Der Adel an der Nadel

Jede Zeit hatte ihren Adel, früher hatte er blaues Blut, heute hängt er an der Nadel.

Noch vor 102 Jahren war das Führen eines Weimaraners Adligen vorbehalten. 1914, kurz vor dem Kriegsausbruch, hatte Alfons Paquet über Führung philosophiert: Aus einem Zusammengehen zwischen Absolutismus und Sozialismus könne sich eine neue Aristokratie bilden, als Synthese aus dem Geburtsadel und einer „Aristokratie der tatsächlichen Volksführer“.

Nach dem Krieg träumte Kurt Hiller von der Herrschaft der Berliner Intelligentsia über den Rest der Welt: „Die Jugendbewegung, mit ihrer Entdeckung von Führertum und Gefolgschaft, mit ihrem Eros zum Helden (…), mit ihrem starken Sinn für den Rang und für edle Haltung (…) Ihr steckt der neue Aristokratismus als Rythmus im Blut, kaum schon als System im Bewusstsein. Bemerkenswert immerhin, dass diese Jugend das wirtschafts- und gesellschaftsrevolutionäre und überhaupt jedes revolutionäre Prinzip mit dem Prinzip des Adels nicht nur als vereinbar, sondern geradezu als mit ihm verwandt fühlt…“

Walther Darré hatte 1929 große Schwierigkeiten, Arbeit zu finden, er langweilte sich zu Hause und schrieb das Buch „Neuadel aus Blut und Boden“.

Die Periode der Adelsvorrechte, vulgo oft Feudalismus gehießen, ging mit der Gleichstellung der Staatsbürger vor dem Gesetz schrittweise zu Ende. Das ganze späte 18. und das 19. Jahrhundert wurde um Verfassungen gekämpft, die die Gleichbehandlung verbrieften. 1870 wurde zum Beispiel das allgemeine Wahlrecht für den deutschen Reichstag eingeführt, 1919 auch das Frauenwahlrecht. Das BGB, welches am 1.1.1900 in Kraft trat, war ein Meilenstein, genauso wie das preußische Landrecht von 1794.

Von 1933 bis 1990 kam es zu einem Rückschlag, die Bürgerrechte – wie das Recht nicht willkürlich getötet zu werden, Berufsfreiheit, Gewerbefreiheit, Reisefreiheit, Eigentum wurden stark beschnitten. Nach einer kurzen Zeit der Lockerungen unter den Kanzlern Kohl und Schröder begann die Wiederbeschneidung der Rechte. In der Merkelzeit erfolgte zunächst die Beendung der Vertragsfreiheit, danach gab es immer mehr Eingriffe in die Gewerbefreiheit und die natürliche Preisbildung, zuletzt bei der Stillegung des Kraftwerks Moorburg. Von Privilegien für Ausländer ist immer öfter die Rede: Stichwort positive Diskriminierung. Die Großfamilien und nigerianische Rauschgifthändler können sich schon jetzt viel mehr herausnehmen, als Deutsche.

Der Gipfel ist der Gedanke, Geimpften andere Rechte zu verleihen, als Ungeimpften. Ein Neuadel aus der Nadel ist im Kanzleramt vermutlich schon in Planung. Wenn ein Reiseveranstalter, zum Beispiel einer Kreuzfahrt, die Impfung verlangt, ist das seine freie Entscheidung. Er mag gute Gründe dafür haben und muß auch mit den Nachteilen – verärgerten Ex-Kunden – leben. Der Staat darf solche Selektion nicht vornehmen, weil er zu Gleichbehandlung verpflichtet ist, zumindest solange das Grundgesetz noch gilt. Wer selektiert, handelt nach den verwerflichen Grundsätzen von A. Hitler, J. Stalin und L. Breschnjeff. Angestrebte Ungleichheit vor dem Gesetz ist im europäischen Kontext geplante Nazifizierung und Bolschewisierung.

 

Grüße an den Inlandsgeheimdienst: „Die Gleichheit ist eine sehr natürliche Sache, aber dabei doch das größte Hirngespinst.“ (Voltaire 1694 – 1778)