Die Kraft der Tradition
Die Medien und auch einzelne Vertreter der Bundesregierung staunen bzw. wundern sich, wie schnell die gut ausgerüstete Armee Afghanistans auseinandergelaufen ist. Und rätseln was die Gründe seien könnten.
Sehen wir uns doch mal zwei Beispiele von zuhause an. Die NSDAP hatte in der Spitzenzeit 8,5 Mio. Mitglieder, die SED 2,3 Millionen. Die sind in fast derselben Geschwindigkeit desertiert. Meine Mutter befand sich in der Endphase des Dritten Reiches in Berlin. Zum Schluß war sie in der Rüstung zwangsverpflichtet, und zwar bei Telefunken. Für die Luftwaffe wurden neben diversen Peilgeräten zur Zielfindung das Leitstrahl-System „Knickebein“ und zur allgemeinen Flugnavigation die „Bernhard“-Drehfunkfeuer entwickelt. Telefunken stellte ortsfeste Radargeräte, Dezimeter-Richtfunkanlagen und das erste Passivradar her. Das Unternehmen entwickelte für die Nachtjagd das erste deutsche Flugzeug-Bordradar. Um die U-Boote der Kriegsmarine vor den mit Zentimeterwellenradar ausgerüsteten U-Boot-Jagdflugzeugen der Alliierten zu warnen, lieferte Telefunken das Funkmessbeobachtungsgerät „Naxos“. Und da sprangen in der Firma natürlich auch Genossen rum. Einer lief bereits fünf Minuten nach 12 mit der roten Armbinde durch Berlin. Die große Masse ließ sich entnazifizieren, was sich wie eine Entlausung anhört. Einige wurden aufgehängt, andere strebten in die Parteien, wie Bundesfinanzminister Schiller oder Bundeskanzler Kiesinger, weitere in die Kultur wie Günter Grass. Es ging im Sommer 1945 alles rasend schnell, die Antifaschisten wuchsen wie Pilze aus dem Boden.
Ebenso hurtig ging es bei der Auflösung der SED zu. Bereits am 20. August 1989, einen Tag nach dem Picknick in Sopronköhida kursierte folgendes Gedicht:
Was mußt Erich heut erfahren
aus dem Lande der Magyaren?
Kann er sich die Haare raufen,
Landeskinder sind entlaufen
von Sopron nach Eisenstadt,
was er nicht erwartet hat.
Ungarn zucken mit den Achseln,
können nicht verhindern kraxeln
über ihren Stacheldraht,
den man schon beseitigt hat.
Krokodile weinen Tränen,
Preußen knirschen mit den Zähnen,
ach, so denkt man in Berlin,
schöne Stalin-Zeit ist hin.
Damit war lyrisch bereits vorgezeichnet, was sich in Kürze ereignete. Ende September begann die Austrittswelle aus der SED, innerhalb von etwa sechs Wochen reduzierte sich die Zahl der Genossen um mehr als zwei Millionen. Und das obwohl man nicht so einfach in die Partei eintreten konnte, sondern eine Kandidatenzeit hinlegen mußte, zuweilen mit zu erfüllenden Parteiaufträgen und Treueschwüren.
Das System der SED war so konzipiert, daß eine ausländische Macht ein Korruptionssystem eingeführt hatte, es gab zahlreiche Vorteile durch Mitgliedschaft. Sobald sich die Verhältnisse veränderten, die Sowjetunion kein Interesse mehr am Fortbestand der sog. „DDR“ hatte und sogar Nachteile drohten, desertierten die Kollaborateure der Sowjetunion, die von dort das Siegen gelernt hatten, in Massen. Meine Freundin beobachtete wie die Schlauesten und Korruptesten nach kurzer Zeit in Verwaltungen und Erfurter Ministerien wieder auftauchten.
Ähnlich lagen die Dinge in Afghanistan. Es gab Geld von den Besatzungsmächten, mit denen eine kleine Schicht von Kollaborateuren bei der Stange gehalten wurde. Als klar war, daß die Besatzer das Interesse und die Geduld verloren, brach das kulturfremde System binnen Stunden zusammen.
Wir müssen uns immer über die gewaltige Kraft der Tradition im Klaren sein. Mehr als vier Jahrzehnte hatten die Besatzer im Osten versucht ein asiatisches Wirtschafts- und Gesellschaftssystem zu etablieren. Aber weder in Tschechien, noch in Sachsen, auch nicht in Polen, Ungarn oder in der Slowakei hatte es Wurzeln schlagen können. Die Unterdrückten wußten nach so langer Zeit nicht, wie es vorher zuging, es wurde fälschlicherweise angenommen, daß vor dem WK II alles wie im Westen gewesen wäre. Der Mangel, das Schlangestehen und der Stacheldraht wurden jedoch richtigerweise als das Werk von kulturfremden Ausländern und Barbaren angesehen.
Spiegelbildlich dürfen wir das auch in Afghanistan so deuten. Dort waren insgesamt 480 NGOs aktiv, die die Dinge auf den Kopf stellten, ihre Werte durchdrücken wollten. Einige sicher mit Sinn für die Realitäten, die große Masse aber tappische Kulturimperialisten, die dort so unsensibel aufgeräumt haben, wie bei uns auch. NGOs mußten sich zwar beim afghanischen Präsidenten registrieren lassen, die meisten rückten mit verlockenden Fördermaßnahmen an, zum Beispiel Brunnenbau, Stühle für die Uni, Unterstützung von Witwen und Waisen. Aber wenn sie einmal da waren, entwickelten sie auch ihr bekanntes Eigenleben. Viele Helfer haben missioniert. Sie können nicht anders, wie uns die Medienpropaganda täglich beweist. Noch vor zwei Monaten feierte die US-Botschaft in Kabul den Pride-Monat der Schwulen-, Lesben-, Bi- und Transgenderrechte. Von Twitter kopiert:
Und an der Universität Kabul konnte man einen Master-Abschluss in Gender Studies machen, berichtet die Achse. Das war wohl etwas zuviel in einem mehrheitlich konservativen Milieu.
Jetzt ist die Stunde der Wahrheit und der verdutzte deutsche Gutmensch sieht, daß das ganze Getue doch nicht so beliebt war, man in zu kurzer Zeit zuviel wollte. Die Taliban mit nicht ganz so radikalen Rezepten sind offensichtlich angesehener und werden als Garant überlieferter Gebräuche und von Stabilität angesehen. In Ostberlin und Kabul wirkten/wirken offensichtlich die gleichen psychologischen Mechanismen, was sich die herrschenden Weltverbesserer und Radikalinskis nicht eingestehen. Sie werden sich in den nächsten Tagen skurrile Erklärungen zurechtzimmern, die in ihr begrenztes und primitives Weltbild passen.
Was sich die Leute heute fragen: Warum der deutsche Außenminister Heiko M. (SPD) angsichts der Kabuler Pannen noch nicht zurückgetreten ist. Er könnte im Wahlkampf zur Belastung für die Spezialdemokraten werden.
Grüße an den Inlandsgeheimdienst: „Das geht den Affen garnichts an“ (undiplomatischer Spruch anläßlich des Besuchs des afghanischen Königs in Berlin 1928)
Guter Beitrag
Ja die Deutschen sind das typische Beispiel für radikale Wendehälse, und somit können wir hoffen, das es eines Tages auch dieses System treffen wird. Keiner will irgendwann DEMOKRAT gewesen sein. Und mit den zehntausenden Ersoffene und in Wüsten verdurstete Merkelopfer will keiner was zu tun gehabt haben. Das waren dann allerdings nur die Demokraten. Und alles geht wie gehabt weiter.
Siggi, du weißt doch genau, dass es solche Wendehälse überall in der Welt gibt. In anderen Ländern noch viel deutlicher als bei den Deutschen. Wes‘ Brot ich ess, des‘ Lied ich sing.
Deutsche sind auch nur Menschen, so, wie es sie nun einmal überall in der Welt gibt. Einzigartig bei Deutschen ist allerdings, wieviele Deutsche mit größtem Vergnügen über Deutsche und Deutschland herziehen. Ich bedauere immer, dass du das auch gerne machst.
Lieber Hajo,
Ich lebe in Deutschland und nicht in irgendeinem anderen Land. Ein Land was eine Kultur und Bildung hatte die einzigartig war. Ich werde mich niemals dem fügen was jetzt in unserem Lande stattfindet, der Niedergang auf allen Gebieten in die Gosse eines 4. Weltregimes, verursacht von Links-Grünen Polit-Müll.
Der hat schon 2x unser Volk in den Abgrund gewirtschaftet. Aber nur weinige scheint dies zu stören.
Mit der Vereinigung wurde die alte Garde zielgerichtet in die Wüste geschickt und ungebildete machtgierige ans Ruder geholt. Jetzt findet die nächste Säuberung von Bildung und Kultur durch die Baerbockliega statt, die unser Land in die Steinzeit zurück bombt. Mir gefällt dies nicht und ich werde es ständig beim Namen nennen, ob es gefällt oder nicht.
Die NATO ist, und nicht nur die, sondern die ganze EU, halt nur noch ein inkompetenter Sauhaufen von Aufschneidern und Wichtigtuern. Es sollte sich keiner auf sie verlassen, denn dann ist er verlassen.
Und die Menschen in Europa scheinen, wie auch die Afghanen, die Schnauze von diesem Gebilde total voll zu haben.
Dr. Abdullah Haiwad, Präsident der Afghanischen Gouverneursversammlung und ehemaliger Gouverneur der Provinz Ghor in Afghanistan, kritisierte in einem Interview.
Die USA seien nie ein zuverlässiger Freund für ihre Alliierten gewesen. „Die amerikanische Freundschaft ist nie eine Freundschaft“, so Haiwad. Das zeige auch das Beispiel Irak, wo man einen ehemaligen Verbündeten angegriffen und eine zumindest funktionierende Regierung gestürzt habe, um das Land dann quasi dem islamischen Staat zu überlassen. Auch in Syrien und Libyen zeige sich ein ähnliches Vorgehen der USA, so Haiwad. Die USA seien nur so lange ein Verbündeter und Freund, wie es ihren eigenen Interessen diene. Die Ereignisse in Afghanistan seien im Hinblick auf die US-amerikanische Politik eine gute Lektion für alle Politiker in der Welt.
Der Herr Haiwad wusste wohl nicht dass die „untied states“ keine Freunde kennen, sondern nur Interessen.
(Weiss leider nicht mehr, wer das gesagt hatte)
Daß Staaten Interessen haben und keine Freunde, ist mW Bismarcks Einsicht.
Das ferne Afghanistan wird in den Wahrheitsmedien dankbar aufgepustet, von Deutschland redet niemand mehr.
Ansonsten macht sogar das unbedeutende Usbekistan seine Grenze dicht, zwingt illegale Militärflieger zur Landung, notfalls durch Abschuß, und schickt auch die anderen Illegalen dorthin, wo sie herkamen. Gerne kann unsere Regierung die Welt retten – durch Beendigung der „Maßnahmen“, zweitens bedingungslosen Rücktritt und drittens meinetwegen sofortige / komplette Flucht.
Der Iwan wollte niemals – im Gegensatz zum „Westen“ – Deutschland nach der Wiedervereinigung schlichtweg ausrotten.
Und auch der „Westen“ war sich nicht klar darüber, was eine solche Strategie des Schwarzen Loches mitten in Europa für Folgen haben würde und mit welcher Vehemenz die Deutschen mittun würden.
Sieht man jetzt klar an Afghanistan, obwohl der Restdeutsche natürlich gegenüber dem Paschtunen etwas ehr- und würdelos daherkommt.
https://www.nzz.ch/meinung/der-andere-blick/afghanistan-das-debakel-beendet-merkels-aera-ld.1640876
Es ist gut daran zu erinnern, wie solche Umstürze in Wirklichkeit ablaufen – gerade am Beispiel des Selbererlebten oder im Familienkreis noch Bekannten-, da sich die allermeisten darüber meterfette Illusionen machen. In diesem Zusammenhang habe ich mich oft gefragt, ob ich in der Lage gewesen wäre, die Jahre 1890-1980 so zu überstehen wie es meinen Großeltern gelungen ist, denn sie mußten 2 Kriege, 2 Nachkriegszeiten, Inflation und Hunger, Kriegsgefangenschaft, Besatzungstruppen aushalten und es ist ihnen gelungen.
Von einem konkreten Umsturz gäbe es viel zu erzählen, wie jeder versucht, sich in Sicherheit zu bringen, vom zweitletzten Schiff und Zug, der noch durchkommt (der letzte nicht mehr), wie man versucht, alles „Belastende“ loszuwerden und Lebenswichtiges zu behalten, wie die bisherigen Machthaber plötzlich ignoriert werden, wie das Leben von gefährlich zu sehr gefährlich wechselt…
Die letzten 200 Jahre war Deutschland mE nur sehr kurz mal selbständig, in der Bismarckzeit, und der war am Jonglieren wie verrückt, um diese Selbständigkeit als zweitrangige Macht (eine erstrangige kann es mE aus geografischen Gründen kaum werden) zu erhalten. Ging dann auch nicht lange, und die Hegemonen forderten ihren Anteil. Dabei blieb es bis heute, denn die europäischen Länder (und das heißt, zuvörderst der Kopf London) verloren mit dem ersten, spätestens zweiten Weltkrieg ihre Weltmachtstellung und bis sie diese wieder erreichen, ist lange hin, voraussichtlich Jahrhunderte.
Wie es weitergeht? Ich weiß es nicht. Ich vermute, ähnlich wie im Mittelalter, als man sich mit sich selbst und seinen Lokalfehden beschäftigte.
Die deutschen Territorien waren immer selbständig, aber nie souverän, wie etwa F, GB, E oder P.
Das isolierte (gleichwohl durch Sprache verbundene) Aufgehobensein in einem wie auch immer gearteten Containment, wie es zwischen 1949 und 1990 vorlag und im alten HRR vor der Reformation, ist diesen Territorien und ihren Bewohnern am besten bekommen.
Warum ist das alles nur so langweilig? Tribute an die Nutznießer sind auch bei Null Prozent von was auch immer zu zahlen. Wer hat eigentlich den Bundeshaushalt von 1950 verschlafen? Am 24. Mai 1949 wurde das Grundgesetz verkündet – das war keine Staatsgründung! – und ein paar Monate später begann das Geschäftsmodell mit der Schuldenaufnahme, dem sich kein Bundesland und kaum eine Gemeinde entzogen hat. Schulden sind Sklaverei durch Geldverleiher.
Noch etwas wird verschlafen. Der Alterspräsident des Deutschen Bundestages Paul Löbe sagte es in der ersten Sitzung am 7. September 1949. Die pdf-Datei mit dem Wortlaut ist einsehbar. Sicherheitshalber habe ich trotzdem eine Bildschirmkopie angefertigt:
„Deutschland will – ich sagte es schon – ein aufrichtiges, friedliebendes, gleichberechtigtes Glied der Vereinigten Staaten von Europa werden. Wir haben im Staatsgrundgesetz von Bonn den Verzicht auf nationale Souveränitätsrechte schon im voraus ausgesprochen, um dieses geschichtlich notwendige höhere Staatengebilde zu schaffen, und werden uns auch durch Anfangsschwierigkeiten von diesem Ziel nicht abschrecken lassen.“
Das, was heute geschieht, ist die natürliche Folge all der Entwicklungen, die seit dem 8. Mai 1945 eingeleitet wurden. Ohne die Parteien hätten wir halt ein anderes Ausbeutungsmodell.
Lesermeinung aus Reitschuster
Karsten xxxxxxx
Antwort an
Pauline
22 Sekunden zuvor
Ihr Wunsch wird leider nicht in Erfüllung gehen.
Der Deutsche macht immer so weiter, immer weiter bis zum bitteren Ende.
Und dann schaut er sich verwundert um, sieht herab auf die Trümmer und fragt sich, wie das denn passieren konnte.
Das Beste, was den Deutschen passieren kann, um diesen Prozess zu beschleunigen und auf seinen Höhepunkt zu bringen, ist eine rot-rot-grüne Regierung. Man möchte sich so etwas überhaupt nicht ausmalen, aber es ist genau jenes, was der Deutsche braucht: die vollständige Zerstörung seiner Lebensgrundlage, seiner Kultur, seiner Traditionen, seines Landes.
Er braucht eine „Regierung“, die agiert wie die Landesregierung in Berlin mit all ihren Folgen. Er braucht es, dass das gesamte Land über solche Zustände verfügt wie seine Hauptstadt.
Man hört die Leute immer wieder erzählen, in ihrem Bekanntenkreis hätten alle die Schnauze gestrichen voll. Aber das ist irrelevant, denn am Wahltag geht der Deutsche brav in die Kabine und wählt rot statt grün oder grün statt rot, schwarz statt gelb oder gelb statt schwarz. Das tut er sein gesamtes Leben lang. Er weicht nie davon ab. Selbst wenn die sog. Volksvertreter ihm das letzte Hemd ausziehen, sich an seiner Frau und Tochter vergehen, er macht so weiter.
Habt also keine Hoffnung, dass der Deutsche sein Wahlverhalten ändert, das wird er nicht tun. Habt Hoffnung, dass der Zenit bald erreicht ist, aber sucht euch einen frühzeitigen Weg raus aus diesem I….haus.
Die Kraft der Tradition – sehr richtig! Aber wirksam eben nur in dem kerntechnisch-kritisch vereinigten Land, ohne jegliche Kontrolle durch Steuerstäbe, wie in Tschernobyl.
Es muss und wird auseinanderfliegen, selbst Adenauer war in den Anfangszwanzigern ja wohl Separatist. La France de cent departements ist immer noch möglich, der Rest wird sich finden.
Ich lese grad in der Wikipedia, dass das Saarland bis 2043 bilingual sein will – en avant!
@ Trotz Ski
Das kann sein. Aber garantiert nicht französisch und deutsch. Türkisch oder arabisch und deutsch ist wohl eher wahrscheinlich.