Spaltung der Gesellschaft ist der Normalfall
Die Gesellschaft war schon immer gespalten. Permanent zwischen Modernisierern und Traditionalisten. Alle Shakespearedramen thematisieren diesen Konflikt, es gab ihn also schon im elisabethanischen Zeitalter. Auch griechische Dramen aus der vorchristlichen Zeit beziehen daraus ihren Stoff. Der Philosophieprofessor Leszek Kołakowski, der mehrfach persönlich in diese Zerwürfnisse zwischen alt und neu hereingeriet, beschrieb das Problem von Tradition und Fortschritt so:
„Es gibt zwei Umstände, deren wir uns immer gleichzeitig erinnern sollten: Erstens, hätten nicht die neuen Generationen unaufhörlich gegen die ererbte Tradition revoltiert, würden wir noch in Höhlen leben; zweitens, würde die Revolte gegen die ererbte Tradition universal, befänden wir uns wieder in den Höhlen. Eine Gesellschaft in der die Tradition zum Kult wird, verurteilt sich zur Stagnation, eine Gesellschaft, die von der Revolte gegen die Tradition leben will, zur Vernichtung.“
Es gilt also das richtige Maß zu finden, was in Deutschland immer dann schwerfiel, wenn eine gewisse Wohlstandsverwahrlosung erreicht war. Gute Beispiele waren die Renaissance incl. Reformation und 30jährigem Krieg, der Sturm und Drang, die Jugendbewegung incl. der beiden Weltkriege, die 68er und die Hüpfdohlen. Im Grundsatz ist es also nicht die Frage, ob die Gesellschaft gespalten ist, sondern nur wie.
Ich möchte diesbezüglich heute mal den Vergleich zwischen der Weimarer und der Berliner Republik führen.
„Eine genaue Schilderung dessen zu geben, was nie passiert ist, ist die eigentliche Aufgabe des Historikers“, höhnte Oskar Wilde. Der populärste Erfinder und Propagandist einer gedachten Geschichte war Sebastian Haffner. Er zeichnete das Bild der Weimarer Republik mit dem Malkasten der frühen Bundesrepublik und prägte damit bis heute den Rückblick auf Weimar. Das verbesserte zwar die Begreifbarkeit für seine Leser, sie begriffen aber Unsinn. Das Ergebnis seiner historischen Diskurse verstellt den Blick auf die Spezifik der Zwischenkriegszeit. Denn die Weimarer Republik war eben gerade nicht der Gegensatz von Adenauer zur SPD, wenn sie sich auch sporadisch mal gestritten hatten.
Die Geschichte der Weimarer Republik muß neu erzählt werden, um die Logik der Verschiebungen der politischen Platten der Weimarer Republik erkennbar zu machen: Statt einer Geschichte der politischen Kruste muß auch die Geschichte des kulturellen und wirtschaftlichen Magmas erzählt werden, das diese Platten trieb. Und von dieser heißen kulturellen Phase muß ohne nachträgliche „Berichtigungen“ erzählt werden. Wenn tatsächlich „fortschrittliche“ kulturelle Werte geführt hätten, so wäre der „rückschrittliche“ Adolf Hitler eben nicht an die Macht gekommen. Man möge mir diese logische Direktheit verzeihen; aber entweder die kulturellen Werte, die geführt haben, waren wie Adolf Hitler rückschrittlich oder diese Werte und Adolf Hitler waren gemeinsam fortschrittlich. Daß die kulturellen Werte einer anderen Entwicklung Vorschub geleistet hätten als dem Machtantritt Adolf Hitlers, ist einfach unlogisch. Um diese unlogische Lebenslüge aufrechtzuerhalten, ist die kombinierte Betriebsunfall-, Verelendungs- und Verschwörungstheorie mit dem zentralen Dreh-und Angelpunkt Weltwirtschaftskrise entwickelt worden, die es ermöglicht, eine vermeintlich fortschrittliche Kultur mit einem rückschrittlichen Hitler zu versöhnen, kompatibel zu machen.
Die Zeit des beginnenden 20. Jahrhunderts war scheinbar eine Zeit der Hochkultur. Namen wie Hermann Hesse, Fidus, Max Beckmann, Walter Gropius, Harry Graf Kessler, Emil Nolde oder Henry van de Velde sind mit dem Gedanken der Lebensreform und des Bauhauses untrennbar verbunden. Aber auch das Schweben der Menschen in geistige Sphären, der Drang in kulturelle Höhen verhinderte nicht den Fall in gesellschaftliches Tiefland. Ein guter Teil der Reformbeflissenen und mehr noch der Reformmitläufer der Jahre zwischen 1890 und 1930 strandete in der NSDAP bzw. KPD oder wählte beim Finale der Weimarer Republik dreimal hintereinander NSDAP und KPD.
Heute wird oft behauptet, daß die kulturelle Betätigung der Jugend und die Bildung vor dem Radikalismus schützen würden. Diese optimistische Annahme wird durch die Geschichte nicht gestützt. Unter bestimmten Voraussetzungen sind Kultur und Bildung der Nährboden für radikale Abenteurer. Pol Pot beispielsweise absolvierte seine Studien an der Sorbonne; Lenin wallfahrtete auf den Monte Veritá, Adolf Hitler besuchte im Übermaß Museen und die Opern Richard Wagners. Bildung ist kein Wert an sich. Es muß deutlich mehr über Inhalte von Kultur und Bildung nachgedacht werden.
Die Weimarer Republik wurde von spätkaiserzeitlichen Lebensreformern aller Couleur, darunter dichtenden, musizierenden, bauenden und politisierenden Elitaristen zur Stecke gebracht und als politisches System überlebt. Vollkornverzehrende Eigenbrötler, vom schönen Mittelalter träumende Zunftmeister und -gesellen, leninistische Parteiavantgardisten, kapitalismuskritische Antisemiten, von Blutreinigung und Menschenzucht besessene Landkommunenindianer, Heimatschützer, die das Arten- und Brauchtumssterben betrauerten, klassenkampfmüde Volksgemeinschaftssoftis, kriegsbegeisterte Narren und Querulanten in Reformsandalen bildeten ein zivilisationskritisches und demokratiefeindliches buntes Netzwerk. Die politischen Arme dieses kulturellen Netzwerks waren elitäre jugendoptimistische dem Führerprinzip verpflichtete Bünde, die Kommunisten im Gewand der Elitepartei „Neuen Typus“ und als Erben der meisten dieser Organisationen die Nationalsozialisten, die die Republik mit offenem Visier bekämpften und zerstörten. Die passive Seite bildeten die Weimarer Parteien SPD und Zentrum, die den demokratischen Staat durch eine fehlende ökonomische und kulturelle Fundamentierung dem schnellen Verfall preisgaben. Spätestens seit 1930 hatten die erklärten Todfeinde und Gegner der parlamentarischen Republik die Mehrheit der Wähler auf ihrer Seite. Nicht durch diesen Wählerwillen und auch nicht durch die Einigkeit der Demokraten, sondern nur bedingt durch die präsidentiale Übermacht und den Immobilismus des uralten Präsidenten konnte die Weimarer Republik als politisches System noch bis 1933 überleben,
Von den 90er Jahren des 19. Jahrhunderts bis zur Novemberrevolution hatte es einen Paradigmenwechsel gegeben. Die demokratischen Rauschebärte, die für Deutschland eine parlamentarische Republik erträumten, waren in der Spätkaiserzeit langsam in die Defensive geraten. Mehr und mehr setzte sich beim Bildungsbürgertum der Glaube an die Kraft von Führern durch, die ihre Legitimation nicht durch Wahlen, sondern durch Charisma, Gewalt, Kraft und geistige Überlegenheit bezogen. Der Masse wurde mehr und mehr die Vernunft abgesprochen, diese politischen Titanen zu erkennen und zu wählen. Aus der allgemeinen Wahl würden politische Pygmäen als Sieger hervorgehen. Auch die Erbmonarchie wurde abgelehnt, da Könige und Kaiser durch Geburt und nicht durch die kühne Tat an die Macht kamen.
Die älteren Jahrgänge hielten noch an demokratischen Leitbildern und Vorstellungen fest, die jüngere Generation neigte zur elitaristischen Gewaltspolitik, wie sie seit Nietzsche – am wirksamsten im Zarathustra – propagiert worden war. In dieser Situation des labilen Gleichgewichts der Generationen und der Konzeptionen begann der Erste Weltkrieg als Erfolg der nietzscheanischen Kriegs- und Gewaltspropheten. Er endete nicht wirklich mit einer Krise des Paradigmas vom überlegenen fröhlichen Krieger und von der Sieghaftigkeit des idealistischen Weges über den materialistischen britischen Kraken.
Der Elitarismus, die Gewaltsphilosophie und der Führerglaube wurden nach dem Ersten Weltkrieg nicht verworfen, auch von denen nicht, die sich von Kriegstreibern zu Pazifisten gewendet hatten. Kurt Tucholsky beispielsweise bewunderte Mussolini und Stalin, und er befand sich damit in zahlreicher intellektueller Gesellschaft. Der Konflikt hieß: Obwohl der deutsche Idealismus über den englischen Kapitalismus überlegen ist, hat er den Krieg verloren. Eine verbreitete Reaktion darauf war die Begeisterung für die Oktoberrevolution. So konnte das kriegerische nietzscheanische Paradigma gerettet werden, allerdings unter Aufgabe des Glaubens an die deutsche Überlegenheit. Nun ging einfach etwas östlicher die Sonne auf. Die frühe KPD lebte von diesem Mythos, Stalin war bis 1925 ja noch ein kleines Licht.
Das katholische Zentrum war von den staatstragenden Kräften politisch am erfahrensten, da es bereits während der Kaiserzeit zeitweilig mitregiert hatte. Der sozialdemokratische Marxismus war in vierzigjähriger Opposition gereift, Kritiker sprachen von Revisionismus, und auf die Machtübernahme einigermaßen vorbereitet. Die Sozialdemokratie verhielt sich in der politischen Praxis von einigen folgenschweren Aussetzern abgesehen in pragmatischer Klientelpolitik gefangen, in der Theorie dagegen dogmatisch. Kaum ein Wahlkampf, kaum ein Parteitag, auf dem nicht ideologisches Feuerwerk gezündet wurde, um die bewältigte Tagespolitik zu konterkarieren. Vor allem den Reichspräsidenten Ebert ärgerte das.
Alle Reformideologien dagegen, ob leninistisch-elitaristische, reformistisch-nationalistische, antikapitalistisch-antisemitische oder seltsam verschroben-grüne, waren zur Zeit des Spätkaiserreichs ausgebrütet worden, waren relativ neu und destabilisierend.
Der Sieg der NSDAP basiert vorrangig auf dem Aufsaugen des politischen Reformlagers und war damit das Moment einer endlich auch politisch umgesetzten Lebens- und Gesellschaftsreform, die nach dreißig Jahren populär ab- und zurechtgeschliffen und auf die Bedürfnisse der neuen Kriegsvorbereitung zurechtgebogen die Massen ergriff. Nicht alle begriffen Hitlers Sieg so: der Sozialdemokrat Julius Leber meinte etwas hochnäsig, er warte wie alle Welt darauf, endlich die geistigen Grundlagen dieser Bewegung zu erfahren. Diese Grundlagen lagen seit 40 Jahren auf der Hand, man hätte nur in eine Buchhandlung gehen müssen, oder in eine andere Zeitung hereinsehen müssen, als in den „Vorwärts“. So wie einige Genossen nur die Aktuelle Kamera und den Schwarzen Kanal gesehen hatten, und vom Ende der DDR überrascht wurden, so hatte Leber nichts von der Jugendbewegung und nichts von der Lebensreform, nichts vom Biologismus und nichts vom Rassismus, nichts von der Romantik, nichts von Dostojewski, nichts von Thomas Mann, nichts von Hermann Hesse, nichts von Friedrich Nietzsche und nichts von der deutschen Planwirtschaft mitbekommen.
Mit der Abschaffung der Monarchie, der Stärkung der Rechte der Frau und der Arbeiterklasse erfüllten die Novemberrevolution und die Nationalversammlung sozialdemokratische und demokratische Forderungen aus dem 19. Jahrhundert. Die antichristlichen, antidemokratisch-elitären, bündischen, ästhetizistischen, antisemitischen, biologistischen, vitalistischen, antropologischen, antiwestlichen, antikapitalistischen, rassistischen und nationalistischen Ideen des endenden 19. und des beginnenden 20. Jahrhunderts wurden ignoriert und in der neuen republikanischen Ordnung nicht umgesetzt. Sie waren aber in der Gesellschaft der Weimarer Zeit vorhanden, egal ob sie sich avantgardistisch, neokonservativ, demokratisch, antisemitisch, leninistisch oder bündisch verbrämten. Sie scheuten am Anfang der Republik das politische Licht, sie agierten in der Subkultur oder sie gaben sich noch gemäßigt. Die Weimarer Verfassung war insofern eine verspätete Verfassung, als sie Forderungen erfüllte, die 1919 für die intellektuellen Eliten schon zum alten Eisen gehörten, die neuen Ideen der Jahrhundertwende kamen nicht vordergründig zum Tragen. Diese Ideen und ihre Träger warteten auf eine neue antidemokratisch-elitäre, antiwestliche, bündische, antichristliche, antisemitische oder elitaristisch-leninistische Revolution. Das bedeutet nicht, daß alle von Anfang an auf die Offenbarung des Programms der NSDAP warteten; ein deutlicher Paradigmenwechsel, ein deutsches new age schwebte jedoch in der Luft. Die Bedingungen für die nationalsozialistische Machtübernahme reiften erst. Die nationalsozialistische Variante der Lebensreform kam zum Tragen, weil Hitler es verstand, bizarre reformatorische Inhalte in für die Massen vermittelbare und nicht vermittelbare zu selektieren, das „Brauchbare“ massenverträglich in glatte Tüten zu verpacken und die Lebensreform mit der Technik zu versöhnen. Während eine schmale Parteielite von Supergermanen, Heldenzüchtung, Blutreinigung und erobertem Boden träumte, opferte die von Goebbels gesteuerte Filmindustrie auf dem Altar des Egalitarismus, nuschelte sich der kleine Rühmann an den elitaristischen Sirenen vorbei. Adolf Hitler löste das alte lebensreformatorische Dilemma: populär, aber nicht elitär; elitär, aber nicht populär endlich auf. Das Elitäre wurde populär.
Die Väter der Weimarer Verfassung waren Großväter. Alle waren aus der gefährlichen Pubertät raus, als die Reformbewegung ihren Lauf nahm, viele waren schon fertige Erwachsene. Im Jahr 1900, als der Jugendstil gerade seinen Siegeszug begann, hatten die wichtigsten Politiker der Weimarer Republik folgendes Alter: Konstantin Fehrenbach 48, Hugo Preuß 40, Hugo Haase 37, Wilhelm Marx 37, Philipp Scheidemann 35, Hans von Seeckt 34, Wilhelm Groener 33, Gustav Bauer 30, Friedrich Ebert 29, Otto Wels 27, Matthias Erzberger 25, Otto Geßler 25, Wilhelm Cuno 24, Hermann Müller 24, Gustav Stresemann 22, Gustav Radbruch 22 und Hans Luther 21. Und der Methusalem von allen, Hindenburg war 52 Jahre alt, als zur Jahrhundertwende die Sektkorken knallten. Wie sollten diejenigen, die 1900 älter als 25 waren die Reformbewegung verkörpern? Sie wurden eher von Fürst Bismarck und August Bebel geprägt, als von Wilhelm II. oder Friedrich Nietzsche. Die Reform mußte noch warten, bis ihr Personal ministrabel wurde. Aber die neue Generation wuchs heran.
Das Personal der Nationalsozialisten war 1900 wesentlich jünger: Streicher 15, Hitler 11, Göring 7, Goebbels 3, Höß und Frank noch nicht geboren. Es handelte sich auch soziologisch um typische Reformkinder. Julius Streicher war Lehrer, Rudolf Heß Student, Dietrich Eckardt Dichter und Dramatiker, Max Ammann Feldwebel, Hermann Esser Zeitungsredakteur, Hermann Göring Fliegerhauptmann, Alfred Rosenberg Schriftsteller und Architekt, Hans Frank Dichter, Baldur v. Schirach Dichter, Albert Speer Architekt, Max Erwin v. Scheubner-Richter Student, Joseph Goebbels Redakteur und Schriftsteller, Heinrich Himmler Landkommunarde, Walter Darré Student, Walther Funk Musiker. In der Führung überwogen Vertreter einer romantischen Großstadtbohème. Die Zugehörigkeit zur NSDAP korrespondierte im wesentlichen mit der Zugehörigkeit zur Alterskohorte 1890 bis 1910. Das betraf sowohl die Führung, die Mitglieder, wie auch die Wähler.
Die Spaltung der Weimarer Gesellschaft folgte den Gräben zwischen demokratischen Überzeugungen des 19. Jahrhunderts und dem Elitarismus des 20. Im Bürgertum bekämpften sich das Zentrum und die anfangs rückwärtsgewandten, ab 1927 zunehmend ins reformistische Lager abgleitenden Deutschnationalen, bei den Sozialisten war die Feindschaft noch ausgeprägter: Auf der einen Seite die revisionistischen Sozialdemokraten, die sich mit dem demokratischen „System“ arrangiert hatten, auf der anderen Seite die Reformsandalen von KPD und NSDAP, die mit der SPD und auch untereinander in einer Konkurrenzsituation agierten. Die KPD und die NSDAP dazu noch von blutrünstigen Ausländern gesteuert.
Entsprechend dieser Spaltung regierte die meiste Zeit die Große Koalition der SPD mit dem Zentrum und Kleinparteien (bis Nov. 1922, von Aug. bis Nov. 1923, Juni 1928 bis März 1930, und in den übrigen Zeiten bis Juni 1932 regierte das Zentrum ohne SPD mit wechselnden Kleinparteien. Die politische Mitte war zum Dauerregieren verdammt, weil die sozialistische Szene in Demokraten und Elitäre gespalten und aufs Messer verfeindet war.
Im Westteil Deutschlands gab es bis in die Mitte der 60er Jahre einen demokratischen Grundkonsenz, weil die Parteien der Lebensreform nach dem Krieg mehr oder weniger zurückgedrängt wurden. Die Sozialistische Reichspartei wurde 1952 verboten, die KPD 1956. Allerdings entstanden die in der Tradition der Sucht nach dem Neuen Menschen stehenden Parteien ab Mitte der 60er Jahre neu: 1964 die NPD, 1968 die DKP und ab Mitte der 70er Jahre gab es Vorläufer der Grünen. Daneben mehrere maoistische Sekten. Die sozialistische Seite wurde dadurch zersplittert. Die SPD wollte in verschiedenen Bundesländern nicht mit der NPD zusammen regieren, so daß es auf Landesebene zu Großen Koalitionen kam, ab Ostern 1966 zur Bewältigung einer hochgebauschten Wirtschaftskrise – lächerlich gegen die derzeitige Shutdownkrise – auch im Bund.
In den 80ern wurden Grüne und SPD von K-Gruppen infiltriert, noch 1982 wollte der Hesse Holger Börner die Grünen mit der Dachlatte verprügeln, 1985 vereidigte er J. Fischer als Minister. 1998 kam es zur Rotgrünen Koalition in Berlin.Damit war das Abgleiten der SPD ins Reformlager immer noch nicht abgeschlossen, Bundeskanzeler Schröder machte erfolgreich Industriepolitik, während der grüne Koalitionspartner permanent an der Steuerschraube drehte (Tabaksteuer, EEG, Ökosteuer, Büchsenpfand) was auf Schröder zurückfiel und ihn 2005 die Wiederwahl kostete. Nach der verlorenen Wahl wechselte die SPD ins Reformistenlager und verlor ihr Alleinstellungsmerkmal gegenüber Grünen und Linken. Sie wurde endgültig aus einer Arbeiterartei zu einer Intellektuellensekte. Ich selbst kann mich noch erinern, wie 1998 fast alle Arbeiter in Mechelroda SPD wählten (33,3 % Zweitsimmen, 39,2 % Erststimmen, 2002 war die Zahl schon leicht geschrumpft, die damaligen Schröder-Anhänger wählen inzwischen AfD oder Linke, die SPD kam bei der letzten Wahl noch auf 4,6 %. Es dauerte nur wenige Jahre, bis auch die CDU auf Reformkurs ging. Man kann das auf das Fukushimajahr 2011 datieren, als die deutschen Medien die Opfer einer Flutwelle zu Atomtoten erklärten.
Das demokratische Feld war 2011 abgeräumt, ich hatte die CDU schon 2009 frustriert verlassen, vor allem haderte ich mit dem unwissenschaftlichen und manipulativen bautechnischen Wärmeschutz, mit dem ich beruflich täglich konfrontiert gewesen war. Das gesamte Parteienfeld – die sog. Altparteien – war im neuen Jahrtausend auf Kurs einer großen Transformation gegangen und verschrieb sich damit der Lebensreform. Nicht zufällig sind die Obsessionen der Intellektuellen um 1900 fast deckungsgleich mit denen derer 2020. Nun war also ein demokratisches und bürgerliches Defizit entstanden, in welchem 2013 die AfD gegründet wurde. Die Schnelligkeit ihrer Entwicklung läßt auf den Umfang der Defizite im politischen Raum schließen.
Die AfD trägt viele Elemente der alten CDU und der alten SPD in sich. Nicht wirklich erstaunlich, daß sie von den Medien als aussätzig behandelt wird, hatten diese Medien doch jahrzehntelang viel Kraft investiert, um die SPD als Arbeiterpartei und die CDU als bürgerliche zu kippen. Und ab 2013 gab es doch wieder eine Kraft, die an demokratischen Traditionen festhalten wollte. Wie ärgerlich!
In den zwanziger Jahren verlief die Bruchlnie zwischen Demokratie und Diktatur zwischen SPD und Zentrum einerseits und KPD sowie NSDAP andererseits, in den Zwanzigern, die wir vor uns haben, wird sie zwischen AfD einerseits und SPD, CDU, Grünen und Linken andererseits verlaufen. Nicht ausgeschlossen ist, daß die Altparteien implodieren, wie 1922 und 1992 in Italien, 1933 in Deutschland, 1852 und 1958 in Frankreich und 1917 in Rußland. Genug Spannung hat sich aufgebaut.
Ungeheuerlich und einmalig ist die gegenwärtige Lage in Deutschland nicht. Der Kampf zwischen Fortschritt und Traditionalismus ist so alt wie die Menschheit. Oft gleitet Fortschritt in horizontlose Raserei ab, wie in der französischen Revolution, im Dritten Reich, im Bolschewismus, Maoismus oder Merkelismus. Auf solche Ausfälle folgte immer ein Metternich, ein Gorbatschoff, Adenauer oder De Gaulle, der die Trümmer zusammenkehrte. Bin mal gespannt, wer das in Deutschland wird, und wann.
Grüße an den V-Schutz: „Die Leute, die sich rühmten, eine Revolution gemacht zu haben, haben noch immer am Tag darauf gesehen, daß sie nicht wußten, was sie taten, daß die gemachte Revolution jener, die sie machen wollten, durchaus nicht ähnlich sah.“ (Fr. Engels,1885)
https://www.reitschuster.de/post/berufspolitiker-als-volksferne-kaste/
Was wären denn heute die Spieler der Parteien „Fortschritt“ und „Traditionalismus“?
Nationalliberale Parteien wären auf jeden Fall als sehr traditionalistisch anzusprechen, indem sie von 1848, Gewerbefreiheit, deutscher Einheit und der Heiligen Allianz schwätzen (Gauland).
Fortschrittlich wären demgemäss die EU-Anhänger (mit Eugenik), die Negerströme hierherleiten und die hellbraune europäische Rasse der Zukunft schaffen wollen, geführt von habsburgisch-japanischen Priesterkönigen, quasi die Kalergi-Family als Eurotenno. Die eine Trulla von denen wohnt ja abwechselnd in Wien und Tokio.
Da ist der Papst aber noch fortschrittlicher, indem er bereits 1910 den Habsburgern das Priesterkönigtum abschnitt und als Welt-NGO den katholischen Einheits-Weltbürger a la Jesuitenrepublik Paraguay erzeugen möchte (ohne Eugenik). Will da nicht auch die Merkel hin abhauen?
Wir bemerken: Mittelschicht und linksgrün kommen nicht mehr wirklich vor und werden aufgerieben.
Mal ehrlich, Herr Prabel, soviel wuchernder Unsinn kann nicht aus Ihrer Feder stammen.
Um mit dem letzten Zitat anzufangen: Revolutionen haben nur dann Erfolg, wenn sie von außen finanziert und gesteuert werden. Deshalb scheiterte z.B. deutsche Bauernaufstand. Selbstverständlich gehen diese fremdgesteuerten Umstürze nicht im Sinne derer aus, die dafür eigenes und fremdes Blut vergossen haben.
„Die Zeit des beginnenden 20. Jhdts. war scheinbar eine Zeit der Hochkultur.“ Wieso scheinbar? Das großdeutsche Reich war innerhalb weniger Jahrzehnte zum internationalen Motor für Forschung, Technik, Wissenschaft und Innovation geworden. In diesem Umfeld fanden auch jene Kulturschaffende ein zahlendes Publikum, die sich sonst in Kaffeehäusern und Kneipen aufwärmten und sich gegenseitig ihren Schmarrn vortrugen. Autoren wie Heinrich Mann schrieben genau das, was ihr bürgerliches Publikum amüsierte. Genau wie jetzt wurde das geschrieben, was sich gut verkaufte und von der Leserschaft wurde das für Tatsachen gehalten, was sie schwarz auf weiß lasen. Die klassische Echokammer.
„Fehlende ökonomische und kulturelle Fundamentierung der SPD und Zentrum“
Da muß ich erstmal tief Luft holen. Als der 1. Weltkrieg offiziell endete, stand kein einziger fremder Soldat auf deutschem Boden. Die deutsche Delegation kam mit einem berechtigten Gefühl der Stärke nach Versailles, um zu verhandeln. Zwei Jahre zuvor hatte Deutschland den Krieg praktisch gewonnen, aber dann trat die USA in den Krieg ein, England verschuldete sich dabei maßlos und begann damit seinen selbstgemachten Niedergang.
Nach dem internen Verrat („Dolchstoßlegende“) hatte Deutschland keine Trümpfe mehr in der Hand und mußte das Versailler Diktat akzeptieren. Es war eine komplette Katastrophe für das Land, gefolgt von der großen Depression durch den Börsenkrach 1930 in den USA. Die Menschen sind erfroren und verhungert. Die junge Elite Europas war in den Schützengräben verblutet, man kann sich heute kaum vorstellen, wie verzagt und orientierungslos die Menschen in Deutschland waren.
Nach der „Machtergreifung“ verschwanden von einem Tag auf den anderen die langen Schlangen vor den Suppenküchen. Meine Großeltern und ihr ganzes bürgerliches Umfeld hatte Zentrum gewählt. Kein Preuße hätte jemals für einen Österreicher gestimmt, die Person und das Programm waren ihnen suspekt. Aber immerhin schöpfte das geschundene und zu Unrecht gedemütigte Land wieder Hoffnung. Dank dem genialen Hjalmar v. Schacht gelang auch die Finanzierung und wenn der Föhrer schlauer gewesen wäre, hätte er den Russen geholfen, ihre Massenmörder loszuwerden.
Zusammenfassend möchte ich festhalten: die schrittweise Veränderung von Altem zum Neuen nennt man Optimierung oder Evolution. Veränderungen unter ideologischem Zwang werden immer von Blut und Tränen begleitet. Die Nutznießer sind nicht diejenigen, in deren Namen diese „Verwerfungen“ stattfinden, siehe oben.
Seit Idealisten wie J.J. Rousseau ein romantisches Bild von der Natur und vom neuen Menschen entwerfen, steht der Mensch im Zentrum des Universums und nicht mehr die Naturgesetze. Menschen, die sich an ihren eigenen Gedanken besoffen labern, entwerfen völlig irrsinnige Eingriffe in die Natur, ohne überhaupt eine Ahnung von der normativen Kraft des Faktischen und den großen Zusammenhängen zu haben.
„Es muß deutlich mehr über Inhalte von Kultur und Bildung nachgedacht werden.“ Nachdenken reicht nicht, es muß wieder eine Alphabetisierung wie zu Kaisers Zeiten angestrebt werden, die Grundrechenarten geübt und vor allen Dingen muß man den Zugang zu den Hochschulen wieder erschweren.
Nichts für Ungut.
Das Kaiserreich war im 19. Jahrhundert unter Reichskanzeler v. Bismarck sehr erfolgreich, 1900 hatte es seinen intellektuellen Zenit überschritten. Die Wirtschaft läuft immer eine Weile weiter, sie reagiert mit Verzögerung auf Änderungen. Das sieht man derzeit auch. Noch in der Zwischenkriegszeit zehrte man von Ressourcen, die dreißig Jahre vorher geschaffen worden waren.
Na na, Einstein und die Quantenleute, dann die Teilchenphysiker haben schon noch nach 1900 Erfolge gefeiert. Die Fliegerei, die Düsentriebwerke, die makromolekulare Chemie vulgo Plastik, Radio und Fernsehen usw usf. waren sogar republikanische Errungenschaften. Herrn Zuse nicht zu vergessen, den alten Spätling.
Am Ende war alles ganz abrupt mit der letzten Mondlandung 1972. Danach kam der Vietnam-Frieden und bauten Nixon, danach Ford so ziemlich alles um (Deregulierung, Ent-Trustung). Reagan hatte für seine geplante Flotte von 600 Schiffen weder Geld noch Humanresourcen mehr. Die Roten waren naturgemäss schon vorher pleite gewesen. Kurz, beide Seiten des Kalten Krieges hatten verloren. Lachender Dritter: China. Lang lebe die Fledelmaus.
ZITAT: „und vor allen Dingen muß man den Zugang zu den Hochschulen wieder erschweren.“
Vor allem muss man den Zugang der Sozialisten zu den Hochschulen wieder erschweren.
@ Maikäfer
Zustimmung.
Außer hinsichtlich Dolchstoßlegende.
Das war ein Dolchstoß, keine Legende.
Allein die Ausrufung der Republik und Absetzung des Kaisers durch die SPD Wochen, bevor der Kaiser selbst davon in Kenntnis gesetzt wurde und das Kungeln der SPD mit den ganz offensichtlich und für Jeden erkennbaren Lügen der 14 Wilson-Punkte belegen den Dolchstoß eindeutig und zweifelsfrei.
Deshalb habe ich es auch in Anführungszeichen gesetzt. Außerdem hat ein bayerischer SPDler, dessen Name mir entfallen ist, der die alleinige Kriegsschuld der Deutschen formulierte und das Land damit zum Plündern durch die Siegermächte freigab. Mit diesem Freibrief wurde die gegnerische Kriegspropanda zur unwidersprochenen Doktrin, das Märchen vom bösen Deutschen perpetuiert und als moralische Basis für den zweiten Weltkrieg genommen, noch vor den Nazi-Greueln.
@ Maikäfer
Das war Kurt Eisner, der das 1915 festgestellt haben will. Er war allerdings nur begrenzt deutsch. In München hatte er die Räterepublik organisiert. Er wurde 1919 ins Jenseits befördert, allerdings ohne Verurteilung durch ein Gericht wegen Hochverrates, dessen er sich durch den Putsch gegen das Königreich Bayern schuldig gemacht hat.
@Maikäfer: 1918 hatte Deutschland den Steckrübenwinter hinter sich, die USA waren gerade mal etwas mehr als ein Jahr bei der Schlachterei dabei, waren auf dem aufstrebenden Ast und hatten noch reichlich Reserve. Ich denke, mit militärischen Mitteln war da nichts mehr zu reißen.
Und obendrauf noch die Spanische Grippe, welche die von Krieg und Entbehrungen geschwächte Bevölkerung in ganz Europa dahinraffte. Die hohe Sterblichkeit resultierte daher, daß eben wegen Hunger und Kälte das Immunsystem geschwächt war. Jeder sollte dankbar dafür sein, so eine echte Pandemie nur aus Ezählungen zu kennen.
Zwei Meinungen bedeuten immer auch zwei Meinungslager. Zwei grundsätzlich unvereinbare politische Meinungslager – in der Mengenlehre bedeutet das, die Elemente zweier Mengen sind in keinem Falle gleicher Art, können weder vereinigt werden noch eine Schnittmenge bilden – müssen zwangsläufig zur politischen Spaltung der Gesellschaft führen. In den USA wirft D. Trump seinen Herausforderer J. Biden vor, die amerikanische Gesellschaft in zwei Lager. In der Rückkopplung dessen verstärkt Biden diesen Vorwurf gegen Trump. Und damit wird der spaltende Graben immer tiefer. Wer hat nun recht, wer nicht?
Indessen wissen beide Lager, der Kampf um Einfluss und Macht ist ein Naturgesetz. Der Darwinismus hat es im 19. Jahrhundert bereits mit dem Gesetz des Kampfes um die Erhaltung der Arten, um das Überleben des Individuums hinreichend begründet.
Schauen wir auf das wiedervereinigte Deutschland, so gibt es erstmals zwei derartige Meinungslager: das dominante Lager des Merkelismus, dem sich alle Freunde schwarzer, roter, grüner und gelber Deutschland-verrecke-Politik angeschlossen haben (Wahl des Görlitzer Oberbürgermeisters) und verbunden fühlen, um einen Alternativen, der für den Antimerkelismus steht, um jeden Preis zu verhindern. Gleiches gilt bekanntlich auch für die Wahl eines fehlenden Präsidiumsmitgliedes Bundestages.
Es muss als unmoralisch gelten, dem Meinungslager der Antimerkelisten allein die Spaltung der Gesellschaft vorzuwerfen, wenn der Merkelismus selbst spaltet, ausgrenzt, diskriminiert und wider besseren Wissen gegen die Opposition böswillige Anschuldigungen in Umlauf bringt. Wir erleben täglich, wie es massenhaft unter der Herrschaft des Merkelismus auch in Kleinem mit der Spaltung der deutschen Gesellschaft vor sich geht. Mit den Mitteln der Verhunzung der Sprache, Sprechverbote und Kriminalisierung der Meinungsäußerung, mit der mainstream-medialen Diversity-Propaganda, mit Umschreibung der Geschichte, mit der BLM-Bilderstürmerei, mit den Herbeireden von Gegensätzlichkeiten zwischen Mann und Frau, zwischen Jung und Alt, zwischen Coronakranke und Gesundgebliebene, zwischen Autofahren mit Elektoantriebs- und Verbrennungsmotoren usw. – die Reihe solcher erfundenen Gegensätzlichkeiten ist erheblich lang – und es geht weiter stürmisch voran, frei nach der Parole: „teile und herrsche!“
ZITAT: „teile und herrsche!“
Ich habe den Eindruck, dass es heuer eher um Teile und Zerstöre als um Herrschen geht. Der Schwerpunkt der oben aufgeführten Spaltungen liegt bei der Zerstörung. Konstruktives sehe ich da nicht. Am Ende winkt die Beherrschung eines Trümmerhaufens als Belohnung.
Ja, ich stimme Ihnen zu. „Teile und zerstöre“ trifft den Kern meines Beitrages eher als „teile und herrsche“. Das sage ich, nachdem ich den Artikel von Dr. Frank Hauboldt (bei Epoch Times) gelesen habe.
https://www.epochtimes.de/politik/politik-analyse/faktencheck-zum-besten-deutschland-das-es-jemals-gegeben-hat-realitaetsverlust-oder-propaganda-a3359536.html
ZITAT: „Eine Gesellschaft in der die Tradition zum Kult wird, verurteilt sich zur Stagnation, eine Gesellschaft, die von der Revolte gegen die Tradition leben will, zur Vernichtung.“
So ist es. Aktuell steht das gesellschaftliche Barometer weit im Revolte-Bereich. Die Positionsregelung zwischen den beiden Extremen funktioniert in Deutschland nicht gut. Vielleicht könnten sich die Maschinenbauer um eine Lösung bemühen. 🙂 In diesen Tagen wird häufig der Begriff der gesteuerten Opposition genutzt. Etwas in dieser Art bräuchten wir: Konservatismus gepaart mit gesteuerter Revolte. Purer Konservatismus führt zum Abwürgen jeden Fortschritts und somit zur Stagnation. Damit Fortschritt möglich bleibt, muss eine geregelte Revolte implementiert werden. Damit die Revolte nicht – wie aktuell – außer Kontrolle gerät, muss sie eben in ihrer Intensität geregelt werden. Deutschland muss wegkommen von der Eindimensionalität, die sich immer nur auf ein Extrem konzentriert und das andere außer Acht lässt, bis sich die Situation irgendwann umkehrt und aber weiterhin einseitig bleibt.
Artikel wie dieser sind es, weswegen ich Ihren Blog schätze.
Diese These, die einen Wellenschlag zwischen „Lebensreformern“ und „Beharrern“ annimmt, bietet endlich mal eine weniger kurzsichtige Optik auf die Zeit von Kaiserreich bis heute.
Ansonsten graust es mir vor der immer aufdringlicheren Technik, zu der keinerlei unter Kontrolle zu bekommende Stellschrauben vorhanden sind (Autos mit Tracking, Bargeldabschaffung, Sprach- und Bildaufnahmen überall weil immer wer „okay Google“ auf dem Handy hat) und die inzwischen mithilfe der Corona-Scare jede Präsenz-Öffentlichkeit zu fressen droht.
An sich ein wichtiges und aktuelles Thema. Die (temporäre) „Spaltung“ nur auf „Progressive“ und „Traditionalisten“ zurückzuführen, reicht nicht aus. Es geht um linke oder rechte Sichtweisen bzw. Weltbilder. Dabei sehen erste gewöhnlich „progressiv“ in die Zukunft, letzte bewahren mehr die Vergangenheit. Damit sind deren Einstellungen und Werte aber in keiner Weise vollständig erklärt, wie etwa die Grenzen *Rechter* oder die Grenzenlosigkeit *Linker*. Richtig ist, dass man eher sagen sollte, WAS, WIE und WARUM mit welchen Schwerpunkten und Prioritäten bewahrt oder neu werden soll. Historische Aufarbeitungen der *Weimarer Republik* und der *NS*-Diktatur können das nicht leisten, zumal beider Geschichten neu geschrieben werden sollen. Ein Aufsatz, der die *Aufklärung* als Ideologie der *Moderne* nicht einmal erwähnt, schon gar nicht kritisch, ignoriert deren geistig-kulturelle Grundlage.
So entstehen Fehlschlüsse: Das beginnende 20 Jhdt. begründete keine Hoch- sondern eine Niedrig-Kultur, resultierend aus dem proletarischen Kultur–Anspruch („Proletkult“) für das „Unten“. Die Nazi`s lagen richtig, als sie die kulturbolschewistische Basis des *Bauhauses* kritisierten. (Nebenbei gewannen sie damit auch Stimmen). Dass sie dann reaktiv den Klassizismus übernahmen, weil sie keine moderne Alternative zustande brachten, haben sie mit heutigen vorgeblich demokratischen Planern und Designern der scheinbar rationalistischen *Moderne* gemeinsam. Dabei akzeptierte die Bevölkerung nie die primitive, ortlose, additive Gleichheit und EINfalt der „Wohnmaschinen“. Gropius wollte damit den „neuen menschen“ in einer sozialistischen Gesellschaft (sic) fördern. Die Situation ist jedoch noch grotesker. Die dumpfe Mitläufer–Mentalität der meisten Uni–Lehrstuhlinhaber ignoriert immer noch verstockt Gropius` „Widerruf“ des *Bauhauses* (übrigens in exzellenter Weise) während der 50er Jahre. Sie brauchten da nur abzuschreiben.
Die geistig-kulturelle Theorie der „Rechtspopulisten“, *Konservativen* oder *Patrioten* befindet sich in einem suboptimalen Zustand. Wenn einer ihrer Meinungsmacher weiterhin die „ewige, zeit- und geschichtslose“ *Linke* ausruft, in der nun ein Rechtsruck stattgefunden habe, ist das fahrlässiger Nonsens – zumal in einem Verlag für rechte Schriften. Es wäre wichtiger, solchen Autoren und Fehldeutungen zu widersprechen, schließlich ist dies kein Einzelfall. (F. E. Hoevels *Die Rechts /Links-Verwirrung*, 2018).
Es ist einfach nicht möglich, mit dem größten Teil der Wessis sachlich, pragmatisch und faktenorientiert zu diskutieren – es geht einfach nicht !
Die neuen Bundesländer sollten sich umgehend der osteuropäischen 3-Meere-Initiative anschließen, bevor uns der arrogante, dusselige Westen mit in den Abgrund reißt.
Welch eine Wohltat hingegen ist es, einen Helmut Roewer zu lesen.
Aber der wurde ja auch von der Nomenklatura rechtzeitig aussortiert.
Noch schöner wäre es , wenn er mal aus dem Nähkästchen plaudern würde. (Natürlich anonym)