Wieder mal: Erinnerungen an die Russentechnik
Die NGO-Propaganda behauptet, daß die russische Armee bis zu 40 % ihrer Einheiten verloren habe. Verloren, das ist freilich ein weites Feld. Ich vermute mal, daß die Agitatoren uind Propagandisten übertreiben, aber einen wahren Kern gibt es sicher. Einige Fahrzeuge sind schlicht liegengeblieben. Das erinnert an meinen Eintrag vom 27. Juli 2014: „Erinnerungen an die Russentechnik“. Ich habe ihn unverändert hier noch einmal eingestellt.
Viele Journalisten und Politiker schauen gebannt auf die Ostukraine. Sie erwarten eine russische Invasion oder einen langen Bürgerkrieg. Egal wie, es wird sich zeigen ob die Russentechnik Fortschritte gemacht hat.
Vor 25 Jahren war die Sowjetarmee technisch am Ende. Alle Kriege mit russischen Waffen waren in den 80ern verloren worden. Die Armeeführung drängelte die Partei den Eisernen Vorhang zu öffnen, um an westliches know how zu kommen. Das war 1989 längst überfällig.
Immer wenn der erste Schnee fiel wurde in den 80er Jahren das im Volksmund „Manöver Schneeflocke“ genannte Ausrücken aus den Kasernen praktiziert. Mit Mann und Maus wurde ein Zielgebiet angesteuert. In Weimar ging es jährlich von den Kasernen in der Jenaer Straße und der Leibnitz-Allee in Richtung Kötsch. Das ist der höchste Berg in der Gegend, etwa 20 km Marschstrecke.
Die Hälfte der Technik blieb schon auf den ersten Kilometern liegen. Ein weiteres Viertel schaffte den Anstieg zum Berg nicht. Auf dem morgendlichen Weg zur Arbeit fädelte man sich selbst noch am nächsten Morgen zwischen Lkw´s, Schützenpanzerwagen und Jeeps durch, die links und rechts in die Straßengräben gerutscht waren.
Es war ein Mix aus Ersatzteilmangel, schlechter Wartung, fragwürdiger Konstruktion und schlechter Bedienbarkeit, der zur Unbrauchbarkeit der Fahrzeuge führte. Der Autor dieser Zeilen hat selbst auf verschiedenen russischen Fahrzeugen Fahrschule gemacht. Unter anderem auch auf den Planierraupen T 100 und S 100, die ein Panzerfahrwerk aus dem zweiten Weltkrieg hatten. Alleine diese Monstren in Gang zu bringen war spannend. Sie hatten einen Benzinmotor, der nur vom Kettenfahrwerk aus bedient werden konnte. Einer mußte im Führerhaus die Bremse treten, einer auf das lehmige Kettenfahrwerk steigen. Wenn man den Benzinmotor anbekommen hatte mußte man ein Ritzel einlegen, mit dem der Dieselmotor in Gang gebracht wurde. Wenn der lief, konnte man wieder in die Kabine. Man hatte beim Anlassen schon mal 10 bis 12 Liter Benzin verbraucht. Der Motor schluckte schlimmer als ein Elefant. In der Kabine fingen die Probleme erst an. Der Sitz war für Leute konzipiert worden, die 2 Meter groß sind. Man saß immer auf Kante und mußte Arme und Beine weit ausstrecken, um Hebel und Pedale mit Fuß- und Fingerspitzen zu erreichen. Auch beim Lkw H3A war das so. Man saß immer wie der Affe auf dem Schleifstein. Das hatte Folgen. Es gab viele Unfälle. Der sechsjährige Sohn einer Weimarer Pionierleiterin wurde von einem Russen-Lkw vor dem Kasernentor überfahren. Der Fahrer hatte meiner Meinung nach keine Chance das zu verhindern. Er konnte aus seiner Zwangsposition nichts sehen und die Betätigungselemente nicht richtig bedienen. Er ist sicher im Folterkeller unter der Kommandantur gelandet.
Jahre später mußte ich die Pkw-Fahrschule auf einem Moskwitsch machen. In diesem Fahrzeug war der Sitz zwar gut erreichbar, trotzdem war es nicht möglich Gas und Bremswirkung zu dosieren. Beim Bremsen machte man immer einen leichten Diener, beim Anfahren wurde man in den Sitz gedrückt. Beim Umstieg auf den Trabant hatte ich das Gefühl im Mercedes zu sitzen. Es war von der Technik her ein gewaltiger Unterschied. Einmal verfolgte mich die Staatssicherheit von Tannroda bis zum Reisberg mit einem Moskwitsch. Ich hatte einen Trabant. Als ich den Reisberg erreichte ließ es der liebe Gott schneien und der Moskwitsch blieb am Berg hängen. Der Trabant ließ sich wesentlich besser bedienen und schaffte den Anstieg. Ich hatte zwar einen feuchten Rücken, aber als ich in den Rückspiegel blickte mußte ich gemein grinsen.
Mein Nachbar Erhard hatte einen Moskwitsch und ich hatte mehrere 200-Liter-Fässer Russenkraftstoff in der Scheune. Das Zeug mußte raus wegen der Brandgefahr. Bei einem Blitzschlag wäre der ganze Ort in die Luft geflogen. Ich pumpte für Erhards Moskwitsch einen Kanister ab und gab ihm den Kraftstoff kostenlos. Erhard klagte über einen klingelnden Motor. Eine Woche später nahm er sich das Leben. Hoffentlich nicht wegen dem minderwertigen Kraftstoff.
Sicher hat sich in den letzten 25 Jahren in Rußland manches gebessert. Bei der Steuerung und Regelung hat man in Moskau wieder Anschluß an die Zivilisation bekommen. Auch die IT-Spezialisten sind gut, was man an kompetenten Hackerangriffen erkennen kann. Dadurch war auch eine Modernisierung der Kriegsmaschinerie machbar. Der Zweite Krieg gegen Tschetschenien wurde gewonnen, wenn auch etwas mühsam. Die Beseitigung des Stacheldrahts vor 25 Jahren hat sich für die russischen Militärs also gelohnt. Neue Technik war schnell beschafft. Was bleibt ist die Mentalität der Führung und der Muschkoten. Sie macht eine bewegliche Kriegführung eher schwierig.
Ich denke, daß meine Einschätzung von 2014 nicht ganz verkehrt war. Wir müssen allerdings bedenken, daß acht Jahre vergangen sind und die Modernisierung in Maßen vorangeschritten ist. Man sieht in den Konvois aber immer noch Fahrzeuge, die die betriebsgewöhnliche Nutzungsdauer deutlich überschritten haben. Das Konvoifahren aus den 70ern und 80ern hat alle Zeitenwenden überlebt, wie die Luftbilder zeigen. Es sind vermutlich nicht die Ukrainer, die Teile der russischen Armee außer Gefecht setzen, sondern wie vor 40 Jahren der General Schludrian. Bereits der kürzlich geführte Armenienkrieg zeigte erhebliche Schwächen der Russen. Ich kalkuliere, daß sich die Chinesen und Amerikaner genau anschauen, was in der Ukraine abgeliefert wird.
Als kleines Schmankerl noch eine Erinnerung an die Stalinec T 100, für die ich immer noch ein Patent im Schreibtisch habe. Für alle Fälle…
Was die cleveren Jungs da seitlich neben der Maschine machen: Sie setzen den Benzinmotor in Betrieb, legen das Ritzel ein, um den Dieselmotor anzutreiben. Originalny! War alles etwas russisch, wie wir rassistischen Schweine damals so sagten.
Grüße an den Inlandsgeheimdienst: „Mikroskope und Fernröhre verwirren eigentlich den reinen Menschensinn.“ (Der Schriftsteller Geh. Rath v. Goethe 1829 über moderne Technik. Etwa dieselbe Mentalität wie vdL und AKK.)
T100 – auf dem Ding habe ich auch ein Zertifikat „errungen“.
Cossebaude?
Ja.
Klosterschule – ich stand mehrfach am schwarzen Brett 🤣
Ich habe mein Zertifikat für die T100 in Солнечногорск auf dem Testgelände meiner Uni bei Temperaturen zwischen minus 10 und minus 20 °C errungen. Es waren abenteuerliche Monster wie fast die gesamte Russentechnik. Es gab auch Mobilbagger mit 25 Tonnen Eigengewicht, die 50 km/h schnell waren. Selbstmörderisch.
Aber auch die ukrainische Armee benutzt zu großen Teile noch Fahrzeugtechnik aus Sowjetzeiten. Man kann also bei Fotoaufnahmen der liegengebliebenen Fahrzeuge nicht immer entscheiden, ob es russische oder ukrainische sind.
Es scheint der Endsieg der Ukrainer griffbereit zu sein. 25% der Russen (ca. 40.000) werden als vernichtet angegeben. Die Verluste der Ukrainer werden aber mit in den 1300 angegeben,
Wie erklärt sich das mit den Meldungen über die Eroberungen der Russen?.
Betrachtet man die Meldungen in den deutschen Medien, fühlt man sich in die Zeiten des Führers zurückversetzt. Aus dem Führerhauptquartier wird gemeldet, die Wenkarmee wird alles ändern.
Hetze, Hass und Greulpropaganda, endlich wieder ein Deutschland wie wir es kennen. Und endlich wieder einen ….Kanzler und einen Strassenmob der es den Russen wieder zeigen will. Ich hoffe , es endet auch wieder so.
Aus der Ferne schwer zu beurteilen, wie Aurüstung, Logistik, Kampfmoral und Truppenführung beider Seiten sind. Nur als Detail: Die Bezahlung ist für russische Verhältnisse gut, es werden keine Wehrpflichtigen eingesetzt. Der Vormarsch im 1. Gang wird plausibel damit erklärt, daß das Land nicht besetzt werden soll und Zivilisten möglichst zu schonen sind – im Kontrast zur modernen Kriegsführung der Amis beispielsweise.
„Sie setzen den Benzinmotor in Betrieb, legen das Ritzel ein, um den Dieselmotor anzutreiben.“ – das ist Orginal-Dampfmaschinenzeit, wo auch mit einer Minidampfmaschine die grosse in die richtige Position gebracht wurde, um dann Puder zu geben.
Die Frage ist, warum die Russen nicht – wie beim Tiger, von dem sie weiss Gott genug erbeutet haben – den Schwungradstarter mit Kurbel benutzten; da braucht man auch 2 Mann zum Drehen und denen wird gleich richtig warm.
Trotz Ski, ich kann mich irren, aber ich glaube mich zu erinnern, dass die Tiger Benzinmotoren hatten. Da braucht man nicht vorzuglühen.
Das ist richtig.
Vorglühen kann auch durch einen brennenden Putzlappen in einer Art Pfanne geschehen und dann wird gekurbelt; so habe ich das als Kind noch bei den alten Traktoren gesehen. Im Sommer zur Erntezeit wurde bei 30 Grad natürlich nicht vorgeglüht.
Aber ist ja auch egal – man sieht daran nur, dass die Russen sich sehr, sehr schwertun, trotz vorhandener „allgemein anerkannter Regel der Technik“ und erbeuteter Patente und Zeichnungen sich die Arbeit zu erleichtern; von solchen Fortentwicklungen zu schweigen, wie sie die Japaner, Koreaner und Chinesen abgeliefert haben. Der „graue Märtyrer“ eben.
Hat dies jetzt aber nichts mit den russischen “ Begehbaren Computerchips “ zu tun, oder ?
Ich habe da Einen als Ankleidezimmer ;o))
Russentechnik hin oder her:
Der kleinere Zweitakt-Benzin-Ottomotor kann mit Handkurbel gestartet werden. Dieser wärmt das gemeinsame Kühlwasser vor und kann dann den 100-PS-Dieselmotor starten, auch bei sibirischem Frost. Ob ein Wessi-Motor das mit Bleiakku und ohne Lötlampe ebenso zuverlässig beregelt, müßte man herausfinden.
Wie in Geschichtsbüchern nachgelesen werden kann, hat napoleonische und adolfinische Technik das vergleichsweise nicht so gut geschafft.