Die Abwendung von Staatskünstlern ist der Anfang vom Ende
Am 10. Dezember 2015 und am 27. August 2020 hatte ich auf ein Defizit der bleiernen und humorlosen Merkelzeit hingewiesen: Die grassierende Ausgrenzeritis und Nazifizierung. Angesichts von AfD, Querdenken, Nuhr, Eckardt und Steimle, PEGIDA, #allesdichtmachen ein heißes Thema, nicht einmal Hofnarren werden heute noch geduldet. Bei Achgut gibt es wöchentlich eine Liste der Ausgestoßenen. Angesichts der aktuellen Diskussion über Satirevideos zitiere ich mich nochmal selbst:
„Verständige Herrscher haben sich immer bemüht so viele Querdenker, Freiheitsfreunde und Kreative wie irgend noch möglich innerhalb der Weidezäune der herrschenden Klasse grasen zu lassen. Erstens weil es Nutzen für das naturwüchsig zur Verkrustung neigende Herrschaftssystem bringt und zweitens weil man die Zahl der hungrigen Wölfe reduziert, die um die regierten Schafe herumkreisen.
Dumme Machthaber haben die Zahl ihrer Feinde mit aller Gewalt vermehrt. (…) Niemals haben Machthaber mit ihrer Strategie der Ausgrenzung von querdenkenden Multiplikatoren nachhaltigen Erfolg gehabt. (…) Und nun arbeitet Frau Dr. Merkel an ihrem unehrenhaften Abgang. Sie hat in den letzten Jahren genügend Outlaws produziert, die nun anfangen ihr zu schaden. (…)
Die Auflösungserscheinungen der bundesrepublikanischen Gesellschaft sind unübersehbar. Es gibt viele Parallelen zur untergehenden DDR. Gerade im medialen und kulturellen Bereich. Der geistige Untergang der DDR erfolgte spätestens am Tag als Wolf Biermann ausgebürgert wurde. Das war 14 Jahre vorm politischen Zusammenbruch. Frau Merkel merkte das alles nicht. Sie war ja auch eine der ganz wenigen Personen, die die Grenzöffnung verratzt haben. Offensichtlich sehr stumpf.“
Warum wärme ich diesen Eintrag immer wieder auf? Weil die Zahl der Ausgegrenzten plötzlich stark gestiegen ist. Es sind die durch den Shutdown wirtschaftlich Ruinierten dazugekommen, und das sind viele. Man kann Leute durch politischen Fanatismus in die Opposition treiben, aber auch mit wirtschaftlicher Vernichtung. Wenn ich mir die Organisation von Querdenken und #allesdichtmachen ansehe, ziehe ich den Hut vor einer ausgeprägten Professionalität. Da sind Leute am Werk, die wissen, wie man Großveranstaltungen managt, was eine Bühne ist, wie man trommelt und wie man Videos oder Sitzblockaden macht.
Vom beschäftigungslosen Eventmanager, dem unterbeschäftigten Schauspieler, dem verärgerten Kleinkünstler, dem Globalisierungsgegner bis zu den Wutbürgern vom Stuttgarter Bahnhof hat zusammengefunden, was von der alternativlosen Rechthaberin Dr. Merkel nazifiziert, ruiniert, nicht beachtet, ausgelistet und verhöhnt wurde.
Ich erinnere mich sehr gut an die Stimmung nach dem Kölner Biermann-Liederabend in der Zone. Die Jugend – auch viele, die von Wolf Biermann noch nie gehört hatten – war weitgehend auf der Seite des Abtrünnigen, bis in die unteren Ränge der Partei hinein. Zahlreiche gut versorgte Staatskünstler, aber auch solche, die mit dem Argument des Papiermangels abgespeist wurden, protestierten und verschwanden einer nach dem anderen im Westen. Was aber blieb war die Delegitimierung der Machthaber in breiten Kreisen der Bevölkerung. Es kam mir damals nicht auf den Inhalt von Biermanns Liedern an, sondern auf den Schneid, mit dem er vorging. Wenn ich damals einem Hundertprozentigen begegnete, summte ich die Melodie von „Die hab ich satt“ vor mich hin. Und das Schöne war: Die Komplettidioten lebten in einer selbstgewebten Parallelwelt, die von zwei Fernsehprogrammen und einem Zentralorgan gelangweilt wurde, und kannten die Melodie nicht.
Das Bildungsbürgertum ist das entscheidende Element bei jeder gesellschaftlichen Umwälzung, behauptete Will Ferguson, und er hat damit den Finger auf einen ganz wunden Punkt gelegt. Ab 1780 machte es auf Sturm und Drang, nach 1890 desertierte es unter der Fahne der Jugendbewegung von der Monarchie, ab 1925 lief es den Weimarer Verfassungsparteien weg (wohin? Au weia), seit 1935 erfolgten viele Absetzbewegungen zunächst Begeisterter von Hitler, ab 1976 verschwanden die kritischen Künstler aus der DDR, als Vorboten der Fluchtbewegung des Herbstes 1989. Und nun lösen sich die Alternativen, Querdenker und Staatskünstler von Dr. Merkels No-Covid-Sekte.
Viele Hunde waren immer schon des Bären Tod. Dr. Merkel arbeitet derzeit Tag und Nacht an der Vermehrung und Aufrüstung ihrer Gegner und an der Ruinierung ihres Andenkens. Sie wird als häßliche Spinne im Bernstein der #allesdichtmachen-Videos eingebettet in Erinnerung bleiben.
Grüße an den Inlandsgeheimdienst:
Heut fordern sie von uns Respekt
Als Deutschlands große Tiere,
Wir konserviern sie als Insekt
Im Bernstein der Satire!
(sehr frei nach Biermann)
Wenn die Merkel verschwunden ist, werden alle gegen sie gewesen sein und im harten Widerstand gegen sie gearbeitet haben. Wetten das! Nicht sdie Merkel ist das Problem, es sind die Schmarotzer um sie.
Mit der Merkel endet doch nichts, das geht alles so weiter bis zur Auflösung des Landes; das muss nicht mal Bürgerkrieg sein, es zerfällt einfach (wie ein Stück Fleisch in meinem heute verspeisten, sehr wohlschmeckenden Rindsgulasch).
Ich habe heute den ersten Teil des Filmchens „Dekadenz – Jubelnd in den Untergang“ von meinem südwestdeutschen Mitbürger Imad Karim (ex Libanon) gesehen. Empfehlenswert.
Biermann sagte aber auch nach seiner Ausbürgerung:
„Jetzt bin ich vom Regen in die Jauche gekommen.“
(Wolf Biermann kurz nach seiner Ausbürgerung aus der DDR)
Sein Traum war offenbar schnell ausgeträumt.
Der hat das früh erkannt.
D’accord.