Die teuren Streiche der Reichen

Der Entertainer Majka gehört in Ungarn finanziell zu den oberen 10.000. Aber es gehört bei den wenigen Ladesäulen in Pannonien schon etwas Selbstverleugnung dazu, ein E-Auto zu fahren. Einige Säulen stehen übrigens in der Nähe der österreichischen Grenze. Die Ösis kommen wegen dem billigen ungarischen Kernkraftstrom gern mal zum Laden nach Fertöd rüber, ansonsten machen sie gern Propaganda gegen Atomstrom in den Nachbarländern. Bei 60 % Strom aus alpenländischer Wasserkraft ist es für die Wiener billig gegen die Nachbarländer Tschechien, Slowakei, Slowenien und Ungarn auszuteilen.

Insgesamt gibt es in Ungarn 347 Ladesäulenstandorte, davon 106 in der Hauptstadt, in der Provinz sieht es dünn aus. Im Komitat Békés mit 347.000 Einwohnern gibt es zum Beispiel nur zwei, ansonsten kein Anschluß unter dieser Nummer. Es ist übrigens genauso schwer einen Benzinkút – eine Benzinquelle, so heißen in Ungarland die Tanken – mit AdBlue zu finden. Selbst in größeren Städten „semmi“, also nix.

Majka wechselte auf ein grünes Nummernschild – diese werden nur für E-Autos vergeben – und wurde Besitzer eines Mercedes-Benz GLE 350de, so ein Auto wird nicht jeden Tag übergeben, heißt es im Video:

Ich bin diesen Sommer fünfmal in Ungarn gewesen, ein grünes Nummernschild habe ich nicht einmal gesehen. Meine Nachbarn fahren alle Gebrauchte, die deutsche Rentner wegen einer veralteten Plakette aus Angst verkauft haben, als einige perverse Städte – vor allem um Stuttgart – Verbotszonen eingerichtet hatten.

Wenn es die EU wagen sollte, alte Gépkocszik (Maschinenkutschen, so die etwas ältere Bezeichnung für Autos) zu verbieten oder den Diesel noch teurer zu machen, kommt es auf dem Balkan sicher zu einer EU-feindlichen Stimmung. Dann haben die Regierungen die Option aus der EU auszutreten, ohne größere Teile der Bevölkerung zu verärgern. Im Gegenteil.

 

Grüße an den Inlandsgeheimdienst: Heinrich Blümel, Umweltbundesamt: „E-Mobile sind der letzte Notnagel für Leute, die glauben, unbedingt Auto fahren zu müssen.” [fairkehr 3/1991, S. 17]