Großer Erfolg für Marine Le Pen
Bisher spielte die Nationale Sammlung (RN) von Marine Le Pen in der französischen Nationalversammlung nur eine Nebenrolle, weil sie die Fraktionsstärke nie erreichte. Mit dem heutigen Abend deutet sich nach einem politischen Erdrutsch eine recht radikale Änderung an.
Macrons Unterstützer (das sog. Ensemble) erreichten bei ca. 38,6 % der Stimmen nur 245 Sitze von 577. Für die Mehrheit braucht es 289 Sitze. Bisher konnte sich Macron auf 347 Abgeordnete verlassen.
Das Linksbündnis erreicht etwa 31,6 % und wird 131 Abgeordnete stellen (bisher 81). Le Pens Nationale Sammlung wird mit 17,3 % 89 Abgeordnete entsenden (bisher 6 Sitze bei knapp 9 % der abgegebenen Stimmen). Die Republikaner wurden von 7 % der Wähler preferiert und werden 61 Abgeordnete erreichen (bisher 123).
Macron wird sich auf eine Zusammenarbeit mit unwilligen Politikern einstellen müssen. Die Zeit des unbeschränkt herrschenden Sonnenkönigs ist vorbei. Und es gibt im Parlament ab jetzt eine wirkliche Opposition. Der Erfolg von Le Pen kommt recht überraschend, sie selbst hatte mit so einem Erdrutsch nicht gerechnet. Das System der Isolation ist – zumindest was die Wähler betrifft – zusammengebrochen.
Grüße an den Inlandsgeheimdienst: „Die Franzosen haben Verstand und Geist, aber kein Fundament und keine Pietät. Was ihnen im Augenblick dient, was ihrer Partei zugutekommen kann, ist ihnen das Rechte. Sie loben uns daher auch nie aus Anerkennung unserer Verdienste, sondern nur, wenn sie durch unsere Ansichten ihre Partei verstärken können.“ (Geh. Rath v. Goethe am 24.11.1824 Eckermann diktiert)
Ich weiss nicht, wie in Frankreich gerechnet wird, aber die Verhaeltnisse von Prozenten zu Sitzzahlen oben sehen eigenartig aus. Muesste die Le Pen bei 23% nicht entschieden mehr Sitze haben?
Es gibt zwei Wahlgänge.
„Beim zweiten Wahlgang am 19. Juni 2022 darf teilnehmen, wer in der ersten Runde von mindestens 12,5 Prozent der eingeschriebenen Wahlberechtigten gewählt wurde. Wenn nur ein Kandidat die Hürde erreicht, kommt der Bestplatzierte in die Stichwahl. In der zweiten Runde ist gewählt, wer die meisten Stimmen erhält.“(Merkur)
Die Prozentangaben sagen nichts aus. Man muß seinen Wahlkreis gewinnen.
2017 hatte FN 13,2% und nur 8 Wahlkreise gewonnen.
Wobei, mit 9% Gesamt (Republikaner) 62-68 Wahlkreise zu Gewinnen knapp ist.
Ergänzend: Es gibt in 2. Wahlgang regelmäßig Bündnisse, die landauf landab gegen den FN gerichtet sind. So kommt es zu den erstaunlichen Ergebnissen, die mit den Wahlprozenten nichts zu tun haben. Scheint diesmal nicht überall geklappt zu haben.
Die Franzosen laufen in Scharen mal wieder zu den Antikapitalisten über: LePen und Melenchon. Da ist Macron das kleinere Übel.
Was ist rechtspopulistisch in Restdeutschland? Hohldrehendes Dummschwätzen (siehe Riesa).
Was ist rechtspopulistisch in Frankreich? Restdeutschland soll zahlen.
Was ist rechtspopulistisch in Italien? Restdeutschland soll zahlen.
Was ist rechtspopulistisch in Griechenland? Restdeutschland soll zahlen.
Was ist rechtspopulistisch in Polen? Restdeutschland soll zahlen.