Taxometrie erzeugt ein grünes Klumpenrisiko

PB hatte bereits mehrfach über die Brüsseler Investitionslenkung berichtet. Taxometrie heißt die Richtlinie zur Klassifizierung von Investments nach ökologischen und sozial nachhaltigen Kriterien. Die Richtlinie definiert, wann ein Finanzprodukt mit «green» und «nachhaltig» angeschrieben werden darf. Der Erlaß wird für Pensionskassen, Versicherungen, Verwalter, Berater und Banken verbindlich sein.

Die Kommission schätzt, dass ab 2020 die Investoren jährlich 180 Milliarden Euro von klassischen in grüne und sozial nachhaltige Projekte in Europa umlenken werden.

Es wird also strikt für Fonds und ETFs mit ideologischer Lastigkeit geworben werden, und nicht nur das. Die institutionellen Anleger werden reingedrängelt. Das Drängeln hat Tradition. Es ist ja nicht lange her, daß die Versicherungen per Anlageverordnung in unrentable Staatsanleihen getrieben worden sind. Auch der Führer machte per Anleihestockgesetz 1934 etwas Geld locker, damals für Rüstungen. Unvergessen auch der Sozialdemokrat Jörg Asmussen, der sich beim Koalitionsvertrag der Großen Koalition von 2005 dafür einsetzte, den „Ausbau des Verbriefungsmarktes“ festzuschreiben. Unter seinem Namen erschien 2006 ein Artikel mit dem Titel „Verbriefungen aus der Sicht des Finanzministeriums“ in der Zeitschrift für das gesamte Kreditwesen, in dem die berüchtigten ABS sehr positiv dargestellt wurden. Diese Finanzprodukte stellten sich später als ein Hauptauslöser der internationalen Finanzkrise ab 2007 heraus. In seiner Eigenschaft als Abteilungsleiter und später Staatssekretär war Asmussen als Vertreter des Bundes Mitglied im Aufsichtsrat der Mittelstandsbank IKB, wo er dafür trommelte, jene Papiere zu kaufen, die im Sommer 2007 infolge der Krise am US-amerikanischen Subprime-Markt die IKB in Schieflage brachten.

Die Merkelregierung hatte Jahre nach Bill Clinton und Tony Blair den Verbriefungsmarkt mit aufgeblasen und damit die Finanzkrise befeuert. Sehr selten ist es eben seriös, wenn der Staat Werbung für Finanzanlagen macht. Und nun bläst die EU, die daraus nichts gelernt hat, den Grünmarkt auf. Bei vielen nachhaltigen Finanzprodukten ist die wissenschaftliche Grundlage der Eingriffe spärlich, der Effekt der E-Mobilität ist beispielsweise strittig. Projekte in Afrika verrotten, sobald der Geldstrom versiegt, Solarparks in Spanien und Tschechien wurde der Geldhahn zugedreht. Es wird viel Marketing mit Ängsten und Emotionen betrieben. Bei Klima-Bonds und humanitären Bonds ist oft nicht klar, wie die finanzielle Nachhaltigkeit langfristig gesichert werden soll.

Zunächst sind Blasen für den Anleger immer nice to have. Mit den Nemax-Aktien konnte man um 2000 mit etwas Geschick wohlhabend werden, aber nur wenn man rechtzeitig wieder draußen war, bevor der Schwindel aufflog. Dasselbe war mit dem Investmentbanking der Fall. Jahrelang lief die Geldmaschine wie geschmiert, aber wehe die Investment-Affen waren 2008, als die Finanzkrise begann, nicht auf den Bäumen und hatten alles verkauft. Auch die Grünblase wird anfangs zu steigenden Kursen führen, einfach weil die Anleger in Scharen in modische Investments getrieben werden.

Nach einigen Jahren muß sich allerdings beweisen, ob tatsächlich Geld verdient wird oder ob die Investition in ein Kohlebergwerk rentabler gewesen wäre. Sicher ist der Staat derzeit noch in der Lage, gewünschte Dinge wie Windkraft oder E-Autos zu subventionieren, was allerdings nur solange funktioniert, wie die Gesellschaft reich genug ist. Vor der Kulisse der heraufziehenden Rentenkrise ist das schon in der zweiten Hälfte dieses Jahrzehnts ausgeschlossen.

An dieser Stelle komme ich auf ETFs, was börsengehandelte Indexfonds sind, die die Wertentwicklung bekannter Marktindizes eins zu eins abbilden. Sie sind bei Anlegern sehr beliebt, weil sie das Risiko von Aktien mehr oder weniger vernünftig streuen und bei richtiger Wahl Klumpensisiken vermeiden sollen. Das sind Risiken eines Verlusts, welche sich aus der übermäßigen Konzentration von Anlagen bei zu geringer Streuung von Branchen oder Regionen ergeben. Und genau diese Verengung auf bestimmte Branchen treibt vdL mit ihrer Taxometrie voran.

Die Nachhaltigkeitsfonds werden wie Pilze aus dem Boden wachsen und das Anlegergeld an den wirklichen Käuferpreferenzen vorbei in wacklige Geschäftsmodelle lenken. Das deutet sich bereits jetzt an. PB hatte zum Beispiel über die Wasserstoffaktien und die Impfaktien berichtet, die etwas für Glücksritter und Abenteurer sind, weil nur wenige Hersteller Erfolg haben werden. Oder man sehe sich quer Beet mal den Gewinn bezogen auf den Umsatz von Autobauern an, die E-Autos herstellen. Da ist jeder Zigarettenkonzern und fast jede Telefongesellschaft rentabler.

Die Komposition von ETFs wird auf die Zwänge des Vertriebs zurechtgeschustert werden, sicher zum Nachteil der Vermeidung von Risiken. Man sollte die Gestaltung von ETFs zukünftig sehr detailliert analysieren, um den Vorteil dieser Vehikel nicht zu verlieren. Da kann man eigentlich gleich Einzelaktien kaufen.

 

Grüße an den Inlandsgeheimdienst: „Ich kann die Bahn der Himmelskörper auf Zentimeter und Sekunden genau berechnen, aber nicht, wohin die verrückte Menge einen Börsenkurs treiben kann.“ (Isaac Newton)