Die Arbeitslosigkeit im Dezember 2020

Die Wirtschaftstätigkeit hat sich im zweiten Shutdown wieder etwas beruhigt. Der neueste Trend der Kurzarbeit zeigt wegen den „Maßnahmen“ wieder nach oben: Vom 1. bis einschließlich 28. Dezember wurde für 666.000 Personen konjunkturelle Kurzarbeit angezeigt, wegen der Zwangsschließung von zahlreichen Betrieben ein deutlicher Wiederanstieg. Der Arbeitsmarkt wurde mit dem Kurzarbeitergeld seit April in Aspik gelegt. Eine böse Überraschung hebt sich die Bundesregierung noch auf: Die Insolvenzwelle wird immer weiter herausgeschoben, das ifo-Institut hält deutlich über 10 % der Unternehmen für mehr oder weniger überschuldet. Da stehen noch einige Entlassungen an, die sich mit Kurzarbeit nicht mehr eindämmen lassen werden. Wie PB schon vermutet hatte, wird der Termin für die Anmeldung der Insolvenzen immer weiter herausgeschoben. Derzeit ist es der 31. Jamuar. Aber die Zombies werden wahrscheinlich in die nächste Verlängerung gehen.

Im April war die Zahl der Arbeitslosen um 415.000 im Vergleich zum Vorjahresapril auf 2,64 Mio gestiegen. Im Juli erreichte sie 2,91 Mio., 635.000 mehr als im Vorjahresjuli. Jetzt liegen die Zahlen für Dezember vor: 2,71 Mio, 480.000 mehr als im Vorjahresdezember.

Die Unterbeschäftigung war im April um 184.000 auf 3,47 Mio. gestiegen, im Juli wurde die Unterbeschäftigung für 3,66 Mio. Leute gezählt, 465.000 mehr als im Vorjahr. Im Dezember betrug sie 3,53 Mio., 363.000 mehr als im Vorjahr.

In der Unterbeschäftigung werden zusätzlich zu den registrierten Arbeitslosen auch die Personen erfasst, die nicht als arbeitslos im Sinne des Sozialgesetzbuches (SGB) gelten, weil sie Teilnehmer an einer Maßnahme der Arbeitsförderung oder kurzfristig erkrankt sind. Die von der Agentur Betreuten haben sich in Jahresfrist also um 843.000 Betroffene auf 6,24 Mio vermehrt. Nach Gerüchten aus CDU-nahen Kreisen sollen sich unter den Arbeitslosen mittlerweile eine Million Ärzte (darunter auch Chirurgen) und Ingenieure aus dem Morgenland befinden.

Es wurden im April für 6,01 Mio Beschäftigte Kurzarbeitergeld bezahlt, im Mai für 5,73 Mio, im Juni für 4,63 Mio, im Juli für 3,32 Mio, im August für 2,55 Mio. Im September wurden 2,22 Mio Kurzarbeiter gemeldet, im Oktober 1,99 Mio. Nach Angaben der Arbeitsagentur wurde vom 1. bis einschließlich 28. Dezember für 666.000 Personen konjunkturelle Kurzarbeit angezeigt, nach 628.000 im November. Das muß aber mit älteren Anzeigen und beendeter Kurzarbeit zusammengerechnet werden. Wenn man mit der Lehman-Krise 2008/2009 vergleicht, so ist die Auswirkung auf die Arbeitsgelegenheiten in 2020 wesentlich erheblicher. Damals waren in der Spitze nur 1,44 Mio. in Kurzarbeit, im Oktober 2009 1,08 Mio.

Inzwischen gibt es auch Zahlen für den durchschnittlichen Arbeitsausfall der Kurzarbeiter: Er belief sich im April auf 48 %, im Mai auf 40 %, im Juli, August und September auf 36 %. Für Oktober werden 37 % angegeben.

Nicht saisonbereinigt belief sich der Bestand an offenen Arbeitsstellen im November auf 581.000. Das waren 105.000 weniger als vor einem Jahr.

Wenn man die Zahlenwerke detailliert studiert, ist in den vergangenen Monaten die Zahl der Beschäftigten in produzierenden Bereichen deutlich gesunken, demgegenüber steht ein Aufbau im Dienstleistungsbereich. Im Oktober waren gegenüüber dem Vorjahr in der Metall-, Elektro- und Stahlindustrie 151.000 Arbeitsplätze verlorengegangen, noch einmal 78.000 bei der Arbeitnehmerüberlassung, dem gegenüber standen 193.000 geschaffene Arbeitsplätze im Gesundheitswesen, im Sozial- und Bildungsbereich sowie im Öffentlichen Dienst. Das ist insofern fragwürdig, weil die Steuereinnahmen gerade kollabieren. Die neuen Stellen werden auf Kredit finanziert.

Nun ist es eine alte Weisheit, daß die Produktivität in der Metall- und Elektroindustrie mehr als 10 mal höher ist, als im Staatsapparat. Die Ökonomen wundern sich, daß die Arbeitsproduktivität seit Jahren nicht mehr wächst. Das hat auch mit der Umschichtung der Arbeitskräfte von der Produktion in Dienstleistungsbereiche mit geringer Wertschöpfung zu tun.

Seit dem Novembershutdown hat sich die teure Kurzarbeit auf mittlerem Niveau (geschätzt 2 Mio) verfestigt. Irgendwann wird der Alo-Beitrag ansteigen, vermutlich erst nach der Bundestagswahl. Auch die Anzeige der Insolvenzen wird wohl bis dahin vertagt. Es warten zahlreiche Überraschungseier. Die ersten drakonischen Steuererhöhungen sind bereits zum 1.1.2021 in Kraft getreten.

 

Grüße an den V-Schutz. „Wenn die öffentliche Schuld eine bestimmte Höhe überschritten hat, so gibt es, glaube ich, kein einziges Beispiel, wo es je gelungen wäre, sie auf gerechte Weise und vollständig zurückzuzahlen.“ (Adam Smith, 1723 – 1790)