Kóronaregeln wirr – wie man mit Irrsinn klar kommt
Das Seuchenkollegium hat wieder mal getagt. Ich sehe das etwas diffuse und komplizierte Ergebnis mal von der praktischen Seite: Ich muß irgendwann mal in einen Baumarkt. Muß ich nach Polen fahren oder gibt es irgendeinen Landkreis in Deutschland mit Vitamin B zum RKI, wo die Märkte dann offen haben? Werden zwischen den Landkreisen Straßensperren errichtet, oder gibt es Unordnungskräfte der Regierung, die vor Baumärkten nach fremden Nummernschildern gucken?
Ich hab dem Unikum aus der Uckermark von Anfang nicht getraut und fahre seit dem Amtsantritt von Dr. Merkel einen Transporter, statt eine Limousine. Es ist gerade in Krisen oder Verwirrungen zweckdienlich, wenn man weniger scheint, als man ist. Das ist ein Strategem eines chinesischen Generals aus dem Altertum. Ich kann in Nachbarkreisen mit geringeren Inzidenzen zum Beispiel Gartenservice oder Handwerker spielen, um die Aufpasser zu narren. Ich habe eine Komplettausrüstung mit grünen Arbeitssachen, Schnittschutzhose, Kettensäge, Hörschutzhelm, Freischneider usw., ich kann mich aber auch in blau als Metallbauer verkleiden mit entsprechendem Werkzeug. Die Farbe von dem Transporter habe ich orange gewählt, das ist die Farbe der Straßenbauverwaltung. Würde ich mit einer Warnweste durch eine Baustelle fahren, würde ich auch noch gegrüßt werden.
In der Russenzeit habe ich mal in einer desolaten Kleinbauernverkleidung und fürchterlich undeutlich sprechend die Handelsleute in der BHG verladen und unerlaubt Fliesen im Nachbarkreis ergaunert. Die Buchhaltern hatte ich zudem verhext, daß sie in meinem Ausweis einen falschen Ort las. Statt Mechelroda notierte sie den Ort Münchenroda – im Nachbarkreis gelegen – als Rechnungsadresse. Das ist schon die höhere Schule der Verwirrungsstiftung. Dieses Phänomen aus der Leibeigenenzeit, daß man Kreisgrenzen nicht überschreiten durfte, gab es damals also auch schon.
Für eine verbotene Berlinfahrt narrte ich die Trapo, indem ich die Fahrkarte nach Bernau löste, und kam im Reichshauptslum trotz mehrfacher Fahrkartenkontrolle an. Im Schalter der Reichsbahn saß an dem Tag eine widerliche und stinkende Stasitante – der Dienst hatte auch nicht geschlafen – was meinen Erfolg noch krönte. Die blöde Kuh hatte in Erdkunde nicht aufgepßt, als Bernau dran war. Es ist die nächste Station hinter Berlin.
Man muß in solchen schwierigen Reisesachen immer Fingerübungen machen, den richtigen Zeitraum erwischen und querdenken, dann kommt man überall hin. Kürzlich hatte ich zum Beispiel einen moslemischen Teroranschlag genutzt, um am Folgetag unbehelligt über die Grenze zu kommen. Die Schleierfahnder waren gerade mit sog. „Südländern“ beschäftigt.
Ein anderes Mal hatte ich aus einer staatlichen Ressource sehr billig Möbel für die Landesgeschaftsstelle einer ganz schlimmen Partei besorgt und konnte dem von den Journallenden verfolgten Landesvorsitzenden Vollzug anzeigen. Wie schon dargetan, man muß immer in Übung bleiben. Wer rastet, der rostet. Jeden Tag eine kleine Übertretung, eine durchdachte Überraschung und das elfte Gebot beachten. In der Russenzeit gab es den Spruch: „Jeden Tag was Kriminelles, und keinen Tag Z.“ Ach ja, das 11. Gebot: „Laß dich nicht erwischen!“
Grüße an den Inlandsgeheimdienst: Aschehaufen haben es gern, wenn man sie für erloschene Vulkane hält.
So ist es, Herr Prabel.
Genau so bewege ich mich auch durch’s Leben, trotz aller Widrigkeiten, die der Staat für sein Stimmvieh bereithält.
Die kleinen Dinge und Schnippchen machen das Leben schön.
Gegen den Strom kommt nur Treibgut entgegen.
„…und keinen Tag Z.“ Kann mir jemand sagen, was das bedeutet? Also das Z.? Ich bin zwar nicht vom Inlandsgeheimdienst, aber ebenso dumm und deshalb auf die Hilfe gutmeinender, freundlicher Menschen angewiesen.
Zuchthaus
Danke! Wer nicht in der DDR sozialisiert wurde, kennt eben die geheimen Codes nicht. Aber man lernt täglich dazu. Auch im jetzigen Deutschland etablieren sich ja immer mehr Geheimcodes. Schon länger: „Ein Mann“! Das Neueste: „Patienten mit Kommunikationsbarriere“ anstatt – na, Sie wissen schon! Dadurch wird das Leben wieder interessant. Man ist täglich herausgefordert, diese Codes zu entziffern, und man kann sich über die lustig machen, die sie nicht verstehen. Ohne dass man es beabsichtigt, entsteht eine Gemeinschaft der Insider. Ach, kann das Leben schön sein! – Herr Prabel, erzählen Sie mehr von der DDR, so dass wir alle davon lernen können!