Kupfer als Industriemetall

Wer zukünftig etwas Sensationelles zu marktgängigen Kosten aus Kupfer herstellen wird, wissen wir nicht. Ob beispielsweise Tesla, Ford, BMW oder BYD den künftigen Automarkt beherrschen wird, oder ob der Markt geteit wird, ob Kupfer überhaupt seine Rolle in der E-Mobilität und bei der Elektrifizierung behaupten wird, steht alles in den Sternen. Tausenden Ingenieuren rauchen überall in den Firmen die Köpfe und wir müssen abwarten, wer die zündende Idee hat, und wer einen Arbeitgeber hat, der alles schnell umsetzt. Denn die Idee und die Vermarktung des Produkts sind zwei Paar Schuhe. Wir erinnern uns an die immensen mathematischen Fähigkeiten der Russen und ihre Unfähigkeit, eine Sohle an einen Schuh zu kleben. Überhaupt entdecken wir überall an den Grenzen von Phantasie und Fleiß das von Lenin so häufig beklagte Oblomowtum. Iljitsch Oblomow war eine Romanfigur, die auf dem Ofen lag, von einer schönen Welt träumte und nicht aufstand.

Wir wissen also nicht, wer Kupfer gewinnbringend nutzen wird, jedoch wer Kupfer abbaut und raffiniert, und wir sehen aktuell einen wachsenden Verbrauch bei einer moderat steigenden Förderung. Der Preis hat sich auf hohem Niveau erst mal stabilisiert. Die politischen Risiken in den Förderländern sind größer geworden. In Peru hat ein Lehrer die Regierung übernommen, in Chile ein Studentenführer und Rußland muß seine Geschäfte hinsichtlich der Handelspartner neu ordnen.

Viele Bergbaukonzerne sind hinsichtlich der Rohstoffe breit aufgestellt, von den in der Tabelle aufgeführten sind eigentlich nur Antofagasta,  Grupo Mexico und Boliden piu o meno auf Kupfer focussiert.

Die größten Verarbeiter in Deutschland sind die Aurubis AG, die KME Germany AG, die Mansfelder Kupfer und Messing GmbH und die Wieland-Werke AG. Sie leiden gemeinsam unter den Energiepreisen in Deutschland.

Aufgrund der hervorragenden Wärme- und elektrischen Leitfähigkeit, der guten Formbarkeit und der Korrosionsbeständigkeit ist Kupfer ein wichtiges Industriemetall. Kupfer hat nach Silber die höchste Leitfähigkeit von Elektrizität und Wärme, weshalb ein Großteil des Kupfers für Elektrotechnik und für wärmeleitende Funktionen verbraucht wird. Beispiele hierfür sind Stromkabel und sonstige Leitungen; auch in Transformatoren, Motorwicklungen, Schienen und Bändern für die Elektrotechnik wird Kupfer als elektrischer Leiter eingesetzt. Etwa 10 % der Einsatzgebiete nutzen die Wärmeleitfähigkeit des Kupfers als Eigenschaft wie Heizungs- und Klimaanlagen.

Die BGR gibt folgende Übersicht zum Verbrauch: Das größte Einsatzgebiet ist das Bauwesen (28 %), wo Kupfer zum Großteil als Kupferdraht und -kabel verbaut wird. Daneben spielen auch Kupferrohre im Sanitär- und Heizungsbereich eine Rolle. Das zweitwichtigste Einsatzgebiet ist im Bereich der Haushalts- und Elektrogeräte (23 %). Dazu zählen Weiße Ware, Klimaanlagen, elektrische Werkzeuge und Maschinen sowie elektronische Geräte wie Computer. In den Bereich Infrastruktur (16 %) fallen Strom- und Datennetzwerke aus Kupfer. Der Transportsektor (13 %) umfasst u.a. die E-Mobilität als wichtigsten Bereich, aber auch den Schienenverkehr und die Schifffahrt. Der Sektor Industrie (12 %) steht für elektrische (z.B. Transformatoren, Motoren) und nichtelektrische Anlagen und Geräte (z.B. Ventile, Fittings). Unter Sonstiges (10 %) fallen z.B. Münzen und Munition.

Im größten Einsatzfeld, der Elektrotechnik, wird zunehmend versucht Kupfer durch billigeres Aluminium zu ersetzen. Aluminium hat im Vergleich zu Kupfer nur eine Leitfähigkeit von etwa 60 % und eine Dichte von 30 %. Wer in der DDR groß geworden ist, kann sich noch an die Alu-Kabel erinnern. An den Stellen, die abisoliert waren, also in den Verteilerdosen und an den Lüsterklemmen kam es manchmal zur Korrosion, außerdem kam es vor, daß die Schrauben nachgezogen werden mußten, weil Alu eben auch etwas kriecht. Kriechen bezeichnet bei Werkstoffen die zeit- und temperaturabhängige viskoelastische oder plastische Verformung unter konstanter Last, bei Alu ab etwa 50 Grad. Kupfer ist da noch formstabil.

Der Kupfermarkt erlebte im vergangenen Jahrzehnt die längste Phase eines kontinuierlichen Defizits. Seit 2010 war die Nachfrage höher als das Angebot. Die ICSG rechnet für 2019 mit einem Defizit von 414.000 t Kupfer. Die Covid-19-Pandemie führte im ersten Quartal zu einem Nachfragerückgang und damit zu einem Überschuss am Kupfermarkt. Das hat sich seit Mitte 2020 umgekehrt. Seit 2010 wurden aufsummiert gut 2 Mio. t Kupfer aus Lagerbeständen entnommen, um den Bedarf zu decken. Auch spielte Recycling eine wachsende Rolle.

Da die Minenaktien bei den institutionellen Anlegern umstritten sind (der norwegische Staatsfonds z.B. ist nicht in alle investiert, deutsche Vorsorgeprodukte dürfen eigentlich garnicht) kommt die Erschließung neuer Minen oder die Erweiterung bestehender nur begrenzt voran. Durch den Ukrainekrieg muß sich etwa 4 % der Abbaumenge neue Vertriebswege suchen, vermutlich nach Asien, wo man sich für neumodische Geschlechter, die Verhunzung der Sprache und das Verbot kultureller Aneignung nicht begeistert.

Wir müssen die Preisentwicklung natürlich ständig überprüfen, für mittlere Preisschwankungen lassen die Margen der meisten Bergbaukonzerne genug Raum. Glencore muß man da ausnehmen, das Unternehmen agiert schon geraume Zeit am Rande der roten Zahlen. Hier eine Übersicht:

Dividendenrendite in %, Eigenkapital in %, KGV = Kurs-Gewinn-Verhältnis, GUV = Gewinn-Umsatz-Verhältnis = Marge in %

Div 19 Div 20 Div 21 Eigenkap KGV 19 KGV 20 KGV 21 GUV 20 GUV 21
Boliden AB 2,82 2,83 3 63% 11,8 11,7 11 12,1 12,7
Glencore 3,45 1,86 4,48 31% 13,7 2,5
Rio Tinto 6,68 6,24 11,81 48% 11,7 11,6 5,2 22,1 33,5
BHP Group 4,58 4,83 8,27 47% 17,1 15,8 16,3 18,6 18,6
Antofagasta 1,57 2,77 7,89 50% 24,1 36,5 14,1 9,6 17,2
Freeport McRohan 1,52 0 0,72 29% 64 14,4 4,3 18,9
Anglo American 4,1 3,02 10,27 41% 9,9 18,4 6 6,8 20,8
KGHM 0 0,82 49% 13,4 20,3 4,5 7,8 20,6
Vale 2,65 7,63 18,07 39% 16,8 3,2 12,8 41
Grupo Mexico 6,17 4,1 7,56 49% 9,2 13 8,8 20,9 26,3
African Rainbow 7,14 7,09 11,75 74% 9,9 8,3 4 34 64,9

 

Grüße an den Inlandsgeheimdienst: „Gott segne Kupfer“. (Geh. Rath v. Goethe)