Uran, Nickel oder doch lieber Platin?

Einige meiner Leser hatten ihr Interesse an Uranaktien als Alterssicherung geäußert. Zweifellos werden überall auf der Welt Kernkraftwerke gebaut, einige gehen allerdings auch außer Betrieb. Der Verbrauch ist derzeit mindestens stabil. Man muß sich allerdings mal die Geologie ansehen. Uran ist keineswegs ein knapper Rohstoff, es ist blos eine Frage des Preises, wieviel gefördert werden kann. Und der Preis ist angesichts der Herstellungskosten der Kraftwerke wirklich unerheblich. In Australien, Kanada, Kasachstan, Namibia, Niger, Rußland, Südafrika, Brasilien, China und Indien gibt es ergiebige Vorkommen. In Europa ist nur Tschechien ein allerdings recht kleiner Player.

Daraus kann man ableiten, daß die Minenbetreiber nicht wirklich sehr reich werden können. In den vergangenen Jahrzehnten sind hunderte dieser Betriebe vom Markt verschwunden. Mit Pennystocks sollte man deshalb nicht liebäugeln, sondern wenn überhaupt die beiden Großen im Auge behalten: Cameco und Kazatomprom. Letzteres Unternehmen hatte ein KGV von 10,5 am 31.12.2020 und hatte 2019 über 7 % geschüttet. 2020 war der Gewinn allerdings um 10,5 % zurückgegangen. Was man bei Uran noch unbedingt wissen muß: Es gibt starke staatliche Konkurrenz. Frankreich beispielsweise läßt in Afrika von der staatlichen Firma Orano abbauen, die Bundeswehr ist in Mali im Einsatz, um die militärische Absicherung des Gebiets zu unterstützen. Es hat in der Gegend der Gruben immer sehr fromme Staaten und Eiferer gegeben, wie das Sultanat Wadai, das Reich des Rabeh oder die Senussi-Bruderschaft. Auch derzeit gibt es fromme Umtriebe von Burkina Faso bis Somalia, die den Bergbau gefährden. Die Fremdenlegion ist im Gebiet der Sahara der ständige Gast, und seit acht Jahren auch die Bundeswehr. Die neue Vorsitzende der Linkspartei (die mit dem verworfenen Blumenstrauß), sollte diesen Eintrag mal lesen, dann weiß sie, wo die Bundeswehr sich rumtreibt und von wo man sie abziehen kann.

Ein zweiter Rohstoff, der es wert ist diskutiert zu werden ist Nickel. Aufmerksam wurde ich, weil Nornickel aus Norilsk in den letzten Jahren immer gute Zahlen präsentierte. Nornickel hat einen Anteil von über 40 % der Weltproduktion von Nickel. Auch bei Palladium werden rund 40 % erreicht, bei Platin 11 und bei Kupfer 2 %. Darüber hinaus gibt es noch einen Beifang von Silber, Rhodium, Iridium, Kobalt und anderen seltenen Sachen. Was mir bei Nornickel nicht so gut gefällt, ist das geringe Eigenkapital von 20 %. Das KGV betrug am Jahreswechsel 14,7.

Nickel selbst ist alles andere als ein seltener Rohstoff. Weltweit gibt es gut verteilt zahlreiche ergiebige Lagerstätten. Der Preis ist erheblichen Schwankungen unterworfen. Wenn man sich für Nornickel interessiert, dann vor allem wegen Palladium und Platin, die im beginnenden Elektro- und Abgasfimmel Mangelmetalle werden könnten. Hier teilen sich Rußland und Südafrika quasi die Beute.

Ein Wermutstropfen, weniger wegen der Höhe des materiellen Schadens. Aus einer Pressemitteilung des Unternehmens kann man denselben Untertanengeist erschließen, der auch in Deutschlands Vorstandsetagen herrscht: „Am 5. Februar 2021 entschied das Schiedsgericht der Region Krasnojarsk über eine Klage des russischen Föderalen Dienstes für Umweltaufsicht („Rosprirodnadzor“) gegen eine Tochtergesellschaft des Unternehmens, JSC Norilsk-Taymyr Energy Company (NTEC). Das Gericht gab der Klage der Aufsichtsbehörde statt und ordnete an, dass die Tochtergesellschaft von Nornickel die Umweltschäden infolge eines Unfalls mit auslaufendem Dieselkraftstoff vom 29. Mai 2020 im Wärmekraftwerk Nr. 3 im Stadtteil Kajerkan der Stadt Norilsk in Höhe von 146,2 Mrd. RUB (ca. 1,9 Mrd. USD) kompensieren muss.

Vladimir Potanin, der Präsident von Nornickel, kommentierte in einem Fernsehinterview nach der Bekanntgabe der Gerichtsentscheidung: „Diese Entscheidung zeugt vor allem von der Ernsthaftigkeit, mit der die Regierung Umweltfragen behandelt. Es ist eine Lektion für unser Unternehmen, aber ich denke, es ist auch ein Signal an die gesamte Geschäftswelt. Von nun an werden wir Umwelt- und Arbeitsschutzthemen noch ernster nehmen. Unser Unternehmen hat seine Lektion gelernt. Wir folgen den Anweisungen des Präsidenten, um die Folgen des Unfalls zu beseitigen und das Ökosystem wiederherzustellen“, sagte Potanin in einem Interview, das im staatlichen Fernsehen Rossiya 24 ausgestrahlt wurde. Das Gerichtsurteil vom Freitag scheint die Bemühungen des Unternehmens, nämlich die Folgen des Unfalls umgehend und vollständig zu minimieren und die Ausbreitung der Verschmutzung zu verhindern, weitgehend zu ignorieren. (…) Zusammen mit Wissenschaftlern der Russischen Akademie der Wissenschaften organisierte Norilsk Nickel die Große Norilsk-Expedition, um den Zustand der Umwelt in Taimyr zu untersuchen und den Zustand des Permafrostes zu analysieren, um ähnliche Unfälle in Zukunft zu vermeiden.“

Der servile Ton erinnert an die Zeit, als die Bojaren in Rußland zur Belustigung des Volks öffentlich ausgepeitscht wurden. Er läßt tief blicken. Wer sich für die Aktie trotzdem interessiert: US55315J1025. Der Kurs des Papiers hat nach einer Kerze gerade eine Kniebeuge gemacht, die wohl mit der Entwicklung des Nickelpreises zusammenhing.

Im Süden Afrikas arbeiten vier große Firmen bei der Förderung von Platin, Palladium und deren Beifang (sog. PGM, Metalle der Platingruppe): Anglo American Platinum, Impala, African Rainbow und Sibanye Stillwater. Die Aktienkurse der ersteren beiden Firmen sind bereits durch die Decke gegangen, die der letztgenannten noch nicht ganz.

Nach meinen Infos förderte Nornickel 41,4 % des weltweiten Palladiums, Anglo American Platinum 16,6 %, Impala 10,1 %, Sibanye Stillwater mehr als 6 % und African Rainbow 2,4 %. Bei Platin sieht es so aus: Nornickel 11,2 % Anglo American 31,4 %, Impala 18,7 % und African Rainbow 2,8 %

African Rainbow teilt sich eine Platinmine mit Anglo American Platinum, eine mit Impala und eine mit Nornickels Afrikagesellschaft. Es sind immer wieder dieselben Akteure, denen man bei den Recherchen begegnet. Eisen- und Manganerz wird in eigenen Bergwerken gefördert, die Kohleförderung erfolgt mit Glencore (ehem. Xstrata) gemeinsam, wobei African Rainbow 51 % der Anteile hält. In Sambia betreibt Rainbow gemeinsam mit Vale Kupferminen. Kupfer gehört auch aktuell zu den Rohstoffen mit einer temporären Knappheit. Den Goldabbau sehe ich eher kritisch, man muß sich die Zahlen von Harmony Gold ansehen – die Firma betreibt das operative Goldgeschäft –  die sind trotz guten Goldpreisen immer noch leicht im Minus. Die Firma African Rainbow wird von Dr. Patrice Motsepe geführt, dessen Mutter aus königlichem Geblüt ist. Er ist nicht so ein Kriecher, wie die deutschen Firmenlenker und sagt öfter mal was ist. Das Unternehmen hat 74 % Eigenkapital und am Jahresende ein KGV von 8,3. Der Gewinn war 2020 um 10,5 % gestiegen. Die Bilanzhistorie sieht gut aus.

Sibanye Stillwater ist gerade bei weiterer Diversifizierung. Mit Kelyber Oy wurde die Zusammenarbeit bei der Erschließung der finnischen Lithiumvorkommen vereinbart. Das Palladium- und Platinstandbein ist ja mehr für die Wasserstofftechnik und die Kats wichtig, Lithium ist eine Option, falls das E-Auto fördertechnisch den besseren Lauf haben sollte.

In Amerika wurden 1.700 oz Platinmetalle gefördert, in Südafrika 86.000 oz. Für Gold sind die entsprechenden Zahlen 6.500 oz bzw. 19.700 oz. Weiterhin wurde in Südafrika Uran gefördert. In den USA wurden über 8.000 t Kupfer erzeugt. Die Firma hat 2020 locker die Gewinnzone erreicht: KGV 5,6, Eigenkapital 51 %. Geschüttet wurden 2020 6,18 %.

Der Sinn meiner Ausführungen: Vor dem Erwerb von Minenaktien sollte man sich immer mit geologischen und technischen Themen befassen. An dieser Stelle möchte ich voller Dankbarkeit an einen ganz großen Geologen erinnern, der mich 1973 in der Prüfung ordentlich auseinandergenommen hat: Otfried Wagenbreth, der Autor der „Geologischen Streifzüge“. Ich erinnere mich gerne an sein „nä wahr“ in den Vorlesungen und das Bild, wenn er mit Lederhosen, Gamaschen, Windjacke, Rucksack und Geologenhammer auf dem Bahnhof stand, um zu einer seiner Erkundungen aufzubrechen.

 

Grüße an den Inlandsgeheimdienst: „„Dieser Schacht, den wir heute eröffnen, soll die Türe werden, durch die man zu den verborgenen Schätzen der Erde hinabsteigt.“ (Geh. Rath v. Goethe 1784 in Ilmenau. Das Bergwerk wurde ein Flop)