentlicht wurde: Windräder bremsen den Wind – und beeinflussen das Mikro-Klima. Zu Ihrer Information füge beide Artikel als Anlage bei.

Von Frau Vollrath erhielt ich die Antwort, die Runde sei voll und es sei ein Energieforscher dabei. Für mich stellte sich die Frage, wer von den sonst noch beteiligten Politologen und Kulturwissenschaftlern die Thesen des Energieforschers hinterfragen sollte? Oder war dies gar nicht vorgesehen? Frau Vollrath sagte noch, es habe schon jemand von einer BI angerufen, und sie nannte dabei das Wort „Klimaleugner“. Immer wenn ich das Wort
„Leugner“ höre, erinnert mich dies an Giordano Bruno und Galileo Galilei, denn auch diese waren Leugner, Häretiker, Ketzer weil sie einem Dogma widersprachen. Das Wort „Leugner“ ist der Antichrist zur Physik. Und dessen Gebrauch verheißt nichts Gutes, weil der einzige Zweck darin besteht, Erkenntnisse zu verhindern sowie Unbedarfte und Apologeten in ihrem Glauben zu festigen. Diese Tatsache ist so alt wie das Amt der Hohepriester.

Frau Vollrath erwähnte, dass sich die Wissenschaft zu Klima und Erneuerbaren doch einig sei. Stimmt, 400 Medien haben eine Initiative gegründet, die stolz verkündet, sämtliche Berichterstattungen auszuschließen, die Beweise gegen den menschengemachten (anthropogenen) Klimawandel liefern. Dies hat zwar etwas mit Deutungshoheit und nichts mit Wissenschaft zu tun, jedenfalls nichts mit Naturwissenschaft. Weil dort allein der Beweis zählt und nicht der Konsens, noch nicht einmal, wenn er in den Echokammern der Medien geschmiedet wurde. Am besten hat dies Albert Einstein zum Ausdruck gebracht, als man ihm vorhielt „100 Wissenschaftler gegen Einstein“. Seine Antwort „Warum so viele, einer hätte doch genügt, der mich widerlegt“.

Frau Vollrath sprach noch davon, man brauche die Windkraft wegen der Klimakatastrophe. Das Erdklima ist ein komplexes Thema und gehört zu den Geowissenschaften, die sich wiederum aus Physik, Chemie, Biologie, Mathematik, Meteorologie usw. speisen, wenngleich nicht aus der Politologie. Betrachten wir das etwas näher, und lassen folgende fundamentale Dinge der Kürze halber beiseite.

• Wir leben in der Warmzeit eines Eiszeitalters und nach vielen Eiszeiten (Glaziale) in einer Warmperiode (Interglazial), dem Holozän. In geologischer Zeitrechnung steht übrigens die nächste Eiszeit vor der Tür (s. Milanković-Zyklen).
• Die natürlichen CO2-Emissionen betragen (lt. IPCC) ca. 97 %, die menschengemachten (anthropogenen) Emissionen ca. 3 %.
• CO2 ist ein farbloses und transparentes Gas, die eindrucksvollen Presse-Fotos von CO2 sind „fake news“, auf ihnen ist Wasserdampf zu sehen, fotografiert im Gegenlicht.
• CO2 ist ein Spurengas der Atmosphäre (0,04 Vol%) und essentielle Voraussetzung für das Pflanzenwachstum (s. Photosynthese)
• Das stärkste „Treibhausgas“ (physikalisch besser = IR-aktives Gas) ist Wasserdampf (H2O), die anderen sind Kohlenstoffdioxid (CO2), Methan (CH4), Distickstoffmonoxid (Lachgas, N2O) und Ozon (O3). Man kann deren sogenannte Klimasensitivität berechnen, was etwas
anspruchsvollere Physik ist. Die Ergebnisse dieser Rechnung sind wenig beunruhigend. Dependence of Earth’s Thermal Radiation on Five Most Abundant Greenhouse Gases – W. A. van Wijngaarden and W. Happer

Betrachtet sei nun nur der anthropogene Anteil (ca. 3 % der CO2 Emissionen) mit ca. 36,3 Gt/a (Gigatonnen pro Jahr). Davon entfallen auf Deutschland ca. 0,8 Gt/a, auf China ca. 10,4 Gt/a und auf Indien ca. 2,5 Gt/a.

Gemäß Pariser Klimaabkommen Artikel 4(4) und 4(7) werden z.B. China und Indien als Entwicklungsländer (developing country) eingestuft und brauchen ihre CO2-Emission nicht vermindern. Spricht man Politiker auf diese medial wenig bekannten Hebelverhältnisse an, erhält man neuerdings die Antwort, „Wir müssen Vorbild sein“. Während also z.B. China und Indien den „Klimaschutz“ durch CO2 nicht ernsthaft als Problem zu betrachten brauchen, wird bei uns neben dem „Klimaschutz“ noch die „Klimagerechtigkeit“ in den Vordergrund gerückt. Doch wann ist diese erreicht? Wenn wir auf dem Niveau eines Entwicklungslandes (developing country) angelangt sind? Wie aber schützen wir durch Windräder das Klima?

Stahl wird in China und Indien hergestellt, ebenso das Roheisen für den Stahl, indem Eisenerz im Hochofen unter Zuhilfenahme von Steinkohlenkoks, unter hohen CO2-Emissionen zu Eisen reduziert wird. Da dies jedoch in China und Indien geschieht, sind diese CO2-Emissionen klimatechnisch für uns nicht relevant? Und gehen auch nicht in unsere CO2-Bilanz für Windräder ein. Man muss dies nicht verstehen, aber vielleicht könnte der MDR herausfinden, wie man auf diese Weise „Klimaschutz“ betreibt. Und noch eine Frage wäre wichtig, wem nützt das – Cui bono.

In der Sendung „Fakt ist!“ wurde auch von einer Umfrage unter 30.000 Menschen berichtet, bei der es 65 % Zustimmung zur Windkraft gab. Doch wie kam es zur Meinungsbildung? Indem Journalisten Aufklärung betrieben haben, und dabei alle verfügbaren Fakten und Hintergründe darleget haben und die Menschen selbst entscheiden ließen, was richtig und was falsch ist? Wie aber kann man alle verfügbaren Fakten und Hintergründe darlegen, wenn Politologen und Kulturwissenschaftler nur mit einem Energieforscher von MEGAGRÜN über Windkraft diskutieren, wobei kein einziger Elektrotechniker oder Physiker mit den „anderen verfügbaren Fakten“ dabei ist? Um das polit-mediale Niveau zu beschreiben auf dessen Basis die Strom- und Energieversorgung eines Industrielandes diskutiert (oder zugrunde gerichtet?) wird, mögen zwei Beispiele genügen.

Zum Thema Stromspeicher berichtete die OTZ am 04.11.2015 „Entwickler aus dem Eichsfeld wollen den zuweilen krassen Unterschieden von Stromerzeugung und –verbrauch die Zacken brechen: Unter ihren Windrädern hängt ein Stahlgewicht.“ Dieser „weltweit einmalige Stromspeicher nach dem Standuhrprinzip“ ermöglichte es 25 Sekunden zu Kochen oder 55 Sekunden Staub zu Saugen oder 2,3 Stunden eine 6 Watt-LEDLampe zu betreiben. Für das Projekt gab es 2,2 Mio. EUR Fördergeld vom Bund. Der Beitrag zur Energiewende war zwar Null, aber der Kreativität von Antragstellern scheinen genauso wenig Grenzen gesetzt, wie der Inkompetenz von Bürokraten bei der „Vergabe“ von Steuergeldern. Öffnen doch die Worte „Energiewende“ und „Speicher“ alle Kassen?

Bei der letzten Oberbürgermeisterwahl in meiner Heimatstadt gelang es mir, nicht nur mit dem grünen OB-Kandidaten zu sprechen, der die Windkraft als alternativlos propagierte. Es gelang mir auch, mit dessen Büroleiterin über Kohlekraftwerke zu sprechen. Als ich dabei das Wort „Dampfturbine“ erwähnte, sah sie mich fassungslos an und fragte „Was hat eine Dampfturbine mit einem Kohlekraftwerk zu tun?“ Man muss das nicht erklären, entweder man weiß es oder man wird es nicht verstehen. Dies zeigt aber das technische Niveau, auf dem Umfragen zur Energiewende und zur Windkraft basieren. Von Kohlekraftwerken weiß der TV-Zuschauer wohl nur, dass sie „Klimakiller“ sind. Dass ihre schweren Turbinensätze die Netzfrequenz stabilisieren und ihre Rotationsenergie die „Sekundenreserve“ zur NetzStabilisierung ist, ist unbekannt, denn es wird im TV nicht berichtet. Es genügt daher, für etwas zu sein, das man technisch nicht versteht. Man kann sogar noch etwas abschaffen wollen, für das einem jeglicher Durchblick fehlt. Wichtig scheint nur – die Energiewende wird weder hinterfragt noch infrage gestellt. Kenntnisse werden überbewertet. So bekommt man gute Umfragewerte.

Dass ein Kampf der Politik gegen die Physik nicht zu gewinnen ist, steht auf einem anderen Blatt. Aber das werden die Leute noch erfahren, ebenso wie die Medien. Man kann als Physiker, der sich mit diesem Thema beschäftigt hat, und nicht von der Windkraft direkt oder indirekt profitiert, nur noch zusehen, wann und wie die Betroffenen aufwachen. Die direkt von Windkraft bedrohten Bürger sind schon aufgewacht, deshalb ist ihr Stand bei Politikern, welche die Windkraft politisch durchsetzen wollen, nicht der Beste. Und so wird nun diskutiert, ob der Abstand von 1000 m zu einem Windrad oder Windpark ausreicht, der eine Höhe wie der Berliner Fernsehturm (250 m ohne Antenne) hat. Infraschall spielt für die Grünen auch keine Rolle, weil man den nicht hören kann. Obgleich Radioaktivität für die gleichen Verdächtigen ganz furchtbar ist – obgleich man diese auch nicht wahrnehmen kann, wobei diese uns ständig umgibt. Und der allergeringste Anteil etwas mit „Atomkraftwerk“ zu tun hat.

Was nicht diskutiert wird ist, wie man volatile Energie (Windkraft und Solar) speichern kann, zu welchen Kosten, und wie lange der Bau großtechnischer Anlagen dauern würde. Was auch nicht diskutiert wird, ist die Frage, ob die sehr niedrigen Energie- und Leistungsdichten der „Erneuerbaren“ auch nur ansatzweise ausreichen. Und ob die Energieerntefaktoren (EROI – energy return on investment) überhaupt eine positive Energie- und Umweltbilanz zulassen.

Fazit: „Erneuerbare Energien“ sind eine schöne Illusion. Wenn man sie dezidiert einsetzt, wie Solarzellen oder Windräder bei Insellösungen, sind sie nützlich. Wenn man versucht, eine Industrienation ausschließlich damit zu versorgen, ruiniert man zuerst die Stromversorgung, vertreibt damit die Industrie und macht Strom zum Luxusgut einer Agrargesellschaft. Und zwar unabhängig davon, ob dies rechtzeitig jemand begreift, oder nicht. Gleichwohl gibt es natürlich noch viele Nutznießer. Doch dies wird sich ändern. Man kann nur noch zuschauen. Und man sage hinterher nicht – wenn wir das nur gewusst hätten. Vielleicht können die beiden Artikel im Anhang, die meinen Beitrag enthalten, für Sie eine Anregung sein?

Mit freundlichem Gruß
Dieter Böhme

Anlagen:
• Die Rache der Erneuerbaren: Warum es weniger regnet.pdf
• Windräder bremsen den Wind – und beeinflussen das Mikro-Klima.pdf

 

Foto: Prabel