Polen steht zum Veto
Do Rzeczy (gesprochen Do Rschetschi, übersetzt „Auf den Punkt“) berichtet heute über die Stimmung in Polen. Letzte Woche haben Polen und Ungarn gegen den Entwurf des EU-Haushalts für 2021-2027 und den Fonds zum Wiederaufbau der EU-Volkswirtschaften nach der Coronavirus-Pandemie ein Veto eingelegt. Der Einwand von Warschau und Budapest beruht auf der Tatsache, dass die Auszahlung von EU-Mitteln mit der Einhaltung der Rechtsstaatlichkeit verbunden ist.
Eine Umfrage in Polen dazu wurde vom Portal wpolityce.pl in Auftrag gegeben. Den Befragten wurde folgende Frage gestellt: „Glauben Sie, dass die Regierungen der EU-Länder das Vetorecht haben, wenn sie glauben, dass die Grundinteressen eines bestimmten Landes gefährdet sein könnten?“
58 Prozent Die Umfrageteilnehmer bejahten dies (29 Prozent wählten „definitiv ja“ und 29 Prozent „eher ja“).
Nur 19 Prozent. der Befragten sind der gegenteiligen Meinung (10% „definitiv nicht“, 9% „wahrscheinlich nicht“). 23 Prozent zeigte die Antwort „schwer zu sagen“.
Interessanterweise hatten die meisten Wähler der merkeltreuen Bürgerplattform (KO) und der Regierungspartei eine ähnliche Meinung. 78 Prozent der PiS-Wähler und 66 Prozent der KO-Wähler sagten, die Mitgliedstaaten hätten in bestimmten Fällen das Vetorecht.
Die Studie wurde an einer landesweiten, repräsentativen Stichprobe (in Bezug auf: Geschlecht, Alter, Größe des Wohnortes) von Polen N = 1058 Personen vom 20. bis 23. November 2020 durchgeführt.
Das Veto gegen den EU-Haushalt findet offensichtlich über Parteigrenzen hinweg die Zustimmung der Polen. Versuche der deutschen Presse in Polen (die meisten polnischen Zeitungen gehören merkeltreuen deutschen Verlagen) die Stimmung zu kippen, sind offensichtlich ins Leere gelaufen. Ministerpräsident Mateusz Morawiecki kann in Brüssel mit einem starken Rückhalt agieren.
Grüße an den V-Schutz: Es ist ne so schlimm, daß es nicht noch schlimmer kommen kann. (polnisches Sprichwort)
In der polnischen Nationalhymne heißt es (denke ich jedenfalls) „Noch ist Polen nicht verloren …!“
Die Polen sind als PiS- und als KO-Wähler im Detail sicher zerstritten, aber als national motivierte Staatsbürger lehnen sie jede EU-Intiative, die zwecks innenpolitischer Entmündigung der Polen gestartet wird, entschieden ab. Als gebrsnnte Kinder scheuen sie das Feuer.
Sorry, „do rzeczy“ wird gesprochen „do zhetschi“. „Zh“ ist dabei eine Laut wie das zweite „g“ in Garage. 😉
Ich glaube, es müsste im GOST-Transliterationssystem „zh.e.ch.i“ heissen. nach Duden „Sh.e.tsch.i“, wo der erste Laut das Ж darstellt.
Diese ganzen Umschriftsprobleme und überhaupt die Komplexität der slawischen Sprachen verhindern eine Auswanderung nach dort, fürchte ich. Letzhin sagte mir sogar ein junger Pole, dass er vor dem Russischen aus rein sprachlichen Gründen(!) einen Horror habe.
Heiliger Dokter Schiwago!
Ja, dieses „rz“ ist ein ж. Wie das zweite „g“ in Garage.
Wenn ein Pole sagt, dass er kein Russisch versteht, dann will er nicht.
Ich hatte einen Kommilitonen, der wie ich in Moskau studiert hat. Seine Frau war Polin, die nur Schulrussisch konnte, und sie haben sich problemlos miteinander verstanden.
Auch Russen erzählen, dass sie kein Polnisch verstünden, Tschechisch dagegen schon. Dabei ist Tschechisch viel, viel weiter weg von Russisch. Das hängt mit interethnischen Sympathien zu tun.
Habe noch keinen Polen getroffen, der Russisch hören wollte, geschweige denn sprechen. In den 80ern hatte ich einen Kollegen aus Thüringen, der in Moskau ein Zusatzstudium absolvierte. Um zu provozieren ging er mit einer Polin ins Bolschoi. Abscheu funktioniert auch umgekehrt.
Das rz hat doch einen dezenten Hauch von einem r vornedran. Also das weiche sch ist nicht so trocken. Die Zunge ist etwas näher am Gaumen. Muß man ein bißchen üben, aber es ist sehr leicht.