Aktien in der Inflation der 70er
Aktien als Inflationsschutz. Das ist ein aktuelles Thema in vielen Medien und Anlegerpublikationen. Wie sich die Aktien in der Endkrise der Reichsmark nach dem WK II verhalten haben, hatten wir schon geklärt. >Hier. Sie waren die Anlageklasse, mit der man komfortabel durch Währungsreform und Lastenausgleich kam.
Heute wollen wir ein zweites Exempel durchgehen und vergleichen die Geldentwertung in Deutschland mit der Entwicklung deutscher Aktien in der Inflationszeit von 1971 bis 1982. Da muß man ein paar Bemerkungen vorausschicken: Deutsche Aktien waren in den 70ern viel deutscher, als heute. Derzeit erbringen die Unternehmen mit Hauptverwaltung in Deutschland zwei Drittel ihrer Wertschöpfung im Ausland. Zweitens wird die damalige Inflation von der Publizistik immer mit dem Ölpreisschock 1973 in Verbindung gebracht. Damals verdreifachte sich der Ölpreis. Die Inflation betrug aber schon 1971 mehr als 5 % und hatte wohl auch mit dem Geldmengenwachstum zu tun. Drittens wirkte die Zinsanhebung durch den amerikanischen Zentralbanker Paul Volcker nicht so schnell auf die Preise, wie oft dargestellt. 1979 begann er an der Zinsschraube zu drehen und alle Notenbanken machten mit. Anfang 1979 betrug der Diskontsatz der Deutschen Bundesbank noch 3 %, von Mai 1980 bis Juli 1982 wurde er auf 7,5 % hochgewuchtet. Aber der Erfolg stellte sich erst 1983 ein.
Jahr | dt. Aktien % | Inflation % |
1971 | 10,2 | 5,2 |
1972 | 15,68 | 5,4 |
1973 | -20,47 | 7,1 |
1974 | 5,6 | 6,9 |
1975 | 41,21 | 6 |
1976 | -3,2 | 4,2 |
1977 | 12,57 | 3,7 |
1978 | 9,18 | 2,7 |
1979 | -7,63 | 4,1 |
1980 | 3,62 | 5,4 |
1981 | 5,41 | 6,3 |
1982 | 19,71 | 5,2 |
1971 bis 82 | 117,3 | 83,2 |
Aktien sind – wie man aus der Tabelle entnehmen kann – für den kurzfristigen Anlagehorizont kein idealer Wertspeicher, für den mittel- und langfristigen schon.
In den 70ern wurde den Sparern die Inflation mit hohen Zinsen versüßt, Aktien waren nicht so alternativlos als derzeit, wo es auf Sichteinlagen nichts mehr gibt. Auch die LV gingen nicht so sang- und klanglos unter, wie heutzutage, weil Staatsanleihen damals noch verzinst wurden.
Rückblicke in die Historie sind keine Prognosen. Wie sich Aktien in der aktuellen Krise entwickeln werden, steht natürlich in den Sternen. Volatile Zockerpapiere wie Tesla, Gamestop, NEL und BioNTech halte ich als Wertspeicher nicht für geeignet.
Grüße an den Inlandsgeheimdienst: „Bankier: ein Mensch, der seinen Schirm verleiht, wenn die Sonne scheint, und ihn sofort zurückhaben will, wenn es zu regnen beginnt.“ (Mark Twain)
Wer hielt in den 1970ern ein Aktiendepot? Unser Bürgermeister (SPD) und sonst noch ein paar stadtbekannte „Reiche“. Damals standen Dresdner & Commerzbank mal bei 400 Mark.
Wir haben nicht nur ein Geldmengenwachstum seitdem gesehen, sondern auch ein Wachstum der Menge der Anteilsscheine, teils durch die Enteignung der seinerzeitigen Alt-Oberschichten via Überlöhnung und Übersteuerung.
Die heutigen AGs sind auch nicht mehr von nationalökonomischen Gesamtheiten getragen, sondern von teils psychisch auffälligen Einzelpersonen und dem kurzfristigen Dauerkonsum. Abo-Impfe, Abo-Betriebssysteme, Abo-Smartphones usw.
Eine Ausnahme ist hier das Kombinat aus Walldorf, das vom Wachstum der Bürokratie lebt und insofern eine sichere Anlage zu sein scheint.
Anmerkung zur Tabelle mit den Renditen: Besser logarithmierte Renditen verwenden, nur die lassen sich addieren. Bsp. von 100 € auf 50 € dann auf 75 €: – 50 % dann + 50 % Mittelwert der arithmetische Rendite = 0 % Offensichtlich falsch, weil wir sind 25 % im Minus…
Ist nicht üblich, Renditen werden meist direkt multipliziert (1+x)(1+y)… Verdeutlicht auch besser die Gewalt der exponentiellen Größe Zinzeszins, die die meisten Menschen nicht erfassen. Aber ja, „Summe“ trifft es so nicht.
Summe ist hier nicht wörtlich gemeint. Es ist die Wertentwicklung incl. Zinseszins.
Gut, Problem verstanden…