Die sichersten Anlagen sind nicht politisch korrekt

Erinnern wir uns zurück: Der von den Medien sehr euphorisch hochgejuchtelte „Neue Markt“ hinterließ um 2000 geprellte Internet- und Technikgläubige. Die Telekom hat sich von ihrem jähen Absturz nie wieder erholt, Infineon brauchte 20 Jahre, um den Ausgabekurs wieder zu erreichen. Zahlreiche Unternehmen waren auf Betrug gebürstet und bauten Totalverluste. Der Aktienindex NEMAX wurde in aller Stille beerdigt.

Dasselbe Desaster vor der Lehmankrise 2008: Das Investmentbanking war jahrelang als Wunderwaffe der Gewinnschöpfung auch von der Bundesregierung gepriesen worden. Die Deutsche Bank und die Commerzbank haben sich auch in 13 Jahren nicht vom harten Fall erholt. Die Lehre draus kann eigentlich nur sein, ein medial und politisch gewolltes Ferkelrennen nicht mitzulaufen, weil es mehr als riskant ist. Andreas Beck hat kürzlich davor gewarnt, den Ratschlägen von Influencern zu folgen, und die NGOs und ihre Politkommisare sind letztlich auch solche Hallodris.

Wir schreiben 2021 und die nächste Inverstmentkrise hat bereits begonnen. Die NGOs, die Medien, die EU und auch die Ampelmännchen drängen die Anleger in Klimainvestments.

Aus dem Sondierungspapier: „Wir wollen mehr privates Kapital für Transformationsprojekte aktivieren. Dazu prüfen wir auch, welche Beiträge öffentliche Förderbanken zur Risikoabsicherung leisten können. Die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) soll stärker als Innovations- und Investitionsagentur wirken.“

Nun ist die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) nicht gerade eine staatliche Institution, welche sich in der Lehmankrise mit Ruhm bekleckert hatte, im Gegenteil. Die Südeutsche Zeitung berichtete 2010:

„Der Vorwurf, „Deutschlands dümmste Bank“ zu sein, könnte sich angesichts bizarr anmutender Details noch als untertrieben erweisen. (…) Ihr Ende erreichte die Pannenserie am 15. September, einem Montag, als die KfW frühmorgens die 319 Millionen Euro in die USA transferierte. Am Wochenende hatte sich die Pleite von Lehmann bereits abgezeichnet, aber bei der KfW kümmerte das offenbar niemanden. Um 8.37 Uhr ging laut PwC die Zahlungsanweisung an die Bundesbank heraus, über die der Transfer erfolgte. Laut PwC-Bericht stoppte die Bundesbank die Aktion zunächst. Die Auszahlungsanweisung sei um 8.44 Uhr wegen „mangelnder Deckung auf dem betreffenden KfW-Konto bei der Bundesbank“ von dieser zurückgewiesen worden, steht im Prüfreport. Daraufhin habe die KfW dafür gesorgt, dass auf ihrem Konto bei der Bundesbank genügend Geld vorhanden gewesen sei. Danach sei die Auszahlung an Lehmann um 8.53 Uhr erfolgt, heißt es im Bericht.

In den Tagen vor dem Millionen-Transfer in die USA war in der KfW intern über die kritische Lage bei Lehman diskutiert worden. Am 11. September wurde, so steht es im PwC-Report, bei der KfW in einem Protokoll notiert, Lehman brauche kurzfristig „weitere Liquidität und zusätzliches Eigenkapital“. Das sei von „existentieller Bedeutung“ für die US-Bank. Einen Tag später, am 12. September, berieten fünf KfW-Spezialisten aus vier Abteilungen bei einer kurzfristig anberaumten Sitzung die „aktuelle kritische Risikolage bei Lehman“. Konsequenzen hatte das offenbar nicht.

Wir müssen uns darauf einstellen, daß jetzt ein „Neuer Markt 2.0“ mit abstrusen Übertreibungen entsteht, weil gutgläubige Anleger systematisch in ein bestimmtes Segment des Kapitalmarkts getrieben werden, ohne daß die Profitabilität gesichert ist. Im Bereich der Wasserstofftechnologien gab es beispielsweise seit Februar 2021 schon derbe Enttäuschungen. Auch Tesla, Nordex und Vestas haben Federn gelassen. Ein besonders schlimmes Exempel ist Siemens Energy.

Die Erfahrungen der Börsenkatastrophen von 2000 und 2008 zeigen, daß Werte, die mit dem jeweiligen Hype – Internet und Investmentbanking – nichts zu tun hatten, sich sehr schnell von den damaligen Turbulenzen erholt hatten. Daraus kann man die Strategie ableiten, sich aus der derzeit politisch gewollten Tendenz- und Kampagnenwirtschaft herauszuhalten und einen neutralen Kurs zu fahren. Recht sicher sind Konsumgüteraktien mit guten Margen.

Einen Bogen machen die meisten großen Kapitaleinsammler um die Tabakindustrie. Auch investiert der norwegische Pensionsfonds beispielsweise nicht mehr in Unternehmen, die Waffen herstellten oder gegen Menschenrechte verstoßen. Bis März 2016 hatte sich der Fonds aufgrund seiner ethischen Prinzipien aus 66 Unternehmen verabschiedet. So wurden u. a. die Beteiligungen bei Airbus und Boeing, Rio Tinto und Walmart beendet. Gerade hat ein neuer Chef den Laden übernommen, der noch mal nachschärfen will.

In wenig geliebten Branchen eröffnen sich Chancen beim bevorstehenden grünen Klimakladderradatsch an den Börsen nicht mit dabei zu sein. Sicher: Manch ein kurzfristiger Kursgewinn entgeht einem, aber oft entsteht bei Höhenflügen nur Fallhöhe.

Fast alle Bergbaubetriebe sind in den Augen der NGOs Umweltschweine, die gesamte Waffenbranche, russische Unternehmen und die Fleischkonzerne werden wahrscheinlich nicht empfohlen werden. Auch der Chinese wird es schwer haben den Brüsselern zu gefallen. Nicht jedes Chemie- und Bauunternehmen wird genug CO2 einsparen.

Beim Kauf politisch unliebsamer Aktien gelten natürlich die üblichen Grundsätze, auf solide, margenstarke, gering bewertete Unternehmen mit einer befriedigenden Bilanzhistorie, einer guten Eigenkapitalquote und einer vernünftigen Dividendenrendite zu achten. Wenn man alle diese Kriterien im Auge hat, bleibt nicht viel übrig. Aber es gibt sie, es lohnt sich danach zu fahnden.

 

Grüße an den Inlandsgeheimdienst: „Hinter jeder Tugend lauert ihre sündhafte Schwester: die Übertreibung.“ (Karl May)