Aus Neukölln wird früher oder später Rixdorf
Eine Schreckschraube will Karlsruhe in Karlasruhe umbenennen. Die Halbwertszeit von solchen Änderungsversuchen beträgt in der Regel 20 Jahre.
In Weimar gab es einen Platz der Deutsch-Sowjetischen Freundschaft. Die Eingeborenen weigerten sich 40 Jahre beharrlich, diesen Namen zu benutzen, sondern nannten ihn weiter Zeppelin-Platz, bis er wieder zurückbenannt wurde. Die angrenzende Carl-von-Ossietzky-Straße hieß bei den Weimarern hartnäckig weiter Watzdorfstraße. Christian Bernhard von Watzdorf trat 1843 als Wirkl. Geh. Rat und Staatsminister in die Regierung des Großherzogtums Sachsen-Weimar-Eisenach ein. Er übernahm die Ressorts für Auswärtiges und für Justiz, hatte also mit dem Nationalsozialismus wenig bis nichts zu tun. Trotzdem wurde er offiziell wegbenannt. Das ist nur ein Teil der Umbenennungen in Ilmathen. Es gab zwischenzeitlich einen Karl-Marx-Platz, einen Friedrich-Engels-Ring, eine Adolf-Hitler- und eine Leninstraße. In Erfurt gab es bis 1964 sogar einen Mao-Tse-Tung-Ring.
Ähnlich wie den Straßennamen ging es den Stadtumbenennungen. St. Petersburg wurde 1914 in Petrograd umgetauft, hieß ab 1924 Leningrad und auch das hielt nicht ewig. Chemnitz wurde in Karl-Marx-Stadt getauft und von den Bürgern als „Stadt mit drei O“ verspottet. Am 7. Mai 1953 wurde ein Teil von Fürstenberg aus Anlass des Todes des Diktators Stalin in Stalinstadt umbenannt. Bald danach sann man darauf, wie man den Namen des sozialistischen Massenmörders wieder los wird. Ursprünglich sollte die Stadt zum 70. Todestag von Karl Marx den Namen Karl-Marx-Stadt erhalten, den dann aber Chemnitz wegschnappte. Am 13. November 1961 wurden die Städte Fürstenberg (Oder) und Stalinstadt zu Eisenhüttenstadt zusammengeschlossen, um im Rahmen der Entstalinisierung endlich den inzwischen unsäglich gewordenen Namen abzulegen. Wolgograd hatte mal Stalingrad gehießen, die bulgarische Küstenstadt Warna Stalin, Donezk Stalino und Duschanbe Stalinabad. Wolfsburg hieß früher offiziell „Stadt des Kraft-durch-Freude-Wagens bei Fallersleben“. Adolf-Hitler-, Karl-Marx- und Leninstraßen gab es in Deutschland wie Sand am Meer. Über 90 % davon wurden inzwischen umbeschildert.
1911 wurde das wegen seinen Ausschweifungen verrufene Rixdorf in Neukölln umbeniemst. Es hat nichts genutzt. Seit einer Woche führt Neukölln die RKI-Hitparade an und steht wegen seiner Feierwut unter Beobachtung der spätgotischen Dr. Merkel. Vielleicht wird sie den Namen Neukölln rückgängig machen.
Grüße an den V-Schutz: In Berlin ein großartiges Hotel. Auf den Straßen das Laster. (Graf Tolstoi)
In Sachen Umbenennung zeigten pfiffige Erfurter, wie es kostengünstig gemacht wird: Aus der Friedrich – Ebert – Straße (SED Politbüro) wurde die Friedrich – Ebert – Straße (Reichspräsident 1919 – 25).
Lehnin gibt es noch, Marxen gibt es noch, so hätte man Eisenhüttenstadt leicht Stahlin nennen können, oder gar Gorin, das wäre mit Chorin keinem aufgestossen. Weineck wäre Saale-Unstrutmässig durchgegangen, heimlich gibt es sogar den (Ludwig) Rennsteig. Honeck wäre was oder Dunckerode. Selbst die Anna Seghers hat im tiefsten Südwesten ihr Reilingen. Und Mittag hat 12 Uhr.
Karlasruhe ist eine linksgrüne Miss-Bildung, es müsste etwa Magdala (nach Karl Wilhelms Magdalene) heissen.
Das mit „Lehnin“ finde ich putzig. Habe nichts dagegen, das ein Ort solchen Namen trägt. Allerdings ist der Hintergrund meiner positiven Einstellung zu „Lehnin“ ein Ereignis, dass mir gezeigt hat, wie wenig in der Wendezeit infolge der 40jährigen Teilung und des mangelhaften Geschichtswissens manche Leute aus dem tiefsten Westen mit dem russischen Bolschewikenfürsten Lenin und den Ortstnamen Lehnin (im Brandenburgischen) anfangen konnten.
Da kam doch tatsächlich in den hektischen Jahren um 1991/92 ein vom Rhein importierter Beamter, einer aus der zweiten oder dritten Qualitätsklasse, auf die Idee, dass es nicht sein könne, die Kleinstatd Lehnin weiterhin mit dem Namen des bolchewistischen Russen zu belasten.
Der „Aufbau Ost“ dürfe nicht an dieser Stadt vorbeigehen. Daher muss ihr Name wieder ein deutscher sein. Also muss Lehnin umbenannt werden. Die Schwierigkeiten, den neuen Namen zu finden und zu begründen, machten deutlich, dass importierte Dummheit hier im Spiel war. Und so heißt der Ort glücklicherweise heute noch Lehnin.
https://www.reitschuster.de/post/merkel-unbeliebteste-politikerin-deutschlands/